Ein Stück der vergangenen Zeit
Thrors Blick wurde mehr als finster. Ich glaube allein der Name meines Adas macht ihn wütend. Thror presste weiterhin sein Schwert gegen meine Kehle. Langsam könnte er mal aufhören, dass tat nämlich verdammt weh und ich wollte nicht vor einem Zwerg weinen. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben. Keiner sagte ein Wort. Keiner wagte es zu atmen. Außer Thorin. Dieser war auf den verrückten Zwergenopa zugegangen und hatte das Schwert nach unten gedrückt. Der Zwergenopa sah ihn geschockt und einem Tobsuchtanfall nahe, an.
„Was erlaubst du dir eigentlich?!" Thrors Stimme war ruhig und drohend. Er erinnerte mich ein wenig an Ada. Wenn Thorin jetzt etwas Falsches sagen würde, wäre er seinen Kopf los. „König Thror, ich bitte euch diesen kleinlichen Zwist beizulegen. Ich bin nur in eurem Königreich um etwas über meine Mutter zu erfahren. Inthol versprach mir Antworten." Mein Diplomatisches Geschick war wohl nicht das Beste, denn es schien als hätte das Thror nur wütender gemacht. „Und wer ist deine Mutter, Elbenweib?" fragte nun Thrain. Hatte eigentlich jeder in dieser Familie ein Problem mit Elben? „Ich hoffte darauf hier diese Antwort zu finden. Bitte verzeiht mir wenn ich euch belästigt haben sollte. Dies war keineswegs meine Absicht gewesen." Und so sehr ich es auch mit jeder Zelle meines Körpers verabscheute, kniete ich mich vor ihn. Ada hätte mir dafür vermutlich eine Ohrfeige verpasst. Wie kann ich es mir nur erlauben, vor einem mickrigen Zwerg zu kriechen. Auch Inthol sah mich verachtend an. Und auch wenn Thror weiterhin grimmig war, so bot er uns doch eine Zuflucht für einige Tage.
Das Zimmer in dem ich unterkam war für ein Zwergenpack ziemlich hübsch eingerichtet. An den Wänden hingen Teppiche und ein riesiges Bett stand im Raum. Alles war mit Gold verziert. Die hatten echt Unmengen davon, während Elben Edelsteine mehr schätzten. Ich ließ mich in das weiche Bett fallen und schloss die Augen. Wie ich es vermisst hatte. Ein ordentliches Badezimmer, ein Bett und gleich würde es essen geben. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Ich öffnete und unser Prinzlings Prinz stand davor. „ Lady E...Elenin..ich wollte euch ein Kleid für das Abendmahl bringen. König Thror schickt es zu euch. Es ist ein Menschenkleid, leider wissen wir nicht ob es euch passt..." Ich glaube für nen Zwerg war Thorin echt noch jung. „Bist ein guter Zwerg Thorin. Ich werde schon reinpassen." Dann brach ich in Gelächter aus. Thorins Blick war einfach zu göttlich. Er grummelte, drehte sich auf der Stelle und verschwand in einem Gang. Wie leicht sich Zwerge ärgern lassen, es war zu einfach. Da es recht spät schon war, zog ich das Kleid schnell an. Gut das er mir kein Zwergenkleid gebracht hat. Mit den Menschen konnte ich gut mithalten. Ich war etwa so groß wie eine junge Menschenfrau. Etwas missbilligend sah ich es schon an. Kleider können mir eigentlich gestohlen bleiben, aber jetzt hat sich der Zorn einmal gelegt, ich will ihn nicht wieder heraufbeschwören. Das Kleid hatte erstaunlicher weiße einen dunkeln Blauton und Silberne Ränder. Recht hübsch für ein solches Kleid. Schnell kämmte ich meine Haare und band sie zusammen. Ich musste zwischen den Zwergen ja nicht unbedingt als Elbin auffallen. Inthol hatte seine Maske ja bestens geschützt. Dann rannte ich los zum Essen.
Der Saal war ziemlich groß und prunkvoll. Die Zwerge saßen an langen Tafeln und überall hörte man Gelächter. Sie sangen und tanzten. Bei Elben hätten man davon nur träumen können. Thror deutete auf einen Platz neben Inthol, den ich breitwillig einnahm. „Ich danke euch König unter dem Berge, so ist es mir angenehmer mit euch sprechen zu können, als eine Klinge an der Kehle zu spüren." Thror nickte mir nur zu und wir begannen zu essen. Zum ersten Mal in meinem Leben trank ich Bier. Es war geradeso annehmbar, dennoch vermisste ich Früchte. Die Zwerge schienen nicht viel von Obst oder Gemüse zu halten. Nicht das ich etwas gegen Fleisch hätte. Nein, ich liebe Fleisch, aber etwas Süßes fehlte hier eindeutig. Ich aß eine ziemliche Menge, kein Wunder ich hatte seit Tagen nicht anständig gegessen.
Nach einer ganzen Weile hielt ich es nicht mehr aus. „König Thror?" „Ja, Kleine?" „Ihr habt mich vorhin mit jemanden verwechselt. Könnt ihr mir sagen wie sie hieß und wo sie lebte?" Unsere Tafel wurde still und alle starrten mich an, als hätte ich Thror einen Dolch durchs Herz gerammt. Ich schielte zu Thror, der wütend auf seinen Teller starrte, tief Luft holte und aufsah. „Sie hat bei uns gelebt. Wir haben sie gerettet, als sie von den Menschen verstoßen wurde. Ein süßes, kleines Mädchen. Achtlos liegen gelassen, mitten im Wald. Diese Menschen sind so herzlos. Sie haben das Geschenk des Lebens bekommen und setzten es achtlos irgendwo aus." Seine Fäuste waren geballt und seine Augen sprühten vor Zorn. Der Tisch wurde immer stiller und einige Zwerge entschuldigten sich. Doch ich sah Thror ruhig an. „Wir nannten sie Karelia. Sie war wunderschön. Lange blonde Haare, wunderschöne blaue Augen. Wir zogen sie hier im Berg auf, kümmerten uns um sie. Karelia war stets dankbar für alles und jedem in ihrem Leben und sie hat jedes Leben geschätzt." Ich musterte Thror. Er war den Tränen nahe und sein Körper hing nur noch trauernd im Stuhl.
„Was ist mit ihr geschehen?" fragte ich vorsichtig. „Sie verließ diesen Ort und bereiste Mittelerde. Einige Zeit schickte sie uns Nachrichten, dass sie in Bruchtal sei oder im Auenland war. Doch irgendwann fand kein Brief mehr den Weg zu uns. Nie wieder haben wir von ihr gehört, ihr Lachen vernommen oder ihren Gesang gehört." Thror machte eine Pause und sah auf meinen Anhänger. „Doch irgendwann stand sie vor uns. In einem Krieg. Sie kämpfte auf der Seite dieses Waldlandkobolds. Das letzte was ich an diesem Tag von ihr sah, waren ihre Tränen. Ich wusste nicht was geschehen war und wer sie umgebracht hatte, aber ich war mir sicher, dass es kein Zwerg gewagt hätte sie anzurühren." Etwas geschockt betrachtete ich Thror. Inthol hatte in der Mitte der Erzählung den Raum wutentbrannt, verlassen. Ich war mir sicher Inthol wusste mehr als er zugeben wollte. „Ich bedauere euren Verlust sehr. Ich wüsste nicht was ich tun würde, wenn ich meinen Ada oder meinen Bruder verlieren würde. Ich wünschte ich könnte sie euch zurückgeben. Sie war sicher eine wundervolle Frau." „Ja das war sie und du siehst dir so ähnlich, Kleine. Du hast das gleiche, frohe Leuchten in deinen Augen." Damit stand er auf und ließ die restliches Zwerge und natürlich mich zurück. So viel Gefühl hätte ich einem Zwerg gar nicht zugetraut.
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