Ein königlicher Schutz
Zu meinem großen Glück wurden wir in verschiedene Gemächer gebracht und diese lagen auch noch so weit auseinander, dass ich mir keine Sorgen über einen Besuch von Inthol machen musste. Ich hatte nicht besonders viele Sachen dabei, was nach der langen Zeit in der Wildnis leider auch zu erkennen war. Das Kleid was mir Thorin gegeben hatte, war vollkommen verdreckt. Ich hatte mir einen alten Mantel übergeworden, da der Rücken mit Blut verschmiert war. Es tat höllisch weh und seit ich allein war ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich verstand ja wenn man sich vergisst oder seine Wut überhandnimmt, Ada ist das auch schon passiert, aber er hätte mich nie mit seinem Gürtel geschlagen. Wäre ich ein Mensch hätte ich womöglich nicht so viele Schmerzen ertragen können und wäre ich ein Zwerg würde es mir wohl kaum etwas ausmachen. Seufzend setzte ich mich auf die Fensterbank und schaute nach draußen.
Auf den Straßen tobten und lachten Kinder. Sie spielten Fangen und zwei Jungen rauften auf dem Boden. Um sie herum standen ein paar weitere Jungen und riefen ihnen zu. Etwas abseits der Jungen spielten eine Gruppe Mädchen. Sie hatten kleine Puppen und Blumenkränze auf ihren Kopf. Es war ein wundervoller Anblick und dennoch ein so trauriger. Auch wenn ich im Waldlandreich nicht viele Freunde hatte, einerseits weil sie Angst vor Legolas und Adas Zorn hatten und andererseits weil es nicht sehr viele Elblinge gab, so reichten die wenigen mit denen ich spielte doch aus. Ab und zu spielte ich mit 4 Elbenjungen. Sie waren nicht einfach und hatten viel Unfug im Kopf, aber ihnen war es egal wer und was ich war und ob ich weiblich bin. Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken und ich fiel von der Fensterbank herunter. Mein Mantel landete auf dem Boden.
„Verzeih mir Linia, ich wollte dich keinesfalls erschrecken." Die Hand die mir entgegengehalten wurde, nahm ich mehr als Dankbar an. Mein Besucher zog mich nach oben, doch ich musste stark die Luft einziehen und als ich zurück auf den Boden sinken wollte, griffen mich zwei starke Arme. Nun sah ich doch ruckartig nach oben und schaute mal wieder in die Augen des Königs. „Es scheint mir, diese Situation wird noch zur Gewohnheit." Er musste lachen und ich versuchte es auch, doch es tat zu sehr weh. Vorsichtig stand ich auf und stellte mich so gerade wie möglich hin. „Bitte verzeiht mir meine Unhöflichkeit. Ich hatte euer Kommen nicht bemerkt." Er musterte mich und winkte wieder ab. Er schien nicht wirklich irgendeinen Wert auf Formalitäten zu legen. Oder er hatte gar nicht geklopft.
„Würdest du mir zeigen wo du verletzt bist, Kleine?" Ich erstarrte. Das konnte ich ihm nicht zeigen. Inthol würde mich lebendig begraben. Daher schüttelte ich stur den Kopf. „Mh..ich sehe schon, ein schwieriges, kleines Mädchen." Er kam ein Stück auf mich zu und kniete sich vor mich hin. „Ich werde dich nicht verletzen, versprochen." Nun trafen seine braunen Augen auf meine. „Aber ich sehe, dass du Schmerzen hast und möchte dir helfen." „Danke, aber ich brauche keine Hilfe. Ich erfreue mich bester Gesundheit. Etwas müde bin ich vielleicht, aber das ist auch alles." Fréaláf stand wieder auf und putze seine Kleidung. „Du solltest etwas essen, dann kannst du dich ausruhen oder mit den Kindern spielen." Traurig sah ich nach draußen. „Bei allem nötigen Respekt, ich denke nicht, dass ich die Richtige Gefährten zum spielen wäre. Ich habe so lang nicht mehr gespielt ....oder gelacht." Den letzten Teil flüsterte ich eher zu mir selbst. „Na dann wird es Zeit." Er hob mich hoch und drehte sich im Kreis. Ungewollt musste ich Lachen.
„Höher Ada! Ich will fliegen wie ein Alder!"
„Ein Adler also? Und was wird aus mir, wenn du in die weite Welt hinausfliegst?"
„Dummer Ada, ich würde immer zurück kommen!"
„Das weiß ich doch meine kleine Prinzessin."
.......
„Legolas schau ich kann fliegen!"
„Flieg nicht zu weit weg, sonst muss ich die Honigkuchen allein essen."
Mir liefen wieder Tränen über die Wangen, als Fréaláf mich aus meinem Tagtraum riss. „Mh und zu leicht bist du auch." Er sah mich besorgt an. „Nicht weinen, Kleine. Habe ich dich verletzt? Schmerzt etwas?" Ich schüttelte den Kopf und er ließ mich wieder herunter. „Bitte verzeih mir, das war wohl etwas unangebracht, doch du erinnerst mich sehr an ein kleines Mädchen, dass ich im großen Grünwald kennengelernt habe." Meine Augen wuchsen gerade auf ihre zehnfache Größe. „Oh keine Angst, Kleine. Ich glaube kaum, dass sie sich nach 40 Jahren noch an mich erinnern würde. So und jetzt komm wir gehen etwas Essen." Wie aufs Stichwort grummelte auch schon mein Magen und er begann zu lachen. „Aber so kann ich nicht das Zimmer verlassen, das würde allen mir bekannten Manieren wiedersprechen und Inthol er würde..." Ruckartig drehte sich Fréaláf zu mir. „Er würde was?...." Ich hatte den Anschein, als könne Fréaláf Inthol nicht besonders ausstehen. „Nichts...er würde nichts tun." Das klang jetzt nicht so überzeugt wie ich es gehofft hatte. Doch er ging nicht weiter darauf ein.
„Wie alt bist du?" „Wie bitte?" „Dein Alter. Wie viele Winter hast du schon erlebt?" Was sollte ich darauf denn Antworten. Ach hallo, ich bin kein Mensch, denn ich lebe schon 155 Jahre. Ich bin also älter als ihr und trotzdem behandelt ihr mich wie ein kleines Kind. Nein das konnte ich wohl kaum sagen. „Ich bin mir nicht sicher Herr. Ich weiß nicht wann ich geboren wurde." Er seufzte auf und ich wich einen Schritt zurück. „Ich denke du bist nicht älter als 10, wenn auch dein Aussehen etwas älter scheint, so ist doch dein Geist jünger." Ich zuckte mit den Schultern. „Schon möglich. Vielleicht weiß Inthol mein Alter." Er sah mich nachdenklich an. „Womöglich."
Damit öffnete er die Tür und bat mich mitzukommen. „Aber meine Kleindung...." „....Wird dir gleich gebracht. Ich führe dich zu einem der Bäder, dort wird dir Aleina behilflich sein, sie wird auch deinen Rücken behandeln, die Wunden stören dich sicher." Ich stoppte in meiner Bewegung und starrte ihn ungläubig an. Doch er grinste nur. „Ich mag zwar alt sein, aber meine Beobachtungsgabe reicht für ein kleines, stures Mädchen noch aus." Auf einmal schien der Boden doch recht interessant zu sein. „Hab keine Angst, ich bin mir sicher ich weiß wer dafür verantwortlich ist." „Bitte, er darf nicht erfahren, dass ihr es wisst. Er wird mich umbringen." Fréaláf zog mich in eine Umarmung und flüsterte nur: „So lange ich dieses Reich beherrsche, stehst du unter meinem Schutz. Er wird es nicht wagen dir nur ein Haar zu krümmen, außer er wünscht sich seinen Tod."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top