Du kannst nicht retten was verloren ist

„Nostur.....bitte tu es nicht. Er ist es doch nicht wert." flehte ich ihn an. Ich stand zwischen den Klingen die auf mich zugekommen waren. Beide hatten in ihrer Bewegung inne gehalten und betrachteten mich und ich sie. Inthol sah schwach aus. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren. Seine Haare waren zerzaust, seine Kleidung zerrissen. Ihm gegenüber stand Nostur. Der gleiche, trübe Blick. Bis zu diesem Augenblick hatten sie noch nie so gleich ausgesehen, fast schon blutdurstig.

„Ego!" schockiert sah ich Nostur an, doch er starrte nur weiter auf Inthol. In mir staute sich gerade meine Wut an. „Das kannst du nicht wirklich wollen! Bitte denk nochmal darüber nach!" „Ich hab gesagt du sollst mir aus dem Weg gehen!" Wie konnte er denn nicht verstehen, dass wenn er ihn hier tötet, ohne Prozess für Inthol, dem Gesetz unterliegt und das würde seinen Tod bedeute, zumindest müsste ich ihm das einreden. Mit festem Blick richtete ich mich auf. „Nein werde ich nicht! Und ich werde keine Befehle von einer Wache annehmen!" Nun lag sein Blick auf mir. „Nostur du unterliegst den Gesetzen des Waldlandreiches, ich kann nicht zulassen, dass du getötet wirst." Er ließ tatsächlich sein Schwert sinken. Vermutlich würden mein Ada die Gesetze einfach ignorieren und auch die anderen Elben wären einfach nur froh, dass es vorbei ist, doch ich konnte es nicht zulassen. Nostur würde sich nie verzeihen können, ihn getötet zu haben. „Wie rührend." Holte mich Inthols Stimme aus meinen Gedanken. „Ist es nicht herzallerliebst wie sehr sie dich beschützen möchte. Doch was kann diese kleine Elbe schon gegen mich ausrichten, wenn sie es vor Angst nicht mal geschafft hat um Hilfe zu betteln, als sie die Chance hatte?" Er strotzte nur so vor Arroganz und Selbstzufriedenheit. Doch er hatte Recht. Ich hätte so oft die Chance gehabt um Hilfe zu flehen oder jemanden zu erzählen wo her ich komme. Aber ich bin still geblieben. Ich hatte Angst. Angst vor den Konsequenzen? Nein nicht davor, nur das ich sterben würde, bevor ich meine Familie wieder sehe. Ich hatte Angst vor dem Tod und Inthol war nur der Auslöser gewesen.

„Du hast Recht. Ich hatte Angst und ich verstehe jetzt auch wovor. Nicht vor dir, nur vor dem was du mit mir gemacht hast! Das ich all diese Qualen nicht überleben würde. Und das ich niemals Legolas oder meinen Ada wieder sehen würde." Er grinste einfach nur und verbeugte sich gespielt. „Mein Glückwunsch zu deiner Erkenntnis. Deine Mutter hat ihre mit in den Tod genommen." „Mei....meine Mutter?" „Ja deine Mutter. Hätte sie einfach zugegeben das sie mich liebt und nicht mit diesem Abschaum von einem König geschlafen.....Wir hätten so glücklich werden können! Aber sie...sie musste ja schwanger sein und ihn heiraten. Du hättest mein Kind sein sollen!" Inthol holte mit seinem Schwert aus und schlug mit aller Kraft zu. Nur Nostur hatte ich mein Leben zu verdanken, da er mich zur Seite schubste. Die Beiden kämpften mit all ihrer verbleibenden Kraft. Stätig schlug Metall auf Metall und immer lauter wurden ihre und meine Rufe.

„HÖRT AUF! BITTE! HELFT MIR DOCH!" Panisch sah ich mich um, doch die Stadt war wir leer gefegt. Nur wir drei waren noch hier. „IRGENDJEMAND!.......Irgendjemand.....Ihr müsst sie aufhalten." weinend, sank ich zu Boden. Wer hätte ahnen können, dass meine Neugier mich hier hin treibt. Ich wollte doch nur wissen wie meine Mutter gestorben ist. Ich wollte endlich verstehen warum man mich so krampfhaft beschützen wollte. Warum ich nie alleine raus durfte und immer in der Nähe bleiben sollte. Warum ich nie in andere Reiche mitdurfte. Wenn ich es damals nicht verstehen wollte, dann hatte ich jetzt keine Wahl mehr. Inthol war die Antwort, auf all meine Fragen. Meine Mutter war durch seine Hand gestorben, weil er ihre Liebe nicht haben konnte. Er war der Grund warum jeder ein Auge auf mich hatte, denn ich wäre nirgendwo sicher gewesen.

Meine heißen Tränen liefen meine Wangen entlang und vielen auf den jetzt kalten Steinboden unter meinen Knien. Meine Hände waren mit dem Blut des kleinen Jungen verkrustet und meine Kleidung mit Staub überzogen. Vor mir sah ich Inthol und Nostur beim Kampf zu. Bei dem was ich durch meinen Tränenschleier erkennen konnte. Inthol war schnell und stark. Nostur hatte keine Chance gegen ihn und doch traf er ihn am Hals. Inthol röchelte und das Blut trat langsam aus seiner Wunde. Er gab nicht auf, er traf Nostur an der Schulter und sein Schwert fiel mit ihm zu Boden. Schnell hob er es auf und blockte den kommenden Schlag. „Lebewohl Bruder." röchelte Inthol „Welch jammer für was du gestorben bist." Damit trat er ihn, mit seiner verbleibenden Kraft, auf den Brustkorb und stach sein Schwert in Nosturs Bauch. Inthol sank zu Boden und hustete Blut, bevor er nach vorne umfiel. „NEIIIIN!" schrie ich und stemmte mich nach oben. Meine Beine trugen mich langsam zu Nostur. Ich schmiss mich neben ihn und versuchte die Wunde um das Schwert abzudrücken. „Nostur bleib bei mir!" Er begann nur zu husten. „Nein...nein...nein....sieh mich an!" Sein Blick war glasig und kaum noch bei mir. „Ic...ich...habe..v..versagt. Ich....h..habe..i...ihm...v..versprochen...dich...h..heimzubringen." „Nein quatsch. Du hast nicht versagt. Du hast mich gefunden. Bitte bleib bei mir. Du darfst nicht sterben......du darfst einfach nicht....." „War....*hust*...ich ....nützlich?"

„Natürlich! Du warst immer nützlich. Du hast meine Welt verändert Nostur. Es gibt niemanden der dich hätte ersetzen können. Bitte...bitte bleib am Leben." Sein Lächeln nach diesen Worten werde ich nie vergessen. Es war das glücklichste Lächeln was ich in meinem Leben je zu Gesicht bekommen habe. Er schloss seine Augen. Ich ließ meinen Kopf auf seine Brust sinken und weinte. Die Tränen ließen sich auch nicht stoppen. Nichts hätte das vollbracht in diesem Moment. Und es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bevor ich meine Augen wieder öffnete und meine Tränen versiegt waren.


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