Kapitel 9: Ferien und Urlaub!
|Harry|
Heute werde ich von seltsamen Schmerzen in meinem Unterarm geweckt. Das Brennen reißt mich aus dem Schlaf. Ich kann nicht so ganz sagen, ob ich darüber glücklich oder traurig sein soll. Einerseits bin ich jetzt wach, noch immer total müde und spüre den Schmerz stärker als die letzten Tage.
Andererseits bin ich wieder in die reale Welt zurückgekommen und werde nicht von komischen Stimmen im Traum verfolgt. Es war wie ein leises Gemurmel in meinem Unterbewusstsein. Die Stimmen klangen alt und zornig, aber ich konnte kein einziges Wort verstehen. Es war definitiv eine andere Sprache. Damit meine ich nicht solche Standard-Andere-Sprachen wie Spanisch, Italienisch, Französisch, Chinesisch...etc. Mein Gefühl sagt mir, und ich vertraue ihm absolut, dass es sich hierbei um eine alte, fast vergessene oder gar nie populär gewordene Sprache. Es war schon fast wie ein antiker Code.
Schnell schüttele ich den Kopf, um die Gedanken loszulassen bevor ich komplett versinke. Mein Blick wandert wieder an meinem Arm hinab und bleibt an den Wunden hängen, von denen ein starkes Brennen ausgeht. Sie sind noch immer nicht gerade gut verheilt und das obwohl es doch bloß ein paar Kratzer sind. Ich husche in das kleine Bad in meinem Hotelzimmer. Über der Tür hängt eine kleine Uhr und ich werfe noch schnell einen Blick darauf. Gerade mal halb sechs. Entnervt verdrehe ich die Augen. "Das wars dann wohl mit Ausschlafen." Ich betrete das Badezimmer und betätige den Lichtschalter, was ich allerdings kurz darauf wieder bereue, denn das helle Licht flutet blitzschnell das ganze Zimmer. Nicht gerade angenehm für meine Augen, die sich eben noch an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Ich durchsuche meinen kleinen Verbandskasten nach einer Zugsalbe und einem Verband. Nach ein paar Minuten werde ich fündig. Vorsichtig trage ich die Salbe auf meinen Arm auf. Ein erneutes Mal durchzieht ein Stechen und Brennen meinen Körper. Dieses Mal muss ich mich sogar beherrschen keinen Schmerzensschrei auszustoßen und presse meine Zähne aufeinander. Ich spüre schon förmlich wie meine Atmung schwerer wird. Ich schließe die Augen und versuche ein paar Mal tief durchzuatmen. Augenblicklich werden die Schmerzen abgeschwächt und ohne weitere Qual kann ich jetzt den Verband um meinen Unterarm wickeln. Mit speziellen Clips (ich komm grad irgendwie nich auf den Namen) befestige ich den Stoff, damit er nicht mehr verrutscht und begebe mich wieder in mein Schlafzimmer. Ich suche mir Klamotten aus meinem Koffer und ziehe mich schnell an. Nach einem weiteren Blick auf die Uhr (Es ist gerade mal sechs Uhr) beschließe ich mich nochmal hinzulegen. Vielleicht kann ich ja doch noch einmal einschlafen.
So um zehn Uhr wache ich wieder auf. Jetzt allerdings nicht wegen starken Schmerzen, sondern wegen dauerhaftem Klopfen an meiner Tür. "Harry!?", höre ich eine Stimme von draußen. Es definitiv die Stimme von Louis. "Was is?", murmele ich schlaftrunken, als ich meine Zimmertür öffne und in die Gesichter von Louis und Liam blicke. "Bist du fertig?", kommt nun von Liam, der ausladend mit der Hand auf seinen Koffer und den Rucksack zeigt. "Oh... Ich wusste doch ich hab was vergessen!", gebe ich als Antwort und blicke über meine Schulter. Meine gesamten Klamotten liegen auf dem Fußboden und das Bad sieht nicht gerade besser aus. "Zehn Minuten.", sage ich den Beiden und lasse die Tür ins Schloss fallen. "Wir warten alle unten.", ruft Louis noch durch die bereits geschlossene Tür. Ich betrachte das Zimmer, das wirklich Ähnlichkeit mit einem Schlachtfeld eines Kleidungskrieges hat. Seufzend fahre ich mit meiner Hand durch meine verwuschelten und unordlichen Haare.
Tatsächlich ist nach zehn Minuten alles in meinem Koffer verstaut. Zwar nicht gerade ordentlich, aber zumindest liegt nichts mehr im Zimmer rum. Ein weiteres Mal lasse ich meine Hand durch meine Haare fahren. Die sind immernoch ziemlich zerzaust, denn ich hatte nicht gerade viel Zeit sie zu kämmen. Aber egal! Schnell flitze ich hinunter und checke aus. Draußen warten mal wieder Zayn, Niall, Louis und Liam auf mich. Der Rest der Crew steht relativ teilnahmslos rum und ist entweder mit dem Handy zugange oder einfach nur in Gedanken versunken. "Na endlich, Harold!", kommt grinsend von Zayn, sobald ich über die Türschwelle getreten bin.
Nur kurze Zeit später quetschen wir uns alle in zwei Autos, die zum Flughafen fahren. Die Fahrt ist recht unspektakulär und normal. Wir sitzen auch nicht lange im Auto. Am Flughafen verabschiede wir uns noch von unserem Team und werden kurz darauf weiter an den Stadtrand gebracht. Von dort aus suchen wir mit Google-Maps die Bushaltestelle, an der wir wohl von einem Bus eingesackt werden sollen, der uns dann zu dem Bauernhof bringen soll. Die Route haben wir schnell gefunden und zu Fuß brauchen wir ebenfalls bloß zehn Minuten. Unser Timing ist nicht gerade perfekt und so müssen wir an der Haltestelle noch so ungefähr dreißig Minuten warten. Während der Zeit kommen noch einige andere Jugendliche, die meisten so zwischen dreizehn und achtzehn, an die Bushaltestelle.
Endlich im Bus sichern wir uns die hintere Fünferreihe. Louis, Liam und Niall sind die ganze Zeit am überlegen wie die zwei Wochen wohl werden und wie die Leute und der Hof wohl sind. Zayn blickt eigentlich so gut wie die gesamte Fahrt über verträumt aus dem Fenster, wobei ich schon relativ früh mein Handy und meine Kopfhörer nehme, um Musik zu hören und vielleicht sogar noch einmal die Augen schließen zu können. Den Verband verdecke ich die ganze Zeit mit dem Ärmel meiner Jacke und der Schmerz hat zum Glück auch gut nachgelassen. Ich lehne meinen Kopf ans Fenster und schließe die Augen.
Die Fahrt hat dann soch relativ lange gedauert, weil der Bus sehr viele weitere Bauernhöfe und Feriencamps abgefahren ist. Jetzt sitzen nur noch wir, zwei ältere und ein ziemlich junges Mädchen im Bus. Wir fahren über einige Feldwege, was nicht gerade angenehm ist, und schon bald sehen wir ein kleines Waldstückchen. Ein relativ schmaler Weg führt hinein und hindurch. Die Bäume stehen dicht und der Boden ist nur teilweise mit Sonnenlicht befleckt. Der Schotterweg geht über in ein letztes Stück asphaltierte Straße.
Nach ein paar Metern fahren wir auch schon auf eine große Einfahrt zu. Ein großes Fachwerkhaus ragt in den Himmel und gegenüber sieht man ein weiteres Gebäude, das mich an einen Stall erinnert. Hinter dem Haupthaus kann man ebenfalls eine Art Scheune erkennen. Zur rechten Seite hin lichtet sich der Wald und geht in große, eingezäunte Felder über. Die beiden älteren Mädchen schauen gebannt aus dem Fenster und ich staune ebenfalls nicht schlecht. Die anderen vier Jungs neben mir blicken auch gebannt durch das Glas, nur das junge Mädchen guckt immer noch wie hypnotisiert auf den Bildschirm ihres Handys. In Gedanken frage ich mich wie man diese schlne Landschaft einfach so ignorieren kann.
In diesem Moment bleibt der Bus ruckartig stehen und holt mich so aus den Gedanken. Mit einem Blick aus dem Fenster bemerke ich, dass vor dem großen Haus eine Frau steht. Sie lächelt und winkt dem Busfahrer freundlich zu. "Alle aussteigen.", sagt der Mann vorne jetzt in sein Mikrofon. Fast synchrob erheben wir uns und greifen jeweils nach unseren Rucksäcken. Dann bewegen wir uns nach vorne, um auszusteigen.
Nacheinander hüpfen wir vorne aus dem Bus. Die Luft ist zwar warm aber keinesfalls schwül. Die beiden älteren Mädchen, ich würde sie so auf fünfzehn schätzen, genießen ebenfalls den Anblick und sehen sich begeistert um. Die Kleinere allerdings löst ihr Gesicht immer noch nicht vom Handydisplay. Ich werfe einen Blick über die Schulter, da die Anderen hinter mir stehen. "Es ist echt schön hier!", sagt Louis, während er sich gespannt umsieht. Wir alle nicken zustimmend. Dann gehen wir einmal um den Bus herum, wo die Frau bereits mit dem Busfahrer redet, doch was sie sagen kann ich nicht verstehen. Als sie uns bemerken wendet die Frau sich direkt an uns. "Herzlich Willkommen! Ich freue mich sehr, dass ihr hier seid. Mein Name ist Lisa und ich bin die Besitzerin dieses Hofes. Mein Mann Mike kann momentan leider nicht hier sein, aber ihr werdet ihn noch früh genug kennenlernen." Wir hören zu und sogar das junge Mädchen hat sich von ihrem Smartphone gelöst.
Nachdem wir uns alle vorgestellt haben und ich jetzt weiß, dass die älteren Mädchen Melina und Nicola heißen, während der Name von dem jungen Mädchen Mira ist, sehe ich im Augenwinkel wie zwei Personen hinter dem Bus sichtbar werden. Einer von beiden ist ein großer, kräftig gebauter Mann, ein paar Jahre älter als wir, aber als ich die zweite Person erkenne, traue ich meinen Augen kaum. Liandra! Das Mädchen vom Strand ist hier auf dem Hof! Mit ein paar Metern Abstand steht ihr Pferd ebenfalls hinter ihr. Sie ist von Kopf bis Fuß komplett durchnässt, genau wie ihr 'Begleiter'. "Na das nenne ich mal Riesenglück!", flüstert Liam mir zu. Genervt drehe ich mit den Augen. "Was meinst du?", whispere ich lächelnd zurück. Als Antwort wirft er mir allerdings nur einen wissenden Blick zu.
In dem Moment werden wir aus unseren Gedanken gerissen. Ein großer Jeep zieht einen riesigen Anhänger und bleibt fast direkt neben uns stehen. Zwei Mädchen, die ungefähr in unserem Alter sind steigen aus dem Fahrzeug. "Guten Tag, Frau... Äh", beginnt das Mädchen mit den roten Haaren. "Nenn mich einfach Lisa", hilft Lisa ihr auf die Sprünge. "Dann also, guten Tag Lisa! Wir sind Christina und Lillieth!" "Und wir haben den Auftrag bekommen, euch acht Pferde zu bringen" "Vier Wallache und vier Stuten." Es ist irgendwie knuffig, wie die zwei ihre Sätze immer gegenseitig beenden. "Vielen Dank!", antwortet Lisa ihnen und sie schütteln sich einmal die Hände.
Da scheinen die Mädchen die Personen, die immer noch abseits stehen, bemerkt zu haben. Ein breites Grinsen macht sich auf ihren Gesichtern breit und keine Sekunde später sprintet Liandra an uns vorbei und springt ihnen geradezu in die Arme. Als sie sich wieder schwerfällig lösen, verstehe ich nur das Liandra fragt: "Wo ist Alex?" Und darauf hin wendet sich Christina an Lisa und sagt nur: "Ach stimmt! Äh, Lisa?! Mein Bruder müsste jetzt auch gleich kommen! Er bringt dann den Hengst!" Lisa nickt kurz und sagg dann wieder zu uns: "Jake kommst du mal bitte!" Der Mann setzt sich in Bewegung und kommt zu uns. "Jake, der Bruder meines Mannes, wird euch jetzt eure Zimmer für die nächsten Wochen zeigen. Um achtzehn Uhr gibt es Abendessen und bis dahin habt ihr heute den ganzen Tag für euch und könnt selbst entscheiden, was ihr hier machen möchtet. Ab morgen beginnt dann ein geregelter Tagesablauf.", fährt Lisa fort. "Also ich will noch wissen, wer da noch kommt!", sagt Niall zu uns. "Ich auch!", sagt jetzt Liam und fährt an Lisa gerichtet fort, "Lisa? Könnten wir fünf noch was mit hier draußen bleiben? Wir interessieren uns sehr für die Pferde." "Natürlich! Jaken bring die Mädchen auf ihre Zimmer.", antwortet Lisa. Jake nickt ihr zu, greift die Koffer und geht mit den Mädchen ins Haus.
Nicht lange später fährt ein kleineres Auto auf den Hof und es zieht auch nur noch einen kleineren Anhänger. Aus dem Fahrzeug steigt ein Mann, wieder etwas älter als wir, mit roten kurzen Haaren und schon nach einem kurzen Blick in unsere Richtung breitet sich ein Grinsen in seinem Gesicht aus. "Alex!", ruft Liandra laut und rennt wieder los. Sie fällt ihm um den Hals. "Warum darf der sie umarmen und wir sie nicht mal berühren?", murmelt Zayn murrend hinter mir. Darüber hatte ich eben gar nicht nachgedacht, aber jetzt trifft es mich wie ein Schlag auf die Brust. Ich kann nicht verstehen, was er sagt, aber ich sehe, wie seine Hände ihre Taille greifen und er sie hochhebt. Ebenfalls drückt er ihr einen Kuss auf die Wange und da ist es bei mir zu Ende. Neid und Eifersucht steigen in mir auf. "Entspann dich Harry! Es macht eher den Eindruck, als würden sie sich kennen und Freunde sein!", sagt Louis und legt mir eine Hand auf die Schulter. Tatsächlich entspannt sich mein Körper etwas, aber trotzdem brodeln die Gefühle von Neid, Eifersucht und Missverständnis in mir.
Ich werde aus den Gedanken gerissen, als plötzlich das Scheppern von Metall ertönt. Erschrocken blicken wir alle zu dem Anhänger. Selbst Liandra und Alex haben sich gelöst und blicken geschockt zum Hänger. Wir alle sind still und man kann nur die Geräusche aus dem Anhänger vernehmen. Das Klapper und Klirren von Metall, schrilles und lautes Wiehern und ganz leise vernehmbar ist ein Geräusch, das sich anhört, als würde man etwas aus Stoff zerreißen. Wieder hört man harte Hufe auf Metall.
Dieses Tier ist definitiv alles andere als friedlich!
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So! Das war jetzt mal wieder ein Kapitel aus Harrys Sicht. Ich habe mir überlegt jetzt die nächsten Kapitel zwischen den Sichten immer wechseln zu lassen, damit man die Denkweisen der Beiden detailierter hat. Und es tut mir soooo leid, dass dieses Kapitel nich schon letzte Woche kam, aber Wattpad hat rumgesponnen und mir ist eben erst aufgefallen, dass nicht veröffentlicht wurde. Das nächste Kapitel kommt trotzdem am Sonntag. Ich hoffe ihr seid mir nicht böse!
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