Kapitel 19: Neue Erfahrungen

|Liandra|
Traurig hinke ich die Treppe hinauf. Meine rechte Hand umfasst das Geländer sicher. Ich habe ihnen alles erzählt. Meine frühere Kindheit, meine Reise und über Zack. Nur seinen Namen habe ich nicht genannt. James. Sogar in Gedanken kann ich dieses Wort nicht ohne Schmerz aussprechen. Zuerst hüpfe ich auf einem Bein in das Badezimmer gegenüber von meinem normalen Zimmer. Ich krame ein Abschminktuch aus der Kulturtasche von Chloe und entferne die Reste des Make-up's von meinem Gesicht. Noch habe ich keine Tränen auf den Wangen, denn unten habe ich es zum Glück geschafft mich zusammenzureißen und nicht loszuheulen. Hüpfend humpele ich in mein Zimmer. Dort schnappe ich mir ein einfaches T-Shirt und eine kurze Stoffhose zum Schlafen und lasse mich erschöpft auf mein Bett fallen. Dabei fällt mein Blick wieder auf mein Handgelenk. Das Halsband von James ist immernoch um dieses gewickelt. Die acht Tonkugeln liegen mit einer gewissen Kälte auf meiner Haut und von den Druckpunkten aus, läuft ein Kribbeln durch meinen Körper. Behutsam öffne ich den Knoten im Lederband und lasse die Kette in meine Hand gleiten. Die Perlen drehe ich zwischen meinen Fingern hin und her. Nach kurzer Zeit schließe ich meine Hand zu einer Faust, während mir nun Tränen über die Wangen fließen. Ich kann meine Trauer einfach nicht mehr zurückhalten. Vom leisen Quietschen meiner Tür werde ich aus den Gedanken gezogen. Harry betritt vorsichtig den Raum und setzt sich neben mich. Sanft streicht er eine Strähne, die vor meinem Gesicht gehangen hat, hinter mein Ohr und stellt leise eine Frage: "Was ist los mit dir Liandra?" "Ich vermisse ihn so sehr!", hauche ich zurück und schluchze leicht. "Was hat dieser Typ dir angetan?" Seine Stimme klingt ruhig und einfühlsam. Ich habe einfach das Gefühl ihm vertrauen zu können. Ohne ihm zu antworten lege ich die Kette hinter mich und hebe mein T-Shirt an, bis die lange Narbe sichtbar wird. "Was ist passiert?" Harrys Stimme wird etwas lauter, was mich kurz zusammenzucken lässt. Doch dann fasse ich mich wieder: "Es war Zack! Er hat uns angegriffen! Ich konnte einige seiner Gefährten erledigen, aber als er mich verwundet hat, ist es mit meinem Freund durchgegangen!" Die Tränen fließen wieder ungehalten über mein Gesicht. Um davon abzulenken, stehe ich auf und hüpfe ans Fenster. Mein Blick ist auf den Hof gerichtet, während ich weiterspreche: "Mein Freund ist zwischen ihn und mich getreten. Er hat versucht mich zu retten. Doch dabei hat er seinen Gegner aus den Augen gelassen. Fast jede Nacht sehe ich sein Gesicht und Zacks dreckiges Lachen, als er ihn von hinten...", ich stocke und schluchze erneut, "Als er ihn von hinten erstochen hat! Als er seinen Leichnam mit dem Fuß zur Seite getreten hat  als wäre es ein unwichtiger Gegenstand! Und als er es genossen hat mich leiden zu sehen, weil er meine Liebe und mein Leben zerstört hat! Von da an habe ich mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben! Um nicht noch einmal das Risiko einzugehen, diesen Schmerz ertragen zu müssen!" Schluchzend drehe ich mich zu ihm um und nehme eine seiner Hände in meine. "Und dann treffe ich euch! Dich! Du erinnerst mich an ihn! Und du lässt mich meinen eigentlichen Schwur komplett vergessen!" Abwartend sehe ich ihm in die Augen. Ich weiß nicht, worauf ich warte, aber ich hoffe einfach, dass er mir irgendwie antwortet. Und dann macht er etwas, womit ich keinesfalls gerechnet hätte. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und zieht mich zu sich heran. Seine Lippen treffen auf meine und es fühlt sich an, als würde mein Herz vor lauter Glücksgefühlen zerbersten. Meine Knie werden zu Wackelpudding und ohne weitere Gedanken, schlinge ich meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss. Seine Hände wandern zu meiner Taille und ziehen mich noch näher an sich heran. Erneut beginnt ein Feuerwerk der Gefühle in meinem Körper. Welches allerdings nach wenigen Sekunden von meinem Verstand unterbrochen wird. Ich küsse schließlich gerade einen Typen, den ich erst seit ein paar Tagen kenne und über den ich eigentlich nur weiß, dass er DER Mädchenschwarm und ein Superstar ist. Ich habe mich echt nicht mehr unter Kontrolle! Also löse ich mich vorsichtig von ihm. Unsere Stirnen berühren sich immer noch und vorsichtig hauche ich: "Bitte lass uns das langsam angehen, ok?" Verständnisvoll antwortet er mit 'Natürlich' und erleichtert atme ich aus, bevor er mich erneut in einen Kuss zieht.

Diese Szene des gestrigen Abends spielt mein Gehirn in der Nacht immer und immer wieder ab. Ich habe immernoch nicht realisiert, dass Harry mich wirklich gestern geküsst hat. Und jetzt liege ich auf einer Matratze neben dem Bett und starre an die Decke. Langsam geht die Sonne auf und die ersten schwachen Strahlen der Sonne fallen durch die Vorhänge in das Zimmer. Nervös trommele ich mit den Fingern auf dem Stoff herum. Ich kann einfach nicht liegen. Dringend brauche ich Bewegung. Also setze ich mich auf und greife nach einer Bluse und meiner schwarzen Stalljeans. Schnell stehe ich auf und ziehe mich um. Ein letztes Mal fällt mein Blick auf den ruhig schlafenden Harry in meinem Bett. Ich muss lächeln. Dann husche ich durch die Türe und laufe die Treppe hinunter.

Unten treffe ich auf Jake, der gerade dabei ist, sich ein Brot zu schmieren und einen Kaffee zu machen. "Mina!", meint er erleichtert, als er mich erblickt, "Ich kümmere mich um alles, also kannst du dich ruhig wieder hinlegen. Ich fände es besser, wenn du deinen Fuß noch schonen würdest!" Lässig winke ich ab. "Meinem Fuß geht es viel besser! Außerdem kann ich nicht mehr still sitzen! Ich brauche dringend etwas zu tun!" Er schenkt mir einen besorgten und zugleich belustigten Blick. Mit einem weiteren Auflachen schlüpfe ich durch die Haustür.

Obwohl die Sonne noch nicht lange am Himmel steht, ist der Asphalt warm und lässt meine blanken Fußsohlen kribbeln. Schuhe werden überbewertet! Schnell laufe ich zum großen Stall. Ich stoße das große Holztor auf. Der Geruch und die zusätzliche Wärme der Pferde kommt mir entgegen. Tief atme ich ein und aus. Diese Atmosphäre beruhigt mich und lässt mich entspannen. Im Augenwinkel sehe ich, wie einige Strohhalme vom Heuboden nach unten rieseln. Neugierig klettere ich die Leiter hinauf. Für einen kurzen Moment beschleunigt sich mein Herzschlag, weil ich Angst habe, dass wieder irgendein Monster auf mich wartet. Doch diese Vermutung wird schnell widerlegt, denn auf dem Heu kuscheln sich Barney und Findus eng aneinander. Die Beiden sind zusammen aufgewachsen und sind deshalb beste Freunde. Doch wie sie hierher gekommen sind und warum sie hier geschlafen habenn weiß ich nicht. Leicht lege ich den Kopf schief. "Na ihr Kleinen?!" Synchron heben die Zwei ihre Köpfe. Beide rappeln sich müde auf und kommen in meine Richtung. Zur Begrüßung leckt Barney mir ein paar mal freudig übers Gesicht und Findus schmiegt seinen Kopf an meine Hand, bevor er sich wieder umdreht, zum Heu tapst und sich wieder einrollt. "Du kleine Penn-Nase!" Gespielt empört blicke ich ihm nach. "Kommst du zumindest mit mir mit?", frage ich nun den kleinen Schäferhundwelpen vor mir. Ein leises Bellen ist seine Antwort und behutsam hebe ich ihn vom Heuboden hinunter.

Nun mit einem kleinen Hund an meiner Seite, laufe ich zu Mistrals Box. Auch der schwarze Hengst begrüßt mich mit einem freudigen Brummeln und Wiehern. "Na Hübscher! Gut geschlafen?" Ohne eine großartige Antwort zu erwarten, streiche ich über seine Nüstern und schiebe den Riegel der Holztür zur Seite. Ich öffne die Türe komplett und lege dem Pferd, als ich neben ihm stehe, meine Hand auf den Rücken. So 'führe' ich ihn nach draußen. Auf dem Hof schwinge ich mich auf seinen Rücken und reite im Schritt vom Hof. Barney läuft brav neben uns her. Doch sobald wir ein kleines Waldstück erreichen, überlasse ich dem Pferd die Führung. Zu dritt preschen wir durch Wald und Wiese, über Stock und über Stein, wie der Wind und zusammen mit dem Wasser eines kleinen Baches, der die meiste Zeit neben uns herfließt. Ich genieße einfach die Natur um mich herum. Das Plätschern des Wassers, das Zwitschern der Vögel, den Wind in den Haaren, den kleinen Hund neben mir und die Bewegung, Kraft und Geschwindigkeit des Pferdes unter mir. Doch so langsam wird es Zeit umzukehren.

Im vollen Galopp presche ich auf den Hof. Durch die Fenster kann ich in den Frühstückssaal sehen. Die Jugendlichen sitzen gemeinsam mit Lisa und Mike an einem großen Tisch und lachen. "Auch mal wieder da?!" Schnell wirbele ich mit dem Kopf herum. An der Scheunenwand lehnt Jake und grinst mich an. "Warum 'mal wieder'?", frage ich belustigt, aber auch etwas verwirrt, zurück. Jake stößt sich von der Wand ab und kommt gemächlich auf mich zu. "Naja, weil du fast zwei Stunden weg warst!", beantwortet er meine Frage, als er neben mir steht. "Ups" Schief grinsend lasse ich mich vom Pferderücken gleiten. "Nimmst du Barney schonmal mit rein? Ich bringe nur noch kurz Mistral auf die Wiese!" Mit einem Nicken läuft er an mir vorbei und nimmt den kleinen Hund, der sich bereits auf den warmen Asphalt gelegt hat, auf den Arm. Dann verschwindet er durch die Tür ins Haus. Ich lege Mistral wieder eine Hand auf den Rücken und führe ihn zur Weide. Dann laufe ich schnell zurück und gehe ins Haus.

So unauffällig wie möglich betrete ich den Frühstücksraum. Aber natürlich drehen sich alle Köpfe in meine Richtung. Wie ich es hasse, wenn die gesamte Aufmerksamkeit auf mir liegt! Schnell murmele ich ein 'Morgen' und laufe zu einem Platz zwischen Harry und Louis. Dort lasse ich mich nieder und als die Gespräche erneut beginnen, atme ich erleichtert aus. "Alles in Ordnung bei dir?" Harrys Stimme klingt besorgt. "Na klar, alles super! Der Ausritt hat gut getan!" Nebenbei schnappe ich mir ein Brötchen und das Nutellaglas. Ich brauche Zucker! Mein Blick scannt den Tisch weiter ab. "Was zur Hölle tust du da?" Louis Stimme zieht mich aus meinen Gedanken. "Ich suche den Honig! Nutella mit Honig ist das Beste überhaupt!" "Nein, ich meine mit dem Messer! Könntest du bitte damit aufhören?! Ich sitze hier nämlich noch und will nicht erstochen werden!" Während seinem Satz lacht er leicht dümmlich auf. Verwirrt blicke ich ihn an. Grinsend blickt er zurück und deutet erneut auf meine Hand. Unterbewusst habe ich scheinbar die gesamte Zeit mit dem scharfen Messer in meiner Hand gespielt und es gedreht. Auch ich lache auf: "Sorry, ist ne Angewohnheit!"

"Wo warst du heute morgen eigentlich, Lia?" Melina und Nicola sitzen mir gegenüber und lehnen sich interessiert nach vorne. "Ich habe mal eine kleine Auszeit gebraucht! Also habe ich mir mein Pferd geschnappt und bin einfach durch die Wälder galoppiert!" Grinsend beiße ich von meinem Brötchen ab. Die Mädchen schauen mich verträumt an: "Wow! Das würde ich auch gerne mal machen..." Mein Blick gleitet an Nicola vorbei und hinaus durch das Fenster. Die Sonne scheint noch immer warm vom Himmel herab und am Himmel ist keine einzige Wolke zu sehen. "Wenn die Pferde gut drauf sind, können wir heute auch einmal ins Gelände. Das Wetter ist schön genug dafür!" Ungläubig und mit offenen Mündern schauen mir die Beiden in die Augen. "Wirklich?", fragen sie im Chor. Diese Frage beantworte ich mit einem kurzen Nicken und Schulterzucken, bevor ich erneut von meinem Brötchen abbeiße.

Nach dem Frühstück versammeln wir uns alle draußen auf dem Hof. "Ich habe mitbekommen, dass ihr in den letzten Tagen und Trainingseinheiten reiterliche Fortschritte gemacht! Also ist unser heutiger Plan mal etwas anders: Wir gehen mit den Pferden für mindestens eine halbe Stunde auf den Platz. Ich will mir ansehen, wie sie heute unter euch laufen! Und wenn die Ponys gut drauf sind..", bei meinen letzten Worten stelle ich mich breitbeinig vor die Gruppe, "..geht es danach ab ins Gelände!" Die Gruppe beginnt zu jubeln. Ich lächele, schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Tief atme ich die warme Sommerluft ein und aus. Dann drehe ich mich um und bewege mich Richtung Koppel. Die Jugendlichen folgen mir.

Wie ich mir bereits am Morgen gedacht habe, sind die Pferde heute alle tiefenentspannt, also steht dem kleinen Ausritt nichts mehr im Wege. Ich habe die gesamte Gruppe mit Bauchtaschen ausgestattet, in denen nun Wasserflaschen und Pferdeleckerlis transportiert werden. Ich selber stecke an meinen Gürtel noch zwei kleine Messer, befestige einen Köcher mitsamt Pfeilen auf meinem Rücken und 'schnalle' mir den Bogen um. Seit den Ereignissen der letzten Tage kann ich nicht vorsichtig genug sein! So bepackt schwinge ich mich federleicht auf Mistrals Rücken und setze mich an die Spitze der Gruppe. "In Ordnung! Dies wird nun euer und auch mein erster Ausritt mit euren Pferden. Die Route verläuft durch einige kleine Wäldchen, bis wir am Strand ankommen. Dort wird kurz gerastet bis es dann über Felder und durch einen großen Wald wieder zurückgeht. Ihr hört genau darauf, was ich euch sage und bleibt bei der Gruppe. Falls irgendetwas sein sollte, ruft laut 'Stop'. Dies ist auch das Zeichen für alle Anderen durchzuparieren und stehen zu bleiben! Alles klar soweit?" "Alles klar!", kommt gleichzeitig von Allen. "Na dann mal los!" Ich drehe Mistral und treibe ihn mit leichtem Schenkeldruck vorwärts.

Die Strecke zum Strand besteht aus sehr vielen Schritt- und auch ein paar Trabetappen. Die Pferde sind die meiste Zeit entspannt und trotten ruhig neben- oder hintereinander her. Die Jungen machen viele Witze, über die selbst ich manchmal lachen muss. Alle acht Personen geben ein schönes und eingespieltes Bild ab und es scheint manchmal so, als würden sie sich schon ein Leben lang kennen. Sogar Mira hat ihre feste, undurchdringlich scheinende Fassade gelöst und lacht nun mit den Anderen mit. Besonders das freut mich! Scheinbar kann ein bisschen Pferdegekuschel doch einen netteren Menschen aus einem herauskitzeln. Wir erreichen das nächste Waldstück. Das dichte Laubdach lässt die Sonne nur schwerfällig auf den Boden durchsickern. Schatten tanzen über den Boden. Entspannt lasse ich mich nach hinten fallen, wobei ich wieder meine Augen schließe. Meine Arme baumeln nun an Mistrals Bauch hinab und mein Kopf liegt auf seiner Kruppe. Für einen Moment vergesse ich die Welt um mich herum. Einfach alles! Der Rest scheint so unwichtig! So klein! Alles was zählt sind ich und das Pferd. Und dieses besondere Etwas, das uns verbindet. Ein Gefühl, eine Verbindung, die ich noch nie zu einem anderen Lebewesen gespürt habe. Nicht zu meinen Pegasi, nicht zu James und auch nicht zu Harry. Harry! Augenblicklich habe ich wieder das Gefühl, dass seine Lippen auf meinen liegen. Ihn einfach an mich heranziehen zu können. Die Wärme, die er ausstrahlt. Und die Freude, die ich lesen kann, wenn ich in seine moosgrünen Augen blicke.

Ein erstauntes Raunen hinter mir, lässt mich hochschrecken. Ich blinzele gegen die Sonne und schirme meine Augen mit der Handfläche ab. Wir haben die letzten Bäume hinter uns gebracht. Und nun ist der Blick frei. Der Blick auf das Meer! Wir stehen auf einer hohen Klippe. Unter uns befindet sich ein wunderschöner Sandstrand. Das Rauschen der Wellen ist laut zu hören, wenn sie gegen Felsen in der Brandung schlagen. "Wir sind da!", murmele ich lächelnd. Behutsam rutsche ich von Mistrals Rücken. Die Anderen tun es mir nach. "Was hast du vor?", fragt Niall leicht irritiert. "Na was wohl? Runter ans Wasser natürlich!", übernimmt Zayn das Antworten. Er steht bereits mit Pacos Zügeln in der Hand dicht hinter mir. Ich nicke noch einmal bestätigend, bevor ich Mistral vorsichtig einen steilen Trampelpfad hinunterführe. Die Anderen folgen mir ebenso vorsichtig.

Fast dreißig Minuten verbringen wir am Strand. Die Pferde werden abgesattelt und mit ihnen an den Zaumzeugen gehen wir ins Wasser. Den Tieren und Menschen scheint die Abkühlung sehr gut zu tun, denn es wird ausgiebig geplanscht und herumgetollt. Ich ziehe mich als Erste zurück und lasse mich im reinen Sand nieder. Mistral legt sich neben mich und ich schmiege meinen Körper an seine Schulter. "Ach Großer! Ist das nicht schön hier?" Antwortend schnaubt er und schlägt ein paar mal mit dem Kopf. Bald kommen auch die restlichen Menschen aus dem Wasser. Die Pferde können auf einem kleinen Wiesenstück grasen, während wir zu neunt die mitgenommenen Satteltaschen leeren und Essen und Trinken hervorziehen. So entsteht ein kleines improvisiertes Picknick. Die Luft ist immer noch warm und schmeckt leicht salzig. Die Wellen werden manchmal sogar bis zu uns hingespült und kitzeln unsere Füße. Harry sitzt neben mir. Unsere Finger kreuzen sich schon längere Zeit. Zufrieden seufzend lehne ich meinen Rücken gegen seinen Oberkörper. Louis und Niall scheinen dies als einzige zu bemerken und werfen uns ein verschmitztes Grinsen zu. Sofort steigt Wärme in meine Wangen und verlegen schaue ich weg. Harry grinst über mein Verhalten und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange.

Nach wenigen Minuten ist es allerdings Zeit weiterzureiten. Ich will gerade aufstehen, doch scheinbar ist Harry schneller als ich. Von hinten schiebt er mir seine Arme unter meine, umfasst meine Hüfte und zieht mich mit einem 'Hepp' auf die Füße. Lachend drehe ich mich zu ihm um und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dabei ist mir in dem Moment allerdings komplett egal, dass alle Blicke auf uns ruhen. Bis von Liam ein 'Naaaaawww' kommt. Leicht erschrocken taumele ich zurück, doch als ich Liam genau ausmachen kann, rolle ich nur kurz mit den Augen und begebe mich dann zu den Pferden.

Die erste Hälfte des Rückwegs verläuft ebenfalls ganz locker. Wir haben schon mehr mit dem Trab begonnen und mein Plan ist es, über die nächsten Stoppelfelder zu galoppieren, denn alle machen einen ganz sattelfesten Eindruck. Und auf den Galoppvorschlag hin kommen acht freudige Reaktionen. "Auf der kleinen Lichtung traben wir an. Versucht tief im Sattel sitzen zu bleiben und mit dem Becken den Bewegungen des Pferdes zu folgen. Wenn wir aus dem Wald heraus sind galoppiere ich an. Ihr gebt die Hände vor und schnalzt einmal! Die Pferde werden Mistral folgen und mitgaloppieren!", gebe ich als kurze Erklärung ab, "Und zum durchparieren den Oberkörper ganz leicht zurücknehmenn ausatmen und die Zügel aufnehmen!" Dann gebe ich Mistral Schenkeldruck und brav trabt er an. Wie angekündigt galoppiere ich nach dem Wald an. Kurz werfe ich einen Blick über die Schulter. Die anderen Reiter brauchen nur ein paar Galoppsprünge um sich an die Bewegung zu gewöhnen und sitzen dann relativ gut auf dem Pferd. Naja, zumindest gut für das erste Mal! Aber da ist noch ganz viel Luft nach oben!

Als wir am nächsten Waldstück ankommen pariere ich Mistral langsam durch. Da ich mich relativ weit nach vorne abgesetzt habe, haben die Anderen genug Zeit um zu reagieren. Harry kommt als Erster neben mir an. "Wow! Das war.." "Voll der Hammer!", beendet Louis seinen Satz. Taifun und Thunder sind die Jüngsten und damit auch die Schnellsten der Pferde. Doch in nur kurzen Abständen kommen auch die verbliebenen Pferde mitsamt Reiter auf dem Rücken an. Gemächlich trotten wir weiter durch das letzte Waldstück, das uns noch vom Hof trennt. Doch kurz bevor wir zwischen Bäumen wieder aufs freie Land kommen, knacken Äste neben uns. Die Pferde heben gleichzeitig die Köpfe und spitzen die Ohren. Mistrals Körper spannt sich an und aufgeregt schnaubt er. Ich lehne mich leicht vor und klopfe seinen Hals, den Blick weiter in den Wald gerichtet und die Hand leicht gehoben, um schnell Pfeil und Bogen ziehen zu können. Im Augenwinkel sehe ich wie Louis absteigt. "Was hast du vor?", raune ich ihm zu. "Na, ich will nachsehen, was passiert ist!", antwortet er trotzig. "Ist das dein Ernst!", frage ich verblüfft, doch ohne zu antworten, geht Louis unberührt weiter. Augenrollend steige ich vom Pferd und folge ihm. Kurz habe ich ihn durch die Verzögerung aus den Augen verloren, doch als ich ihn wieder entdecken kniet er mit dem Rücken zu mir auf dem Boden. Schnell laufe ich zu ihm und als ich über seine Schulter blicken muss ich laut auflachen. Es ist ein erleichtertes Lachen, denn in seinen Armen hält er eine kleine Taube und streichelt sanft über ihre Federn. Ohne mich eines Blickes zu würdigen erklärt er: "Sie muss gestürzt sein! Wir sollten sie mitnehmen und versorgen!" Dann steht er auf und geht einfach an mir vorbei. Ich folge ihm, noch immer lachend. Bis mir auf dem matschigen Boden Spuren auffallen. Erst halte ich sie für die, eines großen Hundes oder eines Wolfes, aber bei genauerem Betrachten fällt mir auf, dass es Spuren von Wargen und Höllenhunden sind. Schnell weg von hier! Ich renne Louis hinterher und schwinge mich sofort auf Mistral. "Wir sollten schnellstmöglich weg hier! Ich nehme die Taube Louis! Und dann gibt es einen weiteren Galopp!" Die Anderen nicken, Louis gibt mir die Taube, schwingt sich auf Taifun und gemeinsam preschen wir bis auf den Hof. Die Pferde sind schnell abgesattelt und versorgt und gemeinsam begeben wir uns ins Haus.

Gegen den frühen Abend sitzen wir wieder gemeinsam auf den Sofas und Sesseln. "Wir haben Kevin oben einen schönen Käfig eingerichtet!", berichtet Louis als Erstes. "Kevin?", fragt Mira verwundert, "Wer ist denn das?" Und mit diesen Fragen hat dieses Mädchen meine Gedanken perfekt wiedergegeben. "Er hat die Taube Kevin genannt!", erklärt Zayn und gibt Louis dabei einen Schlag auf den Hinterkopf, da Louis vor ihm auf dem Boden sitzt. Er funkelt Zayn an und reibt sich den Hinterkopf. "Wer nennt denn eine Taube Kevin?", fragt Melina weiter. Und schon wieder genau meine Gedanken. Entrüstet verschränkt Louis seine Arme vor der Brust: "Hast du etwa was gegen Kevin?" "Nein haben wir nicht! Wir würden nur nie auf die Idee kommen eine Taube Kevin zu nennen!", übernehme ich das Wort. "Das liegt daran, dass euer Gehirn normal funktioniert!", kommt nun wieder von Zayn. Diesmal dreht Louis sich um, um Zayn zu schlagen, aber dieser kann ausweichen und so schlägt Louis versehentlich Liam. "Eyy!", ruft dieser empört und schlägt Louis zurück. Wir alle brechen in Lachen aus.

Der Abend mit den fünf Jungs und den drei Mädchen ist echt lustig, aber heute reicht es mir an neuen Erfahrungen!

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Next Kapiii! Und mal wieder sorry, dass es erst heute kommt, aber mein Wochenende war komplett zugeplant und meine Mutter hatte in den letzten Tagen auch Geburtstag( ly😘). Und dann war ich gestern Abend auf WattPad und weil es mal wieder rumgesponnen hat, wurde mehr als die Hälfte meines Kapitels gelöscht😒 Dankeschön!😑😒

Eure Vici❤

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