Kapitel 11: Eine süße Verrückte

|Harry|
Alle stehen wie versteinert da. Mit dem Blick auf den Anhänher gerichtet, in dem ein Pferd rebelliert. Es dauert nicht lange und nach einigen weiteren Tritten gegen das Metall fliegt die Ladefläche krachend zu Boden. Wegen dem lauten Geräusch zucke ich zusammen. Als ich meinen Blick wieder zum Hänger richte, schlängelt sich gerade ein Pferd hinaus. Groß und tiefschwarz. Das Tier stellt sich auf die Hinterbeine und lässt ein lautes Wiehern hören. Das zerrissene Halfter hat es bereits über den Hof geschleudert. Meine Augen wandern zu Liandra. Sie steht ebenfalls wie festgewachsen da und blickt dem Tier tief in die Augen, bis sie sich plötzlich und wie aus dem Nichts umdreht. Ich folge ihrem Blick, kann aber nichts sehen. Es sieht sehr danach aus, als würde sie mit jemandem Reden. "Sag mal, bin ich blind oder führt sie Selbstgespräche?", höre ich Niall leise neben mir fragen. Ich bin also nicht der Einzige, der sieht, dass dort niemand ist.

Meine Augen wandern wieder zu dem Pferd, welches dort steht und Liandra immer noch durchdringend anschaut. Erst jetzt sehe ich, dass es ein normal dunkles Auge hat, das Andere aber ist hellblau und erinnert mich an das Auge eines Menschen. Ich habe zwar kaum Ahnung von Pferden, aber das ist, denke ich, nicht normal. Seine Ohren hat es nach hinten gelegt und es sieht aus als würden sie mit dem Hals zu einer geraden Linie verschmelzen. Im Augenwinkel sehe ich wie Liandra sich nun wieder zum Tier wendet. Der Mann, wenn ich das richtig mitbekommen habe, heißt er Alex, schaut sie ebenfalls an, als würde er auf einen Befehl von ihr warten. Doch als das Pferd sich erneut aufbäumt, schnappt er sich ein Seil, das neben ihm auf dem Boden lag, und läuft auf das Tier zu. Liandra braucht scheinbar kurz um das mitzubekommen, aber dann rennt sie ihm hinterher und ruft entsetzt: "Alex!" Dieser bleibt auch abrupt stehen und blickt ihr verwirrt in die Augen. Das Tier scheint darin eine Fluchtmöglichkeit zu sehen und dreht sich zur Seite.

Jetzt blickt er uns an. Ein weiteres Mal stellt er sich auf die Hinterbeine. Dadurch wirkt er riesig. Seine Augen blicken wild durch die Gegend, bevor er mit einem erneuten Wiehern losgaloppiert. Direkt auf uns zu! Seine Hufe donnern über den Boden, während er immer näher kommt. Wir alle stehen wie gelähmt da und blicken zu dem Tier. Angst fährt durch meinen Körper. Im letzten Moment ruft Liandra laut: "Firefly!" Das Pferd, das wir schon von der Begegnung am Strand kennen, läuft los und stellt sich gerade so zwischen uns und das tobende Pferd. Er steigt ebenfalls in die Luft. Scheinbar eingeschüchtert bremst das andere Pferd abrupt ab und dreht sich auf der Stelle um. Erleichtert atme ich aus.

Liadra hat bereits ein Seil vom Boden aufgehoben und treibt das Pferd nun mit der Hilfe von Firefly auf den großen und glücklicherweise eingezäunten Reitplatz. Schnell schafft sie es das Tor zu schließen und legt das Seil über die oberste Holzlatte. Wir sind ihr bereits hinterhergelaufen und sammeln uns nun am Zaun. Ich kann deutlich erkennen wie sie einmal tief durchatmet. Die Sonne scheint auf den Platz und die Bäume auf der einen Seite des Zaunes werfen lange Schatten über den Sand. Das Pferd galoppiert noch immer über den Platz. Sein Fell glitzert und glänzt in der Sonne. Genau wie Liandras Haare, die dadurch fast aussehen wie reines Gold. Ihre Augen glitzern ebenfalls, einerseits wegen der Sonne und andererseits, weil sie den Anblick des Pferdes genießt. Irgendwie kann ich das Alles aus ihrer Mimik und Körpersprache lesen. Meinen Kopf stütze ich auf meiner rechten Hand ab. Mein Blick folgt jeder ihrer Bewegungen ganz genau. "Hat meine beste Freundin da etwa einen neuen Verehrer?", werde ich von der Seite gefragt. Verwirrt drehe ich meinen Kopf. Dort blicke ich in das Gesicht von dem Mädchen namens Lillieth, die zusammen mit Christina die Pferde gebracht hat. Ihre Augen glitzern mich neugierig an und ein verschmitztes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Als Antwort zucke ich nur mit den Schultern und möchte meinen Blick gerade wieder Liandra zuwenden, als Louis mir auf die Schulter klopft und neckend meint: "Ach Harold! Man sieht es dir an!" "Wirklich?", frage ich etwas kleinlaut. Ein eifriges Nicken der beiden Mädchen und von meinem Kumpel ist die Antwort. Seufzend atme ich aus. "Aber mach dir keine zu großen Hoffnungen.", kommt plötzlich von Alex, "Mit James kann es keiner aufnehmen! Nicht böse gemeint." "Na ja, kaum einer. Aber er hat einen Vorteil im Gegensatz zu den Anderen!", meint nun Christina an Alex gewandt. "Die grünen Augen!", beendet Lillieth grinsend den Satz ihrer Freundin, "Sie erinnern einen sehr an die von James, also hat er zumindest eine kleine Chance bei ihr zu landen." Damit ist das Gespräch über mich scheinbar beendet. Liandra hat es mittlerweile eh geschafft das Pferd zu beruhigen.

Na ja, trotzdem wären wir nicht viel weiter gekommen, denn in diesem Moment geht ein kurzer Luftzug über das Gelände und urplötzlich steigt das Pferd wieder auf die Hinterbeine. Wegen dem nur kleinen Abstand zu Liandra, stolpert diese zurück und fällt schließlich auch hin. Schnell krabbelt sie mit dem Rücken zum Boden und das nun wieder tobende Tier weiter im Blick. Auf einmal prallt sie mit dem Nacken fast direkt vor Alex Füßen gegen den Zaun. Erschrocken rufe ich ihren Namen. Alex reagiert schnell und hüpft über den Zaun. Ich renne schnell zu der Stelle um Liandra mit über den Zaun zu heben. Alex greift sie unter den Armen und hieft sie über den Zaun. Das Pferd galoppiert immer weiter auf uns zu und nähert sich schnell. Ich nehme Liandra an und lasse mich sanft mit ihr in meinen Armen auf de Boden sinken. Ihre Augen sind weit aufgerissen und ihre Atmung geht schwer. Die Anderen sage etwas und sprechen auf sie ein, aber ich verstehe nicht genau was sie sagen, denn ich konzentriere mich nur auf das Mädchen, welches ängstlich in meinen Armen liegt. Alex schafft es auch nur gerade so über den Zaun, bevor das Pferd fast gegen ihn rennt.

"Was ist passiert?", fragt sie plötzlich und Stille breitet sich aus. "Nichts! Sir haben uns kaum bewegt.", antworte ich und breche damit das Schweigen. Schnell und irgendwie erschrocken springt sie auf. Verwirrt schaue ich sie an. Habe ich etwas falsches gesagt? "Er hat Angst! Er ist nicht wild, er hat nur Angst!", sagt sie zu sich selber.

Auf jeden Fall klettert sie jetzt auf den Zaun und sagt noch: " Ich will hier am Zaun keine Bewegung und kein Geräusch mitbekommen! Verstanden?", sagt sie uns noch. Sie beginnt eine Melodie zu pfeifen und rutscht langsam hinter dem Zaun wieder zu Boden. Das Tier tobt immer noch im hinteren Bereich des Platzes. Wie selbstverständlich läuft sie auf ihn zu. "Sie ist verrückt!", flüstert Zayn mir zu. "Ja, aber sie ist eine unglaublich süße Verrückte!", antworte ich genau so leise.

Tatsächlich scheint ihr Plan zu funktionieren, denn das Tier wird ruhig und spitzt interessiert die Ohren. Doch als sie verstummt, galoppiert das Pferd erneut an. Diesmal sieht ihre Reaktion 'dezent' anders aus: Sie bleibt locker und lässtsich langsam auf die Knie sinken. Sie senkt den Kopf ebenfalls und verharrt nun so. Gespannt betrachten wir das Geschehen. Ihre Hände legt sie vor ihre Knie und die Augen hält sie geschlossen. Dann beginnt sie ihm gut zuzureden und tatsächlich wird das Tier langsamer. Behutsam hebt sie den Kopf. Das Pferd kommt ihr immer näher, allerdings nur noch im Schritt. Entspannt und erleichtert schnaubt er ab. Auch ich atme erleichtert aus. Sie streckt ihm nun die Hand hin. Er reagiert ruhig und gelassen und beginnt die Hand zu beschnuppern. Sie streicht ihm immer noch sichtlich vorsichtig über die Nase, bis sie ihre Stirn gegen seine legt. Sie scheint ihm wieder etwas zuzuflüstern. "Wow! Sie hat es echt immer noch drauf!", höre ich Christina leise neben mir wispern. Da kann ich ihr echt nur zustimmen. Auch jetzt, als Liandra sich erhebt und das Pferd ihr vertrauensvoll folgt, könnte man meinen dieses sei das bravste Tier dieser Welt und die Beiden wären gemeinsam aufgewachsen und hätten ihr Leben zusammen verbracht. Mein Blick folgt ihnen wie sie nun gemeinsam über den Sand laufen und miteinander spielen. Der Anblick erinnert mich sehr an den Abend am Strand, als sie mit ihrem Fohlen gespielt hat.

Mit dieser schönen Erinnerung kommt allerdings auch der Schmerz wieder, den die Wunden auf meinem Arm in meinem Körper verbreiten. Mir wird leicht schwindelig und aus Reflex klammere ich mich mit beiden Händen an den Zaun, damit ich nicht einfach so umkippe. "Alles in Ordnung, Harry?", fragt eine besorgte Mädchenstimme. "Was?", sage ich verwirrt und drehe mich, für meinen momentanen Zustand, etwas zu schnell um, sodass ich ins taumeln komme. Noch gerade so greift mich ein Hand am Handgelenk und zieht mich an den Zaun zurück, damit ich mich abstützen kann. Nachdem ich meinen Kopf wieder etwas geordnet habe blicke ich auf. Vor mir steht tatsächlich Liandra und schaut mich besorgt an. Hinter ihr steht das schwarze Pferd und schaut etwas misstrauisch über ihre Schulter. Schnell lege ich meine Hand auf die Kratzspuren an meinem Unterarm. "Mir geht es gut! Bin nur noch etwas müde! Ich sollte so langsam auch reingehen!", sage ich schnell, weil ich gemerkt habe, dass die Anderen schon längst nach drinnen verschwunden sind. "Meinst du wirklich? Du bist mir hier gerade fast umgekippt!", meint sie immer noch besorgt. "Das geht schon! Mir ist nur kurz schwindelig geworden.", antworte ich nun wieder gerade stehend. "Na dann, bis morgen Harry!", sagt sie noch immer wenig überzeugt. "Bis morgen!", beende ich das Gespräch. Mit einem kurzen Winken geht sie an mir vorbei, das Pferd im Schlepptau. Ich drehe mich also auch um und setze mich in Bewegung.

Ich teile mir ein Zimmer mit Niall und Louis. Mein Bett steht direkt am Fenster und so kann ich den Hof überblicken und habe die beste Aussicht. Die beiden Anderen sind schon im Land der Träume, aber ich kriege kein Auge zu. Ich lege den Kopf schief und kann so gut aus dem Fenster schauen. Die Scheune ist noch immer beleuchtet, also sind Liandra, Christina und Lillieth noch auf. Beim Abendessen haben wir mitbekommen, wie sie mit dem zweiten Hofbesitzer Mike gesprochen haben. Für Liandras Freundinnen hat man kein Zimmer mehr frei gehabt und fahren konnten sie nicht, weil ihr Wagen einen Platten hat. Alex ist also mit dem großen Wagen schon gefahren und die Mädels wollen am nächsten Tag mit dem kleinen fahren. Außerdem wollte Liandra dort schlafen damit sie die Pferde im Blick halten kann, vor allem den Hengst, damit er den Stall nicht zerlegt.

Während ich darüber nachdenke, was die Mädchen wohl noch machen fallen mir die Augen doch irgendwann zu und ich sinke in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

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That was it! Und warum zur Hölle habe ich das auf Englisch geschrieben?😂 Irgendwie bin ich gerade dezent durch😂 Ich hoffe das Kapitel ist mir gelungen und euch gefällt die Story😂

Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr✨🎇🎆

Eure Vici❤

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