P.O.V Phil

Mit zusammengekniffenen Augen schaute ich meinen Gegner an. „Was willst du, Manu?", zischte ich durch meine Zähne, ohne ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu verlieren. Meine Hand lag schon am Griff meiner Waffe, bereit, nur darauf wartend, sie jeden Moment zücken zu müssen.

Ich wollte nur das Gebiet etwas ablaufen, als ich Manuel, offensichtlich ein Mitglied der anderen Gruppe, getroffen hatte.

„Irgendwer muss doch den ersten Schritt machen!", im Gegensatz zu mir hatte Manuel seinen Kampfdolch schon von Anfang an in seiner Hand kampfbereit. Aber er sträubte sich, mich sofort anzugreifen, ich spürte es. Er schien, wie ich auch, die Situation genau abzuwägen.
„Manu, ich will dich nicht töten", versuchte ich es ein weiteres Mal. Wenn ich heute morgen geahnt hätte, was gleich passieren wird, ich wäre in der Base geblieben.

„Brauchst du auch nicht! Aber ich habe kein Bock, länger hier sein zu müssen als nötig, bis irgendwer den Mumm hat mal anzugreifen! Das ist nicht irgend ein verficktes Spiel, hier geht es verdammt nochmals um Leben und Tod! Aber irgendwie will das ja niemand einsehen. Also zeig ich es!"

Ich verstärkte meinen Griff um mein Schwert. Er meinte es wirklich ernst.
Ich wusste, dass nur einer von uns beiden dieses Feld heue lebend verlassen würde. Und ich würde mich wehren, wenn er wirklich vorhaben sollte, mich zu töten.
Angst machte sich in mir breit und Adrenalin wurde durch meine Adern gepumpt. Mein Herz schlug wie wild. Ich sollte versuchen ruhig zu bleiben. Panik würde mich jetzt nur behindern.
Ich wusste, dass ich zwar, nur schon durch meine Körpergrösse und Masse, Manuel etwas überlegen war, aber werde ich dazu in der Lage sein ihn zu töten?

Er schnaubte und etwas in mir sagte, ich solle wegrennen. Aber jetzt war es zu spät um wegzurennen. Viel zu spät. Zumal mich Manuel dann von Hinten hätte überraschen können.

Ich hoffte die Stategiebesprechungen mit Jayda und meine Videospielfähigkeiten könnten mir etwas helfen. Aber Manuel war auch ein guter Gamer, das wusste ich. Ich durfte ihn auf keinen Fall unterschätzen, auch wenn das hier etwas ganz anderes war.

Blitzschnell hatte Manuel einen Schritt nach links gemacht und wollte mich von der Seite her anspringen. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig ducken und der scharfen Klinge seiner Waffe knapp ausweichen. Warmes Blut tropfte über meine Wange ins weiche Gras und intuitiv presste ich meine Hand auf die brennende Wunde. Ich war kurz abgelenkt, was ihm etwas Zeit verschaffte. Sowas musste ich vermeiden.

Dumpf landete er neben mir im Gras, stand aber sofort wieder auf.
Er war schon bereit für den nächsten Angriff und im nächsten Moment traf Metall auf Metall. Das helle Klirren jagte mir eine grauselige Gänsehaut über meinen Körper.

Ich dachte nicht weiter darüber nach, was ich machte. Ich machte es einfach.
Ich drehte mich zu meinem Angreifer um, als er gerade ein weiteres Mal mit seinem Dolch ausholte und rammte ihm mein Schwert in den Bauch. Sein Messer flog, nur knapp über meinen Kopf, und blieb in einem Baumstamm stecken.
Doch der Fokus lag auf der langen Klinge, die sich einen Weg durch Manuels Innereien bahnte.
Ich spürte den Widerstand, als sich das scharfe Metall durch seinen Körper bohrte. Spürte, als sie ihn komplett durchdrungen hatte. Sah den überraschten und gequälten Blick in seinen Augen, wie er den Mund aufriss und nur ein klägliches Röcheln von sich gab.
Instinktiv liess ich das Schwert los und machte ein paar Schritte zurück. Ich konnte nicht glauben, was ich getan hatte.
Manuel schwankte stark und versuchte das Schwert aus seinem Bauch zu ziehen, doch er war zu schwach dazu.
Ich stand nur wie paralysiert da, fassungslos, was gerade passiert war.
Wie in Zeitlupe fiel Manu ins grüne Gras, welches sich um ihn schon rot färbte.

Und ich drehte mich um und ging. Automatisch. ÜMechanisch. Ich hatte einen Menschen getötet. Es war nicht wie in einem Videospiel, sondern ich hatte einen echten Menschen getötet. Ich bin ein Mörder. Ich bin der Mörder von Manuel.

POV Caro
Da hatte doch was geraschelt? Ich sollte vielleicht nicht so vor mich hin summen, obwohl das echt ein unerträglicher Ohrwurm war.
„Hallo?", ich war nicht auf Krawall aus und wenns ganz blöd kommen sollte, box ich meinem Angreifer halt in die Eier. Und ja, auch einer Frau kann man in die Eier boxen.
Schmerzhafte Angelegenheit wenn man gerade seine Tage hatte. Wär auch ultra der abfuck, hier seine Tage zu haben. Ganz ohne Tampon oder anderen Hygieneartikel. Tampons sind schon eine feine Sache. Toll gemacht, Erfinder der Tampons, wer auch immer das war.

Ich war mit meinen Gedanken wieder etwas abgekommen und realisierte erst, dass da ein junges Mädchen vor mir stand, als ich fast in sie rein gelaufen wäre.
Sie schien sich mindestens genauso erschreckt zu haben wie ich mich.
Sie sah sympathisch aus, trotz des scharfen Messers in ihrer Hand und den etlichen Kratzern.
„Halloo", begrüsste ich sie lächelnd und sie sah mich nur verwirrt an, aber ich fuhr gleich weiter, „hast dir schonmal überlegt wie genial der Erfinder des Tampons war?"
Jetzt schaute sie noch verwirrter drein. „Äh... was?"
„Oh tut mir Leid, ich bin Caro", ich streckte ihr, höflich wie ich war, die Hand entgegen, welche sie auch zögerlich nahm und sich mir als Max vorstellte. Ich mochte sie.

„Kurze Frage", zog Max meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, „warum bist du so gelassen? Ich hätte dich eben easy töten können."
Ich zuckte nur mit den Schultern. „Warum nicht? Bringt ja nix jetzt noch traurig zu sein?"
Damit war das Thema offenbar beendet, aber ich spürte, dass sie noch etwas auf der Zunge liegen hatte. Trotzdem fragte ich nicht nach. Wäre ja schon etwas unhöflich.

Wir redeten gerade über irgendwelche belanglosen Sachen und ich fing an Max echt zu mögen, als plötzlich wieder dieses Laute Piepen erklang.
Ich presste meine Hände auf meine Ohren, in der Hoffnung es würde so den unerträglichen Ton ein wenig dämmen, und Max tat es mir gleich. Doch der Ton war noch genauso penetrant wie zu Beginn. Umso angenehmer war die kurze Stille, als der Ton verstummte. Eine mechanische Stimme aus dem Nix erhob sich und die Nachricht, die sie verkündete, jagte mir einen Schauer über den Rücken.

„Manuel, Gruppe 1, 0.8 überlebte Tage, tot durch Phillip."

Ich brauchte einen Moment um zu verstehen. Phil hatte jemanden getötet. Und das wusste jetzt jeder.

Max war die erste die sich fasste. Aber mit ihrer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Die sympathische Max von eben war komplett verschwunden.

Heulend schreiend umklammerte sie ihr Messer.
„Deine Gruppe hat Manu getötet! Er hätte noch nicht sterben sollen, sondern ich! Du und deine Gruppe... bestimmt bist du auch nur ein Lockvogel! Bestimmt! Ihr führt mich nur an der Nase rum, genauso wie Manuel!", sie schaute paranoid um sich und schrie. Ich bekam ernsthafte Angst.
„Max... ich bin kein Lockvogel. Ich schwöre", versuchte ich sie irgendwie zu beruhigen, ging aber automatisch ein paar Schritte zurück. Ihre Klinge war mir dann doch etwas zu nah.
„Aha", sie weinte und ich spürte ihre Angst. Sie mochte tough sein, aber in so einer Situation war ihre Reaktion mehr als verständlich.
„Schau mich an", ich nahm meine Waffe und Bogen sorgfältig in meine Hand und legte sie auf den Boden. Langsam machte ich ein paar Schritte zurück.
„Ich werde dich nicht angreifen, Max. Und ich werde mich nicht wehren, wenn du vorhast dich für Manuel zu rächen. Ich versteh's voll und ganz."

Eine Weile lang war es still. Max schaute mich nur an, schien die Situation ganz genau zu studieren und analysieren.
Irgendwo zwitscherte ein Vogel und ein kurzer Windhauch liess die Baumkronen verheissungsvoll rascheln.
„Nein.", meinte sie bestimmt. „Nein?", wiederholte ich ihre Worte. Ich wusste nicht genau was sie meinte.
„Nein. Ich werde dich nicht töten. Und ganz bestimmt auch nicht wenn du unbewaffnet vor mir stehst, wie denkst du von mir? Dass ich ein heulendes Weichei wär?" Mit diesen Worten drehte sie um und verschwand im Dickicht.

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