31. Dezember

Während die mächtgsten Helden der Erde (und Loki, der sich weigerte, als Held bezeichnet zu werden) gemütlich im Rathaus saßen und ihr Abendessen mehr oder weniger genossen (so gut man eben genießen konnte, wenn man von einer wütenden Prinzessin mit Todesblicken beschossen wurde), hatte es Freddy, unser Lieblingsjournalist, nicht so bequem. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, an Ort und Stelle einzupennen. Er lag zusammengerollt halb hinter und halb in einem verschneiten Busch und schnarchte in einer Lautstärke, die auf kurz oder lang sicher eine Lawine verursachen würde.

Er hatte sich irgendwann am Vormittag im Busch verkrochen, um die Avengers zu stalken und den einen oder anderen Clickbait-Artikel abzugreifen. Einige Fotos und Notizen hatte er sogar schon (aus Tonys Skiunfall ließ sich so einiges rausholen), aber irgendwann war er so gelangweilt davon gewesen, seinen Job zu machen, dass er einfach mitten im Schnee und Dreck eingeschlafen war. Als noch Menschen auf der Piste gewesen waren, war es so laut gewesen, dass sein Schnarchen einfach untergegangen war, doch jetzt, knapp anderthalb Stunden nachdem alle Skilifte für den Tag geschlossen hatten und man nur noch mit Skiern wieder ins Tal kommen würde, war es still und Freddys geschnarche ließe die Äste der umstehenden Bäume erzittern. Von der Lautstärke her machte er einem schlafenden Drachen Konkurrenz.

Doch Freddy war nicht allein. Er wusste nicht, dass er Gesellschaft hatte. Genau so wenig hatte besagte Gesellschaft mitgekriegt, dass da ein schnarchendes Walross im Busch lag (im Dunkeln war Freddy davon kaum zu unterscheiden). Da auch Michael der Skilehrer sich sicher war, allein zu sein, machte er ebenfalls ordentlich Lärm. Er hatte Kopfhörer auf. Ihm dröhnte auf voller Läutstärke Hulapalu von Andreas Gabalier durch die Ohren und er fühlte die Musik so sehr, dass er nicht anders konnte, als blöd dazu zu tanzen (oder er hatte einen epileptischen Anfall, in der Dunkelheit war das nicht so gut zu erkennen) und zu singen. Er sang nicht besser als Clint, Scott und Peter. Eventuell lag das aber auch nur an seiner grässlichen Songwahl.

Michael tanzte also singend durch den Schnee auf genau den Busch zu, in dem Freddy friedlich schlummerte. "HODI JODI JODI JEEEEEEE! HODI JODI JEEEEEE!", krakeelte er. Ein Vogel ließ einen verstörten Schrei ab und flog davon. Es grenzte an ein Wunder, dass Freddy von dem ohrenkrebserregenden Genöle nicht aus seinem Schlaf gerissen wurde. Eventuell waren seine Ohren aber auch nur mit Schnee verstopft. Ein episches Luftgitarrensolo hinlegend und dazu sehr komische Quietschgeräusche von sich gebend sprang Michael mitten in den Busch. Nur landete er nicht, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte, auf der Klappe, die ihn in den Vorraum des Verstecks gebracht hätte, sondern auf einem speckigen Schwabbeldings (wer den letzten Kalender gelesen hat, erkennt hier eventuell eine Parallele xD hach, ich liebe solche dämlichen Details). Der Skilehrer landete mit einem überraschten Fiepen unsanft auf seinem Hintern. Dabei traf sein Hintern wirklich die Falltür und er stürzte verängstigt brüllend ein paar Meter in die Tiefe. Wenige Sekunden später landete er erneut auf seinem Hinterteil, das jetzt gewaltig schmerzte.

"Ahahauuuuuu!", heulte er und musste wirklich ein paar Tränen wegblinzeln. Er würde einige Tage nicht mehr sitzen können, so viel stand fest. Das wabbelige Etwas draußen neben dem Eingang rollte sich gequält stöhnend ein Stück nach rechts und plumpste ebenfalls in die Falltür. Gut einen halben Meter unter der Falltür blieb es jedoch stecken, da es in einer sehr ungünstigen Position gefallen war. Freddy machte sich vor Angst wortwörtlich in die Hosen. Er kreischte wie ein Kleinkind, das von seiner Mutter einen Splitter aus dem Daumen gezogen bekam. Na Klasse, dachte sich Michael, es reicht ja wohl noch nicht, dass ich die schlimmsten Skischüler aller Zeiten abbekommen habe, ich muss mir auch noch den Hintern brechen.

Wimmernd rappelte er sich auf und humpelte zur Falltür, in der der verängstigt heulende Freddy feststeckte. "Maaaaamiiii! Hilf mir! Biiiiiitte! Ich entschuldige mich auch bei Staaaark!", flehte er. Hätte sein Arsch nicht so verdammt wehgetan, hätte Michael ihn sich vermutlich abgelacht. Dieser fette Idiot, der da die Falltür verstopfte, schrie doch tatsächlich nach seiner Mami. "Wos is'n los?", fragte eine Stimme über das Intercom. Man konnte deutlich heraushören, dass die Person, der diese Stimme gehörte, sich stark zusammenriss, um nicht zu Lachen. Jetzt hätte Michael auch gern angefangen, zu heulen. Es saß doch nie jemand im Überwachungsraum! Warum zur Hölle musste genau jetzt, an dem Abend, an dem Michael sich bis auf die Knochen blamierte, ein mal jemand in diesem gottverlassenen Kabuff sitzen?! "Irgendwos is hinder mia g'foin und stecka bliam.", knurrte er in seinem lächerlichen österreichischen Dialekt. Aus dem Intercom war eine Weile nur Gelächter zu hören.

Zwanzig Minuten später war Freddy mit ordentlich Butter aus der Röhre unter Falltür geholt worden. Jezt saß er gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl und war von Hydra-Agenten umringt. Geknebelt hatten sie ihn nur, weil er einfach nicht zu schreien aufgehört hatte. Jetzt besprachen sie, wie sie weiter mit Freddy verfahren sollten. "Wir sollten ihn auf einen Rollstuhl kleben, anzünden und den Berg runterstoßen!", schlug jemand vor. Der fehlende Akzent verriet ihn sofort als Nicht-Österreicher. "Nein! Spinnst du Klaus?! Der ist Journalist, das können wir nicht machen!", ein weiterer Nicht-Österreicher. Sein Name lautete Thomas und er war ein sehr großer Fan von Freddys Artikeln. Das konnte er jetzt aber natürlich nicht zugeben. Er konnte sich nicht ein mal darüber freuen, seinen Lieblingsjournalisten zu treffen, da er als ernsthafter Hydra-Agent natürlich einschüchternd auf ihn wirken musste. "Na schön, dann eben nicht! Du alte Spaßbremse!", beklagte sich Klaus. Tief in seinem Inneren war Thomas sehr erleichtert, dass Freddy nicht als menschlicher Feuerball enden würde.

Nach einigen weiteren sinnlosen Vorschlägen seitens Klaus, die alle irgendeine Art von Mord beinhalteten, wurde sich schließlich darauf geeinigt, dass es die einzig vernünftige Lösung war, Freddy in eine der Gefängniszellen zu stecken und dort zu lassen, bis jemanden eine wirklich sinnvolle Lösung einfiel. Bevor jemand Klaus aus dem Raum schob und ihn zurück zu seinem Arbeitsplatz brachte, ließ dieser es sich aber nicht nehmen, noch einen letzten strohdummen Vorschlag zu machen: Freddys Schädeldecke absägen, in seinem Gehirn herumschnippeln und so seine Erinnerungen löschen. Anschließend wollte er Freddy die Hirnreste dann zu essen geben. Mit einem Klaps auf den Hinterkopf und einem "Bitte such dir professionelle Hilfe!" wurde er aus dem Raum bugsiert.

Als gefragt wurde, wer sich um den Gefangenen kümmern würde, schnellte Thomas' Arm sofort in die Luft. "Hier! Ich! Ich!", rief er übermotiviert. Er erinnerte stark an einen Grundschüler. Da keiner außer ihm Lust hatte, sich mit Freddy zu befassen, wurde ihm der Job mit einigen komischen Blicken überlassen. Er schnappte sich die Lehne von Freddys Stuhl und begann, ihn zu den Zellen zu schleifen. "Ich heiße Thomas! Großer Fan. Ist echt toll, Sie mal so im wirklichen Leben zu treffen!", ächzte der Agent. Freddy war genau so schwer, wie er auch aussah. Den ganzen Weg zur Zelle ließ Thomas den Fanboy raus. Hätte er sein Handy dabei gehabt, dann hätte er sicher auch noch ein Selfie mit dem gefesselten Freddy geschossen.

Freddy auf seinem Stuhl fing ganz allmählich an, zu glauben, er sei verrückt geworden. Er musste übergeschnappt sein. Dieser komische Affenzirkus hier konnte doch keineswegs real sein. Oder etwa doch? Was immer es auch war, er saß tief in der Scheiße, das wusste Freddy.

Hello again! Wie sich hier an dem Kapitel eventuell erkennen lässt ist das nicht das Ende des Kalenders. Ja, eigentlich waren nur 31 Kapitel geplant, aber da eine gewissen Baara seit Ewigkeiten die Ambal und Ondo Story nicht updatet, sterbe ich an laner Weile und besagte lange Weile muss ich in Form von Dummheit hier rauslassen. Was ich damit sagen will ist, dass der Dezember in diesem Adventskalender künstlich verlängert werden wird. Wie lang weiß ich noch nicht, aber das sehen wir schon noch.

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