Mein Netz

Im nicht so netten Lebensnetze
geborgen, aber eingesperrt,
vergeh ich mich, brech die Gesetze,
und wünsch die Maschen weit gezerrt.
Ich zieh zur Schlacht, die unverzeihlich,
wenn mich nicht Schild noch Panzer schützt.
Die harte Haube drückt gar greulich;
ich bin gewiss: Der Kopfschmerz nützt.

Bin bandagiert, die Schlacht geschlagen,
die Burg der Freiheit ward gestürmt.
Ich darf den neuen Herrn nicht fragen:
Warum ist mancher noch getürmt?
Es wirke Wein der Freiheit Wunder,
so sagt man in dem stumpfen Stein.
Ich seh die Sterne, mir wird bunter,
doch grau muss gleich die Zukunft sein.

Wir müssen weiter uns erwehren
der neuen Recken vor dem Tor.
Belagert, müssen wir verzehren,
und trauen uns doch kaum hervor.
Noch siecht die Seel im Knochengitter,
vom fahlen Fleische fast befreit.
Artillerie, das Schlachtgewitter,
verstören, mancher stirbt zurzeit.

Man sagt, die Liebeslust befreite,
dich schlöss' nicht Treue ein noch Norm.
Doch wo man sich der Freuden freute,
wohl würgt die Tränenlast enorm.
Und bist du einmal frei geflogen,
begierig, sicherlich nicht satt,
hat dich nur kurz der Schein getrogen,
und dann bist du am Boden, platt.

Im Frei'n gelandet - wohin gehen?
Und winters frier ich, wenn nicht frei.
Der freie Schnaps verwehrt zu stehen,
ich frag mich, ob ich glücklich sei.
Ein Schloss, das lass' auch mal in Ruhe,
verschlossen ist's nicht ungesund.
Die Tür ist Deckel einer Truhe,
dir bleibt bald nur die Geisterstund.

Ein weiser Mann hat mich gewiesen
vom Freien fort; ein kleines Stück,
besoffen von den Freiheitsgrüßen,
so wünsch ich mir mein Netz zurück.

6. 12. 2020

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