Eisbär

Klimawandel, Leiden-und-leiden-lassen, und Seitenhieb gegen Romantik - was will ich thematisch mehr?

Die Heimat Schnee, und ewig Eis,
es friert, was von mir noch lebendig.
Ich laufe auf des Bauchs Geheiß,
ich riss zu wenig Fleisch beständig.
Doch mag das Eis auch schmerzhaft sein,
muss umso mehr mich Hunger schmerzen.
Mein heißes Blut hat Durst, will Wein,
wenn Wasserschollen mit mir scherzen.

Ich trinke Schnee und Beutesaft -
was mich nicht frostet, muss mich fordern.
Genießend, wenn die Wunde klafft,
muss ich zum Jagen mich beordern.
Dann riech ich euch und lauer lang,
erfröre, solltet ihr ersticken.
Ich will die Haut von meinem Fang,
und ess das Gute von den Stücken.

Statt omni- lieb ich's carnivor,
ich mich am warmen Wein erfrische.
Zum Atmen zwingt es euch hervor,
vom Tränenmeer, wo alle Fische.
Wer flieht, gequält von meiner Krall?
Ich werd euch aus dem Leben zerren,
ihr fallt dem giergen Überfall
zum Opfer, in mein Speck zu sperren.

Lab frivol mich am Fettgeweb,(1)
zu gern, doch häng' herab die Häute.
Auch Kinder nährn mich nicht, ich leb
am Limit meines Hungers heute.
Die Herd erstreckt sich wahrlich weit,
die Beute trägt so spitze Zähne.
Sie tragen prächtig's Futterkleid,
ein Schmaus, den ich so sehr ersehne.

Mein Zahn begehrt das Fleisch, so fett,
erhofft sich schon die blutgen Brocken.
Doch Riesenrobben sind nicht nett,
wolln meine Bisse nicht nur blocken.
Ein Hauer gräbt sich in die Haut,
so satt, doch lässt er mich nicht speisen.
Gewalt ist mit dem Speck vertraut,
das will das Mütterlein beweisen.

Ich bin ein Fastentier, doch darb,
kann ich mit Fraß mich niemals pflegen.
Nachdem das nötge Eis erstarb,
verlang ich selbst schon nach Gelegen.
Die Bösen wer'n wohl ausgesiebt,
man soll nicht Wein aus Nächsten lecken.
Ich leid alleine, ungeliebt,
wer Mensch ist, lässt mich gern verrecken.

1) Idee: Alles ultralang sprechen

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