"Wollt ihr ein Stück Kuchen?", fragte ich meinen Bruder und Tauriel, die noch immer im Schatten eines Apfelbaums lagen.
"Ja, gerne", meinte die Elbin lächelnd und folgte mir auf die Terrasse, Hand in Hand mit Tom.

"Dieser Kuchen schmeckt gut", gab Thorin zu und schnitt sich noch ein Stück ab, "aber langsam frage ich mich, wo mein Neffe und Selina sind. Die beiden sind nicht wieder aufgetaucht, seitdem sie in den Wald gegangen sind. Denkt ihr sie haben sich verlaufen?"
Kili antwortete: "Nein, so blöd ist mein Bruder schon nicht, sie werden schon wieder kommen."
Sein Onkel sah nicht wirklich überzeugt aus und Thranduil grinste:
"Machst du dir etwa Sorgen? Wie niedlich, so kenne ich dich gar nicht!"

Der Zwerg funkelte ihn wütend an:
"Die beiden sind meine Neffen. Ja, ich fühle mich verantwortlich für sie. Aber so was wie Liebe kennst du natürlich nicht, du bist ja nicht mal verheiratet! Deine Frau hat es wahrscheinlich nicht mit dir und deinem Sohn ausgehalten, nicht wahr?"
Ich verschluckte mich fast an meinem Tee. Jetzt war Thorin zu weit gegangen. Ich wusste ja zu gut, was mit Thranduils Frau passiert ist, die Szene brachte mich jedes mal fast zum Heulen.
Thranduil stand auf und sah auf den Zwerg hinab.
Die Augen des Elbenkönigs sprühten Funken. Wenn Blicke töten könnten, wäre Thorin jetzt garantiert tot.
"Wag es nie wieder meine Frau auch nur zu erwähnen du dreckiger König ohne Königreich", knurrte er und ging ohne ein weiteres Wort.
Keiner wagte etwas sagen. Kili war vollkommen geschockt über den Ausbruch des Königs, seine Hände zitterten.
"Entschuldigt mich", murmelte Legolas und stand ebenfalls auf. Ich bemerkte, dass Tränen in seinen Augen glitzerten. Ein weinender Legolas. Ich schluckte. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
Kurz überlegte ich, ob ich ihm folgen sollte, doch Tauriel schien meine Gedanken gelesen zu haben und schüttelte den Kopf.
"Lass die beiden lieber alleine."

"Toll gemacht Thorin", meinte sein Neffe sarkastisch, "die Stimmung ist jetzt auch am Arsch." (Ja, er hatte sich tatsächlich mit unserm Vokabular angefreundet).
Der Zwergenkönig verdrehte die Augen. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Prinzessin gleich so regieren würde."

Eine halbe Stunde später, Fili und Selina waren immer noch nicht aufgetaucht, kam Thranduil wieder nach draußen.
Er würdigte Thorin keines Blickes und ging erhobenen Hauptes an uns vorbei in den Wald.
Tauriel, mein Bruder und ich wollten Karten spielen und Kili und Thorin diskutierten wild. Was die zwei wohl hatten?
"Ich hole schnell die Karten", meinte ich und betrat die Hütte. Sie waren wahrscheinlich noch in meinem Rucksack auf dem Dachboden und ich kletterte nach oben.
Oben angekommen zuckte ich zusammen. Vor mir, auf einer Matratze, lag Legolas. Seinen Kopf hatte er in einer Decke vergraben und seine ganzer Körper zitterte.
Ich erstarrte, als ich sein herzzerreißendes Schluchzen hörte.
Um Gottes Willen, was war hier nur los?
Ich überlegte schon, ob ich mich leise wieder nach unten schleichen sollte, aber da setzte er sich plötzlich auf und sah mich an.

Seine Augen waren gerötet und Tränen liefen über seine Wangen. Er erschien mir noch blasser als sonst und flüsterte: "Es tut mir leid, Elli..."
"Dir muss doch nichts leid tun", erwiderte ich verwirrt, "aber wenn du reden willst..."
Er verzog das Gesicht und sah in dem Moment so traurig aus, dass ich mich neben ihn setzte und in den Arm nahm.
"Du weißt doch sicher schon alles", murmelte er in meine Schulter, "über meine Mutter. Das wurde in den Filmen doch bestimmt erwähnt, oder?"
Ich schluckte wieder und nickte.
"Vorhin, als Thorin meinen Vater auf seine mangelnde Liebe angesprochen hat, das hat mich ziemlich aufgewühlt", fuhr der Elb fort.
"Verständlich", meinte ich leise und strich ihm über die Schulter, "ich hau Thorin eine rein wenn du willst..."
Er lächelte kurz traurig, holte tief Luft und erhob sich.
"Kommst du mit schwimmen? Das hilft glaube ich..."
Ich gab ihm einen Kuss und umarmte ihn.
"Wenn du irgendwann Probleme hast, sprichst du mit mir, in Ordnung? Und Thorin verprügel ich auch..."