Lebt wohl meine Freunde...

Vor Aufregung brachte ich keinen Bissen hinunter, auch wenn meine Pizza herrlich duftete.
Selina schaffte es ebenfalls nicht, sie starrte ihre Margherita nur an wie ein Alien, während sie unruhig mit dem Bein wippte.
Die anderen hatten jedoch alle Hunger und Genossen ihre Pizza und ich fragte mich ernsthaft, wie sie das in dieser aufregenden Situation nur hinbekamen.

"Alter, könnt ihr dann langsam mal anfangen, uns ein bisschen schlauer zu machen", rief meine Freundin nun aufgebracht und ich schloss mich dankbar an. "Bitte, wir sterben fast vor Spannung!"

Wir versuchten, Gandalf und meinen Vater so herzerweichend wie möglich anzublicken, worauf die beiden Säcke erst mal in schallendes Gelächter ausbrachen. Nachdem sie sich halbwegs beruhigt hatten, meinte der Zauberer freundlich: "Nun gut, wenn ihr bereit seid, sollt ihr nun die Wahrheit erfahren."

Sofort wurde es mucksmäuschenstill am Tisch, lediglich die drei Elben hörten uns vielleicht noch atmen.

"Also", begann Gandalf und wir blicken ihn alle gespannt an, "für die meisten Menschen ist Mittelerde nur eine Erfindung, die Möglichkeit, dass sich dahinter mehr verbergen könnte, ziehen sie gar nicht in Betracht. Es ist jedoch möglich - auch wenn es zugeben recht selten geschieht - dass einige Personen, so wie ihr sieben, über im ganzen Land verteilte Portale einen Weg auf den Planeten Erde finden. Mich hat das gleiche Schicksal erreicht, und zwar hier im Jahr Zweitausendundeins nach Christus, als der gute Franz hier gerade auf einer Italienreise war."

"Dann habt ihr euch also 2001 kennengelernt?", fragte ich meinen Vater staunend, welcher sofort nickte.

"Ja, das haben wir", erklärte Gandalf, "ihr müsst wissen, das war eine recht seltsame Situation. Ich besuchte gerade den Erebor, und urplötzlich stand ich - gemeinsam mit euer Mutter" - dabei nickte er Fili und Kili zu - "Herr Elrond, Frau Galadriel und einem gewissen Arathorn in einer Pizzeria am Gardasee... Ihr könnt euch vorstellen, wie geschockt wir im ersten Moment waren. Euer Vater hat uns jedoch sofort erkannt und uns auf einen Drink eingeladen. Dann wurde mir klar, was gerade geschehen ist. Er war so spontan, uns auf seine Reise mitzunehmen, wir lernten das ganze Land kennen und kamen bis auf diese Insel Sizilien. Und natürlich den guten italienischen Wein. Als Franz dann zurück zu seiner Familie musste, gelang es uns, über ein anderes Portal nach Mittelerde zurückzukehren."

Fassungslos folgten wir dem Bericht des Zauberers. Das war ja noch viel krasser, als wir es erahnt hatten... "Das hat Mutter uns nie erzählt", brummte Fili beleidigt und sein kleiner Bruder schloss sich an: "Sie hätte uns ruhig mal Pizza oder so was mitbringen können..."

Wir lachten kurz, doch dann ergriff mein Vater wieder das Wort und wir lauschten gebannt.

"Im nächsten Jahr machte ich mich wieder auf den Weg an den Gardasee, und es gelang uns tatsächlich, uns alle wiederzusehen. Dis war schwanger, Arathorn hatte ebenfalls Nachwuchs bekommen und es wurden wirklich ein paar schöne Wochen. Wir verabredeten uns auf das nächste Weihnachtsfest, das wir dann gemeinsam verbringen konnten."

"Halleluja!", kreischte ich und sprang vor Freude auf. Das bedeutete doch, dass...

"WIR WERDEN EUCH BESUCHEN KÖNNEN!", brüllte auch Kili und hob Selina hoch, um sie in die Luft zu werfen.

"Juhu!", quietschte ich und fiel Legolas um den Hals, scheiß egal, dass mein Vater dabei war.

Auch Tom und Tauriel lagen sich strahlend in den Armen, Gandalf lächelte:

"Ja, aber nur, wenn jeder einzelne von euch das auch von Herzen will. Aber da sehe ich keinen Zweifel, nicht wahr?"

"An mir solls nicht scheitern", meinte Thranduil großspurig, "ich muss zugeben, der deutsche Wein hat es mir wirklich angetan."

Kili und Selina tanzten Hand in Hand um den Tisch, Thorin und Bilbo hatten sich in eine feste Umarmung zurückgezogen und ich konnte einfach nur noch lächeln. Es war quasi perfekt. Der Gedanke daran, dass uns die Mitties in ein paar Stunden verlassen müssten, wog auch nicht mehr schwer. Solange wir noch den einen Trumpf ausspielen konnten...

"Nüchtern reist es sich besser", meinte Gandalf kopfschüttelnd, nachdem ich ihn noch schnell zum Frühstück einladen wollte.

"Rauchst du das nächste Mal was mit mir dafür?", fragte ich, worauf der Zauberer grinste. "Wenn dein Vater nichts dagegen hat, gern. Aber wobei, er muss es nie erfahren, oder?"

Ich lachte und fiel Gandalf um den Hals. "Danke, Gandi, du bist echt der coolste Zauberer von allen."

Weil die Mittelerdler die letzten Schritte alleine gehen wollten, verabschiedeten wir uns schon im Garten von ihnen. Tom und Tauriel kuschelten seit einer gefühlten Ewigkeit und heulten. "Wai das it hört so matsch?", jammerte die Elbin nun verzweifelt und ich tauschte einen genervten Blick mit Selina, die mich kurz angrinste. Hatte sie ihr das ernsthaft als Abschiedsfloskel beigebracht oder wie?

"Because it was real.. Äh, because it is real, meine ich", murmelte mein Bruder traurig, auch wenn Tauriel das jetzt wohl kaum verstanden hatte.

"Alles Gute für die Schlacht", meinte ich und drückte Leggy einen Kuss auf die Wange.

"Dir auch", erwiderte er lächelnd, "Schule ist bestimmt auch eine Schlacht, oder?"

Ich lachte trotz meiner Traurigkeit und umarmte ihn nochmal. "Ich glaube, ihr müsst gehen. Gandalf sieht schon voll gestresst aus..."

Tatsächlich stand der Zauberer bereits am Gartenzaun mit Bilbo, Fili und Kili. Selina flüsterte gerade Thorin etwas ins Ohr, worauf ihr dieser freundlich zulächelte und anerkennend auf die Schulter klopfte.

"Lebt wohl", verabschiedete sich Legolas, "wir werden uns wiedersehen. Aber jetzt wartet erst einmal die Pflicht auf uns."

Traurig beobachteten wir die Mitties, wie sie schnell über den Zaun sprangen und im Wald verschwanden. Jetzt war nichts mehr von ihnen zu sehen.

"Lasst uns reingehen", seufzte mein Vater, "und nochmal in Ruhe über alles sprechen. Ich würde gerne noch mehr über euer Abenteuer erfahren."

"Gute Idee", stimmte ich zu. Während wir uns auf den Weg in die Küche machten, stupste ich Selina in die Seite. "Was gab es denn da gerade mit Thorin zu flirten?"

Meine Freundin grinste mich an. "Naja", meinte sie gedehnt, "ich hab ein paar ... Hinweise fallen lassen, über die Schlacht, eventuelle Fallen und so. Warum fragst du?"

"Nur so", erwiderte ich und mein Herz machte vor Freude einen Sprung. Die Chance, dass wir uns alle gesund und munter wiedersehen würden, war gerade um das Hundertfache gestiegen...

11. Oktober 2020

Hey, das war jetzt tatsächlich der vorletzte Teil 😱
Der Rest kommt innerhalb der nächsten Tage ❤️❤️❤️
Danke schonmal für alles, ohne euch wäre die Story niemals so lange geworden 🥰❤️

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