Eine Wanderung mit Schrecken

"Ich will ans Fenster!", rief Bilbo und ließ sich sofort auf den entsprechenden Sitz fallen.
Gegen alle Vernunft hatten wir uns dazu entschieden, mit dem Zug zu fahren, in Toms Auto war einfach nicht genug Platz.
Ich setzte mich gegenüber von Bilbo ebenfalls ans Fenster, Legolas nahm neben mir Platz, Thranduil hockte sich neben den Hobbit.
In einem anderen Vierersitz saßen Sel, Kili, Fili und Thorin, mein Bruder und Tauriel hatten einen anderen für sich in Anspruch genommen.

Als sich der Zug in Bewegung setzte, wurde Bilbo schneeweiß und stotterte: "Oh Gott, ist das schnell!"
Auch die Zwerge wirkten recht schockiert, doch wenig später hatten sie sich von ihrem Schreck erholt und jubelten, als sie aus dem Fenster sahen und merkten, wie schnell die Landschaft an ihnen vorbeizog.

"Am nächsten Bahnhof müssen wir raus!", rief ich und schnappte mir meinen Rucksack.
Die anderen folgten meinem Beispiel, sodass wir bereits fünf Minuten später den Zug verließen.
Auf dem Bahnsteig wimmelte es von zahlreichen Pendlern, die sich auf den Weg zur Arbeit in die nächst größere Stadt machten.
Einige warfen uns zwar misstrauische Blicke zu, mehr Beachtung bekamen wir jedoch nicht.

"Wohin gehen wir?", wollte Bilbo wissen.
Selina antwortete: "Wir wollen heute den höchsten Berg in der Gegend besteigen, danach haben wir aber noch eine Überraschung für euch..."
Ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, ich war einfach zu gespannt auf ihre Reaktion.

"Es ist sehr schön bei euch", stellte Tauriel fest, als wir wenig später den Berg hinaufstiegen. Der Weg war ein schmaler Trampelpfad, der sich ziemlich steil durch einen kühlen Wald nach oben zog.
"Legolas ist voll asozial!", beklagte sich Selina. Der Elb hatte sicher schon 200 Meter Vorsprung, er rannte den Berg fast hoch. Bilbo jedoch hatte so seine Probleme, wegen seiner kurzen Beinchen hing er ein ganzes Stück hinterher.
"Ey Leggy warte doch mal!", brüllte ich. Der Elb blieb tatsächlich stehen und ich beeilte mich, ihn noch einzuholen.
"Hey, ich wusste gar nicht, dass du so schnell laufen kannst!", empfing er mich mit einem frechen Grinsen.
"Mach du dich nur lustig", japste ich, aufgrund des Sprints war ich ganz schön aus der Puste.
Er lachte und - oh Gott - legte einen Arm um mich und lief weiter.
Ich errötete schon wieder, vor allem als Thranduil uns ebenfalls einholte und uns einen für seine Verhältnisse sehr amüsierten Blick zuwarf.

Mittlerweile hatten wir den Wald hinter uns gelassen und gingen über einen Hang, der mit vielen Gräsern und Blumen bewachsen war.
"Noch 500 Meter bis zum Gipfel!", motivierte ich Thorin, der ziemlich genervt aussah und anscheinend keine Lust mehr hatte, durch die Gegend zu latschen.
Als wir das Gipfelkreuz endlich erreichten, ließen wir uns alle erleichtert ins Gras fallen. Außer uns war nur noch ein junges Pärchen da, das ein wenig abseits in der Wiese auf einer Decke hockte.
"Ich hab Hunger", meinte Selina und öffnete ihren Rucksack.
Dann zog sie eine Tüte Brötchen heraus und gab sie herum.
Die nächste Zeit waren wir alle - mal wieder - mit Essen beschäftigt.
Deshalb bemerkte niemand den Jungen, der plötzlich neben uns auftauchte.
"Hey, Sel.", grinste er.
Ich stöhnte auf. Nicht schon wieder.
Meine Freundin fuhr erschrocken hoch. Als sie ins Gesicht von Ben, unserem Mitschüler, sah, war es mit ihrer guten Laune vorbei.
"Hallo Ben.", murmelte sie wenig erfreut.
Der strich sich die braunen Locken aus der Stirn und musterte uns.
"Ach. So viele. Da hättest du mich ja auch noch fragen können. Das gäbe es wenigstens einen attraktiven Mann hier!"
"He!", rief Kili aufgebracht, "Lass meine Freundin in Ruhe, siehst du nicht dass sie nicht mit dir reden will?"
"Freundin?", prustete Ben mit einem abschätzigen Blick auf ihn, "mein Gott, Selina, ich hätte mir - ähm - größeres von dir erwartet. Und sorry, besonders gut sieht dieser Fruchtzwerg auch nicht gerade aus."
Ich schnappte empört nach Luft. Was sollte das denn? Auch die anderen sahen ziemlich entsetzt aus, selbst Thranduil wirkte ehrlich geschockt über so viel Arroganz (und das will was heißen).
Am wütendsten war jedoch Fili. Er war knallrot und seine Augen sprühten Funken.
"Beleidige niemals meinen Bruder!", fauchte er mit geballten Fäusten, und um ehrlich zu sein, machte er mir in dem Moment echt Angst.
Ben jedoch spottete: "Ach, der Lilliputaner wird wütend, da bekomme ich aber Angst!"
Und das war der legendäre Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Fili sprang auf und stürzte sich auf unseren Mitschüler. Der war vollkommen überrascht und konnte sich vor Schreck kaum rühren, sodass der Zwerg ihn ziemlich unsanft zu Boden drückte. Nun war Ben knallrot, und das lag vor allem daran, dass sich Fili mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Brustkorb gesetzt hatte.
"Ich glaube das reicht", meinte ich und zupfte dem Zwerg am Ärmel, "du kannst jetzt runter von ihm."
Der Zwerg erhob sich und kehrte an seinen Platz zurück, ohne seinen Gegner aus dem Blick zu lassen.
Der stand zitternd auf und zischte in unsere Richtung: "Wenn du auf Psychopathen stehst kann ich dir nicht helfen du Fotze!"
Dann rannte er los.

Selina war immer noch ein bisschen blass. Kili nahm sie in den Arm und flüsterte: "Alles gut. Ich hab zwar keine Ahnung, was ein Psychopath ist, aber ich bin auf jeden Fall keiner."
Sie lachte und kuschelte sich an ihn.

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