25. Weihnachten
25. Weihnachten
"Remus ich hab ein verdammt großes Problem." Der angesprochene sieht von seinem Pergament auf, ich bin froh ihn alleine anzutreffen.
"Was ist los?" Er legt seine Feder weg und sieht mich direkt an.
"Morgen geht es für mich nach Hause und in zwei Tagen..." Ich muss meinen Satz nicht beenden, er versteht mich auch so.
"Sie wissen es nicht?" Ich nicke. "Ich bezweifle, dass sie es nicht bemerken werden. Die Chancen dazu sind zu gering." Wieder nicke ich. "Du hast Angst deswegen."
"Ist das nicht verständlich?"
"Doch. Wir können nur auf eine bewölkte Nacht hoffen. Aber du musst dir keine Gedanken machen, dass sie es weiter erzählen werden, so etwas bleibt in der Familie und wird tunlichst totgeschwiegen." er mustert mich besorgt. "Es wird schon alles gut gehen Lou."
"Und es wird total komisch sein, wenn ich wieder alleine bin."
"Und du kannst die Freiheit genießen. Kein Raum der dich gefangen hält." Remus kennt meinen Wunsch als Wolf frei umher laufen zu können.
"Trotzdem, ohne dich?"
"Wer weiß wen du dort triffst." Remus lacht und schaut zum wiederholten Mal an mir vorbei. "Nein vergiss es James, du bekommst ihn nicht."
"Woher weißt du, dass ich etwas möchte?" James lässt sich auf einen Stuhl fallen.
"Ich kenne dich."
"Vielleicht solltest du auch Wahrsagen wählen sobald das möglich ist. Allem Anschein nach hast du hierfür eine Begabung."
"Ich geh dann mal und überlasse euch eurem Streit." Ich stehe lachend auf.
"Wir streiten nicht." Fast sagen sie es unisono, aber wirklich nur fast.
"Ich wünsche dir schöne Ferien Lou, schreib mir was passiert und ich hoffe es kehrt über die Weihnachtsfeiertage etwas Ruhe bei uns ein." Sophie ist am ersten Ferientag extra früh aufgestanden. Wollte es sich nicht nehmen lassen mit mir zu frühstücken und mich zu verabschieden. Ich bin ihr unendlich dankbar, froh endlich einen Hauch Normalität spüren zu können.
"Natürlich werde ich dich auf dem laufenden halten. Ich schreibe dir, selbst wenn du den Brief erst nach den Ferien bekommst."
"Gut das ich dich noch sehe bevor du fährst." Sirius sieht aus als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. "Kannst du ihm wieder einen Brief von mir mitbringen?" Ich nicke und nehme schweigend den Brief an seinen kleinen Bruder entgegen. "Halt die Ohren steif, ich brauch jetzt erst mal einen Kaffee."
Einen Moment lang sehen Sophie und ich ihm nach. "Ich hätte auch gerne einen so coolen Cousin, meine sind alle total langweilig."
"Waren meine Pret-Cousins auch." Es ist komisch sie so zu bezeichnen, doch ich weiß nicht wie ich sie sonst nennen soll.
"Ich glaub du musst langsam los." Sophie sieht zu den anderen Schülern, die die Ferien nicht im Schloss verbringen würden. "Viel Spaß bei deiner Familie, schöne Ferien." Wir verabschieden uns, dann schließe ich mich den anderen Schülern an.
Auf die Ferien, auf meine ersten Weihnachten in einer richtigen Familie.
Ich sitze die ganze Fahrt über bei Andromeda im Abteil, sie ist von einigen Freunden und Freundinnen und keiner von ihnen schenkt mir groß Beachtung. Ich bin froh darüber und vertiefen mich in ein Buch, nachdem ich ein Gespräch mit John über Literatur gehabt hatte, hatte ich ein paar dieser Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Wenn ich ein Teil der Zauberwelt werden möchte, dann sollte ich die Literatur auch kennen.
Irgendwo in diesem Zug sitzt auch John, doch Andromeda sorgt immer noch dafür, dass ich nicht zu viel Zeit mit ihm verbringe.
"Da ist gerade diese bestimmte Person vorbei gelaufen, aber er hat sich wohl nicht getraut." Andromeda beugt sich etwas zu mir und spricht leise.
"Ist vielleicht besser so, ich habe nichts dagegen ein bisschen in Ruhe lesen zu können." Sie lacht leise.
"Du wirst ihm noch das Herz brechen, aber etwas anderes würde mich enttäuschen."
"Wie meinst du das?"
"Das wirst du schon noch verstehen." Meine Schwester lehnt sich wieder zurück.
"Darf ich dir was verraten?" Sie nickt leicht. "Solche Gespräche habe ich nicht geführt bevor ich nach Hogwarts kam. Ich hatte praktisch keine Freunde und was meine 'Geschwister' betrifft, sie habe nur mit mir geredet wenn sie mich ärgern wollten." Beim Wort 'Geschwister' mache ich mit meinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft.
"Wäre ich Bella, so würde ich dir raten sie alle mit Flüchen zu belegen sobald du alt genug bist. Noch darfst du außerhalb von Hogwarts nicht zaubern."
"Außerdem beherrsche ich keinen Fluch und kenne auch keinen."
"Ich persönlich rate dir, ihnen zu verzeihen." Wieder spricht sie leiser.
"Danke." Sie lächelt kurz aufmunternd, dann wendet sie sich ihren Freundinnen zu.
So ist es also Geschwister zu haben.
"Mit dem Ministerium ist alles geklärt, du bist nun offiziell Lousy Viktoria Black und als solche wirst du auch in der Schule angesprochen. Korrigiere deine Lehrer wenn sie dich anders nennen, du bist eine Black."
"Ja Vater."
"Natürlich musst du noch einiges nachholen, es muss uns bis zur Silvesterparty gelingen eine wenigstens halbwegs annehmbare Reinblüterin aus dir zu machen. Alles andere würde unseren Namen beschmutzen."
So ging es schon seit wir angekommen waren, wir hatten eine Kleinigkeit gegessen und saßen nun im Wohnzimmer. Langsam wurde ich nervös, der mond würde bald aufgehen, ich sollte tunlichst das Haus verlassen.
"Vater wir haben einen langen Tag hinter uns, vielleicht sollten wir dieses Gespräch auf Morgen verschieben." Andromeda schien mühsam ein Gähnen zu unterdrücken.
"Vielleicht hast du recht. Wir haben viel zu tun." Er sieht mich streng an. "Gute Nacht." Meine Schwestern stehen auf, jede einzelne drückt ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. Etwas verlegen folge ich ihrem Beispiel.
Kaum bin ich in meinem Zimmer, da schaue ich mich auch schon nach einer Möglichkeit das Haus zu verlassen um. Sonderlich schwer würde es nicht werden, wie früher würde ich nur aus dem Fenster klettern müssen. Ich sah schnell in den Himmel, er war sternenklar, keine Wolke schien dort zu sein. Dies würde hoffentlich so bleiben, ich würde schließlich keine Decke haben.
Es war knapp, sehr knapp. Kaum hatte ich das Haus verlassen und war einige Meter vom Haus weg gerannt, direkt in eine Ansammlung Bäume, da ging auch schon der Mond auf. Hell leuchtend, riesengroße und perfekt rund. Nur einen kurzen Moment konnte ich seinen Anblick genießen, dann wurde ich von den Schmerzen der Verwandlung überholt.
Diese Nacht ist anders, ich habe das Gefühl mich am nächsten Morgen noch an alles erinnern zu können.
Kaum habe ich mich verwandelt, da spüre ich schon die schreckliche Einsamkeit. Mein Rudel ist weit weg, Remus sitzt wahrscheinlich friedlich in der Hütte, ich bin so schrecklich alleine.
"Lousy, kommst du nach dem Essen bitte mit mir mit. Bis Silvester haben wir viel in deiner Erziehung nachzuholen, du musst noch viel lernen." Ich nicke stumm während mein Herz vor Aufregung schneller schlägt. Was würde mein Vater mir erzählen?
"Können wir vor Silvester noch in die Winkelgasse?" Bella rührt gelangweilt in ihrem Kaffee.
"Wenn der Weihnachtsstress dort vorbei ist. Ich verstehe diese Tradition der Muggle nicht, warum schenken sie sich extra an diesem Tag unnütze Dinge."
"Ich glaube Lousy bräuchte auch etwas für diesen Anlass, ich bezweifle dass sie etwas passendes hat." Andromeda lächelt mich nur kurz an als sie diese Worte ausspricht.
"Wir werden alle zusammen in die Winkelgasse gehen. Aber das müssen wir nicht jetzt besprechen." Resolut beendet Orion das Thema und keiner wagt es ihm zu widersprechen.
Nach dem Essen folge ich meinem Vater aufgeregt in sein Büro. Dort angekommen weißt er mich an, mich auf den Stuhl ihm gegenüber zu setzen.
"Nun Lousy, wo soll ich bloss anfangen?" Er sieht mich über den Tisch streng und forschend an. "In einer Familie ist man vollkommen ehrlich zueinander, so etwas wie Geheimnisse gibt es nicht. Gibt es da vielleicht etwas wichtiges das du uns verschwiegen hast?" Sofort fällt mir etwas ein aber ich traue mich einfach nicht die Werwolf Sache anzusprechen.
"Nicht das ich wüsste." Antworte ich nach einem kurzen Moment.
"Du musst mir verzeihen, dass ich in diesem Fall anderer Meinung bin. Wann ist es passiert?"
"Wann ist was passiert?" Er kann nichts von meinen Verwandlungen wissen, woher auch?
"Ich hasse dumme und überflüssige Fragen." Er beginnt mit dem Zauberstab auf seinem Tisch zu spielen. "Wann wurdest du gebissen?"
Ich weiß nicht woher er es weiß, aber meine Angst wächst gerade ins unermessliche.
"Ich hasse es auch auf Antworten warten zu müssen. Du brauchst wohl eine kleine Lektion in Sachen Respekt. Steh auf!" Zögernd folge ich seinem Befehl. "Da du in deinem bisherigen Leben einiges verpasst hast, wirst du unsere Welt noch kennen lernen. Würdest du sie kennen, dann würdest du dich nicht so verhalten." Langsam richtet er seinen Zauberstab auf mich. Er wird doch wohl nicht... "Silentio" ich will aufschreien als der Blitz mich trifft, doch kein Laut kommt über meine Lippen. "Es tut mir leid, aber die Familie steht über allem." Panisch schaue ich auf den Zauberstab. "Crutio"
Ich schreie, schreie aufgrund dieser Schmerzen, doch kein Ton kommt über meine Lippen. Es fühlt sich an, als würde jeder einzelne meiner Knochen gebrochen werden. Ich wälze mich über den Boden, hoffe auf Linderung der Schmerzen. Keine einzige Verwandlung war je so schmerzhaft. Ich werde sterben, da bin ich mir ganz sicher...
"Wann ist es passiert?" Mein Vater hockt vor mir, den Zauberstab immernoch auf mich gerichtet. Ich muss das Bewusstsein verloren haben, kann mich nicht erinnern wann die Schmerzen aufgehört haben.
"Ich war noch sehr jung. War Nachts oft draußen. Dann wurde ich eines Nachts gebissen, ich dachte es wäre ein Hund. Bis ich mich das erste mal verwandelt habe." Meine Stimme klingt müde, kratzig und leise, zumindest glaube ich dies.
"Warum hast du es nicht gesagt?"
"Ich hatte Angst. Ich wollte nicht dass ich deshalb weiter ohne richtige Familie bin. Ich hatte die Hoffnung, dass ihr es nicht bemerkt." Eine einzelne Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und läuft über mein Gesicht, aber ich habe nicht die Kraft sie weg zu wischen.
"Gibt es noch weitere Geheimnisse?"
"Ich glaube nicht, dass ich als Kind magische Fähigkeiten hatte, ist ja nichts außergewöhnliches."
"Soll ich dir ein bisschen auf die Sprünge helfen?"
"Keine weitere Flüche, bitte. Ich habe wirklich keine Geheimnisse." Ich denke angestrend nach und mir fällt ein Schlüssel ein. "Obwohl doch, aber ich weiß nicht ob das wichtig ist. Als ich den Brief von Marius bekommen habe, hat er mir auch den Schlüssel zu einem Tresor in dieser Zaubererbank gegeben. Sozusagen als Wiedergutmachung."
"Dann sollst du es als eben dies behalten, wir wollen das Geld dieses Verräters nicht." Er mustert mich nach wie vor streng. "Noch etwas?" Ich schüttel langsam den Kopf. "Bist du dir ganz sicher?" Ich nicke.
"Gut." Langsam erhebt er sich. "Dann sollten wir schleunigst mit der Schließung deiner Wissenslücken beginnen. Aber glaube nicht dass du über das von vorhin reden darfst. Und dein Geheimnis wird noch Folgen tragen. Sollte einer von uns auch nur das Gefühl haben dass du etwas verschweigst..." Er zieht ein Buch aus seinem Regal. "Ließ es und lass dir nicht zu viel Zeit. Und jetzt geh." Er legt das Buch auf seinen Schreibtisch und lässt sich dann wieder auf seinen Stuhl fallen. Ich nehme mir das buch und verschwinde so schnell ich kann, aber nicht ohne mir im Geiste etwas zu schwören. Ich würde mein bestes geben meine Familie weder zu enttäuschen noch zu verärgern und über das Geschehene würde ich mit keinem reden.
Ich sehe mir das Buch erst genauer an, als ich in meinem Zimmer bin. Es ist über die Reinblüterfamilien, wovon die Blacks definitiv eine sind. Seufzend mache ich mich daran jeden Stammbaum durchzulesen, nachzuschauen wer wohin gehört. Schnell fällt mir auf, dass alle Familien auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind, man könnte fast einen großen Stammbaum anfertigen wo alle Familien aufgeführt sind. Aber das würde viel zu unübersichtlich werden.
Ich frage mich, weshalb ich dieses Buch lesen soll, was bringt es mir all diese Namen das eine oder andere mal gelesen zu haben? Diese Frage beantwortet meine Mutter mir, als sie mir nach dem Essen beiläufig sagt ich solle unseren Stammbaum beherrschen.
Auch erwähnt Orion, dass zum morgigen Abendessen einige Verwandte kommen würden, doch ich kann mit keinem dieser Namen etwas anfangen. Bis ich sie am nächsten Tag kennen lerne.
Andromeda hat mir freundlicherweise eins ihrer alten Kleider überlassen, obwohl es kein Kleid ist wie Muggle es tragen. Eher eine Art Festumhang.
Als erstes erscheinen die Eltern von Walburga und meinem Vater zusammen mit der Tante der beiden, Cassiopeia. Als sie meine Großeltern als Pollux und Irma vorstellen, frage ich mich zum wiederholten Male ob Planetennamen in dieser Familie Brauch seien. Ich meine ja nur, Andromeda, Cassiopeia, Orion und Pollix.
Wenn ich mich richtig erinnere, so ganz kann ich den Stammbaum noch nicht, ist Marius der Bruder von Pollux und Cassiopeia.
Auch Orions Eltern, Arcturus und Melania, erscheinen kurz nach dem anderen Teil der Familie.
Ob weitere Gäste kommen weiß ich nicht, aber allem Anschein nach sind wir komplett denn mein Vater führt die Gäste in den Speisesaal.
Den ganzen Abend werde ich kaum beachtet, die Erwachsenen reden miteinander während wir Kinder ruhig daneben sitzen. Ich bin regelrecht froh darüber, zu groß ist meine Angst etwas falsches zu sagen. Später, nach dem Essen, gehen wir alle ins Wohnzimmer und Cassiopeia setzt sich einfach neben mich. Sie stellt mir einige Fragen, nickt freundlich wenn ich bei der Antwort zögere.
Als mein Vater Regulus und mich ins Bett schickt, es ist kurz vor Mitternacht, raunt sie mir zu, dass ich mich jederzeit an sie wenden könnte wenn etwas wäre.
Sie wirkt so nett, früher hätte ich ihr blind vertraut. Doch jetzt weiß ich nicht mehr ob man jemandem so einfach vertrauen kann.
Als ich in meinem Zimmer ankomme sitzt eine einsame Eule vor meinem Fenster, schnell öffne ich es und befreie das arme tier von ihrem Gepäck. Ich sollte ihr etwas als Belohnung geben, aber was? Suchend schaue ich mich in meinem Zimmer um und entdecke einen Teller mit Plätzchen, davon gebe ich der Eule etwas.
Als ich wenige Minuten später in meinem Bett liege und die Briefe aus Hogwarts lese, kommt mir der Tag wesentlich weniger schrecklich vor.
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Ich entschuldige mich für die lange Pause, die Abi Prüfungen stehen vor der Tür und deshalb hatte ich kaum Zeit für diese Geschichte.
Aber ich hab ein bisschen Vorarbeit geleistet, damit die Kapitel wieder regelmäßig kommen :)
Ganz liebe Grüße,
Sommerblumenwiese
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