2. Wie in einer anderen Welt

2. Wie in einer anderen Welt

Er und Fabian haben also nicht gelogen, es gibt wirklich Hexen und Zauberer, und ich bin eine von ihnen, zumindest müsste dieser Brief das bedeuten. Aber in dem Brief muss ein Fehler sein, der Anmeldetermin ist schon vorbei.

"Wie soll ich mich bis zum 31 Juli anmelden? Wir haben den 25 August. Komme ich erst nächstes Jahr nach Hogwarts? Muss ich noch ein Jahr hier bleiben?" meine Stimme muss verzweifelter geklungen haben als ich dachte, denn ich werde sofort besorgt angeschaut.

"Nein meine Liebe. Wir sind hier um dich abzuholen, Dumbledore ist von Anfang an davon ausgegangen dass du nach Hogwarts kommst. Er meinte wir sollen dich im schlimmsten Fall einfach von dieser Familie wegholen." Sie stellt einen Teller vor mich auf den Tisch und sagt zu Gideon dass er seinen Bruder und seinen Vater holen soll.

"Warum setzt dieser Dumbledore so viel daran das ich nach Hogwarts komme? Bin ich so gefährlich? Wer ist er überhaupt?" ich muss mich beherrschen nicht noch mehr zu fragen.

"Wir wissen nicht alle Beweggründe für Dumbledores Handeln, aber du bist eine mächtige Hexe. Hogwarts ist für dich eine Chance, in diesem Dorf würdest du vergehen. Und Dumbeldore ist zum einen der Schulleiter von Hogwarts und zum anderen einer der mächtigsten Zauberer die es je gegeben hat." bestimmt hätte sie mir noch mehr erzählt wenn nicht in diesem Moment der Rest der Familie Prewett den Raum betreten hätte.

"Willkommen Lousy und alles Gute zu deinem 11 Geburtstag." mit diesen Worten begrüßt mich Fabians Vater.

Noch einige Stunden sitze ich mit Familie Prewett am Tisch, ich erhalte Antworten auf die Fragen die in meinem Kopf rumschwirren und sie stellen mir Fragen. Ich glaube dass dies der schönste Tag seit langem ist, ich fühle mich nicht so alleine und habe zum ersten Mal das Gefühl akzeptiert zu werden.

Als es schon langsam zu dämmern anfängt unterbricht Gideon unsre Fragerunde. "Sollte Lousy nicht nach Hause? Und wie wollt ihr das Morgen machen? Ihr könnt sie ja schlecht entführen."

An meine Familie habe ich gar nicht mehr gedacht, ich war wie selbstverständlich davon   ausgegangen das ich übermorgen ohne Probleme mit ihnen nach London fahren könnte.

"Du hast recht Gid, bringst du Lousy bitte nach Hause. Und ich werde morgen mit ihrem Vater reden." antwortet ihr Vater.

Die ganze Familie bringt mich noch bis zur Tür um mich zu verabschieden. Jeden Dank den ich ihnen auszudrücken versuche winken sie lächelnd ab.

Gideon läuft einige Meter schweigend neben mir her, doch sobald wir zwei Straßen vom Haus seiner Familie entfernt sind merke ich an seinem Blick dass ihm noch eine Frage auf dem Herzen brennt. Durch ein leichtes Nicken gebe ich ihm zu verstehen dass er seine Frage stellen kann. "Weißt du wirklich nicht was hier Nachts vorgeht. Für Muggel mag ein Wolfsheulen in einer Vollmondnacht nichts ungewöhnliches sein, aber ich bin kein Muggel. Ich höre den Unterschied zwischen einem normalen Wolf und einem Werwolf." seine Stimme ist leise, kaum mehr als ein Flüstern.

"Es gibt sie also wirklich? Menschen die sich in Vollmondnächten in Wölfe verwandeln?" im Stillen muss ich fast über meine Frage lachen, natürlich gibt es Werwölfe, ich selbst bin einer.

"Es gibt vieles wirklich was die Muggel als Fabelwesen bezeichnen. Jedes Märchen hat einen wahren Kern."

Langsam kommt mein Elternhaus in Sicht, ohne darauf zu achten verlangsamen wir beide unsre Schritte. "Sie hassen dich oder?" fragt er zögerlich.

"Seit das erste mal etwas ungewöhnliches passiert ist." antworte ich emotionslos.

"Ich hab noch ein Geschenk für dich." er lächelt mich schüchtern von der Seite an und zieht ein Päckchen aus der Innentasche seiner Jacke. "Das hat mir meine Tante zum fünften Geburtstag geschenkt." mit diesen Worten reicht er es mir. "Pack es aus wenn du in deinem Zimmer bist. Deine Eltern sollten es nicht sehen, wir müssen unser Geheimnis vor den Muggeln bewahren."

Ich nicke nur als Antwort dann, als er nix mehr hinzufügt bedanke ich mich und umarme ihn. "Kommst du morgen wieder zu uns?" fragt er leise als wir die Hintertür fast erreicht haben.

"Ja, wenn ich darf." mit diesen Worten verabschieden wir uns. Leise schleiche ich mich ins Haus und die Treppe hoch.

Gerade als ich meine Zimmertür erreiche höre ich eine tiefe Stimme die nicht zu meinem Vater gehört. "... Es lässt sich fast nicht mehr ausschließen, obwohl ich nicht mehr damit gerechnet habe. Das wird bestimmt alle im Dorf freuen wenn sie erfahren dass sie Schwanger sind und erst recht wenn Sie dann ein gesundes Kind zur Welt bringen." jetzt erkenne ich die Stimme des Dorfarztes, aber wer ist Schwanger? Doch nicht etwa meine Mutter.

"Ich werde jeden Tag darum beten dass Gott uns diesmal gnädig gestimmt ist. Er wird uns nicht noch ein Teufelskind schenken, er weiß das wir seine treuen Diener sind." diese Worte kommen von meinem Vater und jedes ist wie ein Messerstich.

"Erwähne diese Kinder gar nicht erst, sonst können die Engel dieses ungeborene Kind nicht beschützen." bei jedem neuen Wort das ich höre steigt mehr Trauer in mir auf. Um ihre Worte nicht mehr hören zu müssen schlüpfe ich schnell in mein Zimmer.

Kaum sitze ich auf meinem Bett als ich mir auch schon das Geschenk genauer anschaue. Es fühlt sich an wie ein Buch und die Form passt auch. Vorsichtig befreie ich es von der Verpackung, es ist wirklich ein Buch, ein schon etwas älteres Buch.

Auf dem dunkelblauen Ledereinband ist mit goldenen Lettern "Wichtige Hexen und Zauberer des 19 Jahrhunderts" eingraviert. Vorsichtig öffne ich das Buch und fange an zu lesen, schon nach der ersten Seite wird mir schmerzlich bewusst dass es zu dunkel zum lesen ist.

"Hier ist dein Essen, du verlässt dein Zimmer heute nicht. Und solltest du es doch verlassen dann ziehst du in den alten Schuppen." die Worte dringen verzögert zu mir durch. Ich verstehe sie, wache aber erst auf als meine Zimmertür geräuschvoll zugezogen wird.

Verschlafen reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und lausche auf ungewöhnliche Geräusche in meiner Umgebung. Nichts. Ich setze mich auf und betrachte mein Essen, etwas Brot, Käse, ein Apfel und ein Krug Wasser. Ich nehme mir nur den Apfel, den Rest lasse ich liegen. Dann nehme ich mir mein Kissen, meine Decke und das Buch und mache es mir unter dem Fenster bequem. Die Zauberer des 19 Jahrhundert fesseln mich so arg dass ich nicht bemerke wie die Sonne sich über den Himmel bewegt, wie sie den Zenit überschreitet und es unten an der Tür klopft. Der Besucher trägt einen schicken Anzug und lässt sich ohne viele Worte in das Arbeitszimmer meines Vaters führen.

Die Sonne wandert wieder ein Stück weiter, ich habe inzwischen Nicolas Flamel hinter mir gelassen. Wie es wohl für ihn ist ewig zu leben. Würde ich ewig leben wollen? Wahrscheinlich nicht, jeden Monat diese Schmerzen, bis in alle Ewigkeit, eine schreckliche Vorstellung.

Das Klopfen an meiner Tür reißt mich abrupt aus meinen Gedanken, aus meiner unsättigenden Wissbegierde über die Welt der Magier. "Lousy du hast Besuch. Dieser Mann ist hier um dich abzuholen. Du kommst in ein Internat und wirst erst nächsten Sommer wieder hier wohnen." sagt meine Mutter kalt nachdem sie die Tür geöffnet hat, dann lässt sie mich mit Fabians Vater alleine.

"Hallo Lousy. Ich hoffe du brauchst nicht so lange um deine Sachen zu packen, meine Frau wartet mit Tee und Kuchen auf uns." begrüßt er mich freundlich und schaut sich in meinem Zimmer um.

Schnell stehe ich auf und gehe zu meinem Schrank, in einer hinteren Ecke liegt ein alter Seesack, dort hinein lege ich ein paar meiner Kleider, und meine anderen Habseligkeiten die mir am Herz liegen. Ganz oben kommt das Buch von Gideon rein.

"Das ist alles was du hast?" fragt er mich skeptisch.

"Ja Sir." antworte ich leise und schäme mich für einen Augenblick.

"Du kannst mich Jonathan nennen." er lächelt mich warm an und nimmt meine Habseligkeiten. "Willst du dich noch von ihnen verabschieden?"

"Sie werden mich eh nicht vermissen, sie sind froh wenn ich weg bin." und ich bin froh wenn ich sie nicht mehr sehen muss, füge ich in Gedanken hinzu.

Keine zehn Minuten später sind wir am Haus der Prewetts angekommen. Die beiden Jungen und ihre Mutter begrüßen mich freundlich und die Jungs bestehen darauf mir mein Zimmer zu zeigen, obwohl ich nur eine Nacht in diesem Haus schlafen würde. Morgen würden wir das Dorf verlassen, ich würde das erste Mal mit Menschen reisen die mich nicht verachteten und ich würde zum ersten Mal London sehen. Fabian hatte mir schon aufgeregt erzählt das wir übermorgen in die Winkelgasse gehen würden um dort mein Schulzeug zu kaufen. Über die Winkelgasse hatten sie mir viel erzählt, aber auf die Frage wie ich meine Schulsachen zahlen sollte wussten sie keine Antwort. Nach dem Tag in der Winkelgasse würden wir noch drei Tage bei Verwandten in London wohnen.

Der nächste Tag kam viel zu schnell, ich war die halbe Nacht mit Fabian auf Gideons Bett gesessen und hatte andächtig Gideon zugehört wie er über Hogwarts erzählte. Das Auto der Prewetts war schnell gepackt, viele Dorfjungen standen um das Auto herum und bewunderten es. Tranktoren hatten schon ihren Weg zu uns ins Dorf gefunden, Autos dagegen waren noch eine Seltenheit. Im ersten Moment war ich erstaunt wie die ganzen Sachen der Prewetts in dieses Auto passen sollten, dann aber flüsterte Gideon mir zu dass seine Eltern mit Magie nach halfen. "Ich bin froh wenn wir dieses Dorf hinter uns gelassen haben. Ich weiß jetzt schon das die paar Tage hier mir gereicht haben. Ich will nicht in einem zurückgebliebenen Muggeldorf wohnen." meinte Jonathan schließlich als wir über die Hauptstraße fuhren. Ich warf meinem Heimatdorf noch einen letzten Blick zu, dann heftete ich meinen Blick auf die sich windende Straße die mich in meine Zukunft, mein neues Leben, bringen würde.

"Lousy wach auf, wir sind gleich in London." jemand schüttelt mich sanft. Ich öffne verschlafen die Augen und schaue die Person die mich geweckt hat verschlafen an. Gideon lächelt mir zu, dann nickt er in Richtung Fenster. Zum ersten mal sehe ich London, zum ersten mal sehe ich die Hauptstadt meines Heimatlandes.

"Beeindruckend oder?" auf diese Frage kann ich nur mit einem Nicken antworten. "Freu dich schon mal darauf wenn du dann Hogwarts siehst."

Ich kann die Fahrt durch London nicht beschreiben, zu viele Farben und Geräusche drangen Zeitgleich auf mich ein. So viele Häuser, Menschen, Autos, Geschäfte wo man alles kaufen kann...

"So wir sind da, hier werden wir übernachten bis euer Zug nach Hogwarts fährt." Jonathans Worte reißen mich aus meinem Staunen. Ich schaue das Haus an vor dem wir Parken. Es ist groß und schön, diese Art von Häusern gibt es auf dem Land nicht.

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