1. Ein Brief

1. Ein Brief

"Mein Name ist Fabian Prewett." antwortet er ernst, fast schon zu ernst für einen Jungen der nicht älter als zwölf Jahre alt sein kann.

"Was willst du von mir?" zuvor hat nie ein Junge freundlich mit mir geredet, oder wenn dann nur kurz um mich danach zu verarschen.

"Ich will dich kennen lernen, ich glaube diesen Menschen hier nicht, du bist nicht gefährlich. Du bist doch auch nur ein Kind, du bist eine Muggelstämmige Hexe die keine Ahnung von ihrem Schicksal hat."

Ich zucke zusammen, ich und nicht gefährlich? "Du hast doch keine Ahnung." antworte ich leise.

Er mustert mich verwirrt. "Wie meinst du das?" fragt er neugierig.

Bevor ich antworten kann hören wir eine Stimme nach Fabian rufen. "Ich bin hier Gideon." ruft er zurück.

"Wer ist Gideon?"

"Mein älterer Bruder, er ist bereits Hogwartsschüler, und im Haus Ravenclaw." jetzt klingt er eher wie ein Junge seines Alters der von seinem tollen Bruder erzählt. "Und er kommt wahrscheinlich nächstes Schuljahr ins Quidditsch-Team seiner Hauses."

"Was ist dieses Quidditsch?"

"Fabian da bist du ja, Mutter sucht dich, sie macht sich langsam Sorgen. Und es waren zu viele Muggel in der Nähe als dass sie dich mit einem Zau...." er bricht hastig ab als er mich wahrnimmt. "Hallo."

"Gideon dass ich sie, das ist Lousy." erzählt Fabian seinem Bruder aufgeregt und lässt mich gar nicht zu Wort kommen.

Gideons Augen weiten sich kurz, dann mustert er mich interessiert. "Ich hab heute schon einiges von dir gehört, nur negatives wohlgemerkt. Du wirst morgen elf Jahre alt, oder?"

"J-Ja warum?" was soll diese Frage zu meinem Alter?

"Ich hoffe du hast ihr noch nicht zu viel über uns erzählt, wer weiß, vielleicht kommt sie nicht nach Hogwarts sondern nach Durmstrang oder auf eine andere Schule." Gideon wirft seinem kleinen Bruder einen prüfenden Blick zu. "Obwohl sie eigentlich zu spät Geburtstag hat um dieses Jahr noch an einer der Schulen aufgenommen zu werden. Und jetzt komm Fabian, Mutter hat gesagt wir sollen Abends nicht mehr draußen sein."

"Was soll hier schon sein?" Fabian schaut sich verächtlich um.

"Die Dorfbewohner meinen dass einmal im Monat, zu Vollmond, eine böse Macht um das Dorf herumschleicht und die Menschen die noch außerhalb ihrer Häuser sind tötet. Andere meinen es wäre der Teufel persönlich der sich ihre Seelen holt. Dabei ist in den letzten  Jahren kein einziger Mensch getötet worden." erkläre ich kleinlaut.

"Und was ist es wirklich?" fragt Fabian sofort interessiert.

"Denkst du nicht dass sie uns das gesagt hätte wenn sie es wüsste?" antwortet Gideon seinem Bruder, schaut aber mich an. "Und jetzt komm, Mama wartet."

"Ist ja gut Gid, du musst nicht immer so den großen Bruder spielen." Fabian schaut seinen Bruder böse an.

"Tut mir leid Kleiner, aber ich bin dein großer Bruder." er verwuschelt seinem Bruder einmal kurz die Haare, dann wendet er sich wieder mir zu. "Wenn du willst kannst du morgen mal bei uns vorbei schauen, unsre Eltern würden sich freuen. Du solltest vor allem vorbei schauen wenn etwas ungewöhnliches passiert."

Fabian hat sich jetzt neben seinen Bruder gestellt und beide schauen einen Moment auf mich runter. Nach einem kurzen freundlichen Kopfnicken wenden sie sich dem Dorf zu und laufen in diese Richtung. Kaum sind sie ein paar Schritte gegangen als sich Gideon nocheinmal umwendet. "Ach und Lousy, du bist nicht gefährlich oder böse nur weil diese Dinge geschehen. Dieses Dorf voller Muggel versteht nur nicht was du bist. Du gehört irgendwie in eine andere Welt, in eine Welt die um einiges interessanter und schöner ist als ihre. Lass dich also von denen nicht entmutigen."

Ich schaue den beiden noch nach bis sie im Dorf verschwinden, dann mache ich mich auch auf den Weg nach Hause um kurz was zu essen bevor ich wieder raus gehe. Schon seit ich ein kleines Kind bin fasziniert mich der Mond, das ist wahrscheinlich auch der Grund warum ich mit sechs Jahren angegriffen wurde. Seit meine Magischen Fähigkeiten das erste mal ans Licht gekommen sind habe ich viel Zeit draußen verbracht. Ich war lieber die halbe Nacht draußen auf dem Hügel als in meinem Bett. Manchmal beobachtete ich die kleinen blauen Funken die von meinen Fingern strömten. Ich konnte sogar teilweise Steine fliegen lassen ohne sie zu berühren. Und dann eines Nachts, in einer Vollmondnacht, hörte ich ein Heulen ganz in meiner Nähe. Panisch versuchte ich nach Hause zu rennen, aber so tollpatschig und klein wie ich mit sechs Jahren noch war stolperte ich über einen Stein und dieses Wesen war plötzlich über mir. Noch heute sehe ich die gelben Augen vor mir, manchmal spüre ich auch noch den Schmerz an meinem Arm wo dieses Wesen mich gebissen hatte. Und einen Monat später, ich saß wieder draußen auf dem Hügel, passierte etwas, ich verwandelte mich zum ersten Mal. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Schmerzen, ich hatte das Gefühl zu brennen, und dieses Gefühl, und die Schmerzen, habe ich seit dem in jeder Vollmondnacht, wenn der Mond hinter den Wolken auftaucht.

Nie habe ich meinen Eltern erzählt was wirklich passiert ist, ich hatte ihnen am nächsten Tag erzählt dass mich ein streunender Hund beim spielen gebissen hatte, und sie hatten es kommentarlos geglaubt.

"Ich frage am besten nicht wo du warst. Hier steht dein Essen, beeil dich dass du schnell in dein Zimmer kommst, wir bekommen wichtigen Besuch. Und verhalte dich ruhig." Das ist alles was meine Mutter zu mir sagt als ich in das Haus meiner Eltern komme. Um genau zu sein ist das alles was sie heute, oder in den letzten Tagen, zu mir gesagt hat.

Ich nicke nur und fange an zu essen. Brot und Käse für mich während meine Geschwister später wahrscheinlich ein halbes Festmahl bekommen.

Keine fünf Minuten später laufe ich langsam die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Es befindet sich im ersten Stock und ist recht klein, durch die Dachschräge wirkt es noch kleiner. Das einzige Gute an meinem Zimmer ist das Fenster, durch das ich ganz einfach nach draußen klettern kann. Ich schaue einen Moment raus um festzustellen ob ich jetzt schon wieder raus muss, doch die Sonne ist noch ein Stückchen über dem Horizont. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und nehme mir das alte verschlissene Buch das daneben rumliegt. Dieses Buch habe ich vor Jahren mal Geschenkt bekommen, nur weil mein Bruder es nicht wollte, und seit dem habe ich es mehrere hundert Male gelesen.

Unten höre ich langsam immer mehr Geräusche, wer wohl zu Besuch ist. Was die anderen wohl essen. Ich weiß es bringt nicht viel wenn ich mir diese Fragen stelle, doch wüsste ich die Antworten würde ich mich nicht ganz so alleine fühlen. Als es unten immer lauter wird, immer mehr Leute immer öfter lachen, habe ich keine Lust mehr. Ich lege mein Buch weg, stehe auf und kletter aus dem Fenster. Jetzt ist es schon wesentlich dunkler und ein schneller Blick verrät mir dass der Mond noch nicht aufgegangen ist. Schnell laufe ich wieder auf den Hügel, wo ich vor nicht allzu langer Zeit mit den Brüdern geredet hatte. An diesem Ort warte ich immer bis der Mond aufgeht, und ist eine Nacht mal bewölkt dann nehme ich mir von Zuhause eine Decke mit und schlafen draußen. Doch diese Nacht ist leider nicht bewölkt, das wäre auch ein zu schönes, verfrühtes Geburtstagsgeschenk gewesen.

Ich weiß nicht wie lange ich auf dem Hügel sitze und über alles mögliche nachdenke, aber ich spüre wie der Mond langsam aufgeht. Aus Erfahrung weiß ich dass es etwas in der Magengegend ziehen wird bis der Mond ganz aufgegangen ist. Doch dieses Ziehen während des Aufganges ist noch nichts im Vergleich zu den Schmerzen der Verwandlung. Das Ziehen wird immer stärker, die Schmerzen werden immer stärker. Ich habe das Gefühl zu brennen, zu brechen. Es fühlt sich an als würden alle meine Knochen brechen.

Und dann wird alles schwarz.

Dunkel und einsam. Ich sehe die Landschaft langsam wieder klar vor mir, hell erleuchtet durch den Mond und in keinster Weise dunkel. Aber die Einsamkeit nagt immer noch an mir.

Einsam und alleine.

Alleine.

ALLEINE.

Ich wache in meinem Bett auf ohne zu wissen wie ich dort hingekommen bin. Ich fühle mich schrecklich, mir tut alles weh und ich bin unglaublich müde. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich ein Wolf war, ich habe selten am nächsten Morgen noch eine Erinnerung an mein Wolfs-Ich. Doch plötzlich fällt mir etwas siedend heiß ein, ich habe heute Geburtstag, ich werde heute 11 Jahre alt. Einen Moment freue ich mich, wer freut sich schon nicht wenn er Geburtstag hat?, doch dann verfliegt meine Freude so schnell wie sie aufgetaucht ist wieder. Wenn meine Geschwister Geburtstag haben dann werden sie von Mama geweckt, bekommen ihre Geschenke und die ganze Familie ist da. Naja die ganze Familie mit Ausnahme von mir. Doch bei mir wird das auch nicht gemacht, Mama weckt mich nicht und es gibt keine Geschenke. Ich weiß dass keiner zu mir kommen wird, ich weiß auch dass alle schon wach sind, ich kann sie unten reden hören. Ich wünschte ich wäre an einem anderen Ort, ich wünschte ich hätte an diesem anderen Ort eine richtige Familie, und mit Familie meine ich nicht Verwandte sondern auch Freunde die mich einfach so lieben und akzeptieren wie ich bin. Doch ich glaube dieser Ort existiert nicht.

Ein komisches Geräusch reißt mich aus meinen traurigen Gedanken. Es hört sich fast so an wie ein Klopfen, ein Klopfen am Fenster. Schnell stehe ich auf um zu schauen wer, oder was, dieses Geräusch verursacht. Vor dem Fenster sehe ich eine schöne weiß, braune Schleiereule, sie schaut mich aus ihren großen schwarzen Augen an und legt ihren Kopf schief. Erst jetzt bemerke ich einen Umschlag in ihrem Schnabel. Schnell öffne ich das Fenster und sie flattert rein, dreht eine Runde, während welcher sie den Brief auf mein Bett fallen lässt, und schwirrt wieder nach draußen. Einen Moment noch schaue ich ihr verwirrt nach, sind Eulen nicht Menschenscheu und Nachtaktiv?, dann wende ich mich dem Brief zu.

Der Umschlag ist aus schwerem beigen Papier, und vorne steht in geschwungener schwarzer Schrift:

Lousy Pret

Kleines oberes Schlafzimmer

Pfarrhaus

Forth

Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland

Ich drehe den Brief verwirrt in meinen Händen und suche nach einem Absender, finde aber nur ein Siegel. Darauf sind ein Dachs, ein Löwe, eine Schlange und ein Adler abgebildet und in der Mitte zwischen ihnen ist ein großes H.

Verwundert und neugierig breche ich das Siegel und entnehme dem Umschlag zwei Bögen Pergament. Mit zitternden Händen glätte ich das obere Pergament und fange an zu lesen.

HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

Schulleiter: Albus Dumbledore

(Orden des Merlin, Erste Klasse, Hexenmst. Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)

Sehr geehrte Miss Pret,

wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller Bücher und Ausrüstungsgegenstände.

Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule bis spätestens am 31. Juli.

Mit freundlichen Grüßen

Minerva McGonagall

Stellvertrehtende Schulleiterin

Mehrmals muss ich diese Zeilen durchlesen bis mir zwei Sachen auffallen. Erstens werde ich nach Hogwarts gehen, die beiden Jungs hatten Recht, und zweitens haben wir heute den 25 August. Wie soll ich den nach Hogwarts gehen wenn ich die Anmeldung verpasst habe? Werde ich jetzt überhaupt nach Hogwarts kommen oder werde ich für immer hier bleiben? Bei dem Gedanken diesen Ort niemals zu verlassen steigen mir Tränen in die Augen.

Ich versuche mich wieder zu beruhigen indem ich an die Unterhaltung von Gestern denke. Hat Gideon nicht gemeint ich solle zu ihnen kommen wenn etwas nicht in Ordnung wäre? Hatten sie mir nicht überhaupt erst von Hogwarts erzählt?

Schnell packe ich die beiden Blätter wieder in den Umschlag, ziehe mich um und verstecke den Brief in einer Tasche meines Kleides. Dann beeile ich mich nach unten zu kommen. Meine Familie schenkt mir keine große Beachtung, weswegen ich mir einfach einen Apfel nehme und nach draußen verschwinde. Keiner ruft mich zurück, ich werde nicht einmal beachtet, tolle Familie. Will der Herr nicht dass wir alle Menschen lieben egal wie sie sind? Und sollte ein Pfarrer und seine Familie den Willen des Herren nicht beachten?

Schnell laufe ich ins Dorf, das Haus wo die neue Familie wohnt ist nicht schwer zu finden. In diesem Dorf kennt jeder jeden und jeder weiß wo der andere wohnt.

Kurz darauf stehe ich bei ihnen vor der Tür und klopfe zögerlich an. Ich muss nicht lange warten bis eine recht junge Frau die Tür öffnet und mich freundlich begrüßt. Bevor ich mich vorstellen kann oder sie mich frägt wer ich sei und was ich wolle, kommt auch schon Gideon und stellt sich neben seine Mutter.

"Mama, das ist sie, das ist Lousy. Lousy das ist meine Mutter." stellt er uns einander vor.

"Oh natürlich, du erinnerst mich nur ein bisschen an jemand anderes. Dann noch einmal Willkommen Lousy, komm doch rein? Möchtest du etwas essen? Ich habe extra einen Kuchen gebacken, du hast ja heute Geburtstag." sie lächelt mich warm, mütterlich an und schiebt mich liebevoll ins Haus. "Ach ja, und alles gute zum Geburtstag. Alles gute zum Brief von Hogwarts."

"Danke, woher wissen sie dass ich diesen Brief bekommen habe?" frage ich verwirrt.

"Nun, ich denke das ist der Grund weshalb du hier bist. Und auch warum wir hier sind. Dumbledore wollte es so." Wir sind inzwischen in einem schönen Salon angekommen. Gideons Mutter weist mir einen Stuhl zu und ich setzte mich.

Dann holt sie einen komischen Stab aus ihrer Tasche und nachdem sie ihn einmal geschwungen hat kommt ein Tablett mit Tellern, Tassen, Tee und einem Kuchen durch eine Tür rein geflogen.

Ich muss sie und das fliegende Tablett wohl mit offenem Mund angestarrt haben, denn Gideon fängt an zu lachen und zieht damit meine Aufmerksamkeit auf sich. "Tja Lousy, Willkommen in deiner Welt, herzlich Willkommen in der Welt der Hexen und Zauberer."

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Anmerkung der Autorin:

Hallo ihr Lieben,

es tut mir leid dass es so lange gedauert hat, aber ich dachte mir ihr wollt bestimmt lieber ein längeres Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch.

Ach und ich kann euch nicht versprechen dass ich regelmäßig und oft ein neues Kapitel hochlade, aber ich versuche wenigstens ab und zu längere Kapitel zu schreiben.

Ich werde es zwar nicht in jedem Kapitel schreiben, aber alle Rechte liegen bei J. K. Rowling.

liebe Grüße

Sommerblumenwiese

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