7. Die Anzeige
Jax: Komm mal runter.
Opie: Wie denn, wenn du so ne Scheiße mit Elli abziehst? Ist sie dir wirklich so egal, dass der Club jetzt bei ihr kassieren soll?
20% wie bei den anderen.
Elli braucht das Geld selbst, die Praxis hat erst eine Handvoll Patienten.
Jax: Sie wird das schon hinbekommen und sicher läuft die Praxis bald.
Opie: Das ist alles, was du dazu zu sagen hast? Sie ist dir also wirklich egal?
Jax: Ich hab mich gemeldet, wie du es wolltest. Aber ich hab noch zu tun. Bis dann.
Frustriert packte Opie das Handy in seine Hosentasche. Jax brachte ihn auf die Palme. Warum sprach er nicht endlich Klartext?
Dass er den Fragen auswich, lag sicherlich nur daran, dass er sie nicht bejahen könnte, ohne zu lügen.
Der Verdacht, den Opie schon seit der Trennung hatte, verhärtete sich immer mehr.
Nur was und wer steckte dahinter?
🏍🏍🏍🏍🏍🏍🏍
Sobald Elli morgens in den Werkstatthof einbog, ging ihr Blick zu dem leeren Parkplatz.
Das ATF war wirklich abgezogen, der silberne Trailer verschwunden.
Die Erleichterung, die sie durchströmte, hob ihre Laune deutlich an und ein Teil ihrer Anspannung fiel von ihr ab. Es hatte keine Verhaftungen gegeben, ziemlich sicher war der Club ungeschoren davongekommen.
Es gab also tatsächlich Grund zum Feiern, selbst für sie.
Zum Familienessen hatte sie bereits zugesagt, ob sie zur Party ginge, hatte sie spontan entscheiden wollen, im Moment aber sah alles danach aus.
Ohne das ATF auf dem Werkstattgelände war die Stimmung gleich besser.
Das erste Bier wurde schon vor der Mittagspause gezapft und aus der Werkstatt war immer wieder Lachen zu hören.
Juice war mehrere Stunden damit beschäftigt jeden Raum im Clubhaus, der Werkstatt und in Jax' Haus nach Wanzen abzusuchen.
Auch im Büro war er auf die Suche gegangen, doch es war sauber gewesen.
Im Clubhaus hingegen war Juice wohl in mehreren Zimmern fündig geworden.
Was die Agents dabei zu hören bekommen hatten, vor allem an den Wochenenden nach den feuchtfröhlichen Partys, wollte sich Elli gar nicht vorstellen.
Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand, nun da sie nicht mehr das Gefühl hatte, dass man ihr ständig auf die Finger schaute.
Sie freute sich sogar auf das Essen und die Party danach.
Die Sonne schien und schenkte ihnen bereits Temperaturen, wie im Frühling. Halfsack hatte ein Auto abgeschleppt und auf dem Rückweg ein paar Sandwiches aus dem Diner mitgebracht.
Für diesen Luch setzten sich alle nach draußen an die Tische vor dem Clubhaus.
Schweigend, aber interessiert, hörte Elli zu, wie der Club noch weitere Aufgaben für die drei Prospects in spe suchten.
Halfsack schien richtig Freude daran zu haben, sich die dümmsten Sachen auszudenken. Nach den Aufgaben, die er immer wieder aufgedrückt bekommen hatte, konnte Elli ihm das aber auch nicht verübeln.
Chibs' Frage, ob sie am Sonntag auch an den See kommen würde, da die Familie dort einen Tag verbringen wollte, während die drei Anwärter das Gartenhäuschen aufbauen würden, beantwortete sie mit einem eher zögerlichen Ja.
Sie glaubte nicht ernsthaft, dass nochmal ein Prospect sie entführen würde. Zum einen, weil der Club dem neuen Prospect sicherlich noch genauer im Auge behalten würde, zum anderen, weil dieser keinen Grund hätte sie zu entführen.
Mandy hatte Jax gewollt, aber Elli war nicht mehr seine Lady. Niemand mehr musste sie aus dem Weg schaffen, um an den Vize des Clubs heranzukommen.
Dennoch löste allein der Gedanke an einen neuen Prospect ein unbehagliches Gefühl in ihr aus.
Bevor ihre Stimmung komplett kippen konnte, wandte sie sich Juice zu und fragte ihn nach dem Wanzensuchgerät.
Es interessierte sie zwar nicht wirklich, wie dieses arbeitete, aber es war besser Juice zuzuhören, als an Jax zu denken.
„Du lächelst", stellte Opie grinsend fest.
„Soll vorkommen", gab Elli schulterzuckend zurück.
„Die letzten Tage leider viel zu wenig", meinte Opie. „Aber ich freu mich natürlich. Heißt das etwa, dass du so gute Laune hast und nachher kommst?"
„Heißt es", gab sie zurück. „Nach dem ganzen Junkfood lass ich mir Gemmas Essen nicht entgehen. Und ein Bier danach auf der Party schadet sicher auch nicht."
Opies Grinsen wurde breiter. Er freute sich darüber, dass es Elli besser zu gehen schien. Selbst wenn ihr Lächeln nur aufgesetzt wäre, was er allerdings nicht glaubte, würde ihr der Abend mit der Familie bestimmt gut tun.
„Sollen wir dich abholen? Donna trinkt sowieso nichts."
Elli schüttelte den Kopf. „Ich will davor noch in der Praxis vorbei und die Nachrichten anhören. Liegt ja auf dem Weg zu Gemma."
„Okay, dann nehmen wir dich vielleicht auf dem Heimweg mit." Er zwinkerte ihr zu. „Dann könntest du zum Bier auch einen Schnaps trinken."
„Na darüber lässt sich sicher reden. Aber jetzt mach ich erst mal Feierabend. Bis später dann."
Nachdem sich auch Opie verabschiedet hatte, rief Elli ein lautes „Tschüss" in die Werkstatt, bevor sie sich auf den Heimweg machte.
Sie wollte noch duschen und sich umziehen, ehe sie zu Gemma fuhr.
Am Tag zuvor war Ellis Anzeige für die Praxis erneut in der Zeitung erschienen, dennoch war sie überrascht, dass der Anrufbeantworter 17 neue Nachrichten anzeigte.
Sie zog den Terminplaner aus ihrer Umhängetasche und nahm einen Stift, dann setzte sie sich neben die Telefonanlage, auf den dunklen Holzboden.
Morgen würden endlich die Möbel kommen und sie hätte den Schreibtisch am Empfang.
Die erste Nachricht wurde wiedergegeben und Elli erstarrte.
„Hallo du heiße Stute. Allein dich zu sehen reicht aus, um geil zu werden. Mein Schwanz steht wie ne eins und wartet nur darauf, deine Löcher zu stopfen. Feucht werd ich dich schon kriegen, nur keine Sorge. Ruf an und ich komm sofort vorbei."
Sie schaffte es nicht, den Blick vom Telefon zu nehmen, während der Typ seine Telefonnummer nannte.
Was war denn das für ein Perversling? Da wurde sie nur vom Zuhören schon rot.
Doch auch Nachricht Nummer zwei und drei waren nicht besser.
„Du willst also eingeritten werden? Dafür kann ich sorgen. Mein Schwanz ist riesig und wartet nur darauf, dich zu verwöhnen. 22 harte Zentimeter, die dir zeigen, wer der Hengst im Stall ist. Gerne setz ich auch die Gerte ein. Wenn du nicht artig bist, sogar die Sporen. Ruf an, wenn du denkst, du bist wirklich bereit."
„Guten Mittag PhysioElli69. Ich bin Genießer21 und der Name ist Programm. Aber ich werde dafür sorgen, dass auch du genießen wirst. Ich werde dich in den siebten Himmel vögeln und du wirst meinen Namen so laut und oft schreien, dass du morgen heiser bist."
In der siebten Nachricht beschrieb der Anrufer sehr spezifisch, was er mit seiner Zunge zwischen Ellis Beinen anstellen würde, ein anderer redete davon, dass sie alles mit ihm anstellen könnte, wenn er nur an ihren Zehen lutschen dürfe, und in der vorletzten Nachricht wurde ihr ein Dreier vorgeschlagen, damit ihre Löcher auch ausreichen gefüllt wurden.
17 perverse Nachrichten, eine schlimmer und ekliger als die andere.
Wie in Trance nahm Elli ihr Handy und gab den Namen, den sie in mehreren Nachrichten gehört hatte, ins Suchfeld ein.
Sie wollte wissen, was los war, hatte aber gleichzeitig Angst davor, dass sich ihre Befürchtungen bewahrheiteten.
PhysioElli69.
In weniger als einer Sekunde wurden zig Ergebnisse angezeigt und sie klickte auf das oberste.
Sofort wurde sie auf die Seite: Parkplatzsex24/7 weitergeleitet.
Wäre sie nicht schon gesessen, hätte sie sich spätestens jetzt setzen müssen. Das war doch hoffentlich nicht wahr. Wer war dafür verantwortlich?
Es war wie bei einem Unfall, man wollte wegsehen und konnte doch den Blick nicht von der Unfallstelle abwenden.
Nur war es diesmal kein Motorradfahrer, der blutüberströmt und mit verrenkten Gliedmaßen auf der Straße vor dem Laster lag, sondern sie selbst.
Nein, nicht sie selbst. Aber ihr Kopf auf dem Körper einer nackten Frau, die mit weit gespreizten Beinen auf dem Sofa saß und tiefe Einblicke gewährte.
Die eine Hand um die linke Brust gelegt, die andere offenbar gerade auf dem Weg zu ihrer Mitte, nur noch wenige Zentimeter davon entfernt, auf ihrem Unterleib.
Man sah die Stelle am Hals ziemlich deutlich, an welcher man Ellis Kopf über das originale Bild gelegt hatte. Das war sicherlich keine Meisterleistung. Aber wer würde darauf schon achten?
Schließlich wurde ein Stück weiter unten etwas viel Interessanteres geboten.
Der Text neben dieser geschmacklosen Fotomontage, machte das ganze nicht besser.
Willige 3-Loch-Stute sucht heißen Hengst zum Einreiten. Je größer, desto besser. Gerne auch mehrmals hintereinander, wenn du das schaffst. Interesse?
Dann ruf mich an, mach mich mit deiner Nachricht geil und du darfst ran. Deine PhysioElli69
Darunter stand die Telefonnummer der Praxis.
Geschockt und sprachlos starrte sie auf das Display ihres Handys. Tränen liefen ihr über die Wangen und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
Die Gedanken drehten sich so schnell, dass ihr beinahe schwindelig wurde.
Ihren Kopf auf dem Bild, der Name und die Telefonnummer. Das konnte kein Versehen, Zufall oder Fehler sein.
Irgendjemand hatte diese Anzeige in ihrem Namen absichtlich veröffentlicht.
Aber wer?
Wer kam nur auf so eine ekelhafte Idee?
Diese Frage war wie ein Déjà-vu.
Erst am Dienstag hatte sie darüber nachgedacht, wer so eine widerliche Idee gehabt hatte und die Fenster ihrer Praxis mit Scheiße verschmiert hatte.
War es der gleiche gewesen?
Hatte es jemand auf sie abgesehen? Aber warum?
Wenn einer ihrer Patienten diese Anzeige sah, war die Praxis gestorben, bevor sie wirklich eröffnet war. Wahrscheinlich würde es keinen Tag dauern, bis sich das in ganz Charming herumgesprochen hatte.
Sie musste dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich von dieser Webseite genommen wurde.
Erst ein Anruf riss sie aus ihrer Starre. Gemma wollte wissen, wie lange sie noch brauchte, denn das Essen sei fertig.
Schnell entschuldigte Elli sich und meinte, sie sei in der Praxis aufgehalten worden, käme aber sofort.
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und richtete sich auf.
Wenn ihr einer helfen konnte, dann sicher Juice.
Auch wenn ihr der Appetit vergangen war, musste sie zu Gemma und mit ihm sprechen.
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