36. Valentinstag

Erleichtert atmete Jax auf, als endlich sein Handy piepste. Nur Elli hatte diese Nummer und auf eine Nachricht von ihr wartete er schon seit Stunden.

Elli: Hey, ich weiß ich hätte mich schon früher melden sollen, aber ich wollte zuerst die Sache mit meiner Mum klären.
Und das hab ich jetzt.
Sie lässt dich in Ruhe und wir werden auch nicht mehr beobachtet.

Jax: Echt?

Elli: Echt! :-)
Wir haben Ruhe und Mum muss es akzeptieren.

Jax: Wie hast du das geschafft? Und warum hast du nicht gesagt, was du vor hast?

Elli: Das erklär ich dir morgen, wenn ich wieder zurück bin. Mein Flieger sollte um halb vier landen.

Jax: Soll ich dich abholen?

Elli: Ich hab das Auto am Flughafen stehen.

Jax: Dann meld dich, wenn du auf dem Heimweg bist und ich komm zu dir.

Elli: Mach ich. Bis morgen dann. Und viel Spaß bei Luanns Party.

Jax: Danke. Bis morgen.


Grinsend legte Jax das Handy neben sich aufs Sofa.
Er hatte sich schon gedacht, dass Elli zu ihren Eltern geflogen war, hatte es aber nicht zu hoffen gewagt, dass sie diese Erpressungssache einfach so regeln konnte.
Er selbst hatte sich wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, wie er Dana zum Schweigen kriegen konnte. Außer die wirklich endgültigste Möglichkeit, war ihm nichts eingefallen.
Jetzt zu wissen, dass Elli es geschafft hatte, fühlte sich unglaublich gut an und er konnte es kaum erwarten sie wiederzusehen.

„Gute Neuigkeiten?"
Opie hatte frisches Bier geholt und setzte sich neben ihn aufs Sofa.
Jax nahm eine der beiden Falschen, ehe er antwortete. „Sehr gute. Elli sagt, die Sache wäre geklärt. Sie ist noch in Sarasota aber kommt morgen zurück."
Opie stieß mit Jax an. „Dann steht die große Versöhnung jetzt wirklich an? Und das am Valentinstag."
„Was?" Jax sah Opie perplex an. „Fuck."
Lachend klopfte Opie ihm auf die Schulter. „Mach dir keinen Kopf. Ich glaube nicht, dass Elli was anderes von dir erwartet, als dass du den Abend bei ihr verbringst und ihr ein wenig Zeit nachholt."
„Kann sein", gab Jax zurück.
Allerdings würde ihm vielleicht auch noch was einfallen, um Elli zu überraschen. Er hatte ja noch ein wenig Zeit.

🏍🏍🏍🏍🏍🏍🏍

Auf dem Weg zur Sportsbar hatte Elli Jax geschrieben, jetzt richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Richard, der schon die ganz Zeit strahlte.
„Ich hoffe du und Dana konnten klären, was es zu klären gab."
„Haben wir", versicherte Elli.
„Und gibt es zwischen uns noch was zu klären? Ich meine, wegen der Adoptivsache."
Elli schüttelte den Kopf und legte ihre Hand auf Richards. Er saß ihr am Tisch gegenüber.

„Du bist mein Dad, daran hat sich nichts geändert. Du warst immer für mich da, hast mich immer unterstützt und mich behandelt, als wäre ich deine richtige Tochter. Ich hab eben zwei Dads."
„Für mich bist du meine Tochter, da gibt es kein richtig oder falsch. Und es tut mir leid, dass ich dir nie erzählt habe, dass ich nicht dein Erzeuger bin." Richard sah zur Bedienung auf, die sich an ihren Tisch gesellt hatte. „Zwei Cheeseburger mit Pommes und zwei Cola."

Grinsend nickt Elli.
Auch wenn sie es nicht von Richard vererbt bekommen hatte, teilte sie doch die Vorliebe für Cheeseburger mit ihm.
In ihren Urlauben hatten sie Dana damit manchmal in den Wahnsinn getrieben, denn sie hatten immer zuerst nach dem nächsten Burgerladen gesucht. Ob beim Strandurlaub oder ihrer Städtereise nach Italien.

„Was hast du so getrieben? Arbeitest du noch in dieser Werkstatt?", wollte Richard wissen, nachdem die Bedienung gegangen war.
„Nö, das war nur zur Überbrückung. Ich hab meinen Collegeabschluss gemacht und meine Praxis eröffnet."
Dass sie jetzt schon wieder geschlossen war, behielt Elli für sich.
„Wow, Glückwunsch. Ich wusste immer, dass du das schaffst. Wie läufts?"
„Ich hatte einen etwas holprigen Start. Aber jetzt kanns nur bergauf gehen." Sie schaffte es zu lächeln und hoffte er stellte keine weiteren Fragen. „Bei dir?"

„Wie gehabt. Die Firma läuft, ich kann mich nicht beschweren. Natürlich würde es mir gefallen, wenn du wieder zurückkommen würdest, aber du scheinst dein Leben in Charming aufgebaut zu haben."
Richard grinste breit. „Auch dein Liebesleben?"

„Dad." Elli verdrehte gespielt die Augen.
„Was denn? Ich will doch nur wissen, ob du glücklich bist."
„Bin ich", gab Elli zurück
Zumindest würde sie es wieder werden, da war sie sich sicher. Jetzt da ihr und Jax nichts mehr im Wege stand. Und vielleicht würde sich auch alles andere demnächst regeln.

„Wie heißt er?" Richard konnte es nicht lassen und grinste noch breiter als zuvor schon.
„Er heißt Jax, ist Mechaniker in der Werkstatt und ich kenne ihn von dort. Er ist toll und behandelt mich gut. Wars das jetzt mit dem Verhör?"
Wirklich böse war sie Richard deswegen jedoch nicht. Er wollte eben wissen, was in ihrem Leben so los war.
In Gedanken nahm sie sich vor, ihm öfter mal ne E-Mail zu schreiben.
Das Thema jedoch änderten sie und unterhielten sich über dies und jenes, während sie sich die Burger schmecken ließen.


Nach einem netten Abend hatte Richard Elli in ihr Hotel gebracht. Am nächsten Morgen hatte sie das Frühstück ein wenig in die Länge gezogen, bevor sie sich dann auf den Weg zum Flughafen gemacht hatte.
Der Flug war ruhig verlaufen und Ellis Puls nahm zu, je näher sie Charming kam.
Sie hatte Jax schon angerufen und er hatte versichert, er würde vorbeikommen. Auch wenn ihr noch das Gespräch über Fitzpatrick bevorstand, freute sie sich darauf, Jax zu sehen. Ohne die Angst im Hinterkopf, dieses Treffen könnte Konsequenzen nach sich ziehen.

Jax wartete schon auf ihrer Veranda. Vor der Garage stand Opies Truck.
„Du weißt, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen?", fragte Elli und lief auf ihn zu.
„Mmh", brummte er zustimmend, zog sie in seine Arme und küsste sie.
Ein Kuss, der Elli den Atem nahm und die Schmetterlinge in ihrem Bauch bis zum Herzanfall aufscheuchte.
Schnell schlang sie ihre Arme um ihn, bevor ihre Beine unter ihr nachgeben konnten.

„Sollen wir lieber rein gehen?", fragte sie grinsend, als sie sich voneinander lösten.
„Kurz", antwortete er. „Um fünf müssen wir los."
„Wohin?", wollte Elli wissen und schloss die Haustüre auf.
„Das ist eine Überraschung. Aber für einen Kaffee haben wir noch Zeit."
Den Kuss, den er ihr in den Nacken hauchte, brachte Elli dazu, dass sie lieber etwas anderes als Kaffee hätte, doch sie war auch neugierig und wollte wissen, welche Überraschung Jax für sie hatte.
Würde er sie mit zum Clubhaus nehmen und sie offiziell wieder als seine Freundin „vorstellen"?
Oder gab es irgendwo eine Party, zu der er gehen wollte?
Eigentlich war es ihr egal, solange sie zusammen waren.


Sie waren schon über eine Stunde unterwegs und hatten Lodi hinter sich gelassen. Elli hatte Jax erklärt, wie sie ihre Mum dazu bekommen hatte, mit der Erpressung aufzuhören.
„Bist du dir sicher, dass sie aufhört? Wenn sie es drauf ankommen lässt, wird sie schnell merken, dass du nur geblufft hast."
Jax' Hand lag auf Ellis Knie. Da Opies Truck vorne eine durchgängige Sitzbank hatte, war sie nahe an Jax herangerutscht.
„Naja, das traut sie mir wahrscheinlich nicht zu. Ich wohlerzogenes Mädchen würde doch niemals lügen. Bestimmt macht sie euren schlechten Einfluss dafür verantwortlich, dass ich ihr gedroht habe. Aber es ist auch egal. Sie wird nicht zu den Bullen gehen, denn sie hat zu viel Angst davor, vor ihren Freundinnen und Richard bloßgestellt zu werden."
Sie lehnte sich zurück und ihren Kopf auf Jax' Schulter. „Wie lange brauchen wir noch?"
„Nicht mehr lange. Zehn Minuten vielleicht."


Nach schon fünf Minuten bog Jax von der Landstraße ab und folgte einem schmalen Sträßchen, bis zu einer großen Scheune.
„Autokino" stand in großen Buchstaben auf einem Schild.
„Wir gehen in ein Autokino?", fragte Elli aufgeregt. Sie war noch nie in einem Autokino gewesen und kannte diese nur aus Filmen.
Jax nickte und erwiderte ihr Lächeln.

Sie umrundeten die Scheune und fuhren auf einen großen Parkplatz. Die vorderste Reihe war bereits besetzt, allerdings hatten sie noch genug Auswahl und die Leinwand, die an der Scheune hing, war so groß, dass sie alles sehen konnten.
Unter der Leinwand war eine offenstehende Tür. Das Schild daneben warb für Popcorn, Snacks und Getränke, verwies auf die Toiletten und die Radiofrequenz, auf der man den Ton des Filmes empfangen konnte.
„Welchen Film sehen wir uns an?"
Jax zuckte mit den Schultern. „Ist wohl eine Überraschungsvorstellung. Außerdem weiß ich nicht, ob ich überhaupt etwas von dem Film mitbekomme."
Schon lagen seine Lippen auf ihren.

Lachend entzog sie sich ihm. „Noch ist es hell und auf ne Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses kann ich verzichten."
Grummelnd ließ Jax von ihr ab.
„Soll ich uns was zu trinken besorgen?", schlug Elli vor. „Ich muss sowieso mal."
„Brauchst du nicht, ich hab was dabei", antwortete er.


Überrascht sah sich Elli im Truck um, als sie wieder zurück war.
Im Fußraum der Beifahrerseite stand ein Picknickkorb in dem sie auf den ersten Blick Getränkedosen, Wein, Sandwiches und Snacks erkannte. Auf der Sitzbank lag eine kuschlige Decke.
Jax hielt eine dunkelrote, langstielige Rose in der Hand.
„Einen schönen Valentinstag", wünschte er und übergab ihr die Rose.
„Danke", murmelte sie und küsste ihn. Ihr war total entfallen, dass Valentinstag war, und sie hätte auch sonst nicht damit gerechnet, dass Jax zu diesem Anlass etwas plante.

„Ich hab leider nichts für dich."
„Es reicht, dass du bei mir bist", antwortete er. „Und perfekt wäre es, wenn du versprichst, für immer zu bleiben."
„Wenn du es so lange mit mir aushältst", meinte sie grinsend.
„Natürlich, Grabschi."
Gespielt empört boxte Elli ihm gegen die Schulter, bevor sie sich zu ihm beugte, jedoch kurz vor seinen Lippen stoppte.
„Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch", entgegnete Jax und überbrückte die letzten Zentimeter.
Elli rutschte noch näher an ihn heran und war sich sicher, dass auch sie nicht sonderlich viel vom Film mitbekommen würde. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top