*Hannas Sicht*
*Zeitsprung*

"Ey, Schnarchnase! Steh jetzt endlich auf, du kommst sonst zu spät! Ich habe keine Lust Anschiss von meinem Baby zu bekommen, weil ich ihm berichten muss, dass du zu spät zur Arbeit gekommen bist, weil du verpennt hast wie sonst was!"

Dieser Satz brachte mich aus meinem wundervollen Schlaf, weshalb ich nur müde grummte.

"Hanna, steh auf LOS!"

"Nur noch 5 Minuten.."

"Nein, du hast keine 5 Min mehr. Es ist schon halb zwei, du musst zur Arbeit!"

Als ich realisierte, was er gesagt hat, sprang ich förmlich aus meinem Bett und krallte mich erstmal wieder an meinen Bettstangen fest, da mein Kreislauf verrückt spielte.
Wenige Sekunden später, ging es wieder.

"WIESO ZUR HÖLLE HAST DU MICH NICHT FRÜHER GEWECKT?!"

"SCHREI MICH NICHT AN! Ich habe es ja versucht ganze zwei verfickte Stunden dude, du hast geschlafen wie ein VERDAMMTER Stein! Wenn du jetzt nicht wach geworden wärst, hätte ich dich mit nem Eimer kalten Wasser geweckt, sei froh dass dir das erspart geblieben ist! Und jetzt Hopp, Hopp!"

"Darüber diskutieren wir später nochmal!"

"Jaja, wie auch immer. Jetzt mach dich endlich fertig, ich nehme dich mit den Auto mit, du hast Glück dass ich heute zu meinen Eltern fahre." sagte er und seufzte.

Wie vom Blitz getroffen, rannte ich durch mein Zimmer kramte mir meine Sachen raus, die ich fürs Training brauchte und zum duschen, weil das konnte ich jetzt vergessen. Ich steckte mir auch etwas Geld ein, nicht mal essen kann ich. Man was ist nur los mit mir in letzter Zeit?!

"HANNA, JETZT KOMM ENDLICH!"

"JA, ICH KOMME!"schrie ich Binie zurück.

Als ich unten an kam, wartete er schon angespannt in seinem Auto, schnell schloss ich die Tür zu und rannte zum Wagen.

"Das war gerade nich rechtzeitig. Was ist denn los mit dir Hanna? Du bist in letzter Zeit so unkonzentriert."

Leise seufzte ich aus.

"Ich weiß es nicht.. keine Ahnung, vielleicht der ganze Stress."

"Hanna, ich hab dir gesagt kümmere dich früher um deine Unterkunft, hast du überhaupt schon mit ihnen geredet?"

"Nein."

"Dann wird es langsam echt Zeit. Wir reden da heute Abend weiter.
Da wir jetzt da sind und du zur Arbeit musst.
Ciao und viel Spaß, bis heute Abend.
Hab dich lieb."

"Ja bis heute Abend, ich dich auch."

Ich stieg aus dem Auto aus und ging Richtung Eingang.

-

In den zwei Wochen ist nichts großartiges passiert, Yeri kam zum Glück mal ohne blaue Flecken zur Tanzschule, wobei man hört nicht einfach auf, sein Kind zu schlagen, irgendwas stimmt da nicht. Sie kam aber mittlerweile auch immer mit langen Ärmeln zum Unterricht, ich mache mir Sorgen. Ich hoffe wirklich nicht, dass sie das macht, was ich denke, sie hat auch ziemlich abgenommen und still ist sie auch geworden, sie hat sich aber auch nicht bei mir gemeldet.
Ich habe mir aber vor genommen, sie heute anzusprechen, wenn sie wieder lange Ärmel an hat, ich muss es einfach wissen, ich will sie vor dem selben Fehler bewahren, den ich gemacht habe.

Als ich alles vorbereitet und fertig hatte, kamen auch schon meine Schüler.
Ich hielt Ausschau nach Yeri, sie kam als letzte rein und sie hatte wieder lange Ärmel an.
Ich werde mit ihr reden, heute.

"Hallo meine Lieben, schön dass ihr da seid." sagte ich und lächelte.

Sie begrüßten mich alle ebenfalls und machten sich schonn warm, währenddessen ging ich schon die Choreo durch, die wir heute neu lernen werden.

Nach etwa 10 min trommelte ich alle zusammen, es wurde still im Raum und sie hörten mir aufmerksam zu.

"Also, ich habe heute eine neue Choreografie für euch, sie wird auch etwas anders, da sie nur aus Ballett bestehen wird."

"Auf welches Lied denn?" fragte Woojin.

"Das werde ich euch jetzt zeigen, ich hoffe es gefällt euch."

Ich ging zum CD-Player steckte dort meinen USB-Stick an und suchte dass gewünschte Lied.
Es war das Lied von Jimin, welches er über seine Essstörung geschrieben hat.

Ich ließ es an laufen und die meisten fingen schon an, die Augen zu schließen und sich einfach auf dem Rhytmus zu bewegen.

Als es zu Ende war, sah ich in die Runde.

"Und? Gefällt es euch?"

"Omg, ich liebe es!"
"Ja es ist toll!"
"Diese Choreo wird super werden, ich freue mich schon drauf." sagten sie alle durcheinander.
Aber ich freute mich, dass es ihnen gefällt.

"Wollen wir dann anfangen?"

-

Nachdem wir die Choreo 6x langsam und 3x schnell durchgegangen sind, machten die meisten sich auf den Weg in die Umkleiden.

Yeri wollte ebenfalls gehen, doch ich hielt sie auf.

"Yeri? Kann ich dich mal sprechen?"

Sie zuckte langsam auf, als ich sie rief und drehte sich langsam um und nickte leicht.
Ich ging zu ihr hin, wartete bis alle anderen draußen waren und kniete mich dann vor sie auf den Boden.

"Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst und ich dir helfen will, oder?"

Sie nickte, hielt ihren Kopf aber immernoch auf den Boden gerichtet.

"Gut. Verrätst du mir mal, warum du in letzter Zeit, jeden Tag lange Ärmel trägst, immer dünner und ruhiger wirst?"

Sie hob ihren Kopf und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, ehe sie dann wieder zu Boden sah.

"Du.. du hast doch auch immer lange Ärmel an, wieso sollte ich es dann nicht auch machen? Hab ich abgenommen? Ist mir nie aufgefallen. Ich war schon immer eher die ruhige Person."

Ich seufzte einmal.
Ich wollte es nicht direkt ansprechen, deswegen wartete ich noch etwas.

"Yeri.. Das hat seine Gründe, weshalb ich meine Sachen so trage, wie ich sie trage. Du hast nie lange Ärmel an gehabt und immer gut gegessen und ruhig bist du zwar, aber nicht so wie die letzten zwei Wochen.
Sag mir... hat dir dein Vater wieder weh getan?"

Sie nickte, ehe sie anfing zu weinen.

"Du.. du verstehst das nicht.. Ich kann nicht mehr. Er tut mir jeden Tag aufs neue weh und schlägt mich Wund und Blau. Ich.. sperre mich zwar jeden Tag im Zimmer ein, aber wenn ich was essen, trinke oder auf Toilette muss, muss ich mein Zimmer verlassen und diese Chance nutzt er um mich wieder zu schlagen, ich weiß nicht mehr was ich tun soll.. Ich will zu Eomma.."

Das sie dies sagte, gab mir ein Stich ins Herz. Das darf ich nicht zu lassen, sie ist doch noch so Jung, hat ihr ganzes Leben noch vor sich und dass sie sowas sagt, bricht mir das Herz. Sie ist mir sehr ans Herz gewachsen, ich fühle mich wie ihre große Schwester oder Mutter die sie vor allem bösen beschützen muss und will.

"Sag das nicht, du bist so Jung und talentiert, du hast dein ganzes Leben noch vor dir. Ich werde dich beschützen, egal wie."

Sie nickte langsam, dann atmete sie einmal tief ein und aus.

"Ich glaube, ich... muss.. dir.. das sagen, ich komme nicht mehr davon weg."

"Was meinst du?"

Sie schloss ihre Augen und hielt mir ihren Arm hin.

"Sieh dir an, wozu er mich gebracht hat."

Langsam schluckte ich, ich wusste was kommen würde, aber ich will es erst glauben, wenn ich es auch sehe. Solche Worte von ihr zu hören, damit hätte ich nie gerechnet.

Langsam nahm ich ihren Arm in die Hand und zog ihren Ärmel hoch.
Und obwohl ich es wusste, was sie gemacht hab, schnappte ich geschockt nach Luft.
Diese Schnitte.. sie sind frisch und überall auf ihrem Arm verteilt, aber zum Glück sind sie nicht so tief, aber so tief dass Narben bleiben werden.
Das geht nicht, das kann ich nicht zu lassen, dass sie sich weiterhin so zerstört.

"Yeri.. D-das ist keine Lösung. Dein Vater hat es nicht verdient, dass du dir wegen ihm weh tust. Deine Mutter würde das niemals wollen."

"I-ich weiß, aber es ist.. ich weiß nicht.. befreiend? Es nimmt mir für wenige Sekunden den ganzen Schmerz und Druck, den ich wegen ihm verspüre. Meine Mutter ist nicht da, sie hat mich verlassen, es würde sie kein bisschen interessieren, was ich hier mache. Es hilft mir, ich will und kann nicht damit aufhören."

"Ich weiß, was du meinst und wie es sich anfühlt. Deine Mutter würde es sehr wohl interessieren, sag nicht das Gegenteil, sie liebt dich und das über alles. Ich weiß, es ist eine Sucht, die bekommst du nur mit Hilfe weg, du brauchst psychologische Hilfe."

"NEIN! I-ich will das nicht, du kannst mir doch helfen, bitte.. egal wie."

"Süße, so leid es mir auch tut, aber... du brauchst sie und das ganz dringend.
Ich war selbst in diesem Loch gefangen und habe es nur durch die Hilfe meiner besten Freunde hinbekommen, ich war genauso wie du. Ich wollte keine Hilfe, wollte es mir nicht eingestehen und das hat mich verdammt kaputt gemacht. Doch jetzt? Es geht mir gut, ich habe tolle neue Menschen kennen gelernt unter anderem auch meine Freundin, auch wenn es ein komplizierter Weg war, hab ich es geschafft und ich weiß ganz genau, dass du das auch wirst. Also bitte tu mir den gefallen und hol dir Hilfe, wenn du willst komme ich mit dir und unterstütze dich, du brauchst keine Angst zu haben, wirklich nicht. Und nach Hause gehst du heute bestimmt nicht, dein Vater wird es nicht wagen, dir auch nur ein Haar zu krümmen. Wir schalten die Polizei ein, du wirst dort nie wieder hin müssen."

"Aber.. ich habe solche Angst davor, was wenn ich es nicht schaffe?
Und hast du deswegen immer lange Ärmel an?"

Ich nickte und sah ihr in die Augen.

"Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir.
Und ja, leider Gottes habe ich deswegen immer lange Ärmel an, aber versprich mir eins.."

Sie hob ihren Kopf etwas und antwortete mit einem "Hm?"

"Das wird unser kleines Geheimnis sein, ok? Das brauch hier niemand wissen, da es Vergangenheit ist und ich ein neues Leben angefangen habe."

"Ich verspreche, ich werde es gut aufbewahren, aber meins darfst du auch nicht sagen, nachher wird es nur schlimmer."

"Ich schwöre bei Gott, ich werde es niemals verraten."

Ich lächelte sie an und hielt ihr den kleinen Finger hin, ehe sie diesen dann mit ihrem verschränkte, auch ihr entglitt ein kleines lächeln.
Sie nahm mich kurz daraufhin, in die Arme, dies erwiderte ich.

"Danke.. danke, das du für mich da bist. Du bist wie eine große Schwester und Mutter für mich, danke einfach für alles. Ich habe dich ganz doll lieb."

"Ich werde dich immer beschützen okay? Das ist jetzt meine Aufgabe, selbst wenn wir jemand finden der dich aufnimmt, wirst du immer auf mich zählen können."

Sie nickte in die Umarmung hinein, weshalb ich sie noch enger an mich drückte.

Es war sehr still im Raum, außer ihrem Schluchzen hörte man nichts. Doch auf einmal ertönte eine Stimme.

"Hanna?"

•••

Hi, ich hoffe dieses Kapitel hat euch besser gefallen, also mir schon es ist zwar nicht perfekt und mega gut, aber hey, Nobody's Perfect.

But, One Question: "Sollte ich die Geschichte mit erwachsenen Inhalt markieren, damit ich keine Angst haben muss, das sie gelöscht wird ?"

💜❤