☆1☆

Sauer band ich meine Schuhe zusammen, diese alten, hässlichen Schuhe, welche schon seit zwei Jahren out waren. Warum konnten mir meine Eltern nicht mal Neue kaufen? Sie hatten doch eindeutig mehr Geld als ich!
Endlich hatte ich es geschafft, meine Turnschuhe waren gebunden und ich stand schnell auf, schnappte mir den Schlüssel von der Ablage neben der Tür und knallte sie hinter mir zu. Das würde ich später noch bereuen, meine Eltern hassten es, wenn ich die Tür zu schmiss.
Dann joggte ich ein paar Meter weit, nur um dann festzustellen, dass ich vergessen hatte abzuschließen. Genervt rollte ich mit den Augen lief zurück und schloss die Tür ab. Hier würde doch sowie so niemand einbrechen. Was sollte er auch stehlen? Mein IPad welches ich nie bekommen hatte ?


Dann joggte ich wieder los Richtung Wald.
Er war mein Geheimplatz, mein Safe-Place. Niemand konnte ich ärgern, mobben oder mich wegen meiner Kleidung beleidigen.

Ob sich meine Eltern Sorgen machen würden, wenn ich einfach weg wäre?
Sie würden es nicht einmal mitbekommen, sie waren beide so mit der Arbeit beschäftigt, dass sie manchmal vergaßen, das auch noch ein Teenager im Haus war. Ich war viel in meinem Zimmer, hatte die Tür geschlossen und träumte vor mich hin. Träumte, vielleicht von einer besseren Welt, vielleicht aber auch von einer besseren Vision von mir selbst. Eine die jeden Tag Sport machte, eine die sich Gesund ernährte und Junk-Food ganz weglassen konnte.

Eine Vision von mir die schöner, schlanker und schlauer war als ich. Eine die Freunde hatte, coole Freunde mit noch cooleren Eltern, die einen Porsche fuhren und viel Geld hatten.

Genervt verdrehte ich meine Augen, ich steigerte mich schon wieder viel zu sehr rein.

Hätte ich besorgen Eltern, die sich um das Wohl ihres Kindes sorgten, hätten ich wohl den Zeitungsartikel heute Morgen gelesen, oder sie hätten mir es erzählt.

So lief ich also ungewiss in den Wald, ich freute mich schon, wieder Tiere zu beobachten zu können und die gute Luft zu riechen. Einfach alles zu vergessen.

"Ach!", stöhnte ich. Jeder andere würde jetzt sagen; Ich bin diesen Weg jetzt komplett durch gejoggt ohne einmal stehen geblieben zu sein.
Doch das wäre eine Lüge. Ich hasse joggen.
Wer konnte das? Meine Note in Sport war okay, ich konnte über die blauen Matten hüpfen oder weit werfen. Naja, weit war in meinem Fall genau 15 Meter. Jeder tut dass, was er gut kann.

Ich hielt mir also mit einer Hand die Hüfte und versuchte Luft zu bekommen, zu Glück war ich bald da. Endlich sah ich schon den Waldweg, auf den ich wollte.

Ich machte einen großen Sprung und sprang auf den Weg und.
Und blieb prompt mit meinen langen braunen Haaren in einem Ast hängen. Das hatte mir ja noch gefehlt. „AHHG!"
Schnell entfesselt ich meine Haare und lief weiter in den Wald hinein.
Joggend lief ich die letzten Hundert Meter zur kleinen Waldlichtung. Und wenn ihr euch jetzt nichts darunter vorstellen könnt, dass ist in Ordnung. Was hieß schon Lichtung? Ich verstehe darunter einen Platz, wo man sitzen konnte, ohne dass man Angst haben braucht, dass kleine rote Ameisen deinen Aller Wertesten hochklettern.

Okey. Ich spazierte die letzten hundert Meter zu meiner heiß geliebten Lichtung und setzte mich dort auf einen Stein. Ignorieren wir mal das ich eine weiße Stoffhose trug. Ich hatte sie noch von der Schule an, hatte vergessen mich um zu ziehen.

Von hier aus konnte man alles sehen, man blickte über mossbewachsende Steine, in die Ferne, wo der Nebel die großen Berge verstecke, auf denen noch Schnee lag. Ach, das erinnerte mich nur daran, wie schlecht ich Schi fahren kann. Meine ehemalige beste Freundin hatte mich immer aus gelacht, wenn ich hin gefallen war. Ich mag Schnee nicht, es ist kalt. Matschig. Nass.

Außer wenn ich in meinem Zimmer saß, einen Kakao trank und was lesen konnte. Wenn meine Eltern mitbekommen würde, dass ich Kakao im Zimmer trank würden sie mich mit ziemlicher Sicherheit umbringen.

Ich seufzte laut und sah plötzlich einen Holunder. Ich seufzte wieder.
Dann würde ich ärgerlich. Holunder.

Holunder ist gleich H. H ist gleich Hansen. Hansen ist gleich Nick. Nick ist gleich Nick Hansen. Nick Hansen ist gleich.
Scheißblödmannunddümmstertypaufdieserwelt.
"Ahhh!", ich schrie, holte mein Handy raus und warf es in die Schlucht vor mir.
"Du kannst mich mal. Ich verspreche dir die Welt! Ist klar! Du konntest sich nicht mal deine Beine zusammenhalten!" So jetzt war es raus.

Jetzt kannte ganz Bergtal, dieses scheiß Dorf, meine Probleme.

Mein Freund- Exfreund- hatte mich betrogen. Nicht mit einer Blondine aus dem Club, nein.

Mit einer braun Haarigen Streberin, namens Kim. Sie war hübsch schlau, hatte schöne braune Augen, welche zu ihren Haaren passten, die immer in perfekten Wellen über ihrer Schulter lagen. Daran war erstmal nicht schlimmes gewesen. An der Streberin natürlich, dass mein Freund mich betrogen hatte war schwer zu verdauen gewesen. Aber vielleicht hätten wir reden können.

Auch wenn alle meinen solche Typen hatten keine zweite Chance verdient, hätten wir reden können.

Wenn es nicht meine beste Freundin gewesen wäre.

Kim.

„Warum!? Warum habt ihr mir das angetan?", ich schrie. Laut und verärgert. Verletzt und verzweifelt. Ich hatte meine Emotionen nicht unter Kontrolle, sie wollten ausbrechen. Schreien und randalieren. Ihnen weh tun, wie sie es bei mir getan haben.

„Warum immer ich?", mir traten Tränen in die Augen und ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht loszuheulen.

„Argg, Kim. Warum hast du nicht diesen Typen aus der anderen Klasse genommen?".

Ich wollte erneut los schreien, meine Gefühle loslassen, was weg werfen, als mir auf fiel, dass ich ja mit mir selber Sprach. Ich räusperte mich und war einen schnellen Blick hin und her, nicht das mich jemand gehört hatte.

Als ich feststellte, dass mich niemand beobachtete sank ich zusammen und setzte mich in die Hocke.

Jetzt wollte ich nur noch zusammenbrechen und weinen. In den Armen von Freunden, die ich nicht hatte. Einen Kakao trinken, den ich nicht durfte. YouTube schauen, auf dem Handy, welches ich jetzt nicht mehr hatte.

Ich warf einen Blick in die Schlucht. War es eine gute Idee gewesen, dass Handy da reinzuwerfen? Vermutlich nicht. Da konnte ich jetzt erstmal wieder bis Weihnachten warten, bis ich ein neues bekam.
Vielleicht dachte meine Tante daran, mir ein Neues zukaufen. Wenn ich Glück hatte, letztes Jahr hatte ich Konzert Tickets in Wert von 20 eure bekommen, die Band hatte ungefähr so viel Erfolg wie ich bei Weitwerfen, nämlich gar keinen. 

"Na, wer bist denn du?"

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