9. Dezember: Verbotener Flügel

Die Abendsonne tauchte Hogwarts in ein goldenes Licht, während Harry und Draco widerwillig in Richtung des Treffpunkts für ihre nächste Aufgabe gingen. Sie hatten sich nach der Schneeballschlacht noch immer nicht ganz davon erholt, ständig in peinliche oder unerwartete Situationen miteinander zu geraten. Doch das Schicksal – oder der magische Adventskalender – hatte andere Pläne für sie.

In der Halle angekommen, erwartete sie wie gewohnt der geheimnisvolle, schimmernde Adventskalender. Professor McGonagall stand mit verschränkten Armen daneben und musterte die beiden Schüler, die eindeutig alles andere als begeistert aussahen.

„Tag neun.", begann McGonagall mit einem strengen Blick. „Es scheint, dass dieser Kalender eine weitere ungewöhnliche Aufgabe für euch bereithält. Dieses Mal werdet ihr in den Verbotenen Flügel geschickt. Euer Ziel ist es, ein magisches Rätsel zu lösen, das dort verborgen liegt. Ich erwarte, dass ihr euch angemessen benehmt und euch weder in Schwierigkeiten bringt noch etwas beschädigt."

Draco zog eine Augenbraue hoch. „Der Verbotene Flügel, Professor? Und was ist, wenn wir dabei zufällig auf ein paar gefährliche Kreaturen oder Flüche stoßen?"

„Dann hoffe ich, dass eure Ausbildung an dieser Schule ausreichend war, um damit umzugehen, Mr. Malfoy.", erwiderte McGonagall trocken.

Harry stieß ein leises Lachen aus, doch McGonagall funkelte ihn an, und er verstummte.

„Nun los mit euch! Die anderen Teams sind bereits aufgebrochen!", sie wedelte mit der Hand, und der Adventskalender öffnete sich, um eine schimmernde Karte freizugeben. Sie schwebte direkt vor Harry und Draco, bevor sie sich in der Luft ausrollte.


Der Verbotene Flügel war ein Bereich von Hogwarts, der seit Generationen nur von wenigen betreten worden war. Er befand sich im nördlichen Turm, jenseits eines Flures, der von Porträts bewohnt wurde, die sogar für Hogwarts-Verhältnisse ungewöhnlich mürrisch waren.

„Wusstest du, dass es den Verbotenen Flügel überhaupt gibt?", fragte Harry, während sie durch die stillen, dunklen Gänge gingen.

„Natürlich.", erwiderte Draco, sein Ton leicht genervt. „Ich bin ein Malfoy. Wir wissen mehr über dieses Schloss, als du dir vorstellen kannst. Aber selbst wir haben nie Zugang zu diesem Bereich gehabt. Offen gesagt, halte ich das für eine schreckliche Idee."

„Du hast ja so viel Mut.", murmelte Harry, doch er musste zugeben, dass ihm selbst ein mulmiges Gefühl beschlich.

Sie folgten der schimmernden Karte, die vor ihnen herflog und sie immer tiefer in den Turm führte. Die Kälte wurde intensiver, und die Luft schien sich mit einer seltsamen, elektrischen Energie aufzuladen. Schließlich kamen sie an eine große, mit Runen verzierte Tür.

„Das ist es.", sagte Draco leise.

Die Karte verschwand mit einem sanften Zischen, und die Runen begannen schwach zu leuchten.

„Also, was jetzt?", fragte Harry und sah Draco an.

„Wahrscheinlich etwas, das deine Gryffindor-Impulsivität erfordert.", spottete Draco, trat jedoch selbst vor. Er zog seinen Zauberstab und berührte vorsichtig eine der leuchtenden Runen. Die Tür öffnete sich mit einem tiefen Grollen, und dahinter lag ein Raum, der von einem seltsamen, blauen Licht erfüllt war. Überall hingen schwebende Kristalle, die wie Sterne funkelten. In der Mitte des Raumes stand ein alter, steinerner Sockel, auf dem eine kleine, verschlossene Truhe ruhte.

„Das sieht ... kompliziert aus.", sagte Harry, während sie nähertraten.


Auf dem Sockel war eine Inschrift eingraviert:

Nur wer zusammenarbeitet, kann das Geheimnis enthüllen. Zwei Köpfe, ein Herz, eine Lösung.

„Was soll das heißen?", fragte Harry und runzelte die Stirn. „Es ist offensichtlich.", sagte Draco und zeigte auf die Truhe. „Es geht darum, dass wir zusammenarbeiten müssen. Schon wieder, Es ist eine Art magisches Schloss, das nur durch die Kombination unserer Zauber geöffnet werden kann."

Harry zog seinen Zauberstab und nickte. „Na gut. Was schlagen wir vor?"

Draco überlegte kurz. „Wir müssen gleichzeitig zwei Zauber wirken. Einen, der die Runen auf dem Schloss aktiviert, und einen, der die Truhe öffnet. Ich werde mich um die Runen kümmern, und du übernimmst das Schloss."

„Warum sollte ich dir vertrauen, dass du es richtig machst?" fragte Harry skeptisch.

„Weil ich weiß, was ich tue, Potter.", erwiderte Draco gereizt. „Und wenn du mich ständig in 

Frage stellst, kommen wir nie weiter."

Harry seufzte, aber er konnte die Logik nicht leugnen. „In Ordnung. Lass uns das tun."
Draco richtete seinen Zauberstab auf die Runen und begann einen komplizierten Zauberspruch zu murmeln. Das Schloss auf der Truhe begann zu glühen, und Harry hob seinen Zauberstab, um den nächsten Schritt zu übernehmen.

„Jetzt!" rief Draco, und Harry sprach seinen Zauber aus. Ein helles Licht erfüllte den Raum, und für einen Moment mussten sie die Augen schließen.

Als sie sie wieder öffneten, war die Truhe geöffnet. Darin lag ein kleiner, funkelnder Kristall, der ein warmes Licht ausstrahlte.

„Das war ... erstaunlich.", sagte Harry und sah Draco an, der tatsächlich ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen hatte.

„Vielleicht bist du doch nicht so nutzlos, Potter.", sagte Draco und hob den Kristall aus der Truhe. „Und du bist vielleicht gar nicht so ein arroganter Mistkerl, wie ich dachte.", erwiderte Harry trocken, doch in seiner Stimme lag ein Anflug von Humor.

Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu, und obwohl der Moment schnell vorbei war, war er von etwas durchzogen, das keiner von ihnen ganz benennen konnte.

„Lasst uns hoffen, dass die nächste Aufgabe weniger gefährlich ist.", sagte Draco schließlich, während sie den Raum verließen.

„Oder weniger seltsam.", fügte Harry hinzu.

Doch in seinen Gedanken fragte er sich, warum er plötzlich die Zusammenarbeit mit Draco nicht mehr ganz so unangenehm fand, wie er es erwartet hatte.

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