4. Dezember: Frostige Zusammenarbeit

Zurück in der großen Halle kehrten Harry und Draco mit klammen Fingern und schneebedeckten Umhängen durch das goldene Portal zurück. Der zauberhafte Adventskalender erstrahlte erneut in warmem Licht, während sie sich auf ihren jeweiligen Wegen zu ihren Hausgemeinschaften davonmachen wollten. Doch Professor McGonagall hielt sie mit einem strengen Blick auf.


„Mr. Potter, Mr. Malfoy, eine beeindruckende Leistung, auch wenn Sie beide etwas länger gebraucht haben als erwartet." sagte sie mit einer Spur von Stolz, die sie kaum zu verbergen suchte.


„Länger?" wiederholte Draco, seine Stimme triefte vor Sarkasmus. „Vielleicht, weil Potter das meiste mit seinen unkoordinierten Versuchen verzögert hat."


„Oh, das kommt von jemandem, der fast von einer Kugel ausgetrickst wurde." konterte Harry und trat einen Schritt näher.


„Ruhe!" McGonagalls Stimme war scharf wie ein Messer und brachte sie beide sofort zum Schweigen. „Ich erwarte, dass Sie diese Aufgaben mit dem nötigen Respekt angehen. Morgen früh wird die nächste Tür geöffnet, und ich rate Ihnen, sich bis dahin auszuruhen – und Ihre... Zusammenarbeit zu verbessern."


„Zusammenarbeit?" Draco funkelte Harry an. „Das wird der Tag sein, an dem Flubberwürmer fliegen lernen."


Harry ignorierte ihn, und die beiden gingen wortlos in verschiedene Richtungen.

                                                                                              ***

Am nächsten Morgen fanden sie sich wieder in der großen Halle ein, diesmal jedoch vorbereitet. Harry trug unter seinem Umhang einen dicken Pullover, und Draco hatte einen Schal kunstvoll um den Hals geschlungen, der perfekt zu seiner makellosen Robe passte.


Eine weitere Tür  öffnete sich, und ein neuer Auftrag erschien in der leuchtenden Schrift:

 Zusammenarbeit ist wie ein Tanz – es braucht Übung, Geduld und Vertrauen. Gemeinsam werdet ihr heute den Frostfluch überwinden und lernen, aufeinander abgestimmt zu arbeiten.

„Frostfluch?" fragte Harry skeptisch. „Was soll das sein?"


Draco zog eine Augenbraue hoch. „Vermutlich etwas, bei dem ich die Arbeit machen muss, während du dich blamierst."


Bevor Harry etwas erwidern konnte, zog sie der vertraute goldene Nebel wieder in eine andere Dimension.

Sie landeten in einem zugefrorenen Raum, der an eine Mischung aus Eishöhle und Ballsaal erinnerte. Die Wände waren mit frostigen Mustern bedeckt, und das Licht, das von der Decke fiel, schimmerte wie flüssiges Silber. In der Mitte des Raumes stand eine große, eisbedeckte Plattform, die aussah wie ein gigantischer Tanzboden.

Willkommen, Team. erklang erneut die melodische Stimme. Heute müsst ihr lernen, euch als Einheit zu bewegen. Der Frostfluch, der diesen Raum beherrscht, kann nur durch perfektes Zusammenspiel gebrochen werden. Viel Erfolg!


Kaum war die Ansage verklungen, begann der Boden unter ihnen leicht zu vibrieren. Harry sah nach unten und bemerkte, dass das Eis unter seinen Füßen zu glühen begann. Es sah aus wie eine Art Muster, das sich langsam veränderte.


„Was jetzt?" fragte Draco genervt, während er ebenfalls auf die seltsamen Muster starrte.


Die Antwort kam schneller, als ihnen lieb war. Plötzlich schossen eisige Strahlen aus den Wänden und begannen, den Boden in gefährliche Risse zu verwandeln.


„Beweg dich!" rief Harry, packte Draco am Arm und zog ihn zur Seite, bevor ein Strahl genau dort einschlug, wo sie gestanden hatten.


„Lass das!" fauchte Draco, riss sich los und sah Harry mit einem genervten Blick an. „Ich brauche deine Hilfe nicht."


„Oh, wirklich? Willst du dich von diesen Dingern zerlegen lassen?" Harry deutete auf die Strahlen, die immer näher kamen.


Draco öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch in diesem Moment begann die Plattform zu leuchten. Worte erschienen auf dem Eis:


Tanz im Einklang, und der Fluch wird brechen.


„Ein Tanz? Das soll ein Witz sein," murmelte Draco und warf Harry einen finsteren Blick zu. „Hast du eine bessere Idee?" fragte Harry, während er versuchte, den Anweisungen zu folgen. Draco zögerte, dann seufzte er theatralisch. „Fein. Aber wehe, du trittst mir auf die Füße, Potter." Die beiden stellten sich unsicher gegenüber, und Harry hielt Draco widerwillig die Hand hin. „Dann lass uns das hinter uns bringen."


Draco nahm sie mit einer Miene, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. „Mach einfach, was ich sage."


Sie begannen, sich zu bewegen, wobei Draco sofort die Führung übernahm. Doch Harry war so ungeübt, dass er ihm fast sofort auf den Fuß trat.


„Autsch! Merlin, bist du komplett ungeschickt?" Draco rieb sich den Fuß und starrte Harry entnervt an.


„Entschuldige, ich bin kein Tänzer." grummelte Harry.


Draco seufzte tief. „Natürlich nicht. Hör zu, Potter. Es ist wie Quidditch – nur dass du nicht fliegst. Einfach mein Tempo halten und nicht nachdenken."


Widerwillig ließ sich Harry darauf ein. Nach ein paar unbeholfenen Schritten begann er, sich an Dracos Bewegungen anzupassen. Sie glitten gemeinsam über das Eis, und zu Harrys Überraschung wurde das Leuchten auf dem Boden schwächer, während die Risse zu verschwinden begannen.


Doch genau in dem Moment, als es schien, als würden sie den Rhythmus finden, stolperte Harry über eine Unebenheit im Eis und fiel nach vorne – direkt in Draco hinein.


Mit einem lauten „Uff!" landeten beide auf dem Boden, Harry auf Draco liegend. „Potter!" Draco war rot vor Zorn – und Verlegenheit. „Kannst du nicht mal für zwei Minuten..." „Entschuldige!" stammelte Harry und versuchte, sich hochzustemmen, doch sein Ellbogen rutschte auf dem glatten Eis ab, und er fiel erneut, diesmal direkt mit seiner Nase an Dracos. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und Harry spürte, wie sein Herz unkontrolliert raste. Dracos Augen blitzten, aber statt Wut war da etwas anderes – etwas, das Harry nicht deuten konnte. Draco war der Erste, der sich bewegte. Mit einem genervten Laut schob er Harry von sich und stand hastig auf. „Das war... peinlich."


Harry rappelte sich ebenfalls hoch, seine Wangen glühten. „Ja. Richtig peinlich." Doch bevor einer von ihnen noch etwas sagen konnte, erklang die Stimme erneut:


Ihr habt den ersten Schritt getan. Doch Zusammenarbeit erfordert mehr als nur Bewegung. Lernt, einander zu vertrauen.


Die Plattform begann zu verschwinden, und sie fanden sich erneut vor dem Adventskalender wieder. Diesmal war die Stimmung zwischen ihnen anders. Harry vermied Dracos Blick, und Draco schien mehr damit beschäftigt, sich den Schnee von seiner Robe zu klopfen, als eine weitere Spitze gegen Harry zu werfen.


Der Tag mochte vorbei sein, aber Harry spürte, dass die eigentliche Herausforderung noch vor ihnen lag.

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