23. Dezember: Ein Moment der Wahrheit

Der Weihnachtsmorgen war angebrochen, und Hogwarts erstrahlte in einem sanften, goldenen Licht. Die Schüler, die am magischen Adventskalender teilgenommen hatten, versammelten sich ein letztes Mal in der großen Halle. Der riesige Weihnachtsbaum glitzerte mit Ornamenten, die die vergangenen Herausforderungen darstellten, und die Atmosphäre war erfüllt von festlicher Erwartung.

Harry stand neben Draco, die letzten Tage wie ein Wirbelsturm in seinem Kopf. Jeder Blick, jedes Lächeln und jede Bemerkung von Draco hatte ihn mehr durcheinandergebracht, als er je zugeben würde. Nun, da sie die letzte Aufgabe erwarteten, war sein Herz schwer und leicht zugleich – eine seltsame Mischung aus Angst und Hoffnung.

„Willkommen zum Finale des diesjährigen Adventskalenders!", rief Professor McGonagall, ihre Stimme klar und fest. „Die finale Aufgabe wurde soeben enthüllt. Sie ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Geschenk."

Mit einem kurzen Nicken deutete sie auf den Adventskalender, dessen Türchen sich wie von selbst öffneten. Ein funkelndes Pergament schwebte heraus und entrollte sich vor Harry und Draco. Harry konnte fühlen, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er die Worte las.

Für das letzte Türchen müsst ihr einen Moment der Wahrheit erleben. Sprecht eure wahren Gefühle aus, ohne Angst oder Zögern. Nur dann wird die Magie des Kalenders vollendet.

Harry blinzelte. Das konnte nicht wahr sein. Er sah zu Draco hinüber, dessen Augenbrauen sich zu einer Mischung aus Überraschung und Misstrauen hoben.

„Ein Moment der Wahrheit?", wiederholte Draco, als ob er die Worte schmecken würde. „Was für eine seltsame Aufgabe."

„Seltsam?", Hermine, die in der Nähe stand, lächelte wissend. „Ich finde, es klingt ziemlich passend."

Harry warf ihr einen warnenden Blick, aber Hermine zuckte nur mit den Schultern und zog Ron mit sich fort, um ihnen Raum zu geben.
Die Halle leerte sich langsam, und bald waren Harry und Draco allein. Die Stille zwischen ihnen war greifbar, nur unterbrochen vom leisen Knistern der magischen Kerzen.

„Also, Potter.", begann Draco schließlich, seine Stimme ungewöhnlich weich. „Wie machen wir das?"

Harry schluckte. Sein Mund fühlte sich trocken an, und er kämpfte mit den Worten, die ihm auf der Zunge lagen. „Vielleicht... sollten wir einfach ehrlich sein."

„Ehrlich?", Draco lachte leise, ein kurzes, nervöses Geräusch. „Das ist nicht gerade meine Stärke, falls du es noch nicht bemerkt hast."

„Dann lass mich anfangen.", sagte Harry plötzlich, seine Stimme entschlossener, als er sich fühlte. Er trat einen Schritt näher, sodass sie fast Schulter an Schulter standen. „Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat, aber... du bedeutest mir etwas, Draco. Mehr als ich dachte."

Draco starrte ihn an, seine Augen suchend. „Mehr als du dachtest?", wiederholte er leise.

Harry nickte, seine Kehle eng. „Ja. Es war verwirrend, und ehrlich gesagt wollte ich es nicht zugeben. Aber jetzt... jetzt will ich es nicht mehr leugnen."
Draco sah ihn lange an, sein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Unglauben und etwas anderem – etwas, das Harry nicht sofort deuten konnte. Schließlich atmete Draco tief ein.

„Du bist wirklich unglaublich, Potter.", sagte er, seine Stimme leise, aber voller Emotion. „Du wirfst dich in Gefahren, als wäre es nichts. Du bist so... so dumm und gleichzeitig so mutig. Und irgendwie hast du es geschafft, mich aus meinem perfekt geordneten Leben zu reißen."

Harry hielt den Atem an, als Draco einen Schritt näher trat. „Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast, aber du hast es geschafft. Und jetzt kann ich nicht mehr so tun, als würde es mich nicht interessieren. Du bedeutest mir auch etwas. Mehr als ich zugeben wollte."
Die Worte hingen zwischen ihnen, schwer und zugleich befreiend. Harry fühlte, wie sein Herz schneller schlug, als Draco noch näher trat, ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt.

„Also, was machen wir jetzt?", flüsterte Harry, seine Stimme heiser.

„Vielleicht... sollten wir es einfach herausfinden.", antwortete Draco, bevor er sich vorbeugte.

Der Kuss war langsam, fast vorsichtig, als ob sie beide Angst hatten, die Magie des Moments zu zerstören. Doch dann vertiefte er sich, und Harry spürte, wie sich eine warme, überwältigende Welle durch ihn ausbreitete. Alles um sie herum schien zu verschwinden – die Kerzen, die Halle, die Welt. Es gab nur sie beide, vereint in einem Augenblick, der alles veränderte.

Als sie sich schließlich voneinander lösten, sah Draco Harry an, und ein leises Lächeln spielte auf seinen Lippen.

„Ich schätze, das war unser Moment der Wahrheit." sagte er.

Harry lachte leise, sein Herz leichter, als es je gewesen war. „Ich schätze, das war er."
Draußen begann leise Schnee zu fallen, und die Magie des Kalenders schien die Halle mit einem sanften, goldenen Licht zu erfüllen. Es war ein Moment, der keine Worte mehr brauchte – nur das Versprechen von etwas Neuem, das gerade erst begonnen hatte.

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