2. Dezember: Der magische Adventskalender

Am nächsten Morgen war die große Halle in ein eigenartiges, magisches Licht getaucht. Das sanfte Leuchten spiegelte sich in den glitzernden Eiszapfen wider, die von der verzauberten Decke herabhingen. Der Sturm hatte nicht nachgelassen, und das unablässige Heulen des Windes drang selbst durch die dicken Mauern von Hogwarts.


Harry, Ron und Hermine traten gemeinsam in die Halle, eingehüllt in ihre warmen Mäntel. Die Gryffindor-Tische waren bereits voller Schüler, die sich an dampfenden Bechern heißer Schokolade wärmten. Doch etwas stimmte nicht. Ein merkwürdiges Glöckchenläuten durchbrach die übliche Geräuschkulisse, und die Schüler schienen alle wie gebannt auf einen Punkt in der Mitte der Halle zu starren.


„Was ist denn da los?" fragte Ron mit vollem Mund, während er sich an seinem Schal zupfte. Harry folgte den Blicken der anderen und erstarrte. Direkt vor der Lehrertafel stand ein riesiger, kunstvoll gestalteter Adventskalender, der am Abend zuvor definitiv noch nicht da gewesen war. Er war prächtig dekoriert, mit goldenen und silbernen Ornamenten, die in einem sanften Licht schimmerten. Die 24 Türen waren mit filigranen, magischen Gravuren versehen, die je nach Betrachtungswinkel ihre Farben änderten.


„Das ist... unglaublich." flüsterte Hermine, als sie näher trat. „Aber wer hat ihn hierhergebracht?" „Vielleicht Dumbledore?" mutmaßte Ron. „Er steht doch auf solche Überraschungen."


„Dumbledore ist nicht mehr hier, Ron." erinnerte Hermine ihn streng. „Das ist etwas anderes. Schau dir diese Gravuren an – sie sind alt, älter als das Schloss selbst."


Bevor jemand weiter spekulieren konnte, ertönte das Glöckchenläuten erneut, diesmal lauter und eindringlicher. Plötzlich begann sich der Kalender zu bewegen. Die goldenen Zahlen auf den Türen glühten auf, und über dem Kalender erschien eine leuchtende Schrift in der Luft.


„Willkommen beim magischen Adventskalender! Jeweils zwei Schüler werden zufällig ausgewählt, um die Aufgaben hinter einer Tür zu lösen. Gemeinsam werden sie die Geheimnisse des Kalenders entschlüsseln."


Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge. Selbst die Lehrer an ihrem Tisch sahen überrascht aus.


„Aufgaben? Was für Aufgaben?" fragte Ron misstrauisch und zog eine Augenbraue hoch. Hermine schüttelte den Kopf, ihre Stirn in Falten gelegt. „Das ist keine gewöhnliche Weihnachtsdekoration. Dieser Kalender... er ist verzaubert, vielleicht sogar verflucht. Aber ich denke, er soll Teamarbeit fördern."


„Teamarbeit?" Harrys Miene verfinsterte sich. „Ich wette, ich bekomme den schlimmsten Partner von allen."


Kaum hatte er das gesagt, begann der Kalender wieder zu leuchten. Eines der Türchen öffnete sich langsam, und ein sanfter Nebel entwich, der sich in der Luft ausbreitete. Zwei goldene Lichtstrahlen schossen aus der Tür und schwebten durch die Halle, wie Suchlichter, die ihre Ziele fanden.


Der erste Lichtstrahl traf Harry. Ein sanfter Druck auf seiner Brust ließ ihn innehalten, während das Licht sich um ihn schlang und golden schimmernd auf seiner Stirn glühte. „Oh nein." murmelte er.


Der zweite Lichtstrahl sauste durch die Halle und landete – ausgerechnet – bei Draco Malfoy. Ein kollektives Keuchen ging durch die Menge. Draco, der gerade an seinem Tisch saß und selbstgefällig in einen Apfel biss, starrte das Licht an, das nun um ihn herumwirbelte. „Das ist ein Scherz, oder?" fauchte er und versuchte, das Licht mit einer Handbewegung abzuwehren. „Wieso ich?"


„Weil du genauso viel Glück hast wie ich." grummelte Harry und starrte düster auf den Kalender. Die leuchtenden Worte über dem Adventskalender änderten sich erneut:


„Harry Potter und Draco Malfoy bilden das erste Team. Seid bereit, eure Zusammenarbeit unter Beweis zu stellen!"


„Zusammenarbeit?" Draco sprang von seinem Platz auf, sein Gesicht vor Zorn gerötet. „Mit Potter? Das ist absurd! Ich arbeite sicher nicht mit ihm zusammen."


„Das beruht auf Gegenseitigkeit, Malfoy." knurrte Harry, während die Menge zu murmeln begann.


Professor McGonagall trat nach vorne, ihr Gesicht streng wie eh und je. „Ruhe! Der Adventskalender hat eine magische Kraft, die wir nicht vollständig verstehen, doch er wählt nicht ohne Grund. Mr. Malfoy, Mr. Potter – es ist eure Aufgabe, die Geheimnisse des Adventskalender gemeinsam zu erkunden. Und ich erwarte, dass ihr euch dabei anständig verhaltet."


„Das ist doch ein schlechter Scherz," fauchte Draco, doch McGonagalls Blick ließ keinen Widerspruch zu.


„Warum wir?" fragte Harry, fast schon verzweifelt.


„Vielleicht, weil ihr beide lernen müsst, eure Differenzen zu überwinden," sagte Hermine mit einem leisen Lächeln.


Draco warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Niemand hat dich um deine Meinung gebeten, Granger."


„Das reicht!" McGonagall klatschte in die Hände, und der goldene Nebel begann, die beiden Jungen sanft in Richtung  des Kalenders zu schieben. „Ihr werdet ein Team. Keine Diskussionen."


Harry und Draco warfen einander finstere Blicke zu, doch sie hatten keine Wahl. Der magische Nebel schob sie unerbittlich auf den Adventskalender zu. Die restlichen Schüler rückten aufgeregt näher, um zu sehen, was geschehen würde.


Der Kalenders glühte in einem sanften Licht, und Harry spürte, wie sein Herz schneller schlug. Was würde sie  wohl hinter den 24 Türchen erwarten? Und wie sollte er das ausgerechnet mit Draco Malfoy durchstehen?


Doch es gab kein Zurück. Der Adventskalender hatte sie bereits zu seinen Spielfiguren gemacht.

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