1. Dezember: Wintereinbruch
Hogwarts war in ein tiefes, eisiges Schweigen gehüllt, unterbrochen nur vom leisen Pfeifen des Windes, der durch die alten Steine des Schlosses kroch. Der erste große Schneesturm des Winters hatte das Schloss in eine weiße Decke gehüllt, die wie ein schwerer Umhang über den Türmen und Mauern lag. Die Kälte kroch durch jeden Spalt, schien durch die dicken Umhänge und Wollschals der Schüler zu dringen, und selbst die gemütlichen Gemeinschaftsräume boten nur eine begrenzte Zuflucht.
Harry Potter stand an einem der hohen Fenster in der großen Halle und beobachtete, wie der Schnee in dichten, chaotischen Flocken vom Himmel fiel. Draußen war nichts mehr zu erkennen, kein See, keine Brücke, nicht einmal die umliegenden Hügel. Alles war in ein blendendes Weiß getaucht. Der Sturm schien nicht nachlassen zu wollen, und die Lehrer hatten den Schülern ausdrücklich untersagt, das Schloss zu verlassen.
„Eingesperrt wie Gefangene." murmelte Ron, der mit Hermine und einem Teller voller Kekse am Gryffindor-Tisch saß. „Was sollen wir denn bitte den ganzen Tag machen?"
„Vielleicht deine Zaubertrank-Hausaufgaben?" schlug Hermine vor, ohne aufzusehen, während sie mit ihrem Zauberstab einige Notizen durchging.
Harry lächelte schwach, wandte sich aber nicht von dem Fenster ab. Etwas an dem Sturm fühlte sich... anders an. Unruhig. Fast so, als wäre der Schnee nicht einfach nur Schnee, sondern ein Vorbote von etwas, das noch kommen würde.
Die Tür zur großen Halle schwang auf, und eine eisige Brise ließ die Kerzen flackern. Einige Schüler drehten sich überrascht um, während Draco Malfoy, gefolgt von seinen üblichen Anhängern, hereinstolzierte. Sein blonder Schopf war leicht zerzaust, und er klopfte sich Schnee von den Schultern, während er mit einem abfälligen Blick durch den Raum sah.
„Natürlich," sagte Draco laut genug, dass es alle hören konnten, „verbringt Potter seine Zeit damit, Löcher in die Luft zu starren, während der Rest von uns tatsächlich nützliche Dinge tut." Harry drehte sich langsam um, seine Augen verengten sich. „Und was genau tust du, Malfoy? Herumstehen und andere kritisieren zählt nicht wirklich als nützlich."
Dracos Mund verzog sich zu einem gefährlichen Lächeln. „Oh, Potter, ich wusste nicht, dass du dir plötzlich Gedanken darüber machst, was ich tue. Aber ich schätze, es ist einfacher, sich über mich aufzuregen, als zuzugeben, dass du selbst nichts beiträgst."
Ron stand auf, seine Hand bereits an seinem Zauberstab. „Halt den Mund, Malfoy."
„Ron!" Hermine zog ihn am Arm zurück auf die Bank. „Lass ihn. Er provoziert nur."
Doch Harry war bereits nach vorne getreten. „Vielleicht sollte Malfoy seine große Klappe halten, bevor er sich wieder in eine Situation bringt, die er nicht kontrollieren kann."
Draco ließ ein leises, spöttisches Lachen hören. „Ah, der große Harry Potter, immer bereit, sich selbst als Retter aufzuspielen. Sag mal, Potter, wie fühlt es sich an, immer der Mittelpunkt zu sein? Immer derjenige, der glaubt, die Welt dreht sich nur um ihn?"
Die Spannung in der Halle war beinahe greifbar. Einige Schüler sahen neugierig zu, während andere sich bemühten, so zu tun, als würden sie die Szene ignorieren.
„Weißt du, Malfoy," sagte Harry und verschränkte die Arme vor der Brust, „du kannst noch so viel reden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du nichts anderes bist als ein Feigling, der sich hinter seinem Namen versteckt."
Ein leises Murmeln ging durch den Raum, als Dracos Gesicht sich vor Wut verfärbte. „Pass auf, Potter." zischte er und trat näher an Harry heran, sodass sie sich fast Nase an Nase gegenüberstanden. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest."
Harry erwiderte den Blick mit gleicher Intensität. „Vielleicht solltest du mir dann erklären, wovon ich keine Ahnung habe. Aber lass mich raten: Das würdest du niemals tun. Viel zu riskant, oder?"
Draco öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch bevor er etwas sagen konnte, hallte Professor McGonagalls Stimme durch die Halle.
„Potter! Malfoy!" Ihre Schritte hallten auf den Steinplatten, während sie auf die beiden zueilte. „Was, bei Merlins Bart, geht hier vor?"
Beide drehten sich um, aber keiner von ihnen machte Anstalten, zurückzuweichen. „Er hat angefangen." sagte Draco, seine Stimme so ruhig wie eh und je, doch der Zorn in seinen grauen Augen war unübersehbar.
„Das spielt keine Rolle." sagte McGonagall scharf. „Ich erwarte von beiden von Ihnen, dass Sie sich benehmen – besonders in der großen Halle. Wenn Sie einen Streit austragen wollen, dann tun Sie das gefälligst außerhalb meiner Sichtweite."
Harry biss sich auf die Lippe, schwieg jedoch. Draco warf ihm noch einen giftigen Blick zu, bevor er sich umdrehte und zu einem Tisch auf der anderen Seite der Halle ging.
Die Stimmung blieb angespannt, und Harry setzte sich widerwillig zu Ron und Hermine zurück. „Was sollte das?" flüsterte Hermine streng. „Du weißt doch, dass er nur versucht, dich aus der Fassung zu bringen!"
„Ich weiß," murmelte Harry, „aber er macht mich einfach wahnsinnig."
Während die Gespräche in der Halle langsam wiederaufnahmen und die Schüler sich wieder ihren Aktivitäten widmeten, konnte Harry nicht aufhören, über Dracos Worte nachzudenken. Da war etwas in seiner Stimme gewesen – etwas Verborgenes, das Harry nicht ignorieren konnte. Draußen tobte der Sturm weiter, und das Knirschen der Schneeflocken gegen die Fenster schien die Atmosphäre im Schloss nur noch drückender zu machen. Was auch immer zwischen ihm und Draco lag, es war noch längst nicht vorbei.
Willkommen im ersten Türchen des Drarry Adventskalenders 2024. Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen und ich freue mich schon darauf, euch in den nächsten 23 Tagen wiederzusehen.
Eure Jellybeenqueen💖🫶🏻
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