Der Jahrestag

Gewünscht: lovingmotorsports

Paar: Franco Colapinto x Caio Collet

Nummer 7: Schneiden. Gemüse. Papier. etc...

A/N: Habe ich die beiden schon mal zusammen geschrieben? Ich weiß es nicht. Oo

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Konnte man so ungeschickt sein?

War dieses äußerst spektakuläre Phänomen nicht Arthur zugeschrieben? Ungeschickt und tollpatschig? Aber gerade jetzt, schien er den Monegassen in nichts nachzustehen, wenn er sich seine Fingerkuppen so betrachtete.

Unzählige kleine und mittelgroße Schnitte zierten seine Fingerkuppen und taten dabei auch nicht wenig weh. Er war sicherlich nicht jämmerlich, aber da in den Fingern so viele Nervenbahnen verliefen, taten selbst die kleinsten, feinsten Schnitte weh.

Am liebsten hätte Caio geheult, riss sich aber zusammen, um die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen. Aber im Grunde hätte er auch heulen können. Es war niemand hier. Niemand der ihn dabei zu sah, wie er an dem Einpacken von Francos Geschenk verzweifelte.

Bevor er mit dem Argentinier zusammengekommen war, hatte seine Mom oder die netten Verkäuferinnen in den Läden immer seine Geschenke eingepackt. Aber nun waren Franco und er drei Jahre zusammen, da sollte er es doch selbst auf die Reihe bekommen seinem Freund das Geschenk zum Jahrestag einzupacken. Die anderen beiden Geschenke zum vorherigen Jahrestag hatte er wirklich einpacken lassen, aber dieses Jahr wollte er es selbst in die Hand nehmen, weil es ein besonderes Geschenk war.

Wenn er sich das klägliche Häufchen Elend aka. Geschenk so anschaute, überkam Caio das große Bedürfnis dieses aus dem Fenster zu werfen. Oder wahlweise zu verbrennen, Hauptsache es verschwand aus seinen Augen. Dann hätte er aber kein Geschenk für seinen Freund und er hatte wirklich jede freie Minute an diesem Geschenk gesessen und alles Herzblut investiert. Jedes Detail war mit Liebe ausgewählt und sollte was besonderes für Franco sein.

Durch ihre unterschiedlichen Rennserien war es gerade in ihrem dritten Jahr nicht einfach. Als sie 2022 und 2023 noch gemeinsam in der Formel 3 unterwegs waren, hatten sie immer Zeit für sich rausschlagen können, hatten Dates, gemeinsame Urlaube oder auch Familienzeit. Natürlich mussten sie auch in dieser Zeit viel bedenken, durch ihre unterschiedlichen Teams, aber seit Franco dieses Jahr als Rookie für die Formel 2 und er selbst in der Indy nxt unterwegs waren, hatten sie wirklich einen richtigen Terminplan aufstellen müssen, um sich sehen zu können. Selbst zum Telefonieren hatten sie manchmal Zeiten abmachen müssen, was durch die unterschiedlichen Zeit Verschiebungen ebenfalls nicht immer einfach gewesen war.

Niedergeschlagen ließ Caio sich einfach nach hinten auf den weichen Teppich fallen und legte die Arme über sein Gesicht.

Seit fast zwei Monaten hatte er Franco nicht gesehen. Dies war tatsächlich die längste Zeit, die sie einander nicht hatten sehen können und er wäre vor Herzschmerz und Einsamkeit fast eingegangen. Franco erging es nicht anders, das wusste er von seinen ehemaligen Kollegen, die entweder mit Franco in der gleichen Rennserie unterwegs waren oder seit damals noch immer Kontakt zum Argentinier hatte. Sein leidenschaftlicher Argentinier selbst versuchte nämlich immer den starken zu spielen, damit es ihm selbst besser ging.

Eigentlich hätten sie sich auch erst in zwei Tagen gesehen. Aber mit Dennis zusammen hatte Caio schon lange einen Plan ausgearbeitet um seinen Freund an ihrem Jahrestag Überraschen zu können. Gerne hätte er sich das letzte Rennen vor der Sommerpause live angeschaut, wollte Franco am liebsten Anfeuern und direkt in die Arme schließen, aber das hätte ihren Plan durcheinander gebracht.

Von Dennis wusste Caio das diese am Montagmorgen zurück nach England fliegen würden. Franco würde noch 2-3 Tage in London verbringen, bevor dieser nach Argentinien fliegen würde, wo sie sich ursprünglich auch hatten Treffen wollen. Aber bis Argentinien hatte er es einfach nicht mehr ausgehalten.

Seit dem gestrigen Abend war er nun in der Wohnung seines Freundes und wartete voller Sehnsucht auf Franco. Auch wenn es damals eine Schnapsidee gewesen war, hatte Franco ihm den Zweischlüssel gegeben. Aber es hatte fast zwei Jahre dauern sollen, bis er diesen wirklichen Nutzen konnte.

Gähnend streckte Caio seinen müden Körper. Der Flug aus den USA war lang, die Fahrt vom Flughafen zu Francos Wohnung war mit zwei Stunden auch nicht weniger anstrengend. Den ganzen Abend und die halbe Nacht hatten sein Freund und er Nachrichten hin und her geschickt und er des Öfteren seinen Freund abwimmeln müssen als dieser unbedingt per Facetime reden wollte. Dann aber hätte Franco gesehen das er in dessen Wohnung wartete.

Seit der ersten Nachricht von Dennis, das Franco im Flieger nach England saß, wuselte er durch die Wohnung des Jüngeren. Er lüftete die Wohnung, bezog das Bett nochmal frisch und wischte Staub. Und dann kam der Moment wovor er sich am meisten gefürchtet hatte und es vielleicht auch deswegen unnötig lange hinausgezögert hatte.

Das Geschenk.

Himmel, es war nicht mal rund, dreieckig oder oval. Es war ein Quadrat und im Grunde simpel zum Einpacken.

In der Theorie.

Bei unzähligen anderen Menschen.

Nicht bei ihm.

Quasi schon mit dem Schneiden des Geschenkpapiers hatte er die ersten feinen Schnitte an seinen Händen und es wurde mit jeder Sekunde schlimmer.

Am Ende sah sein Geschenk aus, als hätte dies ein 5-Jähriger eingepackt und kein 22-Jähriger. Wahrscheinlich war Franco das egal, dieser würde sich auch freuen, wenn er Zeitungspapier genommen hätte oder einfach eine Tüte. Aber dies erschien Caio selbst nicht gut genug, weswegen er sich wirklich Mühe bei der Auswahl des Papiers gegeben hatte. Es sollte nicht kitschig sein, nicht zu feminin, aber es sollte auch nicht kindisch oder blumig sein. Am Ende hatte er sich für ein schlichtes Design entschieden, mit dem er wirklich zufrieden war.

Seufzend drehte er sich auf die Seite, das Geschenk im Fokus seines Blickes.

Würde Franco sich freuen?

So wie er seinen Freund kannte, würde sicher die eine oder andere Träne kullern, weil er wirklich überzeugt, war das der Jüngere sich über das Geschenk freuen würde. Es war nicht nur gekauft. Jede einzelne Idee in diesem Geschenk hatte er sich ausgedacht, hatte er mit Geduld und Handarbeit zusammengestellt. Zeile um Zeile hatten ihren Weg auf das Papier gefunden, so wie vereinzelte Tränen, da es ihm selbst doch sehr mitgenommen hatte.

Über all das Nachdenken und Analysieren, ob Franco sich über seinen Überraschungsbesuch und das Geschenk freuen würde, wurden seine Augenlider immer schwerer.

+

„¿Eres realmente tú" 

„Si."

Brummend kugelte Caio sich zusammen, als eine Hand sich auf seinen Kopf legte und durch seine Haare strich. Egal wie tief und wo er schlief. Jederzeit würde er die Hand seines Freundes erkennen, der mit seinen Haarsträhnen spielte.

„Caio?"

„Hm."

Er war nicht gewillt die Augen zu öffnen, wollte am liebsten noch etwas länger schlafen. Aber es gab irgendwie dezente Hinweise an sein Gehirn, das die Situation nicht die war, die er glaubte zu wissen.

Sein Rücken tat weh. Eigentlich sein ganzer Körper. Und dies geschah nicht, wenn er mit Franco im Bett oder auf der Couch lag.

Franco hörte sich fragend an. Vielleicht sogar verwirrt, aber auch überrascht?

„Caio. Querida, der Boden ist alles andere als bequem."

Boden. Das würde auf jeden Fall die Schmerzen in seinem Körper erklären. Und langsam setzten sich seine kleinen Puzzleteile auch zusammen und mit einem Mal war er hellwach und setzte sich so ruckartig auf, dass er fast mit Francos Kopf zusammengestoßen wäre. Aber dieser Schmerz blieb aus, wurde stattdessen von einem Ziehen im Rücken ersetzt, da er sich zu ruckartig aufgesetzt hatte. Zischend biss er sich auf die Unterlippe, während er sich hektisch über die verschlafenen Augen rieb.

„Du bist schon da? Fuck, ich wollte dich doch Empfangen."

„Hast du ja. Klein gekugelt wie eine Katze auf dem Wohnzimmerboden. Ich hätte dich sicher schlafen lassen, aber ich glaube der Boden ist dafür einfach nicht bequem genug."

„Stimmt. Der Teppich ist zwar schön weich, aber ich merke gefühlt alle Knochen im Körper."

„Wobei..."

Ein Schauer überzog seinen Rücken, als die Augen seines Freundes diesen ganz bestimmten Glanz annahmen und Franco ihm mit dem Gesicht näherkam.

„..., wenn ich dich hätte Schlafen lassen, hätte ich meine grenzenlose Freude nicht hinauslassen können."

Und dann geschah die nächsten Minuten genau das, wonach er sich über zwei Monate gesehnt hatte. Sanft, verspielt, neckend, hingebungsvoll. Ihre Küsse durchliefen sämtliche Etappen des Vermissens, der Sehnsucht, Liebe und Begierde. Fest hielten sie sich in den Armen, bis Franco die Überhand gewann und ihn mit seinem Körper zurück auf den Boden drückte und sich auf ihn schob.

Leises Stöhnen verließ ihre Münder, getrieben von der Leidenschaft rieben ihre Körper aneinander, während ihre Zungen um die Vorherrschaft in der jeweiligen anderen Mundhöhle stritten.

Es war der Mangel an Sauerstoff, welche sie schweratmend voneinander trennte. Ihre Münder rot geschwollen vom Küssen, die Haare zerzaust, aber beide ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht, als Franco seine Stirn an, die von Caio drückte.

„Was machst du hier? Wollten wir uns nicht in Argentinien bei meinen Eltern treffen?"

„Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Zwei Monate mi vida. Das waren die schlimmsten Wochen in meinem Leben, die schlimmsten in unserer Beziehung."

Zärtlich schob Caio seine Hand in den Nacken des Jüngeren, kraulte sanft die kurzen Härchen, während er seiner Liebe tief in die Augen blickte.

„Dennis musste die letzten Wochen auch echt viel ertragen. Ständig habe ich ihm erzählt, wie sehr ich dich vermisse, dass ich es nicht mehr aushalten würde. Ich glaube ich bin nur nicht durchgedreht oder unüberlegt zu dir geflogen, weil Dennis, Paul, Zak, Dino, Taylor und einige der anderen Jungs mich erfolgreich abgelenkt haben. Aber ich hatte dann trotzdem ein schlechtes Gewissen."

„Weil du Freunde und Kollegen hattest, die um dein Geheimnis wissen?"

„Du bist allein in den USA. Auch wenn du dich schon mit einigen deiner Kollegen verstehst, kennen sie dein Geheimnis nicht. Das hat mir Bauchweh gemacht."

Er wollte sicher nicht alles gut reden. Manchmal war er etwas neidisch auf Franco, weil dieser so viele Jungs um sich hatte, die ihm halfen, die ihn zuhörten. Er selbst hatte zwei Menschen um sich herum die von Franco und ihn wussten, aber zu ihnen wollte er auch nicht immer gehen, weil es eben auch keine Männer in seinem Alter waren. Zwar gaben sie ihr Bestes und das rechnete Caio diesen hoch an, aber man sprach mit gleichaltrigen und gleichgesinnten eben doch anders.

„Ich habe dich so vermisst Caio. Als ich in die Wohnung gekommen bin, habe ich sofort bemerkt das, was nicht stimmt. Fast hätte ich geglaubt, ich habe einen Einbrecher und dann sehe ich dich hier im Wohnzimmer auf dem Boden schlafend. Ich habe dich sicher 10 Minuten nur angestarrt und sicher zu gehen das du keine Halluzination bist. Jetzt verstehe ich auch Dennis sein merkwürdiges Lächeln, als wir uns verabschiedet haben. Er wusste davon?"

„Dennis hat mich auf den laufenden gehalten, damit ich hier alles Vorbereiten konnte. Ich wollte dich unbedingt heute sehen."

„Wegen unseres Jahrestages?"

Sofort bemerkte Caio den Schatten über Francos Augen, weswegen er dem anderen sofort entgegenkam und liebevoll die weichen Lippen küsste.

„Alles gut Franco."

„Dein Geschenk ist in Argentinien. Ich hatte es bei meinem letzten Besuch besorgt und dachte ja das wir uns dort treffen."

Nun setzte Caio sich doch richtig auf, hielt den Argentinier dabei aber auf dem Schoss und schloss diesen in seine Arme.

„Mi vida, ich habe es einfach nicht bis Argentinien ausgehalten. Ich habe Schmerzen gehabt, weil ich dich so vermisst habe. Es kam mir gelegen, dass du an unseren Jahrestag zurück Fliegen würdest. So konnte ich eine kleine Überraschung Planen."

Kuschelnd schmiegte Franco seinen Kopf an Caios Schulter, hielt diesen ebenfalls fest umklammert. Den Schmerz konnte er nachvollziehen, erging es ihm ja nicht anders und er wusste ja, dass er kein schlechtes Gewissen haben brauchte, aber ein wenig zog es schon in seinem Herzen, da er sein Geschenk zum Jahrestag zu Hause in seinem Zimmer liegen hatte.

„Darf ich dir das Geschenk trotzdem geben?"

„Du kennst mich, oder?"

„Ich kenne und liebe dich seit drei Jahren."

„Dann kennst du die Antwort."

Lächelnd küsste Caio die Schläfe seines Freundes, streckte sich etwas und zog das Geschenk zu Franco und sich.

„Querida was hast du mit deinen Fingern gemacht?"

Erst jetzt fiel Franco die vielen kleinen Schnitte auf, als Caio ihm das Geschenk direkt unter die Augen hielt. Es schien nichts Besorgniserregendes zu sein, aber sein Blick scannte sofort die komplette Hand, aber auch die andere, wo er ebenfalls unzählige kleine Schnitte erblickte.

„Sagen wir mal so. Geschenkpapier und ich werden keine Best Buddys. Aber ich wollte das unbedingt allein einpacken, weil es mir wirklich sehr wichtig ist."

Gerührt über diese Geste platzierte Franco einen zarten Kuss auf Caios Nasenspitze, bevor er das Geschenk an sich nahm.

„Soll ich lieber nachschauen?"

„Nein, das sind nur unangenehme kleine Schnitte. Ja, es tut manchmal echt beschissen weh, wegen den Nervenbahnen an den Fingern, aber das ist mir egal."

Franco war nicht wirklich begeistert, mochte er es doch überhaupt nicht, wenn Caio Schmerzen hatte und diese überspielen wollte. Aber wahrscheinlich übertrieb er gerade einfach mit seiner Sorge um den Brasilianer. Immerhin waren es keine Schnitte die blutig waren.

„Ich mache das Geschenk jetzt auf und dann überzeuge ich mich lieber nochmal selbst sehr genau ob wirklich alles in Ordnung mit deinen Fingern ist."

Schmunzelnd nickte Caio, hatte im Grunde nichts anderes erwartet. Er wusste jetzt schon, dass die Fürsorge seitens Franco sehr genau und detailliert ausfallen würde.

ENDE

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