Kapitel 8
Harry war hübsch, keine Frage.
Louis hatte das schon bemerkt, als er Harry zum ersten Mal aus dieser Garage hatte spazieren sehen.
Aber gerade konnte er die Einzelheiten sehen.
Harrys Armmuskeln, die unter dem dünnen Pullover spannten, seine vor Konzentration gerunzelte Stirn, das Öl und den Schweiß auf seiner Haut.
Es sah aus, als Wolle er irgendetwas öffnen, und als es laut krachte und irgendein Teil durch die halbe Werkstatt davonflog, fluchte Harry laut und rollte sich unter dem Wagen hervor.
Als er aufstand, erblickte er Louis. "Louis, hey!" Er rieb sich verlegen am Nacken, zuckte zurück und blickte auf das Öl an seiner Hand, welches er gerade erfolgreich in seinem Nacken verschmiert hatte. "Scheiße...", murmelte er und sah dann mit großen, entschuldigenden Augen zu Louis auf. "Ich schätze, ich sollte mich noch schnell unter die Dusche schwingen, bevor ich dich herumführe, ansonsten... fröhliches Schnuppern."
Louis lachte. Harry war wirklich ein bisschen bescheuert. "Kein Problem."
"Komm mit, du kannst dich ja drinnen hinsetzen, um zu warten, du musst nicht hier draußen stehen."
Louis nickte und folgte Harry herein, der im Gehen ein altes Unterhemd schnappte, sich flüchtig die Hände daran abwischte und es in eine dunkle Ecke warf. "Gemma ist auf der Arbeit und die beiden Kleinen in der Schule. Aber fühl dich wie Zuhause- willst du Tee?", fragte er, als sie die Küche betraten und holte schon eine Tasse aus dem Schrank.
"Äh- ja, danke, das wäre lieb." Louis ließ sich auf einen der Barhocker sinken.
"Tut mir leid, ich weiß, dass das nicht sehr Gastgeber like von mir ist, aber ich mache mit meinen Händen nur alles schmutzig." Harry schaltete den Wasserkocher ein. "Ich stell dir die Teeschale hier hin, nimm dir einfach welchen du magst. Milch ist im Kühlschrank und Zucker in der kleinen rosa Dose dort, auf dem Küchentisch." Er lächelte verlegen. "Ich brauche auch nicht lange. Tut mir leid. Bedien dich einfach, wenn du irgendwas essen willst oder so."
Louis schmunzelte. "Harry, wirklich alles gut. Ich habe gerade erst gefrühstückt und ich habe auch keine Probleme damit, auf dich zu warten. Lass dir alle Zeit der Welt. Es ist ja nicht so, als könnte ich dir davon laufen."
Harry verschwand also im Badezimmer und Louis hörte kurz darauf das leise Rauschen des Duschstrahls, was sich wenig später mit dem Pfeifen des Wasserkochers mischte. Er fischte einen Teebeutel aus der Schale und goss ihn dann mit Wasser auf, summte leise eine süßliche Melodie vor sich hin, während der Tee zog und er sich in der kleinen Küche umschaute.
Am Kühlschrank hingen einige Bilder von vergangenen Urlauben. Harry mit Freunden, Harry mit Gemma und den Kindern, Gemma ohne Harry mit einem anderen Mann, nur die Kinder, der Mann und die Kinder, ein Hund, Gemma und die Kinder,...
Sie waren wirklich rumgekommen, wie Louis feststellte. Irgendwie passte das zu Harry.
Nach einigen Minuten nahm er den Teebeutel und legte ihn in die Spüle, setzte sich mit seiner Tasse an die Theke und wickelte seine Finger um das heiße Porzellan, um sie aufzuwärmen.
Nach einer Weile hörte er, wie sich die Badezimmertür öffnete und kurz darauf stand Harry mit einem Handtuch um die Hüften vor ihm. "Hi", sagte er verlegen, "wie ist dein Tee? Ich habe vergessen, saubere Klamotten mitzunehmen. Ich bin gleich bei dir." Und bevor Louis auch nur irgendwas erwidern konnte war Harry verschwunden.
Louis schmunzelte und steckte die Nase wieder in die Tasse, nahm einen großen Schluck. Es brannte vor Hitze ein wenig im Hals und er spürte genau, wie es runterging. So musste Tee sein.
Als Harry, diesmal vollständig angezogen, die Treppe herunter polterte, hatte Louis die Tasse schon fast ausgetrunken.
"So, ich bin soweit", grinste Harry verlegen und fuhr sich durch die noch nassen Haare. "Willst du los?"
Doch Louis schüttelte den Kopf. "Entweder gehst du deine Haare föhnen oder wir warten noch, weil wenn du so", er zeigte mit dem Zeigefinger auf Harrys braune Locken, die nass und krauselig von seinem Kopf abstanden, "dann erkältest du dich nur furchtbar."
"Ach Quatsch, das geht schon", widersprach Harry.
"Nein, kein Quatsch. Kommt nicht in die Tüte, dass du mit nassen Haaren rausgehst. Nicht, um mir die Stadt zu zeigen."
Harry brummte grinsend. "Na du bist mir einer... Na gut, ich gehe sie föhnen und dann können wir endlich los."
Louis lachte. "Ist gut. Beeil dich nicht, wir haben ja Zeit. Oder hast du noch Termine?"
Harry schüttelte den Kopf. "Mein Nachmittag gehört ganz dir."
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