Kapitel 7

Die Tür schlug hinter Harry zu und Louis schüttelte grinsend über ihn den Kopf.

Liam kam herüber und füllte ungefragt seine Tasse mit heißem Kaffee auf. "Ihr kennt euch?" Er nickte in Richtung der Tür, durch die Harry gerade verschwunden war.

Louis schluckte herunter und nickte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück um Liam anzublicken, der sich an der Lehne eines anderen Stuhls abstützte. "Ja, flüchtig. Er repariert mein Auto und hat mich in seiner Küche sitzen lassen, damit ich mich aufwärmen kann." Er machte eine kurze Pause, als wäge er ab, ob er den Rest auch noch erzählen sollte. "Und dann hat er mir den Weg zum B&B gezeigt."

"Ja, Harry ist wirklich ein Lieber. Und seine Schwester auch. Hatten es nicht leicht, damals... Aber nun umso besser. Gemmas Mann ist viel geschäftlich unterwegs, aber Harry ist der beste Onkel, den die beiden Racker haben könnten." Liam nickte gedankenversunken. Dann blickte er wieder auf. "Hast du schon Nichten und Neffen?"

Louis lachte, als wolle er sagen Ich bitte dich, Liam, doch Liam blieb ernsthaft interessiert, und dann viel Louis wieder ein, dass er undercover hier war. Und die Leute in diesem Kaff ihn nicht wirklich zu kennen schienen.
"Keine Nichten oder Neffen, nein. Aber ich bin sowieso nicht so gut mit Kindern, von daher... ich überlasse das Harry."

Liam nickte. "Ja, doch. Harry macht das schon gut. Aber ich bin sicher, du wärst gleichermaßen wunderbar."

"Danke sehr", grinste Louis verlegen.

"Na dann. Kann ich dir noch was bringen? Einen kleinen Nachtisch oder so?"

Louis lehnte dankend ab und beendete seinen letzten Pancake, bevor er bezahlte und sich auf den Weg nach draußen machte. Er ging zurück zum B&B, an welches er als insgeheim immer als Hotel dachte, und legte sich zurück in sein Bett, und nahm sein Handy zur Hand, schaltete es diesmal wirklich ein. Sobald es hochgefahren und entsperrt war, trudelten die Nachrichten und verpassten Anrufe nur so bei ihm ein.

Er dachte nicht daran, zu antworten. Er las die Nachrichten lediglich über die Anzeige am oberen Bildschirmrand. Sie sagten sowieso alle das Gleiche: wo er war, wer er dachte wer er sei sich rauszunehmen, ohne Bescheud zu sagen abzuhauen, ob es ihm gut ginge, und so weiter und so weiter. Nicht im Traum würde es Louis einfallen, zu antworten. Am Ende fanden sie ihn noch hier und zerstörten die friedvolle Zuflucht, die er an diesem Ort gefunden hatte.

Es endete damit, dass Louis eine Stunde lang erst Nachrichten und dann Videos auf Instagram guckte.

Als bereits eine Stunde verstrichen war, schreckte Louis hoch. Er war nie ein Fan von solchen kleinen Unterhaltungsvideos gewesen aber nun hatte er sich selbst davon ablenken lassen. Er rappelte sich hoch und setzte sich auf  fasste sich an die Stirn. Na dann mal los.

Die Schuhe hatte er gar nicht erst ausgezogen gehabt und den Mantel schmiss er sich lose über die Schultern, während er die schmale Holztreppe hinunter kraxelte. Jede einzelne Stufe knarzte unter seinem Gewicht und das Geräusch brachte in Louis eine seltsam unbekannte nostalgische Melancholie hervor, die er nicht genau einordnen konnte.

Er verabschiedete sich höflich von Judy, die hinter dem Tresen im Eingangsbereich saß, die Füße, die in dicken, bunten Wollsocken steckten, hochgelegt und in der Hand die heutige Zeitung. Sie wünschte ihm ihrerseits viel Spaß mit Harry und warnte, sich nicht von seiner Charme betören zu lassen, Harry sei ein Süßholzraspler.

So wie sie es sagte, hatte es einen negativen Touch, etwas in ihrer Stimme meinte das Wort nicht gut. Doch Louis könnte bisher nur in höchsten Tönen von Harry schwärmen und so nickte er der Name einfach freundlich zu und ließ ihre Aussage nicht zu sehr an sich heran.

Nicht, dass er vorhatte verführt zu werden, nein. Nicht im Geringsten. Und schon gar nicht von Harry. Nein, er war schließlich verlobt und das mit einer hübschen jungen Frau, die jeglichen Normen und Vorstellungen seiner Eltern und der Krone gerecht wurde. Wieso sollte er das kaputt machen?

Seine Beine führten ihn wie von selbst die Hauptstraße hinauf bis zum offenen Garagentor von Harrys Werkstatt. Harry lag gerade unter einem Wagen und schraubte an etwas herum.

Louis wollte ihn nicht erschrecken, also beschloss er, einfach zu warten, bis Harry unter dem Auto wieder hervorkam, was ihm einige Zeit verschaffte, sich Harry genauer anzusehen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top