Kapitel 2

Louis saß auf einem Hocker an der Küchentheke, in den Händen eine Tasse heiße Schokolade und gegenüber von Gemma, die ihn tatsächlich wie angekündigt mit offenen Armen empfangen und ihm Wollsocken und eine Jogginghose von Harry gegeben hatte. Als die Haustür etwas entfernt aufging und man hörte, wie Schnee von Schuhen geklopft wurde, sprangen die zwei Kinder, die vorher noch auf dem Boden Lichterketten entknotet hatten, auf und rannten zur Tür.

"Onkel Harry!", brüllten sie durcheinander. "Onkel Harry! Weißt du was, Louis ist ein Prinz, ein richtiger echter Prinz! Mit Krone! Und seine Mama ist eine Königin und sein Papa ein König! Wirklich wahr, Onkel Harry!"

Harry, wie Louis nun wusste, kam verlegen grinsend mit seiner Nichte am linken und seinem Neffen am rechten Arm hängend in die Küche. Seine Gedanken schossen zurück zu der Nachricht von Gemma, die bei ihm eingegangen war, als er gerade wieder in den Truck eingestiegen war und Louis' Wagen an seinem dran hing. Harry warum sitzt der Prinz von England in unserer Küche????
"Ja... ich weiß", murmelte er. "Es tut mir leid, wie ich mit Ihnen geredet habe, Eure Hoheit. Ich wusste nicht-"

Louis winkte ab. "Papperlapapp, ist schon gut. Ich wäre Ihnen ehrlich gesagt sehr verbunden, wenn Sie einfach so tun könnten, als wäre ich nicht der Prinz, sondern einfach nur Louis. Ich bin sozusagen... undercover hier."

Harry konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, setzte die Kinder ab und hielt Louis seine Hand hin. "Okay, einfach nur undercover hier Louis. Ich bin Harry."

Louis schlug ein und erwiederte den Händedruck mit festem, sicheren Griff und einem Blick in Harrys Augen. Sie waren moosgrün. Sie passten perfekt zu dem Wollpullover, den Harry über seinen dicken Arbeitshosen trug.

Ihre Augen waren einen Moment zu lange ineinander verhakt und Harry löste das Schweigrn mit einem Räuspern und lächelte verlegen. "Ich habe übrigens dein Auto gefunden und mitgebracht, in die Werkstatt."

Harry erklärte ihm, was passiert war, aber Louis hatte kein Wort verstanden und es, um ehrlich zu sein, schon nach einer Minute wieder vergessen. Es ging wortwörtlich bei einem Ohr rein und beim anderen Ohr direkt wieder hinaus. Mechanik lag Louis noch nie wirklich.

"Oh, okay", sagte er aber trotzdem, als wüsste er, wovon Harry sprach. "Und kannst du das wieder hinbekommen?"

Harry zögerte. "Schon, aber... das wird ein paar Tage dauern." Er blickte Louis schulterzuckend an. "In der Weihnachtszeit willst du doch bestimmt zurück. Es sind schließlich nur noch zwei Wochen und ob als Prinz oder einfach nur Louis, du hast doch sicher noch einige Dinge zu erledigen."

Louis starrte ihn eine Weile an, verarbeitete das eben Gehörte.

"Ich meine, du willst sicherlich nach Hause-"

"Nein, will ich ni-..." Louis unterbrach sich selbst. Das war ihm ein bisschen zu schnell rausgerutscht. "Ich wollte sagen, dass es mir keine Umstände macht, noch einige Tage länger zu bleiben. Ich suche mir einfach ein nettes Hotel und— was?"

Louis blickte fragend zwischen Harry und Gemma hin und her, die einen Blick wechselten, den er nicht verstand.

"Das mit dem Hotel... also..." Harry blickte hilfesuchend zu Gemma.

"Es gibt hier kein Hotel. Es gibt ein B&B, aber das hat nur drei Zimmer und möglicherweise sind die besetzt."

"Oh..." Louis sank ein bisschen auf seinem Hocker in sich zusammen. "Ich werde es einfach versuchen." Er nickte, eher um es sich selbst zu bestätigen, als Gemma und ihrem Bruder, denn er war sich nicht mal sicher, ob er besagten B&B überhaupt finden würde. Andererseits... dieses Städtchen war so klein, dass das B&B wahrscheinlich zwei Häuser weiter ebenfalls an der Hauptstraße lag. "Naja." Er lächelte sein erzwungenes Paparazzi-Lächeln. "Und dir will ich so kurz vor Weihnachten nicht den Stress machen, dass ich dir ständig mit den Reparaturen in den Ohren liege. Wie gesagt, viel zu tun habe ich eh nicht, also lass dir alle Zeit, die du brauchst, Harry."

"Das macht mir keinen Stress, nicht im geringsten. Klar, das ist mein Job, aber ich liebe was ich mache und so schöne Wagen wie deinen kriege ich nur selten in die Finger." Harry zwinkerte dem Prinzen zu. Gemma räusperte sich leise und blickte Harry warnend an, schüttelte den Kopf.

Harry gab ihr den "Was ist?" Blick. Sie zog sich mit der Hand eine Linie über den Hals. Louis beobachtete das Ganze schmunzelnd.

"Was?", fragte Harry nun laut.

Gemma schloss kurz die Augen und Louis wusste nicht, ob sie nach Geduld suchte oder sich zusammenriss, Harry nicht den Kopf abzureißen. "Das wirkt unseriös."

Harry öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Seine Scherzter blickte ihn eindringlich an und diesmal verstand sogar Louis das "Sei jetzt einfach leise" dahinter.

Trotzdem streckte Harry die Arme beleidigt zur Seite aus und fragte: "Warum denn?"

Gemma guckte ihn böse an. Dann atmete sie tief durch und setzte ein halbwegs nettes Lächeln auf. "Weil das wirkt, als wolltest du sein Auto klauen." Als Louis gerade nicht hinsah, mimte sie mit den Lippen das Wort "Prinz" und sah Harry vielsagend an.

Doch Harry schaute nur empört. "Was? Nein. Das klang nicht– Louis." Sein Blick flog zu Louis. "Das klang doch nicht-" Er blickte abwartend.

Louis grinste ein wenig. "Tut mir leid, aber... Ich muss Gemma leider Recht geben. Das klang schon ein bisschen so."

Harrys Mund klappte vor Empören auf. "Louis!", sagte er eindringlich, "Louis ich würde niemals dein Auto oder irgendein anderes klauen! Wirklich!"

Und während Harry sich weiter verteidigte, lachte Louis leise vor sich hin und bedankte sich für den Kakao, den Gemma nachgoss.

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