Zugfahrt #Zomdado
Shipping: #Zomdado (Zombey x maudado)
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PoV: Zombey / Zimbel / Michael / Micha / Zimbelmann
Die Regentropfen platschten in einem stetigen Rhythmus gegen das Zugfenster, welches schon leicht beschlagen war; ließen das Landschaftsbild für kurze Zeit verschwimmen und mich das Zeitgefühl verlieren. Kein wirklich weihnachtliches Wetter, doch trotzdem fand ich es irgendwie schön, es strahlte solch eine Ruhe aus. Ein zarter Nebel lag auf den Wiesen und Hügeln, die zuvor noch von einer dünnen Schneeschicht überzogen gewesen waren, welche nun jedoch schon längst dem Schauer zum Opfer gefallen war.
Mein Abteil war, abgesehen von ein paar Jugendlichen, die wohl feiern gewesen waren und einer älteren Dame, die immer wieder einnickte, komplett leer. Was auch verständlich war, schließlich war es laut meinem Handy erst 7:48 Uhr und die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen; wäre nicht schon das schwache Licht ein Stück über den Horizont gekrochen, würde ich nicht einmal sehen, was sich draußen abspielte. Gedankenverloren strich ich über das schmale, ungeschickt in blauem Geschenkpapier eingewickelte Päckchen auf meinem Schoß: der Grund, weshalb ich mich überhaupt zu solch einer Zeit aus dem Bett gequält hatte. Normalerweise stand ich ja bei weitem nicht so früh auf, was unter anderem daran lag, dass ich selbstständig war und oft noch in die Nacht hinein arbeitete; einfach, weil ich dann viel produktiver war.
Im Nachhinein betrachtet war es allerdings gar keine so schlechte Idee gewesen; allein für diese friedvolle Atmosphäre war ich gern im Dunkeln zum Bahnhof spaziert.
Ich liebte das Zugfahren; man sah nur schöne Landschaften statt kalter Betonbauten und Asphalt. Selbst hier drinnen war die Luft angenehm kühl, nicht mit Abgasen getränkt und vor allem, wenn es so früh am Morgen war, war die Stimmung auf ihre eigene Weise besonders. Dann noch dieses stetige Rauschen des Zuges auf den Schienen, das so wahnsinnig entspannend wirkte, dass man alle Alltagsgedanken vergessen konnte und in Kombination mit dem Regen an den Scheiben eine wirklich hübsche Geräuschkulisse entstehen ließ.
In Gedanken versunken holte ich abermals mein Handy aus der Hosentasche, entsperrte es und scrollte durch meine Kontakte, blieb bei 'M' stehen. Ich kannte ganz schön viele Leute, die mit 'M' anfingen, wie ich feststellte, und ich brauchte kurz, um 'Maurice' zu finden, schrieb ihn dann aber gleich mit einem simplen 'Hi' an. Der Durchschnittsmensch wäre an einem Feiertag um diese Uhrzeit wohl höchstwahrscheinlich noch nicht wach, doch Maurice' Schlafrhythmus war in den letzten Wochen so unberechenbar, dass ich ihm alles zutrauen würde.
Meine Vermutung wurde bestätigt, als mein Display aufleuchtete und eine neue Nachricht anzeigte.
'Halloo'
-7:51
'Schon wach?', tippte ich ein und ließ mich tiefer in den Sitz sinken; hoffentlich hatte ich ihn nicht aufgeweckt.
Fast hätte ich mich im Beobachten der Regentropfen, die das kalte Glas herunterrannen verloren, hätte mein Handy nicht plötzlich in meiner Hand vibriert und mich aufschrecken lassen. 'Du doch auch', hatte er geschrieben. Ich wollte schon eine Erwiderung tippen, doch er unterbrach mich in meinem Tun, indem er die nächste Nachricht gleich hinterher schickte.
'Hab durchgemacht. War aber nicht feiern oder so, falls du das denkst, war bloß am PC und hab die Zeit übersehn.' Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht; ich konnte mir so gut vorstellen, wie er mitten in der Nacht mit verwuschelten Haaren und Augenringen vorm Computer hockte und irgendwelche Spiele zockte - es passte irgendwie zu ihm. Zwar hatte ich ihn noch nie im echten Leben gesehen, da wir uns nur durchs Internet kennengelernt hatten, doch das fand ich nicht schlimm, obwohl ich trotzdem manchmal doch ein kleines neugierig war, wie er denn nun aussehen mochte; schließlich waren wir in den letzten Monaten und Wochen mehr oder weniger gute Freunde geworden.
'Aber dann bist du doch viel zu müde für Weihnachten!' Zwei erschrockene, kleine Gesichter zierten die Nachricht, um die Ironie mehr zum Ausdruck zu bringen.
'Man Michael, lass mich. Die Nacht ist mein Tag!' Er wusste genau, wie ich meinen echten Namen hasste, was ihn jedoch nicht davon abhielt, mich trotzdem so zu nennen. 'Ganz dünnes Eis.' Sofort änderte sich das 'online' wieder in 'schreibt...'.
'Mh, du bist aber so süß, wenn du beleidigt bist! Aber warum bist du denn jetzt eigentlich schon auf?' Der lachende, gelbe Smiley, den er gleich hinterher schickte, ließ wohl darauf schließen, dass er diese Aussage sowieso nicht ernst meinte, doch trotzdem war es mir gerade etwas peinlich, dass er mich 'süß' genannt hatte und ein leichter Rotschimmer schlich sich auf meine Wangen, den er zum Glück ja nicht sehen konnte. Hastig tippte ich eine Antwort ein.
'Sitze grad im Zug, fahr zu nem Freund.' Diesmal schien er zu überlegen, was er schreiben sollte und es dauerte eine Minute, bis die relativ kurze Nachricht kam.
'So früh? Darf ich wissen zu wem?'
'Nicht so wichtig, kenn ihn bloß vom Internet'
Nun tauchten gleich drei neue Sprechblasen hintereinander im Chatverlauf auf, selbst ein paar der restlichen Fahrgäste schienen das Vibrieren gehört zu haben und nun zu mir hinüberzulinsen. War eigentlich ja auch keine große Kunst, so leise wie es hier noch war. 'Du hast ja viele Internetfreunde', ein breit grinsender Emoji stand in der Mitte des Textes, 'Hast du überhaupt noch ein Real Life?'
'Wie ist er denn so? Kenn ich ihn?'
'Bringst du ihm denn auch ein Geschenk mit?' Schmunzelnd über seine Neugier begann ich, eine Antwort zu schreiben.
'Spam mich doch nicht so zu!' Die goldenen Strahlen der Sonne hatten inzwischen den Nebel bezwungen, schienen flach durch das fleckige Zugfenster, durch welches man gerade einen beeindruckenden Sonnenaufgang bestaunen konnte, der jedoch genauso schnell wieder verschwand wie er gekommen war und nur wenige Wolkenfetzen in Rosa und Orange zurückließ.
'Mh ja, könntest ihn auch kennen. Ja, ich hab ihm auch was gekauft, so ein Spiel für den Nintendo, das er sich schon lange mal holen wollt. Ist n wahnsinnig netter und hilfsbereiter Typ mit nem sehr interessanten Humor. Hat mir schon das eine oder andere Mal aus der Patsche geholfen. Treff ihn heute auch wahrscheinlich das erste Mal in echt, hoffentlich lässt er mich rein'
Eine hohe Computerstimme, die zu einer Durchsage ansetzte, ließ mich aufschrecken, sodass ich sogar die Frage, die plötzlich im Chatverlauf aufploppte, fast übersehen hätte. Vielleicht hätte ich ihr sogar zugehört, um zu wissen, was denn jetzt die nächste Haltestelle war, sie sprach so schnell und undeutlich, dass ich einfach nichts verstehen konnte, weshalb ich mich eben wieder meinem Handy widmete.
'Wieso nur wahrscheinlich?'
-8:16
'Hab ihm nicht gesagt, dass ich ihn besuche...'
'Ach komm, ich bin mir sicher, der lässt dich nicht vor der Tür vergammeln. Nur eventuell.'
'Danke für die motivierenden Worte' Die Dame, die gar nicht mal so weit entfernt von mir saß, musste sich bestimmt schon fragen, warum ich denn so dumm grinste. 'Ich helf doch gern', war die sarkastische Antwort.
Die automatische Tür fuhr mit einem lauten Zischen auseinander; wir hatten einen Bahnhof erreicht und kleine Menschengrüppchen strömten in den Waggon, an der Ortstafel erkannte ich, dass es meine Station war. Ein kleines Mädchen, das ich höchstens auf fünf oder sechs Jahre schätzte und mit ihrer Mutter unterwegs war, rannte beinahe gegen mein Bein. Erneut leuchtete mein Handy auf, eine neue Nachricht.
'Viel Spaß euch beiden dann! Ich muss dieses Jahr leider alleine feiern, meine Eltern sind ja im Urlaub...'
Ohne eine Antwort zu geben stolperte ich hastig mit meinem Gepäck nach draußen, damit der Zug nicht einfach mit mir weiterfuhr. Der Regen war schwächer geworden, doch trotzdem zog ich mir kurzerhand meine Kapuze über den Kopf und kramte in meiner kleinen Reisetasche, bis ich den zerknitternden Notizzettel gefunden hatte, auf dem die Adresse stand. Fast hätte eine Windböe ihn mir aus der Hand geblasen; zum Glück konnte ich ihn noch rechtzeitig festhalten.
Wie ich so durch die frühmorgendliche Innenstadt spazierte, kam ich nicht umhin, ein paar Fotos zu machen. Ich wollte diese ganz eigene Atmosphäre einfangen; das immer noch recht schwache Sonnenlicht, das sich hier und da im Nieselregen brach, die kleinen Pfützen überall, in denen sich der weiße Himmel spiegelte. Viele Fenster waren bereits erleuchtet, mit Weihnachtsdekoration geschmückt, doch einige Menschen schienen auch noch zu schlafen.
Über den Straßen waren bunt schimmernde Sterne montiert und irgendwoher meinte ich, Musik zu hören.
Mein Orientierungssinn war zwar nicht immer der beste, doch das Mehrfamilienhaus mit dem blassen, blauen Anstrich hatte ich vergleichsweise schnell gefunden, was mich schon ein bisschen stolz machte. Warme Luft schlug mir im Treppenhaus des vierstöckigen Gebäudes entgegen; das Licht war aus, sodass ich kurz zweifelte, ob ich hier richtig war, doch als ich leise, um keinen aufzuwecken, die Stiege hinauf schlich und die verschiedenen Namensschilder abklapperte, wurde ich doch fündig. Ein unsicheres Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und vorsichtig zog ich das Handy aus der Hosentasche.
'Maurice?'
-8:49
'Was ist?'
'Machst du mir denn nun die Tür auf?'
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Hab grad bisschen meine Entwürfen auf Wattpad durchgeschaut und dabei diesen Oneshot wiedergefunden, der hier seit den Sommerferien rumgammelt. xD
Das Ende war wahrscheinlich eh total vorhersehbar, aber hey, ich hatte damals Bock, was Cutes zu schreiben! xD Hoffentlich hat es doch dem einen oder anderen ein kleines Lächeln auf die Lippen gezaubert.
Wünsche euch noch nen wundertollen Mittag / Morgen / Abend / oder whatever <3
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