Nein! Doch! Das darf nicht sein! Pech gehabt, Brüderchen.
Als Hugo mir anbot, tatsächlich bei ihm im Laden zu arbeiten, musste ich ihm einfach um den Hals fallen. Natürlich wollte ich! Dass Mati vor fünf Sekunden schon für mich Nein gesagt hatte, störte mich gar nicht. Ich war endlich wieder so beliebt wie damals, als Papi von uns fortgegangen war. Zwar gab es hier nicht so viele Leute wie in Buenos Aires, die ich alle zu meiner Modenschau in acht Tagen einladen konnte, aber bisher hatte jeder zugesagt. Ich war die Beliebteste, ich war die Schönste - was sollte man mehr wollen? Und wie Mati im Hotel herumzusitzen und an Foto von seinem Auto zu streicheln wollte ich nicht. Nein, arbeiten machte Spaß. Und vor allem gab es hier so viele nette Leute, auch wenn keiner von ihnen wirklich hübsch war.
"Jade! Du kannst das doch nicht machen! Wir fahren in wenigen Tagen fort von hier!" Ich drehte mich zu Mati um. Er kam mir vor wie damals, als ich sein Spielzeugauto verschlagen hatte.
Hugo lachte nur wieder. "So schnell geht das nicht, ich muss noch ein paar Ersatzteile bestellen. Und inzwischen kann ihre hinreißende Schwester mit mir im Restaurant eine schöne Zeit verbringen." Ich nickte zustimmend.
"Nein!" Er ließ sich auf die Knie fallen. Also wirklich, manchmal wie dieser Mann mein Bruder sein konnte, wenn er sich nie zusammenreißen konnte. Davon ging seine Frisur total durcheinander!
"Doch!", entgegnete ich. Irgendwann musste er einfach die Realität akzeptieren.
"Das darf nicht sein!" Er fing an zu weinen.
"Pech gehabt, Brüderchen." Ich war irgendwie schadenfroh, obwohl man das ja eigentlich nicht sein sollte.
"Ich lasse euch mal besser alleine", meinte Hugo. Er schien verunsichert zu sein und ich wusste nicht, warum. Das war doch alles ganz normal!
Hugo ging und wir blieben allein in unserem Zimmer zurück. Ich ging voller Wut auf meinen Bruder zu, der vor dem Fenster kniete und heulte.
"Du ruinierst mir alles, Mati. Du hast mir meine Verlobung ruiniert, du hast mir meinen Urlaub ruiniert und nun ruinierst zu mir auch noch meine Arbeit! Aber das lasse ich nicht mit mir machen. Ich gehe arbeiten und genieße diesen Urlaub, solange ich will und du kannst nichts dagegen machen! Und wenn du noch einmal herumjammerst, reiße ich dir jedes Haar einzeln aus!"
Mati hörte auf zu weinen. "Du würdest das tatsächlich tun." Er blickte mich bitterböse an.
"Natürlich würde ich es tun!" Ich warf meine halblangen braunen Haare zur Seite und sah ihn lächelnd an. Wenn irgendetwas schieflief, musste er dafür büßen, das war klar.
"Also gut, du kannst gerne da arbeiten. Aber denk nicht, dass ich dir helfe!" Er stand auf und wischte sich die Tränen mit der Jacke ab.
"Du hilfst mir doch nie!" Jedenfalls nicht so, dass ich es gebrauchen konnte. Und außerdem kam es viel öfter vor, dass er einfach alles kaputt machte.
"Wenn ich nicht das Geld gestohlen hätte, wären wir jetzt immer noch in dieser schrecklichen Pension."
"Und hätte ich nicht das Kleid gestohlen, hätte ich alles der Polizei erzählt und dürfte dich wieder im Gefängnis besuchen!" Er hielt mich offenbar für dumm.
Er blickte kurz zur Decke und sah mich dann wieder an. "Du hast Recht. Wir sind quitt, ja?"
"Super!" Ich konnte nicht anders, als vor Freude herum zu hüpfen. Das würde der allerbeste Urlaub aller Zeiten werden!
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