Kapitel 9

Ich stand vor Tanjas Türe.
Sie hatte die Wohnung genommen, die ihr vorgeschlagen wurde. Im 5. Stock, in einer Gegend, die wahrscheinlich nicht die beste war, das war typisch Tanja.
Das Haus war von außen wie von innen mit Graffiti beschmiert und einige Treppen müssten mal repariert werden, wenn ich hier runter stürzte, sterbe ich wenigstens nicht an Liebeskummer.
Ich klopfte und ich hörte sie Fluchen, dass sie jemand störte. Beinahe hätte ich gelacht, wenn ich nicht so verletzt gewesen wäre.
Sie machte mit einem Ruck die Türe auf und hatte eine Zahnbürste im Mund, ich fing sofort an zu weinen. "Ach du lieber Himmel." Sagte sie und nahm mich in den Arm. "Was hat er gemacht?" 
Ich setzte mich auf die Couch, die vor dem Bett stand. "Er hat mich geküsst." Ich heulte in einer Tour durch, ich fühlte mich erbärmlich. "Deswegen weinst du? Küsst er so schlecht?" Ich nahm das erst beste Kissen und bewarf sie, aber es kam tatsächlich ein Lachen aus meiner Kehle. Sie setzte sich neben mich und machte den Fernseher aus. "Er hat sich danach entschuldigt, er wollte das nicht! Ist das zu fassen?!"
Oh, ich spürte Wut, das war gut. Wut ist besser als die Leere, die man bei Traurigkeit empfindet. "Ernsthaft? So richtig Klischeehaft?"
Ich nickte. "Boah, Krass."
"Tut das immer so weh?" Ich fing wieder an zu bibbern und weinte. Sie nahm mich in den Arm. "Ja, aber es wird besser, das ist das gute."

"Kannst du vergessen, hast du verstanden? Was fällt dir eigentlich ein, so mit ihr umzugehen?"
Ich wachte langsam auf .
Ich war gestern auf der Couch eingeschlafen und Tanja hatte mich dann mit in ihr Bett genommen. Das haben wir oft am Anfang der Pubertät gemacht, und eine von uns Traurig war und nun hat es mich ungemein getröstet.
"Ich hab von dir ja noch nicht viel mitbekommen, Schätzchen, aber das hier alleine reicht. Du solltest dich in Grund und Boden schämen! Ach ja? Glaube ich dir, aber kein Stück!"
Sie stöhnte und ich kratzte mich am Kopf, wieso schrie sie so?
"Fügst du ihr in irgendeiner Form nochmal Schmerzen zu, hast du meine Absätze im Gesicht, mein Freund!" Sie legte auf und schmiss das Handy, was sich als meins Entpuppte auf das Sofa.
"Was zum Henker?" Fragte ich. "Dein Auserwählter hat angerufen. Ich bin dran gegangen."
"Wieso hast du mich nicht geweckt?"
"Mari, ernsthaft, der Typ hat es gerade verdient, dass er die Meinung gesagt bekommt. Du kannst doch nicht so sehr verliebt sein, dass du das nicht einsiehst?"
Doch, war ich aber.
Ich weiß nicht mal, ob es an erster Stelle seine Schuld war, so wie ich das sehe, hatte er wohl ganz viel Last zu tragen, ohne dass er mal gezeigt bekommen hat, wie das auf emotionaler Ebene so funktioniert.
Aber vielleicht war das auch wieder die rosarote Brille.
"Wahrscheinlich Ja."
Sie sah mich mitfühlend an. "Ich glaube, gerade solltest du keinen Gedanken an diesen Kerl verschwenden."

Es war Montag  und ich saß im Klassenzimmer. Jasmin und Aylin haben mitbekommen, dass ich von Mason Eiskalt behandelt werde. Seine Blicke waren furchtbar zu ertragen, das freute die beiden natürlich. "Hat Mason schon genug von dir?" fragte Jasmin. "Wie soll er genug von mir haben, wenn wir nichts miteinander haben?" fragte ich seufzend. "Könntet ihr dann bitte von meinem Tisch wegtreten? Ich brauche Sauerstoff und ich habe keine Lust auf wandelnde Parfümerien in meiner Nähe."  Ich merkte selber, wie meine Wörter  ohne Ausdruck dahinter aus meinem Mund kamen, sie merkten es auch und sie gingen lachend. Zum Glück machte mir hiernso was weniger aus als in meinem eigentlichen Klassenzimmer. Yoshi kam herein und fragte mich, wie es mir ging.
"Mir geht es gut." antwortete ich knapp. "Hö-Hör mal, ich wei-weiß be-bescheid." Stammelte er und ich seufzte. "Yoshi, ich reiß dir nicht den Kopf ab, weder, dass du das mit Mason und mir weißt, noch, weil ich mitbekommen habe, was Tanja verzapft hat, du brauchst nicht unsicher zu werden." Er biss sich auf die Lippe. "Mason hat gestern e-ei-einiges Kaputt gemacht in sein-seinem Zi-Zi-Zimmer." Ich drehte mich zu ihm um, er hatte sich in der Zeit wo ich gesprochen hatte hingesetzt.
"Wieso das denn?!"
"Das wussten wir zunäch-zun-zunächst auch nicht. Wir haben ihn dann machen lassen und als er in der N-Na-Nacht dann fertig war, kam er raus und Shin hat gefragt was die Schei-Schei-S-Scheiße soll."
Ich sah ihn mit großen Augen an und signalisierte weiter zu sprechen. "Ich glaube, sein Kopf explodiert bald Mari."
Ich runzelte die Stirn und verstand nicht, was er meinte, ich hoffte, der Lehrer kam noch lange nicht. Die Sicht, wie Mason in solchen Situationen war, wenn ich nicht da war, war interessant.
"Ich hab mal so eine Dokumentation gesehen, da ging es um solche Hochbegabten, einige sind irgendwann Wahnsinnig geworden. Ich ma-mach-mache mir wirklich Sorgen."
Der Lehrer kam rein und ich hatte gar keine Möglichkeit mehr zu Antworten. Die ganze Stunde grübelte ich darüber nach, ich kam an der Tafel kaum mit, da ich an den Rand meines Heftes eher nur kritzelte und dabei meine Gedanken sortierte.
Als die Stunde zu Ende war, ging ich zusammen mit Yoshi raus. "Hat er alles erzählt?" fragte ich ihn und er nickte. "I-ich wei-weiß nicht, ob ich das alles erzählen soll. A-Ab-Aber das mit seinem Großvater bereitet ihm  Sorgen und er hat sich selber als Idioten betitelt, weil er mit dir so umspringt."
Ich seufzte. "Es tut mir leid, Mari." Sagte er und ich sah dem Rotschopf in seine großen braunen Augen, die er hinter der Brille versteckte.  "Ich hätte dir jemand anderes gewünscht." Ich lächelte leicht. “ Ist schon in Ordnung."
Wir kamen zu Emily, die schon auf unserem üblichen Hügel saß. "Wo warst du?" fragte ich. "Ich habe blau gemacht. Nein, ich musste was für den Ausflug am Wochenende planen."
"Was?" Ich setzte mich zu ihr, nachdem ich meine Tasche fallen gelassen habe
"Ja, die Informationsblätter kommen noch. Nächstes Wochenende gehen wir mit zwei anderen Klassen Zelten."
"Hab ich ja richtig Lust drauf." Sagte ich und ließ mich auf den Rasen fallen. "Lass mich raten? Mason kommt auch mit?" knurrte ich und sie nickte. "Ich hab das mitbekommen, Ich war heute Nacht bei Shin, als Mason so ausgerastet ist."
Ich sagte darauf nichts, ich sah nämlich schockiert und entsetzt zum Eingang der Umkleidekabinen, wo Mason mit Aylin rauskam.
"Komm mal runter." Sagte Emily und ich bemerkte jetzt erst, dass ich mich wieder aufgesetzt habe und meine Hände in das Gras unter mir grub.
"Aylin ist auf ihre aufgespritzten Lippen gefallen und Mason hat geholfen, da war alles voller Blut. Shin war dabei und ging mit rein, wahrscheinlich redet er noch mit dem Trainer."
Kurz darauf ließ Mason sie alleine und lief aufs Feld. Er sah zu uns hoch, erblickte mich und sah sofort wieder vor sich. Er hielt eigentlich jeden Ball, so wie ich ihn immer beobachtete, aber heute kam er sogar auf die Bank, weil er keinen Ball fing, so dass jemand anderes mal die Chance hatte, die ganzen Minuten zu trainieren.
Mason saß mit verschränkten Armen dort und sah vor sich, nicht mal Shin, der sich vor ihn stellte, um mit ihm zu sprechen, bemerkte er. "Er ist echt, völlig fertig." Sagte Emily. Ich lachte hysterisch und wahrscheinlich viel zu schrill. "Hat er wahrscheinlich noch andere Probleme."
Emily sah mich an, eine Augenbraue nach oben gezogen. "Ja, aber trotzdem."
Ja, wahrscheinlich war ich ein überflüssiges Problem, was noch zusätzlich dazu kommt.
Nach der Schule musste ich erst mal nicht in das Lokal, Charly ließ den Laden zu.
Ich  hatte also Zeit, mein Zimmer zu dekorieren.
Ich hatte mir ein kleines Brettchen gekauft, was ich mir an das Fenster machen wollte um die restlichen Plastikblumen drauf zu stellen, bemerkte aber, das ich mir lieber noch einen Akkuschrauber kaufen sollte, also ließ ich den Plan mit den Plastikblumen frustriert sein.
Ich saß in  meinem Zimmer und hatte den großen Metallschrank, der für meine Kleidung verantwortlich war, in eine andere Ecke geschoben, um ein kleines Regal, das ich bestellt hatte, an seinen Platz zu stellen. Als mein Handy vibrierte. Emily rief mich an, da ich am Schreibtisch kniete, musste ich nur nach oben greifen. "Hallo, was ist los?" -"Mari, es geht um Charly." Ich setzte mich gerade hin, ihre Stimme war panisch. "Was ist los?"
"Er ist Tot"
Stille. "W-was?"
"Mason hat uns allen eine Nachricht geschrieben."
Um gottes willen. Mason muss  in alle Teile gebrochen worden sein. "Wie geht es ihm?"
"Ich habe keine Ahnung, er meldet sich nicht mehr, wir haben alle versucht anzurufen"
Ich hatte kein gutes Gefühl. "Ich mach mich auf den Weg, sucht ihr ihn auch?" -"Wir brechen gerade auf."
Wir trafen uns unten. "Ich werde im Laden nachsehen. " Erklärte ich. Tanja kam hinzu, sie lief gerade auf unsere Gruppe zu, ich hatte ihr geschrieben. "I-i-ich bleibe am Telefon." Sagte Yoshi. "Wenn er wieder kommt oder anruft, bin ich da." Tanja nickte ihm zu. "Ich bleibe mit dir hier, wenn ihr wieder kommt, habe ich Essen gemacht." Ich sah meine beste Freundin dankend an. "Ich werde die Gegend abfahren." Strike lief Richtung Tiefgaragen, um sein Auto zu holen. "Kannst du mich absetzen?" Fragte ich ihn und lief ihm hinterher,
Emily und Shin wollten die Schule abklappern.
Wir funktionierten wie eine Einheit, obwohl alle aufgewühlt waren, alle betroffen waren und keiner eine rechte Ahnung hatte, was los war.
Für Charly konnte man wohl nichts mehr tun, das war allen klar, daher rührte der Fokus auf seinen Enkel. Selbst Tanja verstand den Ernst der Lage, obwohl sie noch gar nicht lange dabei war .
Im Auto zog ich meine Beine an meinen Körper und starrte vor mich. Strike strich mir über meinen Arm. "Hey." Sagte er und lächelte aufmunternd zu mir rüber. "Wir werden ihn schon finden, okay? Ich glaube nicht, dass er was Blödes macht."
Ich antwortete nicht großartig, aber ich merkte, dass ich Emotional ziemlich in den Abgrund stürzte. Das war alles zu viel.
"Es ist noch kein Später Abend, ich kann noch nicht direkt vorm Laden Parken, da ist zu viel los, ich werde dich an der Bahn raus lassen okay?" Ich nickte nur und merkte, dass er mich nachdenklich ansah und dann seufzte. "Hör mal, du musst aufpassen, dass Mason dich nicht zu sehr runter zieht." Ich sah ihn an, er lachte. "Mason hat mich schon vermöbelt, weil er dachte, ich mach mich an dich ran."
"Was?"
"Zugegeben, das wollte ich am Anfang."
Mir fielen die Augen aus dem Kopf, bitte was wollte er?
"Aber, Du ziehst Mason magisch an dich. Obwohl er dich abstoßen will. Mason ist ein guter Kerl, der bis auf uns, nur ausnutzen und Druck kennt. Lass dich nicht runterziehen, alles, was er tut, macht er aus Selbstschutz." -"Ich verstehe das nicht." murmelte ich. "Er auch nicht. Und jetzt braucht er jemanden, der ihn auffängt. Und das sind nicht wir, das bist du."
"Ich?" Meine Stimme war nur noch so laut wie ein Flüstern.
Er seufzte. "Mari, er liebt dich."
Wäre ich emotional nicht so geschädigt, würde ich ihn auslachen. Er merkte, wie ich mich fühlte. "Das ist mein ernst. Er kennt das nur noch nicht. Er war niemals verliebt und er hat bis auf Charly und uns nie irgendwas in der Art gezeigt bekommen. Ich bin sein bester Freund, auch wenn er mir den Tod wünscht. Gib ihn bitte nicht auf."
"Und selbst wenn, ich habe nur  einige Monate hier."
"Es gibt Fernbeziehungen, meine Schöne." ich schnaubte. "Außerdem hatte er schon weit vor dir in Erwägung gezogen, in Europa zu studieren."
Wir hielten an. "So, ich fahr die Gegend ab, ruf mich an wenn du mich brauchst." Ich nickte und er fuhr mit quietschenden Reifen davon. Ich sah noch, wie er sich über die Augen strich, der Tod schien ihm sehr nahe zu gehen.
Ich merkte den kälteren Abendwind, es fing an zu dämmern und ich bekloppte, hatte in der Eile nichts angezogen. Ich hatte nur einen dünnen, hellblauen Pullover an und eine Leggings. Ich umklammerte meinen Körper und lief die Straße entlang, durch jede einzelne Pfütze, die hier noch lagen, immerhin regnete es gerade nicht.
"Jakpot.." Sagte ich außer Puste, als ich sah, dass im Laden Licht brannte. Ich machte die Türe auf, aber es klingelte nicht, ich sah nach oben, die Glocke war abgerissen. Ich kam nur sehr schwer in den Raum hinein und dann sah ich auch warum, hier lag alles in Schutt und Asche. Mein Herz hämmerte, als ich erst an einen Einbruch dachte, bis ich ein furchtbares Weinen hörte.
Ich lief vorsichtig über die Scherben und musste aufpassen, nicht über die Beine irgendwelcher Stühle zu stolpern. Ich sah um die Ecke der Theke und sah Mason. Nieder gekauert an der Wand sitzend, er hatte eine Hand ins Haar gegriffen, den Kopf auf die Knie gelegt. Ich ging zu ihm und kniete mich zu ihm, packte ihn sachte an der Hand. Er sah hoch, seine Haare klebten in seiner Stirn und um die Augen rum. "Es tut mir so leid." Sagte ich zu ihm. Er hielt mir ein Stück Papier hin. Er zitierte. Es war ihm nicht möglich zu sprechen, verständlicherweise.
"Soll ich das lesen?"
unter seinem Bebben und Weinen konnte ich etwas wie ein Nicken erkennen.
Ich nahm den Brief entgegen und er ließ sofort wieder seinen Kopf hängen.

Mein lieber Enkel,
Wenn du das hier lesen wirst, bin ich wahrscheinlich nicht mehr da.
Und wahrscheinlich werden diese arroganten Kerle von der Polizei diesen Brief als erstes finden, aufreißen und lesen und ihn dir dann erst übergeben.
Die Sache ist die, ich hatte seit einiger Zeit  einen Tumor im Kopf, das wusste ich schon weit vorher, bevor dein bekloppter Vater darauf kam, mich in sämtliche Kliniken zu stecken.
Ich weiß, du wirst mich hassen, mir das schlimmste wünschen im Himmel wünschen.
Aber versuche zu verstehen, dass ich mich keinen Behandlungen unterziehen wollte.
Ich  habe gesehen, was dies mit deiner Großmutter gemacht hat und das mit anzusehen und mit zu kämpfen wollte ich dir nicht antun und meinem Körper nicht.
Ich bin froh, dass es mich jetzt erst trifft, nachdem du so weit erwachsen bist und ein großartiger Mann geworden bist.
Mach dir keine Vorwürfe mehr und versuche nach vorne zu schauen.
Und bitte, behalte immer im Auge, wie deine Zukunft aussehen soll.
Lass dir von niemanden einreden, du hättest  nichts verdient oder wärst nicht gut genug.
Ich liebe dich.
Dein Großvater.

Ich sah vom Brief hoch. Masons beinahe Schreie hatten nicht aufgehört, es zerfraß ihn von innen. "Ich hab ihn gefunden!" Schrie er beinahe. "Ich hatte länger nichts mehr gehört und bin zu ihm nach Hause gegangen! Er lag auf seinem Bett.." Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, ich faltete den Brief und verstaute ihn in meine Tasche, was Mason sah, aber zuließ. "Ich dachte erst, er schläft. Bis ich die offene Dose mit seinen Schlaftabletten gesehen habe. Ich lief zu ihr hin und sah rein, sie war leer, wir haben die Dose zusammen gekauft, sie hätte voll sein müssen. Ich hab ihn gerüttelt, ich hab versucht zu reanimieren." Er weinte wieder so laut und seine Finger, die in die Hose griffen, waren weiß. "Aber, er wurde nicht mehr wach. Er wurde einfach nicht mehr wach."  Ich zog ihn an einen Arm zu mir und er wehrte sich nicht. Ich konnte nichts tun, ich fand keine tröstenden Worte. Ich hatte ihn einfach nur in den Arm genommen und streichelte ihm immer wieder über den Kopf, mehr konnte ich nicht tun, ich konnte nur erahnen, wie es in ihm aussieht, wahrscheinlich klaffte das riesige große Loch nun noch größer. "Ich habe niemanden mehr." Murmelte er irgendwann. "Das stimmt nicht." Ich hob seinen Kopf an und sah ihm in die Augen,hinderte ihn daran, seinen Kopf wieder zu senken. "Du hast deine Freunde. Und du hast mich. Ich lass dich nicht im Stich." Es tat mir so unendlich weh, ihn in seine Augen zu sehen, die Augen, die sonst entweder skeptisch wirkten oder tatsächlich mal amüsiert waren, waren Rot und völlig leer.
Ich drückte ihn wieder an mich.

Ich weiß nicht, wie viel Uhr wir hatten, aber ich wurde wach, als ich hörte, dass die Türe aufging. Mason schlief noch zwischen meinen Armen und ich hatte Kopfschmerzen. "Mari?" Rief Emily zaghaft, ihre Füße hörten sich beim Laufen leise und Vorsichtig an. Sie erblickte mich. "Zum Glück!" Man hörte, dass viel Sorge von ihr abfiel. "Ich rufe sofort die anderen an."
"Was ist passiert?" Sie kniete sich zu uns. "Charly hat sich umgebracht und Mason hat ihn gefunden." Meine Stimme erstickte, als ich  das Schlurzen anfing. Ich vergrub meinen Kopf in seine Haare. "Wir sind eben an seinem Haus vorbei, da stand viel Polizei... Wir... Dachten uns das schon. Wie geht es ihm?"
"Ich hab das Gefühl, dass er das nicht alleine schafft."
Emily sagte nichts, sie wusste was ich meine, Mason hatte schon zu viel durch, selbst ich konnte das einschätzen, obwohl ich so gut wie nichts über ihn wusste.
Die Tür ging auf und ich sah die Großen Jungs über die Theke ragen. Ich rüttelte Mason leicht wach. "Hey, aufstehen." Dann blickte ich zu den anderen. "Wie viel Uhr haben wir?"  -"Wir haben 4 Uhr morgens." antwortete Shin. "Wie geht's ihm?" Fragte Strike. "Nicht gut."
Ich rüttelte ihn wieder und es dauerte, bis er völlig wach war und die Situation wieder wahrnahm, in der er sich befand.
Im Auto hatte er sich nicht viel bewegt, er sah dauerhaft raus, ließ meine Hand aber nicht los. Er saß wie ein nasser Sack dort, er strahlte auch keine Kraft mehr aus, ich strich ihn ohne Unterbrechung über den Handrücken und irgendwann kam eine Reaktion, er drückte meine Hand.
Ich kam völlig erledigt in der WG der Jungs an. Ich schliff meine Beine eigentlich nur noch über den Boden, Tanja und Yoshi sprangen gleichzeitig auf, sahen sich dann an und wechselten dann weder Wort noch Blick miteinander. "Wer hat ihn gefunden?" fragte Yoshi. Ich hob die Hand und sah Mason hinterher, der sofort in Richtung seines Zimmer ging. Ich merkte, dass auch die anderen ihm hinterher blickten. "Wir sollten ihn in ruhe lassen." Sagte Shin. "Lasst uns essen." Und tatsächlich, Tanja hatte gekocht, der Tisch war gedeckt.
Wir redeten nicht viel, die Stimmung war gedrückt.
Und für mich war das immer noch sehr unreal. Ich nahm mir einen frischen Teller aus dem Schrank und tat was drauf, nahm meinen Teller und ging zu Mason an die Türe. "Kann ich reinkommen?" Keine Reaktion. "Mason, ich hab die Hände voll, mach mir bitte auf." Man hörte einen Seufzer und dann ging die Türe auf, er sah mich nicht an und schloss die Türe wieder. Ich setzte mich auf sein Bett. "Du musst was essen." Sagte ich bestimmt. "Nein, ich habe keinen Hunger" Er setzte sich an seinen Schreibtisch und lernte. "Ich schlafe heute Nacht bei dir."
"Nein, das tust du nicht. "
Aua. Allerdings versuchte ich, den Schmerz zurückzudrängen. "Ich habe morgen eine wichtige Klausur, da brauche ich hier niemanden."
Jetzt reichte es mir, ich stand auf und nahm ihm die Brille von der Nase. "Das ist nicht gesund, bei allem Respekt, aber du musst dich ausruhen, verdrängen macht krank. Scheiß was auf den Test, Du hast ein Superhirn, das geht schon."
"Das ist doch genau mein Problem, da oben schwirrt genug herum und jetzt muss ich noch verkraften, dass mein Großvater tot ist!"
ich strich ihm wie von alleine die Haarsträhnen aus dem Gesicht. "Das musst du aber  nicht alleine verkraften." Er sah weg und ich musste sein Gesicht wieder zu mir hin schieben. "Ich meine das ernst, wir sind alle für dich da, sie suchen nicht umsonst stundenlang nach dir." Ich zog ihn hoch. "Wenn du nichts essen willst, solltest du schlafen. Noch die restlichen Stunden." Er ließ sich ziehen, zog sich aus und ging tatsächlich ins Bett. Er lag auf der Seite und starrte vor sich.
"Wieso tust du das?" fragte er, als ich gerade auf der anderen Seite ins Bett stieg.
"Was genau?"
"Das hier. Ich hab dich wie Dreck behandelt. Du solltest dir was besseres suchen."
Er hatte keine Ahnung, dass er gut genug war.
"Weil du es trotzdem verdient hast,  du solltest in so einer Situation nicht alleine sein."
Und weil ich dich  Liebe. Ich sah auf seinen nackten Rücken und seufzte über meine Gedanken.
"Und da du gesagt hast es geht besser wenn ich bei dir bin, hoffe ich, dass es immer noch so ist."
"Es wird immer so bleiben."
Ich dachte nicht wirklich nach, als ich mich bewegte.
Ich legte meinen Arm um seinen Rücken auf seinen Bauch und legte meinen Kopf in seinen Nacken. Ich merkte, wie er wieder zitterte und kurz darauf fing er wieder an zu weinen.

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