Kapitel 27

Ich wachte morgens auf und war mir noch gar nicht im Klaren darüber, dass ich Mason heute nicht sehen werde.
Wir hatten Mittwoch und ich wusste nicht, wann ich ihn wiedersehen würde. Er hörte gestern Abend aber auch nichts mehr von ihm und was tat ich als erstes?
Ich nahm mein Handy und tatsächlich hatte er mitten in der Nacht geschrieben. Die Nachricht kam um  Zwei Uhr nachts, er ist um ca Neunzehn Uhr oder etwas später gefahren
„Ich bin endlich angekommen, sitze jetzt im Hotel auf dem Bett und bin ziemlich platt.“
Und dann kam noch eine.
„Ich hoffe, ich kriege noch ein paar Stunden Schlaf, ich will doch eigentlich nur meine Ruhe.“
Es zerriss mir das Herz.
„Wahrscheinlich bist du längst am Schlafen und ich hoffe, du hast dir keinen zu großen Kopf gemacht, bevor ich dich wecke, gehe ich auch schlafen, ich liebe dich.“
Ich seufzte, ich war tatsächlich schnell eingeschlafen und war viel zu müde, um mir noch Gedanken zu machen. Aber ich lag in Masons Bett und ein tröstlicheres Gefühl gab es nicht.
„Ich bin wach, du kennst aber meinen Stundenplan! Ruf bitte nach der Schule an, immerhin hast du mich auch zum Schwänzen animiert, gestern!“
Nach einigen Sekunden kam ein Lachsmilie zurück.
„Vermisst du mich schon?“ fragte er als nächstes.
„Ich hab die Nacht in deinem Zimmer geschlafen, reicht als Antwort.“
Er schickte ein Foto.
Ich konnte unverkennbar seine Beine und Füße erkennen, die er auf sein anderes Knie gelegt hatte, im Hintergrund war ein riesiger Fernseher. „Das einzige Gute ist dieses Ding hier!“ Stand drunter.
„Erinnere mich, so einen für unser Wohnzimmer zu kaufen.“
Ich erinnerte mich an das riesige Teil, das an der Wand des Wohnzimmers der WG hing.
„Da hängt doch schon so ein Koloss!“
„Ich meine nicht die WG, ich meine UNSER zukünftiges Wohnzimmer!“
Mir schmolz das Herz.
Aber selbst mein Herz half nicht, ich musste duschen und zum Unterricht!
„Ich muss mich fertig machen!“
„Ich liebe dich.“ kam als Antwort und ich antwortete ihm das gleiche.
Ich trottete danach aus meinem Zimmer  und rieb mir die Augen.
„Noch ordentlich in den Schlaf geweint?“ Fragte Tanja, die ebenfalls gerade aus Yoshis Zimmer kam, ich schüttelte den Kopf.
„Ich war gestern viel zu müde.“
„Apropos, Gestern, Ladys!“ Rief Strike, der an der Theke der Küche stand und etwas trank.
„Wie ist das Gespräch gelaufen?“
„Meinst Du das auf der Westview Street? Anders als erwartet.“ Und so setzte ich mich hin und alle, die zur Schule müssen, verpassten die erste Stunde.
Ich erzählte alles vom Ausstieg aus dem Auto. vor dem Kindergarten
„Wow! Das ist krass!“ Rief Emily.
„Was eine Psychopathin..“ Murmelte Strike und war Kreidebleich im Gesicht, also war er auch nicht ganz ohne schlechtem Gewissen aus dieser Sache herausgekommen.
„Ich kann sie verstehen.“ Sagte Tanja mit einem Schulterzucken. „Ich hätte ihn auch jämmerlich krepieren lassen.“
Yoshi neben mir wurde stocksteif. „Das traue ich dir sogar zu!“ Sagte er und wir lachten.
Shin haute ihn auf die Schulter.“Sieh dich ja vor! Die Frau frisst dich mit Haut und Haaren!“
Meine beste Freundin lachte laut über diesen Satz, denn sie wusste es besser, genauso wie ich.
Sie würde, egal was Yoshi je tun würde, ihm niemals etwas antun, sie würde sich eher heulend zusammen rollen.
Ich erhob mich. „So, nun muss ich mich fertig machen.“

Ich erschrak furchtbar, als ich meinen Spinnt schloss und Jasmin und Aylin dahinter standen und mich ansehen, aber nicht nur ich, auch Emily zuckte zusammen.
„Mason ist nicht in der Schule, wo hast du ihn versteckt?“ Fragte die eine Blondine, Aylin.
„Och, könnt ihr nichts mehr für eure Fantasien tun?“ fragte ich. Normalerweise ging  ich auf so ein Niveau gar nicht ein, aber seitdem sie mich beim Sport absichtlich so vorgeführt haben, ist das Niveau von ihnen gefährlich angestiegen, es erreichte mich doch bald.
„Kommt er jetzt schon nicht mehr zur Schule, um dich weniger ertragen zu müssen?“
„Oh Gott, Aylin! Bitte!“ Stöhnte Emily genervt.
„Nein. Ich habe ihn verscharrt im Wald. Wahrscheinlich wird er gerade von Ratten angefressen!“
Aylin schien mir das wirklich erst mal abzukaufen, sie sah mich panisch an, merkte aber, dass ich kaum ernst bleiben konnte, sie ging sauer und Jasmin, die ungewohnt still war, war hinterher.
Ich hielt sie am Arm fest und sie drehte sich zu mir um.
„Hör Jasmin.“ Sagte ich. „Mir tut es wirklich leid, wir hatten nicht die Absicht, dich zu verletzen.“
Sie sah mich kurz an, dann auf den Boden und riss dann ihren Arm weg, sie ging und ich seufzte.
„Das du immer noch versuchst, die Wogen zu glätten.“ Emily starrte den beiden auch nach.
„Sie tut mir einfach leid. Sie hatte ehrlich Gefühle für Mason.“
„Egal, lass uns in den Unterricht! Das wird wieder aufregend!“
Wir hatten Religionsunterricht und seitdem wir einiges an christlicher Spiritualität gelehrt bekommen, schliefen wir nicht sofort ein, Emily sagte, es habe was von einem guten Film. Wir hatten diese Stunde mit Strike und Mason war normalerweise dabei. Ich blieb an der Tür stehen und sah auf den leeren Platz neben Strike. „Kommst du?“ Fragte Emily, sie holte mich aus dem Gedankenkarussell.  „Ich setzte mich nach hinten auf meinen Platz. „Tut mir leid, ich habe das Gefühl, ich mache ein totales Drama draus.“ Ich setzte mich neben sie und zog die Ärmel meiner Strickjacke über meine Hände. Sie lächelte mich an. „Das tust du nicht, ganz und gar nicht. Ich finde, ehrlich gesagt, dass du da gar kein Drama dtaus machst.“ Sie hielt sich ihren Bleistift an den Mund und suchte nach Worten. „Dafür das ihr frisch verliebt und zusammen seid, bist du total normal, ich würde durchdrehen, wenn ich wüsste das Shin alleine ohne mich den Druck standhalten muss.“
Sie konnte also nachvollziehen, dass es mir mehr um seinen Kummer ging als um das getrennt sein.
„Ich bin so froh, dass ich dich als Freundin habe, Emily.“ Murmelte ich und sie tätschelte mir den Arm.
Die Stunde ging rasch um, wie immer, wenn Mrs. Archer den Unterricht betrieb, sie erzählte so Mystisch vom Christentum, dass sogar Strike Drei Reihen vor mir mitschrieb.
Ich ging Seite an Seite mit Strike raus, der seinen Rucksack nur über eine Schulter hängen hatte. Wenn Mason groß und drahtig war, dann war Strike definitiv der Schrank von beiden. Wenn ich vor ihm stand, war ich im Schatten. „Es ist echt total kalt geworden!“ rief er und rieb sich die Hände.
„Ist Mason öfter in Las Vegas?“ Fragte ich und er konnte laut seinem Gesichtsausdruck erst mal nicht zuordnen was ich meinte. „Oh!“ machte er dann. „Ja, also, nein, hin und wieder.“ -“Und wann kommt er dann immer Wieder?“ Er tätschelte mir den Kopf.  ´“Das dauert eine Kurze Zeit. Er ist bald wieder da.“ Er sah mich dann nachdenklich an.
„Ich wollte zu Holly. Komm, ich lade dich auf einen Kaffee ein.“
„Seh ich wirklich so traurig aus?“
„Fast.“
Ich ließ seufzend den Kopf hängen.
„Ich habe Kaffee gehört!“ rief Shin, der Emily an der Hand hatte. „Oh, vergiss es!“
„Ich gebe jeden Mittwoch diese verdammten Sandwiches aus! Das ist das Mindeste!“
Und so wurde die ganze Zeit weiter geblödelt, die ganze Straße entlang, bis Strike nachgab. Er zog die Türe des kleinen Coffeeshops auf und ließ uns hinein.
Der ganze Laden war in Brauntöne gehalten und die Bedienungen hatten Schürzen, die mich stark an die Serie 2 Broke Girls erinnerten. Hier roch es Himmlisch, eine Mischung aus Kaffee und Sahne, hinzu kommt der Geruch von gebackenen Keksen. Ich setzte mich auf einen der Plätze und rutschte durch, so dass Emily sich neben mich setzen konnte. „Ich bin im Himmel!“ Sagte ich und Emily sah sich um. „Also, was wollt ihr?“ Strike verdrehte die Augen bei der Frage und ging dann, als er alles hatte nach vorne, ich sah ihm nach.
Es stand keine Holly hinter dem Tresen, dabei meinte er noch, sie habe Schicht.
Er kam wieder zurück, mit einem großen Tablett und stellte es ab.
Ich nahm mir schnell den Becher, der am Meisten Sahne aufwies.
„Ich dachte, Holly ist da?“ fragte ich, nachdem ich den Becher in einem Zug bis zur Hälfte weg war, das war die beste Sahne, die ich jemals hatte!
„Sie scheint gerade hinten Pause zu machen, ich hätte gewartet, wenn Schneewittchen nicht so drauf bestanden hätte, einen Kaffee zu bekommen!“ Er sah Shin, der Glückselig über seinen Becher schien.  „Sie wird gleich schon zu uns kommen.“ Er streckte seinen Hals und sah wieder zur Theke. „Dich hat es aber wirklich erwischt.“ Bemerkte Emily, er sah sie an. „Gerade kriselt es wieder.“ Kommentierte er.  „Ihr noch Ehemann mischt sich im Moment wieder ein.“
„Ach ja, da war ja was.“ Murmelte ich und er seufzte, in diesem Moment rumpelte es von hinten und eine weibliche Stimme schrie. „Holly!“ Rief Strike sprang auf und sprang über die Theke, er nahm alle Kassen und Dekorationen mit seinen großen Füßen mit, es landete alles auf dem Boden. Ich dachte noch an die Worte von Mason, der sagte, dass wir keinen ruhigen Tag hatten.
Shin und Emily sprangen mit auf und ich tat es ihnen gleich, alle Gäste sahen uns hinterher.
Shin lief als erstes voraus und öffnete die Hintertür, wir kamen auf einen Hinterhof voller Mülltonnen. Strike stand einem Mann gegenüber, der ziemlich gehetzt aussah, daran änderte auch sein Anzug nichts. „Du kannst dich nicht einmal raushalten oder?“ Strike spuckte auf die Erde, er blutete, anscheinend hatten sie in der kurzen Zeit, wo wir hinterher kamen, schon einige Schläge ausgetauscht. Ich lief zu Holly, sie lag zwischen Kartons und Müllsäcken. Ich half ihr auf. Sie hatte rote Stellen um die Augen herum.
„Natürlich nicht! Sie ist meine Ehefrau!“ Gab der Mann zurück.
„Was ist passiert?“ Fragte Emily Holly, die mir auch half, die Blondine zu stützen.
„Darian kam einfach so.“ Sie war aus der Puste, total hysterisch und kurz vorm Weinen.
„Er wollte mich mitnehmen und als ich nicht wollte, hat er mich geschlagen und ich bin nach hinten gefallen.“
Das hörte wohl auch Strike, er ballte die Fäuste und raste auf Darian zu.
„Ihr müsst Lion aufhalten! Er hat ihn beim letzten mal beinahe umgebracht! Beim zweiten mal wird Darian sicher zum Gericht gehen wollen!“ Ich sah sie schockiert an. Umgebracht? Mein bester und immer gut gelaunter Freund? 
Er schubste Darian auf den Boden und schmiss sich mit voller Wucht auf ihn, Darians Kopf knallte auf den Asphalt, er stöhnte. „Oh nein!“ Rief Shin, sein Unterton zeigte, dass er leicht genervt war.
Er lief auf Strike zu, als er sah, dass Strike die Hände um Darians Hals gelegt hatte, sein Blick wurde immer wilder und härter, Shin schmiss sich mit voller Wucht auf ihn. Strike landete auf der Erde und war sofort wie ausgewechselt, Darian röchelte. „Nein! Lion!“ Rief  Holly als Strike sich wieder aufrappelte, er sah sie an.
Er war völlig außer Atmen, man bemerkte aber, dass Holly die gleiche Wirkung auf ihn hatte, wie ich auf Mason. Er sah zu Darian. „Bei allem Respekt.“ Sagte Shin und griff seinem Freund an die Schulter.  „Ich verstehe dich wirklich und ich bin sogar deiner Meinung, aber er ist es nicht Wert, das du im Knast landest.“ Er blickte zu Darian, der sich jämmerlich auf den Boden krümmte, definitiv nicht so schwer geschädigt wie er tat.
Hinter uns ertönte ein spitzer Schrei, wir drehten uns um und sahen einer anderen Mitarbeiterin in die Augen.

Die Mitarbeiterin entpuppte sich als Hollys Chefin.
„Das ist nicht in Ordnung!“ Sagte Strike.
Wir saßen auf einer Bank in einem kleinen Park, Holly hatte sich die Augen ausgeweint, sie ist gefeuert worden, sie sah ihren Freund an. „Natürlich ist das in Ordnung Lion!“ Fauchte sie mehr oder weniger, aber ihr Blick wurde sofort wieder weich, als sie den gequälten Blick ihres Freundes sah. „Das ist das zweite mal, dass du  so austickst natürlich  ist es in Ordnung, sie kann nicht riskieren dass ihr Laden ruiniert wird!“
Wir erwiderten nichts, wir wussten, sie hatte recht.
Strike kniete sich vor sie. „Hör mal Baby, ich kann es nicht zu lassen, das er dir irgendwas tut, du musst verste-“
„Ich verstehe es.“ Schnitt sie ihm ins Wort.
„Aber ich stehe jetzt auf der Straße! Ich verdiene kein Geld mehr!“
„Mach dir darüber keine Gedanken ich  hab-“
„Nein, darüber haben wir schon mal gesprochen, ich werde nicht auf deiner Tasche liegen und wenn du tausende von Dollar auf dem Konto hast!“
„Nun, eigentlich sind es  mehr als tause-“
„Lion!“ Sagte sie scharf.
„Also.. Wenn ich darf..“  Mischte sich Emily ein.
„Spucks aus, Prinzessin.“ Sagte Strike. „Mein Vater ist Anwalt, er könnte das mit der Scheidung richten.“
„Dein Vater, ernsthaft?!“ Shin sah sie böse an, Emily ignorierte seinen Blick und die Wörter.
„Vielleicht könnten wir sogar noch Geld rausspringen lassen.“
„Ich weiß nicht. Ich will Shin nicht verraten." Murmelte Strike und strich sich durch die Haare, ehe er sich auf den Hintern plumpsen ließ, Shin seufzte.
„Schon in Ordnung, Emily hat recht.“ Man sah ihm aber deutlich an, dass er gar keine Lust darauf hatte.
Ich sah auf mein Handy. Ich hatte ganze fünfzehn Nachrichten.
Die Letzte war eine Frage ob es mir gut geht, sie waren von Mason, in dem Moment zeigte mein Handy Masons Bild an, ein Foto wo er Gedankenversunken in einem Buch liest, das Foto habe ich heimlich gemacht, er rief an.
„Scheiße.“ Flüsterte ich und sie sahen mich an. „Schon gut, geh dran!“ Sagte Strike.
Ich entfernte mich etwas und nahm ab.
„Scheiße, ich hab mir Sorgen gemacht!“ Maulte er.
„Schon gut, es gab Probleme.“ antwortete ich und erzählte ihm, was passiert ist, er seufzte.
„Scheiße. Das tut mir leid.“
„Und weswegen hast du dir Sorgen gemacht?“ Fragte ich, ich lehnte mich an ein Geländer und sah auf den künstlich angelegten Teich, das Wasser funkelte und die meisten Enten sind lieber am Land, jetzt, wo ich Masons Stimme hörte, konnte ich entspannen und merkte das es tatsächlich kälter wurde, die Enten hatten jedes Recht, nicht ins Wasser zu wollen.
Mason war erst still. „Ich weiß nicht, es gibt jede Menge idiotische Kerle auf dem Campus, die nur darauf warten, ein Mädchen wie dich zu haben.“
„Du hattest Angst, dass ich zum erstbesten renne?“
„Nein, nicht wegen dir. Sondern das ich nicht gut genug bin.“
„Mason!“
Ich war fassungslos darüber, wie konnte er sowas immer noch denken?
Reicht Eiseskälte von Eltern aus, um solche Zweifel in einen Menschen zu hinterlassen?
Ich seufzte tief ins Telefon. „Mason, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt!“
Ich hörte ein Seufzen hinter mir und drehte mich um, meine Freunde schauten schnell weg, sie hatten anscheinend die Anwalt Frage geklärt und hörten mir aufmerksam zu.
„Mari ich...“
„Mason hör auf! Ich will das nicht nochmal hören! Wenn ich solche Zweifel habe, aber du gibst mir alles, was ich benötige.“
Er wollte gerade etwas erwidern, als ich seinen Vater hörte, Mason seufzte.
„Ich muss zur Aufnahme.“ Ich hörte den Schmerz in seiner Stimme, es schoss wie ein Pfeil durch mein Herz, ich verzog mein Gesicht.
„Krieg ich ein Foto?“
Er lachte. „Im Ernst? Ich quäle mich hier durch und du willst ein Foto?“
Ich lachte auch. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich.“ Er antwortete mir und dann hörte ich nur noch Stille.
Ich hatte natürlich noch eine weitere Stunde verpasst, das mit Holly hielt ziemlich auf.
Als ich in die Zweite Stunde in Mathe rein kam und das völlig verschwitzt, war es zuerst Aylin die lachte, Jasmin sah mich, machte aber keine Anstalten.
Ich bekam erstmal eine Moralpredigt von Mrs. Russel und ging dann an Aylin vorbei, der ich den Tisch so anrempelte das er sich verschob, alles erschrak sich und sah zu uns.
„Tut mir leid! Kreislaufversagen durchs rennen!“ Sagte ich Bittersüß.
Yoshi sah mich an und verzog das Gesicht, sein Radar merkte sofort wieder, dass irgendwas passiert ist, ich ging an ihm vorbei und setzte mich.
Diese Stunde war grottig! Nicht in dem Sinne von, ich kapiere nichts, das war ich schon gewöhnt, aber in dem Sinne von, ich kann mich auf kein Wort des Lehrers konzentrieren, ich hing Mason hinterher. Ich tippte mit dem Bleistift immer wieder auf das Blattpapier,  und verstehe keine einzige Zahl. Ich sah vor mich und zweifelte gerade daran, ob es so normal ist, dass ich meine Gedanken lieber an einen Amerikanischen Jungen verschwendete als an Mathe. Ich stöhnte und die Schüler um mich herum sahen mich an.

Ich schmiss mich auf Masons Bett und starrte die Decke an, es fühlte sich alles anders an ohne ihn, unschön intensiv.
Wenn wir hier im Bett waren, verbrachten wir oft damit, über Gott und die Welt zu sprechen, oder gingen anderen Aktivitäten nach, aber jetzt war es unangenehm ruhig, kein Papier rascheln weil einer in einem  Buch blätterte, keine Boxhiebe am Boxsack.
Mein Handy vibrierte.
Ich hatte ein Foto von Mason erhalten.
Zu sehen war er, hinter einer Scheibe, er hatte die Augen zu und den Mund zum Singen geöffnet, er sang in ein runden Mikrofon was dort stand, er hielt seine Hände an den großen Kopfhörer fest, es war in Schwarzweiß.
„Du bist wunderschön.“ Schrieb ich schlicht und er antwortete mir mit einem lachenden Smilie. Dabei stimmte es, ich habe absichtlich nicht scharf, heiß oder andere derartige Wörter verwendet. Er war für mich tatsächlich wunderschön, auf jede Weise.
„Eigentlich sollte ich so was zu dir sagen.“ Kam als nächstes.
Ich stöhnte genervt. „Ich meine das Ernst. Akzeptiere das.“ Ich drückte auf Senden.
„Und akzeptiere, dass es auch  unabhängige Frauen gibt, die einem Mann sagt, dass er schön ist!“ Dahinter setzte ich noch eine Faust, die in die Luft ragte, er lachte schon wieder mit einem Smilie.
„Weißt du, wann du wieder da bist, wenn du heute die Aufnahmen gemacht hast?“
„Nein, meine Mutter kam wieder mit Studioaufnahmen und Shootings.“
„Also, sehe ich dich erst wieder in Klatschblättern?“
„Diese Art von Klatschblättern liest du nicht.“
„Penthouse für Frauen?“
Wieder ein Lachsmilie.
„Nein, irgendwelche Opernzeitungen, da wird wieder was stehen wie „Sprössling der Chaplins“ oder „Hoffnung der Familie Chaplin.“ oder so ein Kram“
„Das tut mir leid.“
„Ich bin das gewöhnt.“
„Sind die Fotos heiß?“
Er lachte wieder.
„Ich muss los, es gibt jetzt Mittagessen und danach muss ich weitermachen.
Dieser Satz war zum Schreien, Er wurde wie Vieh getrieben.
„Irgendwas wird sich finden lassen, dass du das nicht mehr tun musst.“
„Schön wäre es.“
Und damit war unsere Unterhaltung beendet.
Ich knurrte und schmiss eines seiner Anatomie-Bücher, die auf dem Bett lagen auf dem Boden.

Später saß ich im Keller, auf dem Schlagzeug von Strike und ließ meinen Kopf hängen, Yoshi sah zu mir rüber.
„Was ist los?“ fragte er und ich seufzte als Antwort.
Strike und Holly kamen zusammen mit Tanja rein, aber Yoshis Aufmerksamkeit galt immer noch mir.
„Ich suche nach einer Lösung, wie das erpressen seiner Eltern aufhören könnte.“
Strike stellte sich vor sein Schlagzeug. „Das wird nicht funktionieren. Mason will das so, wir haben ihn auch schon versucht, ihn zu überreden, auf eine andere Schule zu gehen, es gibt so viele Schulen, die sich  um ihn reißen würden und keinen Cent kostet!“
„Einen Schulwechsel meine ich nicht. Irgendwas, wie er es schafft, alles alleine zu bezahlen."
Strike schüttelte den Kopf.
In dem Moment bekam ich eine SMS.
„Ich bin übermorgen wieder da.“ Stand drin und ich seufzte erleichtert auf.

Den einen Tag dazwischen, meldete er sich nicht und ich wollte schon Amok laufen, aber alle anderen meinten, dass er sicher viel zu viel beschäftigt wäre.
Bis ich nachts merkte, dass die Seite neben mir im Bett, die leer war, schwer wurde und das Bett knarrte, ich schrack auf, atmete hastig und sah neben mich. „Ich habe extra aufgepasst, dich nicht zu wecken.“
„Du bist wieder da!“
Er lächelte und legte sich hin, er zog mich runter und an sich, ich hörte wie er seufzte.
„Gott sei dank, bin ich wieder bei dir.“ Nuschelte er in meine Haare.
„Wie war es?“
„Das fragst du nicht tatsächlich?“
Aber ich wusste, dass er sich insgeheim alles von der Seele reden wollte.
„Ich hab mich glaube ich etwas zu sehr aufgelehnt, meine Mutter war die ganze Zeit aufgescheucht,  wie so ein Huhn. Als ich dann noch sagte, dass mein Platz hier an der Schule bei dir ist, ist das Fass übergelaufen.“
Was hat er gesagt? Er wusste genau, wie seine Mutter auf mich reagierte, auch wenn es zum Glück noch nicht auf viele Treffen kam. Er strich sich über sein Gesicht. „Das gibt sicher noch Konsequenzen, vor allem als sie sah, dass ich meinen Führerschein wieder hatte.“
Mir stockte der Atem. „Wie haben die denn davon Wind bekommen?“
„Ich habe mein Portmonee offen liegen lassen.“
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, daher fing ich an zu lachen,  er stimmte irgendwann mit ein. „Das ist nicht dein Ernst, Mason!“
Sein Lachen wurde lauter. „Doch. Ich habe es einfach liegen lassen.“
„Sicher, dass dein IQ über dem Durchschnitt ist?“
Er lachte wieder laut, ich drehte meinen Kopf wieder zu ihm. „Ich hatte so eine Angst, dass dich die Panik kaputt macht.”
Er verzog seine Lippen zu einem Lächeln. „Es waren nur Studioaufnahmen, da ist es nicht so wild.“ Er strich über meine Wange, was ich ihm nach tat. Ich verzog mein Gesicht. „Einen Bart?“
stöhnend bejahte er meine Feststellung. „Das war für die Katalog aufnahmen, zum Glück sind es nur ein paar Stoppeln.“ Ich strich nochmal drüber. „Das ist wirklich ungewohnt.“
„Ungewohnt ist, dass ich dich noch nicht geküsst habe.“
Mit einem Ruck zog er mich halb auf sich. Bevor ich demonstrieren konnte, dass mein Arm wahrscheinlich nun ausgekugelt war, küsste er mich. Ich kicherte, was in ein lautes Lachen überging.
„Jetzt ist schon bald Weihnachten und Neujahr!“ Sagte er irgendwann und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Ich erwiderte seinen Blick und sah nichts anderes als Liebe, sein Blick war so weich, dass jeder Liebesfilm Fanatiker sofort dahinschmelzen würde, was ich gerade auch tat.
Wir sahen einander nur an, meine Hand ruhte auf seiner Brust, die er mit seinen Händen umklammerte.
Bis es auf einmal laut wurde, man hörte wie die Türen geknallt wurden.
„VERDAMMT HOLLY! JETZT WARTE DOCH MAL!“ Man hörte Strike sicher über das ganze Gelände. Mason und ich stürmten beinahe schon zeitgleich zur Türe.
„ICH WILL WEDER DARIANS LEBEN NOCH DEINES LEBEN!“
Wow, wir waren direkt zwischen dem Wortgefecht. Holly hatte sich wohl gerade fix angezogen und Strike hielt mit aller Mühe ein Handtuch um seine Hüfte aufrecht, er diskutierte wild mit seinen Händen. „ES GING MIR NICHT UM DARIAN ODER IRGENDEIN LEBEN WAS ICH DIR AUFZWINGEN WILL, SONDERN DARUM, DAS DU ABGESICHERT BIST!“
Er war knallrot angelaufen vor Wut und Holly war so in Rage das sie gar nicht wahr nahm, das wir mit dabei waren, Tanja und Yoshi standen nun auch am Anfang des Ganges, Yoshi kneifte seine Augen zusammen um irgendwas sehen zu können, ohne seine Brille und Tanja war voll in ihrem Element, sie stand nur im Hemd von Yoshi dort und sah gespannt zu was abging. Emily und Shin kamen vom Wohnzimmer hinzu, wo Emily sich müde die Augen rieb und Shin sich das Spektakel mit relativer Neutraler Miene ansah.
„ICH SCHEIß AUF DEIN ABGESICHERT SEIN! ICH KANN SELBER FÜR MICH SORGEN!“ Holly spuckte diese Worte wie Gift. „ACH JA!? DANN GEH DOCH!  VIEL SPAß IN DEINEM COFFESHOP! ACH WARTE, DA WURDEST DU JA GEKÜNDTIGT!“
Holly holte nach Strikes Worten aus und traf ihn mit der flachen Hand mitten ins Gesicht.
„Oh weia.“ Hörte ich von Tanja, Emily sah entsetzt aus und Shin zuckte die Schultern. Ja, wenn wir ehrlich waren, hatte er das verdient.
„VERGISS BLOSS NICHT, WEM ICH DIESE KÜNDIGUNG ZU VERDANKEN HABE!“
Strike hielt sich noch einen Augenblick die Wange und sah perplex aus, bevor er antwortete.
„ICH HÄTTE DARIAN DICH AUCH TOTPRÜGELN KÖNNEN!“
„Lass mich in Ruhe!“ Holly ging an Yoshi vorbei und zog die Türe auf.
„WOHIN WILLST DU!?“
Holly sah ihn noch mal kurz an. „Weg.“ Sagte sie Ruhig.
„WAG ES DICH NICHT WIEDER ZU DARIAN ZU GEH-“ Holly schloss die Türe hinter sich.
Ruhe.
Nach dem die Türe zu war, war es so, als gäbe es wieder Luft zum Atmen. Strike realisierte das wir alle zugeschaut haben, sein Blick war tödlich. „WAS!?“ Schrie er und ging wieder in sein Zimmer. Mason seufzte und lief ihm hinterher.
Tanja ließ ihre Hände gegen ihre Hüften fallen. „Hier ist keinen verdammten Tag Ruhe!“ rief sie. Yoshi sah zu ihr, er erwiderte nichts aber ich hatte das Gefühl, das er angespannt war, wie auch immer  man mitten in der Nacht angespannt sein konnte. Ich seufzte und ging wieder Richtung Flur.
Das Leben in Amerika ist nicht langweilig, an Dramatik wird es nicht mal von billigen Soaps überboten.

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