Prompts zum Mai 2022
~ Liebesbrief| Buntstifte | Lieblingsbuch| Autor*in| Schreibmaschine ~
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Mittlerweile war der Winter vorbei. Auch Ostern hatte Karen hinter sich gebracht mit der obligatorischen Firmenparty am Dienstag nach Ostern. Wer auch immer die eingeführt hatte, verstand wohl nichts von Übersättigung.
Mal ehrlich - wer hatte schon nach zwei Tagen Völlerei Lust auf eine Superparty? Karen auf jeden Fall nicht. Oder fast nicht. Dieses Jahr vielleicht doch?
Oh Mann, sie wusste selbst nicht mehr, was mit ihr los war. Aber seit der neue Designer bei den „Handwerkern" dazugekommen war, drehte sich bei Karen alles nur noch um ihn. Sie konnte an (fast) nichts anderes mehr denken. Sören Bernd. Was für ein Name. So kurz und knackig. Er brachte ihr immer wieder ins Bewusstsein, dass sie mit „Karen Petunia Flora Weingarten" ernsthaft bestraft war.
Sören ... Seinen Einstand hatte er auf der Nach-Ostern-Party gehabt. Und hatte wie ein Blitz in ihr Herz eingeschlagen. Oder nein, so schlimm war es auch nicht. Eher hatte er sich wie eine Schnecke in ihr Herz geschlichen. Hm, auch nicht. Ach, was soll's? Ihr fielen eben keine passenden Bilder ein, um zu beschreiben, was er mit ihr angestellt hatte. Unbeabsichtigt natürlich!
Es war einundzwanzig Uhr an einem Freitagabend und Karen saß zu Hause an ihrem Esstisch, der zugleich Schreibtisch und Arbeitsplatte war. Bei kleinen Wohnungen musste eben das Mobiliar mehrere Funktionen übernehmen. Sie spitzte soeben ihre Buntstifte an, denn sie wollte einen Liebesbrief schreiben. Ja genau, einen Liebesbrief! Den ersten in ihrem Leben. In einem Buch hatte sie gelesen, dass es sehr persönlich rüberkam, wenn man den Liebesbrief von Hand schrieb. Dazu würde es sich sehr gut machen, wenn er farbenfroh war. Er sollte ja nicht wie ein Geschäftsbrief rüberkommen. Bei so klugen Ratschlägen hatte sie das Buch sofort zu ihrem Lieblingsbuch erkoren. Toni Meyer-Wienhoff war der/die beste Autor*in, die man sich nur wünschen konnte, wenn man einem anderen Menschen seine Liebe gestehen wollte.
Aber natürlich, wie sollte es anders sein, bei Karen gab es ein „aber". Kaum fing sie an, das weiße Blatt Papier mit hübschen Ranken zu verzieren, brach der grüne Buntstift ab. Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf den Stift, spitzte ihn jedoch unverdrossen direkt wieder an. Als er zum dritten Mal abbrach, war ihre Geduld mit ihm Vergangenheit. Sie warf ihn quer durch den Raum und schnappte sich den roten Stift. Rot war die Liebe, also auch eine gute Wahl.
Bei dem Stift gab sie direkt auf, sie versuchte es erst gar nicht mit Anspitzen. Leider erwiesen sich alle Stifte als hartnäckige Abbrecher. Bis auf den schwarzen Stift. Der funktionierte bestens. Ungläubig starrte sie ihn an.
„Ich will doch keinen Trauerbrief schreiben! Da kann ich ja gleich meine Schreibmaschine auspacken und auf ihr den Liebesbrief schreiben. Das wirkt dann immer noch freundlicher, als ein Liebesbrief mit schwarzem Buntstift gemalt!"
Karen lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Es war sowieso eine dumme Idee, einem Mann einen Liebesbrief zu schreiben, der in der gleichen Firma arbeitete. Wie sollte sie ihm denn noch gegenüber treten, wenn er kein Interesse hatte. Vielleicht machte er sich sogar über sie lustig und nannte sie eine verrückte Teenagerin, immerhin war sie erst achtzehn, während er sicher schon über zwanzig war.
Ein Blick zur Uhr: halb zehn.
Na dann, sie würde sich rasch umziehen und ins Nachtleben stürzen. Frau oder Herr Toni Meyer-Wienhoff konnte ihr erst einmal gestohlen bleiben!
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Hoffentlich mögt ihr diese kurze Geschichte. Vielleicht wundert ihr euch, dass ich dieses Mal gendere. Für gewöhnlich mache ich das nicht. Bei all den * und / und - blicke ich schon gar nicht mehr durch, was up-to-date ist. Doch Autor*in war nun einmal ein Wort in der Vorgabe, also hab ich es übernommen. Bestimmt habt ihr schon bemerkt, ich ändere die Wörter nicht ab. Wenn da also "Bücher" steht, dann taucht in meinem Text kein "Buch" oder "Büchern" auf, sondern exakt "Bücher", egal wie sehr ich mich anstrengen muss, es genau so hineinzubekommen. 😉
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