|13| Matt

Luzifer wartet ab, überlässt mir die Entscheidung und ich fühle mich hin- und hergerissen, als...

„Darf ich um diesen Tanz bitten?"

Die angenehme Männerstimme bricht in meine aufgewühlten Gedanken, die bei dem Anblick des Besitzers verstummen. Groß, blond, braungebrannt mit charmantem Lächeln und blitzenden blauen Augen.

Hallo! Wer bist du denn?

Im Ernst. Ich kenne ihn nicht. Aber er sieht auch gerade nicht mich an, sondern Luzifer, den er offensichtlich auf die Tanzfläche entführen möchte. Mir wirft er nur kurz einen fragenden Blick zu, den ich mit einem Schritt zurück und einer einladenden Geste erwidere. „Bitte...", sage ich, etwas verwirrt, aber lächelnd, auch wenn ein kleiner Teil in mir nicht möchte, dass Luzifer geht.

Dieser wirkt angespannt, fast ein wenig wütend und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, ob es daran liegt, dass wir unterbrochen wurden. Der Kiefermuskel zuckt leicht, doch nickt er dann knapp und wendet sich mir zu.

Er hebt meine Hand, die immer noch in seiner liegt, an seine Lippen. „Geh nicht weg, ich bin gleich wieder da", raunt er und die Intensität seines ernsten Blickes lässt mich nur stumm nicken, kann ich meiner Stimme gerade nicht trauen.

Luzifer lässt meine Hand los und folgt dem Unbekannten auf die Tanzfläche. Jede seiner Bewegungen drücken Anspannung oder Ärger aus, was mich die Stirn runzeln lässt. Dennoch bieten die beiden einen unglaublichen Anblick.

Sie sind ungefähr gleich groß, die Statur ist ebenfalls sehr ähnlich, nur ist der eine blond und eher hell gekleidet, während mein Dämon zu den dunklen Haaren auch einen dunklen Anzug trägt, der nur durch ein rotes Hemd aufgelockert wird. Als ich ihn vorhin sah, musste ich an mich halten, ihn nicht wegen des zu klischeehaften Outfits zu tadeln.

Ich beobachte die beiden, wie sie die Tanzfläche für sich einnehmen und bin erstaunt über ihre Dynamik. Ihre Körper wirken, als seien sie aufeinander eingespielt, auch wenn die Bewegungen eine fast aggressive Energie haben.

Zudem scheinen sie sich zu unterhalten, auch wenn Luzifers starrer Blick an dem Unbekannten vorbeigeht. Der Unbekannte...ich habe ihn tatsächlich noch nie hier gesehen. Wer ist er?

„Naaa, hast du dir dein Date abjagen lassen?", erklingt eine neckende Stimme und ich drehe mich grinsend zu Conner um, der bereits ein wenig zu tief ins Glas geschaut hat, wie mir seine zerzausten Haare und die roten Wangen verraten.

Er legt einen Arm um mich und ich kuschele mich an ihn, während wir beide das ungleiche und doch so ähnliche Paar beobachten. Ich seufze theatralisch und nicke. „Tja, auf einer Hochzeit von so vielen verflucht attraktiven Männern, die uns Frauen kategorisch ausschließen, kann das schnell passieren."

Conner lacht und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel, nimmt dann einen Schluck aus seinem Glas, auf das Paar deutend. „Wer ist denn der heiße Blonde?" Ich sehe irritiert zu ihm auf. „Das solltest du doch wissen. Es ist deine Hochzeit", erinnere ich ihn und er sieht aus großen Augen auf mich hinab.

„Scheiße! Meine?! Deswegen faselte Ben etwas von Ringen..." Er lacht, als ich ihm in die Seite kneife und löst sich von mir. „Hey! Aus! Lass das!", stößt er amüsiert hervor und ich lasse grinsend von ihm ab.

„Aus?!", frage ich empört. „Ich bin doch kein Hund, Mister!" Conner grinst und winkt einen Kellner heran. „Nein, das bist du nicht. Willst du noch etwas trinken?" Ich nicke und Conner bestellt zwei Cuba libre. Der Kellner räumt unsere Gläser ab und verschwindet, während wir wieder auf das tanzende Paar schauen, welches mittlerweile recht deutlich eine Diskussion zu haben scheint.

Conner sieht mich verwirrt an. „Ich weiß echt nicht, wer das ist, aber Morgan scheint ihn zu kennen, oder?" Ich muss meinem besten Freund zustimmen, da die ganze Haltung des Dämons so wirkt. Und plötzlich trifft es mich und mir wird kalt.

Ist das vielleicht einer aus...seinen Reichen? Dürfen die einfach so in unsere Welt? Ich meine, ohne beschworen zu werden? Meine Zähne malträtieren meine Unterlippe, während ich düster auf Luzifer und den Unbekannten schaue.

„Vielleicht eine alte Flamme von ihm?", fragt sich Conner und mein Blick schnellt zu ihm. Das könnte natürlich auch sein. Und wäre viel angenehmer, wie ich finde. Doch schüttele ich dann den Kopf. „Wie sollte der ihn denn hier gefunden haben? Und wie dreist wäre es, sich auf eine fremde Hochzeit zu schleichen?", frage ich mit leichtem Lachen, was mir allerdings schnell vergeht. Denn nun bin ich mir fast sicher, dass er irgendwas mit den Anderen zu tun haben muss.

Ben tritt zu uns und verwickelt Conner in einen langen Kuss, bevor er auch mir zulächelt und unseren Blicken zur Tanzfläche folgt. „Hui, da knistert es aber zwischen Morgan und Matt, oder findet ihr nicht?" Conner und ich sehen zu ihm.

„Du kennst ihn?", fragt Conner und fasst sich an die Brust. „Muss ich mir Sorgen machen?" Ben sieht schmunzelnd zu ihm. „Ja, mein Herz, ich kenne ihn", antwortet er und ignoriert die Frage. „Er ist der Sohn meiner Tante, wie ich dir bereits erzählt habe, als er uns gratulierte. Schön, wie du mir zuhörst. Das geht ja gut los, du Kretin." Ben seufzt theatralisch, wird jedoch nicht beachtet.

Conner zieht die Stirn kraus und scheint nachzudenken. „Tante... Die angeheiratete?" Ben lacht und nickt. „Mariah, ja." Conner grinst mich an. „Mariah", haucht er mit laszivem Augenaufschlag und lacht, als Ben ihm einen Klaps auf den Hinterkopf gibt. Ich kichere und freue mich über ihre Art, miteinander umzugehen. Die beiden haben einfach so sehr jemanden wie den jeweils anderen verdient.

Sehr eloquent.

Lass mich. Mein Blick wandert wieder zu den Tanzenden, die gerade die letzten Klänge der Musik nutzen, sich zu drehen. Matt also. Bens angeheirateter Verwandter. Warum also wirkt es so, als würden Luzifer und er sich kennen?

Meine Augen weiten sich. Ob Matt einer von Luzifers...uh...wie nennt man das...Kunden ist? Ich starre leicht abwesend vor mich hin.

Und beginne ich gerade, ihm zu glauben?! Blinzelnd rufe ich mich zur Ordnung. Luzifer ist ein Dämon! Mehr nicht.

Aber irgendwoher müssen sie sich doch kennen...

„Ben?", richte ich mich an Conners Ehemann, der diesen gerade auf eine Art küsst, dass ich weiß, dass die Hochzeitsnacht nicht mehr allzu fern sein dürfte. So dauert es auch einen Moment, bevor die beiden sich lösen und er mit geröteten erhitzten Wangen und glühenden Augen zu mir sieht. „Hm?"

Ich grinse, sage aber nichts. „Was macht Matt denn beruflich?" Ben schaut ratlos. „Er...", beginnt er, runzelt dann aber die Stirn. „Ich habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung." Schade. Ich denke kurz nach. „Und weißt du, wie er privat so..." Ben, der schon wieder über Conner herfallen wollte – oder andersrum – unterbricht mich. „Sorry, Sarah, aber ich weiß es nicht. Ich habe ihn erst heute kennengelernt."

Damit verabschieden sich die beiden wieder in einen Kuss. „Oh, bitte, hier sind Kinder!", entkommt es mir und Conner lacht in den Kuss hinein, sieht kurz zu mir. „Ich weiß, dass hier keine sind. Ich kenne die Gästeliste." Ben grinst. „Ach, auf einmal, ja?"

Die beiden kabbeln sich noch etwas, was mich lachen lässt, doch sehe ich dann wieder zur Tanzfläche, wo die Musik gerade endet.

Luzifer lässt die Hand seines Tanzpartners los, als habe er sich verbrannt. Eine lustige Vorstellung, da er ja eigentlich mit Feuer gut umgehen können sollte. Er dreht sich um und seine Augen finden meine, die sich weiten, als er mit langen Schritten auf uns zukommt und meine Hand ergreift.

„Komm", knurrt er und zieht mich mit sich. Ich werfe Conner und den anderen noch einen entschuldigenden Blick zu und sehe meinen besten Freund breit grinsen. Hallo? Ich werde hier von einem halbwegs Unbekannten entführt und er grinst nur? Bei Freunden wie ihm braucht man echt keine Feinde mehr.

Okay, wenn ich ehrlich bin, grinse ich ebenfalls. Wenn auch ein wenig dümmlich.

Denn obwohl das Verhalten etwas übergriffig ist, entflammt es in mir ganz andere Gefühle als Ärger.

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