Kondome gegen Klimawandel


Zugegeben ein etwas reißerischer Titel. Aber das Thema ist auch ziemlich reißerisch. Dieser Tage hörte ich im Radio, dass Seth Wynes von der schwedischen Universität Lund eine Studie veröffentlichte, in der der Einfluß verschiedener menschlicher Aktivitäten auf das Weltklima untersucht wurde. Darin wurde aufgelistet, dass z.B. vegetarische Ernährung 0,8 Tonnen CO2 pro Jahr einspart, der Verzicht auf Flugreisen 1,6 und der Verzicht auf das Auto 2,4 t t je Mensch einspart. Der Verzicht auf Kinder ist der Studie zufolge aber bei weitem die wirksamste Klimaschutzmaßnahme: Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind bedeute eine CO2-Einsparung von 58,6 Tonnen im Jahr.

Was sollen wir daraus für Schlüsse ziehen? Wenn die Menschheit ab sofort keine Kinder mehr bekommt ist das Weltklima in 30 Jahren gerettet? Und die Erde in 50 Jahren ziemlich leer. Wäre das nicht ein toller Plot für eine nette Dystopie? Ganz ohne Krieg und Naturkatastrophen.

Aber nach den Klimaauguren haben wir vielleicht nicht mehr solange Zeit, wir müssen schneller handeln. Die Kinder sind ja zunächst nicht das Problem, sondern zum echten Problem werden sie ja erst, wenn sie erwachsen sind. Also sind die Erwachsenen das Problem. Von denen gibt es ja ziemlich viele auf der Welt, cirka 4 Milliarden. Am schnellsten löst man das Problem, indem man die Weltbevölkerung in kurzer Zeit drastisch reduziert. Ich schlage dazu ein paar Neutronenbomben auf bevölkerungsreiche Regionen vor. Die haben den großen Vorteil, dass sie nur die Lebewesen töten, aber die technische Infrastuktur weniger stark beschädigen als herkömmliche Wasserstoffbomben. Der radioaktive Fallout ist auch deutlich geringer. Nach einiger Zeit könnten die bombardierten Gebiete wieder besiedelt werden und die halbierte Weltbevölkerung hätte viel mehr Platz und könnte wieder einige Jahre lang lustig Kinder zeugen.

Wie Ihr merkt, ist das ziemlich sarkastisch. Aber solche Studien machen mich wild, vor allem, wenn sie in der Weise publiziert werden.

Vor ein paar Jahren rechneten verschiedene Wissenschaftler den Wert eines Menschen aus. Die anorganischen Chemiker kamen auf wenige Euro, da sie alles auf die Grundbausteine Wasser, Kalk, Kohlenstoff und ein paar Spurenelemente herunter brachen. Biochemiker oder Apotheker kommen da schon auf etwas mehr, so um die 1500 €. Interessanterweise rechnen Volkswirtschaftler mit ganz anderen Werten, den sie beziehen nicht nur den Materialwert, sondern auch die (noch) mögliche Arbeitsleistung mit ein. Also ist ein 40 –Jähriger doch so seine 2 Millionen wert, während ein 70-Jähriger seine Abfallgrenze fast erreicht hat, also beim Materialwert gelandet ist. Vielleicht ist er aber, wenn man weiter denkt, ja eigentlich schon eine negative Zahl in der Bilanz, weil die Rückstellungen für seine Entsorgung den Materialwert übersteigen. Gut wenn man ein paar Goldzähne hat.

Mit meinen drei Töchtern, die auch schon für vier Enkel gesorgt haben, habe ich eine ganz miese Umweltbilanz, die ich durch Verzicht auf Fleisch, Auto und Flugreisen auch nicht mehr retten kann. Immerhin ein bisschen versuche ich es mit meinem E-Auto und meinen PV-Anlagen, aber das wird es nicht mehr raus reißen. Ich hoffe nur, dass, falls ich demnächst mal zum Arzt gehen muss, er nicht die Behandlung ablehnt, weil mein Verfallsdatum erreicht ist.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top