Die erste Begegnung.

Der Mond schien durch das große Fenster, dessen gelbe Vorhänge geöffnet waren. Die weiße Tür, auf der mit großen, kindlichen Buchstaben Charlize stand, öffnete sich und ein Mädchen mit wunderschönen, struppigen, blonden Haaren betrat den Raum. Zielstrebig lief sie auf den Spiegel, an dessen Rahmen einpaar Sonnenblumen hingen, zu und betrachtete sich in diesen. Mit traurigen Augen sah sie ihr Spiegelbild an. Vorsichtig legte sie ihre Finger auf dieses. Vor fast zwei Jahren hatte sie ihren Vater verloren. Und jedes Mal, wenn sie in den Spiegel sah, erinnerte sie sich an ihren Vater, denn die Beiden hatten genau die gleichen wunderschönen blauen Augen, sowie die selben blonden, struppigen Haare. Sofort wandte sich Charlize von ihrem Spiegelbild ab und und lief geradewegs auf ihren weißen Kleiderschrank zu. Aus diesen holte sie sich ihren Lieblingsrucksack, der schon ziemlich mitgenommen aussah. Dann schnappte sie sich ihre Jeansjacke stopfte diese in den Rucksack. Nun verließ Charlize ihr Zimmer und lief in die kleine Küche. Dort schnappte sie sich zwei kleine Flaschen Wasser, sowie etwas zu essen. Als sie gerade wieder auf den Weg in ihr Zimmer war, durchquerte sie den schmalen Flur und schnappte sich ihre alten verdreckten, ehemalig weißen, Converse. Nun stand sie wieder in ihren Zimmer. Den Rucksack hatte sie auf ihre linke Schulter gepackt und ihre Schuhe hielt sie in ihrer rechten Hand. Charlize setzte sich auf ihr Bett und schlüpfte schnell in die verdreckten Converse. Langsam stand sie nun auf und ging auf ihr Fenster zu. Dieses öffnete sie. Sie warf einen prüfenden Blick nach draußen und als sie Niemanden sah, hievte Charlize sich auf die Fensterbank. Von dort aus ließ sie sich hinunter baumeln um auf das Garagendach zu springen. Als sie dies geschafft hatte, sprang sie von dem Garagendach runter und lief die Straße entlang. Seit Charlizes Vater gestorben war, schlich sie sich in Nächten, in denen sie nicht schlafen konnte, hinaus um durch die Gegend zu laufen und die frische sommerliche Nachtluft genießen zu können.

~

Charlize stand vor einem riesigen Feld mit Sonnenblumen. Ihre Finger strichen sanft über eine große sonnengelbe Blume. Sonnenblumen waren schon immer Charlizes absolute Lieblingsblumen. Eine Stimme ließ Charlizes aufschrecken. Sie drehte sich um und sah ein Mädchen mit Schulterlangen braunen Haaren und einer blauen Strähne im Haar. Das Mädchen grinste Charlize schief an.

"Ey, Sonnenschein. Solltest du denn nicht schon schlafen? Es ist spät.", sprach nun das Mädchen mit der blauen Strähne neckend.

"Was ist mit dir? Solltest du denn etwa nicht schon schlafen, anstatt neben einem Sonnenblumenfeld zu stehen und fremde Leute an zu quatschen?", antwortete Charlize und verschränkte ihre Arme.

Das unbekannte Mädchen warf nun ihr Skateboard, das Charlize erst jetzt bemerkte, auf den Boden. Charlize war sich nicht sicher, ob sie lieber gehen sollte und somit das Mädchen hier einfach stehen lassen sollte, denn Charlize wusste nicht ob sie diesem Mächen vertrauen konnte.

"Gute Antwort, kleines", war die einzige Antwort von dem Mädchen.

Nun hob diese ihr Skateboard wieder hoch und lief auf Charlize zu. Auf der Unterseite des Skateboardes konnte Charlize einige Sticker erkennen. Auf einen von ihnen stand: "If I'm dreaming, baby, please don't wake me up.".

Das Mädchen mit der blauen Strähne blieb vor Charlizes stehen.

"Anscheinend hast du nichts zu tun. Also hast du bock mit mir zu chill'n?", fragte nun das Mädchen.

"Ich bin übrigens Paris, so wie die Hauptstadt von Frankreich ", stellte sich das ehemalig namenslose Mädchen vor.

"Ich bin Charlize und ja, ich habe tatsächlich nichts zu tun", antwortete Charlize ehrlich.

Vielleicht war es keine gute Idee mit einem fremden Mädchen mit zu gehen, aber was sollte denn schon passieren außer, dass dieses Mädchen Charlize tötet und dann in einen Wald vergrub. Nichts, oder?

"Heißt das du kommst mit?", hakte Paris nochmal nach.

Charlize nickte.

"Okay, auf geht's", sagte Paris und streckte ihren Arm jubelnd in die Höhe.

Charlize lächelte und konnte nur die Augen, über diese Reaktion, verdrehen.

~

Paris hatte Charlize gesagt, dass sie an einen besonderen Ort gehen würden. Mehr hatte sie nicht gesagt, als Charlize nachfragte, also folgte sie Paris einfach wie ein kleines Hündchen.

"So, da sind wir!", verkündete Paris lächelnd.

Beide standen vor einer alten, verlassenen Tankstelle. Sofort fragte sich Charlize was daran so besonders sein sollte.

"Du kleines Dummerchen", brachte Paris, unter lachen, raus.

"Die alte Tankstelle ist nicht besonders. Das, was man von dort aus sehen kann, ist besonders.", erklärte sie nun.

Es schien als hätte Paris Charlizes Gedanken gelesen. Natürlich, hätte Paris dies auch von Charlizes Gesichtsausdruck abgelesen haben können, aber Gedanken lesen klingt halt einfach cooler.

Paris betrat die alte verlassene Tankstelle. Sofort eilte Charlize ihr hinterher und betrat das alte, fast verfallene Gebäude. Paris lief durch den kleinen Verkaufsraum, hinter den Thresen und dann in einen Flur. Dort stieg sie eine Treppe empor, die bei jeden Schritt gefährlich knarzte. Charlize folgte Paris weiterhin ohne ein Wort zu sagen. Viel lieber schaute sie sich die alte Tankstelle an. Plötztlich blieb Paris stehen und drehte sich um.

"Ich hoffe, du hast keine Höhenangst", sagte Paris lächelnd und stieg nun die alte Metallleiter hinter ihr empor.

Charlize stand unschlüssig vor der Leiter. Sollte sie nun hinauf steigen oder nicht?

"Jetzt komm schon!", drängte Paris sie ungeduldig.

Nun stieg Charlize die wackelnde und an einigen Stellen rostende Metallleiter empor. Als sie am Ende der Leiter war, zog Paris sie hinauf auf das Dach.

"Komm", sagte Paris und zog Charlize mit sich.

Die Beiden setzten sich an das Ende des Daches und ließen ihre Beine hinab baumeln.

"Wir müssen noch etwas warten, aber ich bin mir sicher, dass es dir gefallen wird", sagte Paris erfreut.

Charlize lächelte einfach nur und wartete gespannt. Es wurde still zwischen den Beiden. Jeder wartete auf das, was Paris unbedingt Charlize zeigen wollte. Und als dieses Ereignis eintrat, rüttelte Paris lächelnd an Charlizes Arm.

"Schau", sagte sie und zeigte auf den Himmel.

Langsam begann die Sonne den Himmel in ein wunderschönes Orange zu färben.

"Ich habe noch nie einen Sonnenaufgang gesehen", sagte Charlize, verzaubert von den schönen Farben des Himmels.

"Dann ist dies dein erster und bester Sonnenaufgang", verkündete Paris stolz, darauf Charlize ihren ersten Sonnenaufgang beschert zu haben.

"Bester Sonnenaufgang? Woher willst du wissen, dass ich in Zukunft nicht weitere Sonnenaufgänge sehen werde, die viel besser sind?", fragte Charlize und hob ihre linke Augenbraue.

"Ganz einfach. Dies ist dein bester Sonnenaufgang, weil ich dabei bin", sagte Paris selbstsicher und schaute Charlize ernst an.

"Ich kenne dich nicht, wie kannst-", begann Charlize zu sprechen.

"Ja, du kennst mich nicht, gut erkannt Charlize. Doch, ich weiß, dass wir uns besser kennenlernen werden, verstehst du?", unterbrach Paris Charlize.

Charlize schaute Paris vollkommend verwundert und verwirrt über diese Antwort an.

"Weißt du, bei dir habe ich einfach das Gefühl, dass du Jemand wichtiges in meinem Leben sein wirst", erklärte Paris.

"Das klingt vollkommend verrückt", antwortete Charlize nun.

"Du bist mit mir mit gegangen, also sind wir, wenn dann, beide verrückt", sagte Paris lachend.

"Ausserdem wenn wir nicht verrückt wären, dann wären wir wie alle anderen. Also unsichtbar", fügte Paris leise hinzu.

"Also meinst du, dass verrückt sein gut ist?", hakte Charlize nach.

"Ja, und zwar verdammt gut", antwortete Paris lächelnd.

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Hallo,
Vielen dank für das lesen dieses Kapitels. Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen :).

Der Spruch, der auf dem Skateboard von Paris steht, habe ich von der lieben Veshiva. Schaut mal bei ihr vorbei! Sie schreibt wirklich wunderschöne Geschichten *^*.

Ich würde mich sehr über einen Kommentar und ein Vote freuen.

Nia

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