Kapitel 116
"Versteckt mich!", zischte ich den Dreien vor mir zu, während ich vergeblich versuchte sie so vor mich zu schieben, dass weder Alysha noch Jerry mich sehen konnten.
"Was ist denn los?", verwirrt drehte sich Chessie um, "das ist doch nur dein Ex" ich schnaubte spöttisch.
"Das ist mein Ex, der mich mit zwei Frauen gleichzeitig betrogen hat und das mindestens zweimal", sagte ich, während ich auf Jerry zeigte, "und das", ich deutete auf Alysha, "ist die, die versucht hat sich an Manu ran zu schmeißen im Urlaub"
"Autsch", kommentierte Chessie das ganze Dilemma.
"Ja, Autsch. Ich will nicht, dass es zu einem Gespräch zwischen denen und uns kommt", wild fuchtelte ich zwischen Manu und mir hin und her.
"Fehlt nur noch, dass deine Ex noch dazu kommt, was Manu?", versuchte Zombey einen Witz zu reißen, der aber nicht ganz so gut ankam wie erhofft. Manu bedachte Zombey mit einem bösen Blick von der Seite und Zombey war still. Naja, fast, denn ein "habt ihr Probleme", konnte er sich dann doch nicht verkneifen.
"Was hast du jetzt vor?", erkundige sich Chessie bei mir.
"Keine Ahnung", antwortete ich und ließ dabei den Kopf auf die Tischplate fallen.
"Ist das eine beschissene Situation", nuschelte ich in den Tisch hinein.
"Wir lassen uns davon jetzt nicht unseren Tag verderben!", stellte Manu schon fast heldenhaft fest.
"Ach und was willst du machen Mr. Ichbinsoschlau? Ihnen aus den Weg gehen? Das funktioniert nur leider nicht so einfach."
"Gott im Himmel. Wie alt sind wir denn, hm? Ist doch alles halb so wild. Wir sind doch alle erwachsen und können uns ja auch hoffentlich so benehmen, oder nicht?", Manu sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartete auf eine Antwort meinerseits.
"Ja, schon, aber trotzdem", ich seufzte und fuhr mir mit den Finger durchs Haar. Meine Haare waren bereits angetrocknet und nicht mehr ganz so nass, "ich will einfach mit keinen von beiden mehr reden. Das sind beides Menschen bei denen ich froh bin, wenn ich nie wieder mit ihnen reden muss."
"Kann ich ja verstehen", begann Manu, jedoch erkannte ich an seinem Tonfall sofort, dass da noch ein aber folgen musste, "aber wir können uns doch nicht wegen denen den ganzen Tag vermiesen lassen. Wir sollten einfach so weitermachen wie die ganze Zeit und den Tag genießen" nickend stimmten die anderen beiden ihm zum. Ich seufzte und nickte ebenfalls. Ich konnte ja doch nichts dagegen tun, außer hoffen, dass es zu keinem Zusammenstoß kam. Ich kannte Jerry genug um zu wissen, dass er keine Gelegenheit für eine Show auslassen würde und auch Alysha schien mir so gestrickt zu sein. Dass sie ausgerechnet heute hier waren kam mir auch nicht gerade so vor, als wäre es ein Zufall.
"Also dann, wir sollten uns noch ein wenig ausruhen und dann gehen wir wieder ins Wasser!", beschloss Manu. Er wollte mit diesen Worten wohl hauptsächlich mich motivieren, aber es war nicht so leicht nicht darüber nachzudenken, dass da drüben mein Ex rumhing mit der größten Schlampe auf dieser Erde. Wenn das sein Niveau war, wenn das das war, worauf er stand, was war ich dann?
Ich griff in die Pommesschale vor mir, musste aber feststellen, dass ich bereits alles aufgegessen hatte. Manu bezahlte, lud uns ein, dann gingen wir zu den Liegen, die wir sorgfältig, wie es eben der Deutschen Art ist, mit Handtüchern und Taschen markiert hatten. Wir setzten uns wieder, je zu zweit auf eine Liege und unterhielten uns. Ich versuchte nicht mehr nachzudenken und mich nur auf das Gespräch vor mir zu konzentrieren, aber das war leider unmöglich. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab und flogen zurück zu Jerry und Alysha. Irgendwie fühlte ich mich einfach minderwertig. Jerry hat mir so oft gesagt, ich sei genau sein Typ und dann muss ich feststellen, dass sein Typ dir Marke Schlampe ist, was mich doch automatisch zu einer Schlampe macht. Auch noch zu einer schlechten, schließlich waren ihm sogar Melanie und Chrissy lieber als ich.
Ich betrachtete meine Fingernägel und sponn meine Gedanken immer weiter und weiter, als mir Manu auf die Schulter tippte und ich unwillkürlich aufickte.
"Hm?", erkundigte ich mich. Er hatte scheinbar etwas gesagt, dass ich aber nicht gehört hatte, weil ich so in Gedanken versunken war.
"Kommst du mit?", wiederholte er seine Frage.
"Wohin?", fragte ich weiter, etwas doof vielleicht, aber wenn ich doch keine Ahnung und nicht zugehört hatte.
"Ins Wasser", er deutete auf das Becken hinter sich. Chessie und Zombey waren schon dabei ein paar Bahnen zu schwimmen. Mir war so gar nicht nach Wasser, mehr nach Zuhause, Decke und Couch. Dennoch nickte ich und stand auf. Ich hatte mal gedacht ich wäre relativ selbstbewusst, aber wenn mich so etwas aus der Bahn warf, war ich wohl alles, nur nicht selbstbewusst. Mit betretener Miene und den Gedanken ganz woanders schwamm ich fast blind durchs Becksn, achtete nicht auf die Mitmenschen um mich herum. Ich konnte nichts dagegen tun, mein Kopf dachte sich immer willkürlichere Dinge aus, von denen ich eigentlich wusste, dass sie totaler Blödsinn waren. Aber versuch dein Gehirn mal davon abzuhalten. Du weißt, es stimmt nicht und dennoch denkst du es und es wirkt so real, so greifbar, dass es weh tut.
Ich nahm nichts von meiner Außenwelt wahr. Außer einer Sache. Manus Blicken. Sie ruhten die ganze Zeit auf mir und bohrten sich besorgt in meine Seite und meinen Rücken. Ich sah ihn nicht, aber ich konnte spüren wie er mich ansah. Ich wollte ihm keine Sorgen machen, es gab ja auch keinen Grund dazu, eigentlich. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte ihn an. Er zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich schüttelte den Kopf und versuchte es erneut mir einem Lächeln. Manu seufzte und schwamm weiter. Er hatte verstanden, dass ich nicht darüber reden wollte und ich war froh, dass er mir den Freiraum ließ, den ich nun brauchte. Ich versuchte beim schwimmen meinen Kopf abzuschalten, konzentrierte mich auf die kleinen Wellen die ich und die anderen Gäste erzeugten und blendete meine gesamte Umwelt aus. Ganz so intelligent war das aber vielleicht doch nicht, denn plötzlich spürte ich, wie ich gegen jemanden stieß.
Ein neues Kapitel ist da. Nächste Woche bin ich in Berlin, Samstag haben wir Tag der offenen Tür an der Schule, erwartete also nächste Woche mal ausnahmsweise nichts. Ihr wisst, sonst kommt immer mindestens einmal die Woche was, aber nächste Woche geht halt nicht. Im übrigen hat mich dieses Kapitel gerade voll depri gemacht :D aber das ist ein anderes Thema.
Also denne, haltet die Ohren steif.
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