VI - Heilig Abend

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Heiligabend. Der Weihnachtsbaum strahlt in festlichem Glanz, während das Lametta sanft von den Ästen baumelt. Rote und goldene Christbaumkugeln funkeln im warmen Licht der Kerzen und verleihen dem Raum eine besondere, magische Atmosphäre.

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Es liegen eingepackte Geschenke unter dem Baum, doch die Tür ist noch geschlossen.

Janis, James und ihre Tochter Meg sind in der Küche. Meg deckt den Tisch, während Janis die Soße probiert und abschmeckt. James füllt das Gemüse in eine Schale und stellt es neben die Kartoffeln und Klöße auf den Tisch. „Perfekt!", ruft Janis begeistert aus. Anscheinend ist die Soße hervorragend gelungen. „Cool, dann füll sie um, und ich hole die Ente aus dem Ofen." James reicht ihr eine schöne Sauciere, und sie füllt die Soße rasch hinein.

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„Bitte zurücktreten!", ruft James, während er den Ofen öffnet. Alle treten einen Schritt zurück, als der Dampf beim Öffnen der Tür herausströmt.

Es dauert nicht lange, da landet auch die Ente auf dem Tisch, und alle setzen sich an die festlich gedeckte Tafel. Im ganzen Haus duftet es köstlich nach dem zubereiteten Essen, und die intensiven Aromen von Zimt und Tannennadeln verleihen dem Raum eine gemütliche Atmosphäre.

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Die Ente schmeckt unglaublich gut, und alle genießen die Zeit miteinander – ohne Handys, einfach nur füreinander da zu sein. Doch als alle sich den Bauch vollgeschlagen haben, beginnt Meg unruhig zu werden.

„Wartest du auf etwas?", fragt James.

„Oh, Papa. Können wir jetzt?", gibt sie ihm zu verstehen. Während noch unruhiger wird.

Doch James grinst nur und schaut zu Janis: „Was meinst du? Können wir? Oder räumen wir zuerst die Küche auf?" Er spürt förmlich die bösen Blicke seiner Tochter.

Janis erwidert sein Grinsen: „Ich denke, heute können wir eine Ausnahme machen..." Sie will ihre Tochter nicht weiter warten lassen.

Doch kaum hat sie das ausgesprochen, stürmt Meg ins Wohnzimmer und macht sich sofort über die Geschenke her. Janis und James folgen ihr voller Vorfreude. Ein sorgsames Auspacken scheint bei Kindern offenbar nicht mehr in Mode zu sein. Geschenkpapierfetzen fliegen durch die Luft, während eines nach dem anderen ausgepackt wird.

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Allerdings erhält ein Geschenk immer etwas mehr Aufmerksamkeit. „Was ist das?", fragt Mag neugierig, während sie das Papier langsam abreißt.

Als die ersten Streifen des bunten Geschenkpapiers entfernt sind, ahnt sie, was sich darunter verbergen könnte. „Häh, das stand gar nicht auf der Liste...", murmelt sie verwundert. Janis grinst lediglich, während seine Tochter den Wackelkopf vollständig freilegt und ihre Augen vor Freude strahlen. Ihre Augen werden immer größer. „D... Das ist Aloy! Weißt du, wie selten die ist?"

Janis lächelt sie nur an und sagt: „Ja, durchaus..." Meg grinst begeistert und stürmt dann auf ihre Eltern zu.

Sie umarmt beide fest und blickt sie an: „Ich... ich muss in mein Zimmer! Diese Figur bekommt einen ganz besonderen Platz!"

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Ohne dass die beiden antworten können, dreht sie sich um und verschwindet in ihrem Zimmer.

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„James, ganz hinten am Baum ist auch noch etwas für dich!" Er sieht sie skeptisch an und wirft einen Blick unter den Baum. Tatsächlich entdeckt er einen weiteren Karton, etwas versteckt in der hintersten Ecke. Langsam zieht er ihn hervor. „Das ist für dich!", grinst Janis ihn an.

Vorsichtig öffnet er das Paket und entdeckt Whisky in verschiedenen Variationen. Als er die erste Flasche aus dem Paket zieht, bemerkt er überrascht, von welcher Marke sie stammt. „Alter, Metallica? Den gibt es hier nicht! Hast du den importieren lassen?", fragt er und sieht sie verwundert an.

„Wer weiß?", antwortet sie geheimnisvoll, ohne viel darüber preiszugeben.

Er geht auf sie zu, zieht sie sanft in seine Arme, gibt ihr einen zärtlichen Kuss und greift dann in die Schublade der Kommode, direkt neben ihnen. Dort holt er ein kleines Schächtelchen mit einem farbenfrohen Schleifenband heraus und reicht es Janis. „Frohe Weihnachten!", sagt er lächelnd.

Sie öffnet das Geschenk vorsichtig und erkennt die Kette, von der sie ihm vor einem halben Jahr erzählt hat. „Oh, du hast dir das gemerkt?"

Er räuspert sich kurz und erklärt: „Natürlich, die habe ich bereits vor drei Monaten gekauft!" Doch Janis schlägt ihm nur leicht an die Schulter. Sie weiß, dass er solche Dinge leicht vergisst und - wie jedes Jahr - auf den letzten Drücker losfährt.

Während James seine Schulter scheuert, nimmt sie ihn erneut in den Arm und küsst ihn. „Frohe Weihnachten!"

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Als Nick am Heiligabend aufsteht, macht er sich einen Kaffee. Mit einem Becher in der Hand steht er vor dem Fenster und beobachtet das Treiben draußen. Seine Nachbarn gehen spazieren, und einige von ihnen tragen sogar lustige Weihnachtsmützen. Keiner ist allein; alle lachen und sind fröhlich.

Währenddessen fühlt sich Nick, als würde er am liebsten die Rollos hinter sich schließen und hoffen, dass die Feiertage schnell vorübergehen.

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Der ganze Tag wird von einer Fröhlichkeit durchzogen, die ihn nur noch mehr in Einsamkeit versinken lässt. Auch dass im Fernsehen ein Weihnachtsfilm nach dem anderen läuft, macht die Situation nicht besser. Sehr oft muss er an seine Eltern denken, doch jetzt ist er allein und erkennt die Traurigkeit und Einsamkeit des Festes der Liebe und Familie.

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Er versucht, den Tag irgendwie zu überstehen, ohne die gespielte Freundlichkeit oder die geheuchelten heilen Familien zu ertragen, die es nur in Filmen gibt. Daher beschließt er, sich heute von den Medien fernzuhalten.

Er schaltet den Fernseher und das Radio aus, um seine Ruhe zu haben. Dann legt er eine Schallplatte auf, kuschelt sich auf die Couch und beginnt, ein Buch zu lesen. Als er den Titel „Illusion of Control" liest, denkt er nur - wie passend!

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Wie vieles auf der Welt ist es ein zweischneidiges Schwert, ein Tanz auf der Klinge. Des einen Freude, des anderen Leid.

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Während die einen im Kreise ihrer Familie feiern und alle füreinander da sind, denkt kaum jemand an die einsamen Seelen, die das Weihnachtsfest allein verbringen müssen.

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Bis abends sitzt er allein auf der Couch und liest das Buch. Doch als „Whatever It Takes" von Imagine Dragons im Hintergrund erklingt, steht er auf, geht in die Küche und macht sich daran, den Kartoffelsalat zuzubereiten und die Würstchen aufzusetzen.

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- Frohe Weihnachten -

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„Das wird ein Festmahl", sagt er nicht ohne einen Anflug von Sarkasmus zu sich selbst, während er die ersten Würstchen behutsam in das sprudelnde Wasser legt.

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ENDE

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