V - Countdown
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Der 23. Dezember. James ist spät dran, wie jedes Jahr. Er muss noch ein Geschenk für Janis besorgen. In dem ganzen Weihnachtsstress hat er das total vergessen. Er fährt in die Stadt und hofft auf eine spontane Eingebung.
Dort angekommen, durchstöbert er die Läden. Plötzlich fällt ihm ein, dass der Raclette-Grill seinen Geist aufgegeben hat.
Pragmatisch betrachtet könnte er ihn ihr schenken; das wäre zwei Fliegen mit einer Klappe. Doch sein Unterbewusstsein meldet sich zu Wort, tippt ihm auf die Schulter und schüttelt nur den Kopf.
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Nein, wahrscheinlich ist es zu unpersönlich. Dennoch hat Janis ihm das gesamte Jahr über wertvolle Tipps gegeben, was sie sich wünschen würde. Bedauerlicherweise kann er sich an keinen dieser Ratschläge erinnern. Das kann doch nicht sein! Währenddessen schlendert er immer weiter durch die Gänge, die sich zunehmend mit Menschen füllen.
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Überall stehen vorwiegend Männer, die hektisch umherirren. Wahrscheinlich geht es ihnen ähnlich wie ihm: Weihnachten kommt jedes Jahr eindeutig viel zu plötzlich.
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Als er die Schmuckabteilung erreicht, kommt ihm plötzlich eine Idee. Janis hatte ihm etwas geschickt; sie hatte im Internet eine Kette gefunden, die sie so schön fand. Moment mal – das hatte sie ihm doch per Nachricht geschickt!
Er zückt hastig sein Handy, das hat er doch gespeichert, oder? Immer nervöser durchforstet er den Messenger – da!
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Er öffnet das gespeicherte Bild auf seinem Handy, und Tausende Steine fallen von seiner Seele ab. Sogleich geht er zu einer Verkäuferin hinter dem Tresen und zeigt ihr das Foto. Es handelt sich um einen rotgoldenen Anhänger, in den ein lila Amethyst eingearbeitet ist. Aus dem Stein entspringt der Baum des Lebens, der harmonisch kreisförmig umschlossen ist.
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Gott sei Dank hat die junge Frau ein ähnliches Schmuckstück im Tresen, zu dem es sogar die passenden Ohrringe gibt. James ist erleichtert, dass er das ideale Geschenk gefunden hat. Jetzt wird er auch noch einen passenden Rotwein dazu aussuchen - dann ist sein Geschenk perfekt.
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Nick trägt sich für die Spätschicht ein, damit seine Kollegen, die Familie und Kinder haben, eher zu Hause sein können. Sie haben genug um die Ohren, denkt er bei sich.
Warum sollte er früher zu Hause sein, wenn ihn dort niemand erwartet? Er betrachtet das als fair und gerecht.
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Die Schicht endet um sechzehn Uhr, und in der Firma ist kaum noch jemand anzutreffen. Nachdem er sich umgezogen hat, verlässt er die Firma. Allerdings muss er am Einkaufszentrum gehen, wenn er zum Parkplatz will. Dort sieht er, wie einige Männer apathisch durch die Schmuckabteilungen rennen, in der Hoffnung, eine spontane Eingebung zu bekommen. Einer scheint in letzter Sekunde die Erleuchtung auf seinem Handy gefunden zu haben, zumindest dreht er das Handydisplay zur Verkäuferin, die ihm lächelnd weiterhelfen kann.
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Kurze Zeit später erreicht er sein Auto. Doch kaum hat er den Schlüssel umgedreht, ertönt auch schon das Radio. Wham! spielen ihm „Last Christmas" entgegen. Er schließt kurz die Augen und wechselt hastig den Sender. Doch als ihm dann „Driving Home for Christmas" entgegenschallt, beschließt er, das Radio ganz auszuschalten. Allerdings befolgt er Chris' Rat und fährt in aller Stille nach Hause.
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