II - Des einen Freud, des anderen Leid

~•○•~

Im September, kommen immer wieder Pakete an. Janis verstaut sie vorsorglich unter dem Bett, damit sie nicht entdeckt werden. James hat sie jedenfalls nie bemerkt, und auch ihre Tochter hat dort nie nachgeschaut.

Vielleicht möchte sie sich die Überraschung nicht verderben, dennoch fallen ihr immer neue Dinge ein, die sie sich zu Weihnachten wünscht. Aufgrund der monatelangen Lieferzeiten ist es jedoch nicht möglich, alles rechtzeitig zu bekommen.

.

Außerdem soll sie bescheiden bleiben; es gibt stets nur ein großes Geschenk und einige kleinere Überraschungen. Das ist ihr bewusst, doch wenn ihre Wünsche immer zahlreicher werden, verliert sie irgendwann den Überblick darüber, was sie tatsächlich erwarten kann. Es ist quasi eine Win-Win-Situation.

.

Unglücklicherweise gestaltet sich die Suche nach einem Geschenk für ihren Mann als weitaus schwieriger als erwartet. James hat bereits alles, was er benötigt – keine Werkzeuge, keine Blu-rays und - irgendwie - auch keine Socken erregen sein Interesse.

Daher beschließt sie, im Internet zu stöbern, in der Hoffnung, dass ihr möglicherweise eine spontane Eingebung kommt, die ihr bei der Suche weiterhilft.

~•○•~

Nick hingegen sitzt in seiner Wohnung und streamt durch verschiedene Anbieter. In fast allen werden bereits jetzt Weihnachtsfilme und -serien angeboten. Kopfschüttelnd scrollt er weiter. Für ihn gibt es keine fröhlichen Weihnachten, kein Treffen der Familie, kein Lachen, und niemand, den er beschenken könnte. Es wird ihm gerade jetzt, zur Weihnachtszeit, schmerzlich bewusst: Er hat niemanden mehr. Es gibt keinen, der auf ihn wartet oder den er beschenken könnte. Nein, dieses Jahr wird er alleine sein – ganz alleine.

.

Sicher hat er Freunde, doch diese kümmern sich in erster Linie um ihre Familien – wer kann es ihnen verübeln?

Wahrscheinlich würde er es ähnlich handhaben, doch was, wenn niemand mehr da ist? In diesem Jahr hat er seine Eltern verloren, weshalb sich dieses Weihnachtsfest für ihn nur kalt, einsam und unendlich traurig anfühlt. Die festliche Jahreszeit, die einst mit Freude und Wärme erfüllt war, hat für ihn ihren Glanz verloren.

.

Am liebsten wäre es ihm, die Feiertage würden schnell vorbeigehen. Das Fest der Liebe ist für ihn zu einem Fest der Traurigkeit und Einsamkeit geworden.

.

Irgendetwas hat er einmal aufgeschnappt, doch erst jetzt wird ihm klar, was damit gemeint ist. Weihnachten ist das traurigste Fest des Jahres – erst jetzt erkennt er, wie wahr diese Aussage ist, wenn niemand mehr da ist und man die Feiertage völlig allein verbringt.

~•○•~

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top