Kapitel 9


Kent 2003

Séamus

15 Jahre. Es ist verdammte 15 Jahre her, aber in diesem Moment fühlt es sich an, als wäre es gestern gewesen, seit ich in ihre waldgrünen Augen geschaut hatte.

So viele Jahre sind vergangen, aber mein Herz tickt immer noch wie eine Atombombe in meiner Brust, als meine Fingerknöchel dreimal an die Holztür klopfen.

Eine Reise zurück nach Elba und die seltsamsten Umstände haben mich hierher gebracht. Zurück zu ihr. Zu Betty.

Zu der süßen, schönen Betty, die mir nie aus dem Kopf ging. Die nach all den Jahren immer noch ein Teil meines Herzen beanspruchte. Irgendwie.

Das Leben war wild und seltsam. Es stellte uns Menschen in den Weg, die uns entweder auf die Probe stellten oder uns lehren sollten. Oder in ihrem Fall, Menschen, die man nie vergessen konnte.

Ein Schleier aus goldenen Locken, erscheint nun vor meinen inneren Augen. Ihre grünen Augen vor mir, so lebendig, als wäre es gestern gewesen.

Das plötzliche Knarzen, der Holztür reißt mich aus meinen Gedanken. Das Pochen meines Herzens wird stärker, als ein blonder Haarschopf hinter der Tür zum Vorschein kommt.

All die Jahre. All die Jahre, in denen ich mich fragte, was hätte sein können. Was hätte sein können, wenn ich nicht hätte gehen müssen.

Meine Kehle wird staubtrocken, als ich die leicht schlaksige Gestalt beobachte, die auf die Veranda tritt. Goldene Locken umrahmen ihr herzförmiges Gesicht. Mein Atem stockt, als mein Blick auf die beiden, leicht geweiteten, braunen Augen, des Mädchens landen. Ein plötzlicher Adrenalinstoß schießt durch meinen Körper, als ich die Ähnlichkeiten wahrnehme. Es war, als stünde ich wieder vor Betty. Nur fünf Jahre jünger und mit anderen Augen.

Das Mädchen macht einen Schritt auf mich zu, ihre Mundwinkel ziehen sich nun zu einem leichten Lächeln nach oben. Auf ihren Wangen erscheinen Grübchen, in ihren braunen Augen erscheint ein warmer Ausdruck. Braune Augen, die auf seltsame Weise vertraut sind.

„Sind sie hier, um meine Mum zu sehen?", fragt sie mich mit einer sanften, fast schon zärtlichen Stimme. Es erwärmt mein Herz auf eine seltsame Weise.

Ich blicke sie nur an. Blicke ihre goldenen, weichen Locken, ihr herzförmiges Gesicht und schokoladenbraunen Augen, die mich an meine eigenen erinnerten, an.

Ich blicke dieses heranwachsende Mädchen einfach nur an.

Auf einmal weiten sich ihre Augen und ihr Mund öffnet sich leicht. „Bist du Séamus?", ihre Worte sind kaum ein Flüstern, als eine Reihe von Emotionen über ihr Gesicht flackert.

Meine Brust zieht sich vor Emotionen zusammen, bei dem Gedanken daran, dass Betty ihrer Tochter von mir erzählt haben musste. Ich nicke und schenke ihr ein Lächeln.

„Ja, das bin ich.", bringe ich krächzend hervor, als Gedanken an einen Ehemann durch meinen Kopf wandern. An Bettys Ehemann, der jeden Augenblick an dieser Tür erscheinen könnte.

„Angelina, wer ist da?", mein Herz stoppt für eine flüchtige Sekunde, als ich ihre Stimme höre. Ihre Stimme, die sich fast immer noch gleich anhörte. Fast so, als wären nicht 15 Jahre zwischen uns.

Mein Herz zieht sich zusammen, als ein Gesicht hinter Angelina auftaucht. Ein Gesicht voller Schönheit, das mir augenblicklich den Atem raubt. Ich kann sie nur anstarren, mein verdammtes Herz ist bereits auf den Knien. Verloren an sie.

Verloren an Betty.

Die nächsten Worte, die an mein Ohr dringen, zwingen nicht nur mein Herz in die Knie, sondern auch meinen Körper und meine Seele.

„Mein Vater", antwortet Angelina ihrer Mutter leise, während sich die gleichen braunen Augen, wie die meinen in mein Herz senken. 

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