Leise Hoffnung

Sabine vermisst Ezra und fängt an, immer stärker zu zweifeln. Wenn er tatsächlich noch am Leben ist, warum kommt er dann nicht einfach zurück? Will er sie alle überhaupt Wiedersehen? Fünf lange Jahre, und keine einzige Nachricht. Und auch, als Fulcrum ihr erzählt, was sie herausgefunden hat, wird sie ihre Zweifel nicht los. Sie will ihn suchen... aber was, wenn er nicht mehr der ist, an den sie sich erinnert?

Es kam ihr vor, als wäre er bereits seit einer halben Ewigkeit weg. Das Leben ohne ihn wog schwer, und mit jedem Tag, der verging, fiel es ihr schwerer, sich an die Zeit zu erinnern, in der er noch da gewesen war. Natürlich wusste sie, dass es diese Zeit gegeben hatte – den Teil würde sie nie vergessen – aber Kleinigkeiten, Details, glitten ihr immer mehr durch die Finger. Gespräche, die sie geführt hatten. Momente, in denen sie zusammen gelacht hatten, oder in denen er sich wie ein Trottel aufgeführt hatte und sie so getan hatte, als fände sie es nervig und würde es ignorieren, obwohl sie es in manchen Momenten so bitter nötig gehabt hatte. Sie hatte ihm versprochen, auf Lothal aufzupassen, wenn ihm etwas passierte... aber mehr als alles wünschte sie sich, dieses Versprechen brechen zu dürfen, wenn das bloß hieß, dass er es wieder selbst tun konnte. Sie wusste nicht, wo er war, was er machte... Wenn er noch lebte, warum kam er dann nicht selbst zurück? Und genau dieser Gedanke war es, der sie immer stärker glauben ließ, dass er nicht mehr am Leben war.
Nein, so durfte sie nicht denken. In ihrem Leben war einfach kein Platz dafür, sich in ihrem dunklen, trostlosen Loch der Hoffnungslosigkeit zu verkriechen, nicht für immer, nein, nicht einmal für einen Moment. Es gab zu viel, was sie noch tun musste. Und diese leise Hoffnung, dass er vielleicht doch noch lebte, und sich aus den üblichen Schwierigkeiten herauszuwinden versuchte, um endlich zu ihnen zurückzukommen, ließ sie weitermachen. Irgendwann, das schwor sie sich, würde sie losziehen und ihn selbst suchen.
Der Gedanke war naiv, und das wusste sie auch. Hätte sie einen Machtnutzer gehabt, der Ezras Präsenz kannte, hätte sie ihn vielleicht aufspüren können, aber so... die Galaxie war einfach zu riesig und zu viele Planten waren noch nahezu unerforscht. Sie hätte nicht einmal gewusst, wo sie anfangen sollte. Zwar hatte sie eine grobe Richtung, in die das Schiff verschwunden war... allerdings reisten die Purrgils anders als Schiffe nicht über bekannte Hyperraum-Routen – sie stießen nur manchmal recht zufällig auf welche, aber sie nutzten eigentlich nur ihre Instinkte, um Futter zu finden. Die traurige Wahrheit war, dass Ezra überall sein könnte, wenn er denn überhaupt noch am Leben war, und sie, egal wie sehr sie es versuchte, selbst wenn sie die ganze Galaxis auf den Kopf stellte, ihn niemals finden würde.

Jahre nach der Zerstörung des ersten Todessterns, fing sie an, Gerüchte zu hören. Darüber, dass das Imperium geschlagen war, und die restlichen Kräfte sich zerstreut hatten oder sich freiwillig ergeben hatten. Das konnte sie nicht so recht glauben. Das alles... der Krieg... war endlich vorbei?
Sie hatte nach all den Jahren kaum gewagt, zu hoffen, dass das jemals passieren würde – davon, dass die Rebellion gewann, mal ganz zu schweigen. Sie versuchte, sich keine Hoffnungen zu machen, falls das Gerücht doch bloß ein Gerücht war und der Krieg noch immer wütete... aber sie machte sich doch Hoffnungen. Als Hera sich dann bei ihr meldete und sagte, sie würde sie mit Jacen bald besuchen kommen, war sie sich fast sicher, dass die Gerüchte stimmen mussten. Hera hätte sich diese Zeit nicht genommen, wenn es momentan irgendwo noch Schlachten gegeben hätte, bei denen sie hätte helfen können.  Und das war bei weitem nicht die beste Nachricht des Tages.

Die Mandalorianerin traute ihren Augen kaum, als Ahsoka ein paar Stunden nach dem Gespräch mit Hera genau dort auftauchte, wo sie mal wieder das Bild anstarrte, das sie vor Jahren dort angebracht hatte.
„Du- aber wir dachten-", stammelte sie perplex, woraufhin die Togruta sie anlächelte.
„Das ist eine lange Geschichte, aber jetzt ist nicht die Zeit, um sie zu erzählen. Es gibt wichtigeres, was du- wir zu tun haben, und wenn du erfährst, was es ist, wirst du mir da sicher zustimmen. Vielleicht ist unterwegs ja Zeit, um die Geschichte zu erzählen."
Sabine biss sich auf die Lippe. Sie traute sich kaum, die Frage auszusprechen, aber sie konnte nicht anders.
„Geht es um Ezra?"
Der Gedanke machte ihr ein wenig Angst, weil die Nachricht sowohl gut als auch schlecht sein könnte.
„So ist es. Ich habe eine Spur. Einer meine Informanten hat ihn zu Gesicht bekommen, auf einem Planeten kaum abseits des äußeren Randes. Und es ist noch nicht allzu lang her."
Sabine wollte Freudensprünge machen, aber dann ließ sie es doch lieber sein, weil allein der Gedanke daran ihr albern genug vorkam. Sie war jetzt erwachsen, sie hatte keine Zeit für diesen Blödsinn. Zumindest nicht, bis sie ihn wirklich gefunden hatten,
„Dann kann ich ihn endlich wieder in den Arm nehmen." Dass sie das nicht häufiger getan hatte, war eine der Sachen, die sie am meisten bereute, seit er verschwunden war. Als sie bemerkte, dass die Togruta sie ein wenig amüsiert anschaute, lief sie rot an. „Hab ich das gerade laut gesagt?"
Ahsoka lachte leise.
„Vielleicht ein bisschen."
„Ich... ich werde ein paar Sachen packen und mich noch persönlich von Jacen und Hera verabschieden, bevor wir gehen, ist das in Ordnung? Sie wollten sowieso vorbeikommen."
Am liebsten wäre sie sofort aufgebrochen, aber jetzt überstürzt zu handeln würde niemandem helfen, und da sie nicht genau wusste, wie lange sie unterwegs sein würde, wollte sie den beiden zumindest persönlich Auf Wiedersehen sagen.
Sie freute sich... aber ein wenig hatte sie auch Angst davor, ihn zu finden, weil sie nicht wusste, was sie erwarten sollte. Es war nicht auszuschließen, dass er nach all der Zeit und allem, was er durchmachen musste, ein ganz anderer Mensch geworden war als jener, an den sie sich zu erinnern versuche, so gut sie konnte. Wenn er nicht mehr der war, den sie kannte... wie würde er darauf reagieren, sie wiederzusehen? Er war schon so lange weg, ohne eine einzige Nachricht... vielleicht wollte er ja gar nicht gefunden werden.

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