Teil 1; Kapitel 2

Der kalte Wind zerrte heftig an den Vorhängen des geöffneten Fensters, das ich am Ende eines besonders produktiven Tages mit aller Kraft zudrückte, als ich in der Nähe einige Lichter entdeckte. Normalerweise trieb sich niemand hier herum, schon gar nicht zu so später Stunde. Die Neugierde machte sich langsam in mir breit und so schnappte ich meine Jacke vom Haken und trat in den mir ins Gesicht peitschenden Wind. Ich ging in geduckter Haltung vorwärts, um nicht von der Gewalt des Sturmes weggerissen zu zu werden, die so einige Zweige von den großen Eichen ich der Einfahrt gerissen hat. Ich trat vom Hof in den nicht besonders dichten Wald und verfolgte das zwar näher kommende, jedoch immer schwächer werdende Licht. Als es keine hundert Meter mehr entfernt war erkannte ich gerade noch sie Silhouette eines Menschen, als das Licht komplett erlischte. Als ich ankam war niemand mehr dort. Im schwachen Schein des Mondes konnte ich auch keine Spur von möglicherweise dort gewesenen Menschen erkennen und so beschloss ich, am nächsten Tag noch einmal herzukommen.

Ob die Spuren vom Wind verweht oder nachträglich verwischt wurden konnte ich auch am nächsten Tag nicht ermitteln. Fest stand, dass die von mir gesehene Person weggerannt oder sich in der Nähe versteckt haben muss. Was dort gemacht wurde und wie viele Leute dort waren wusste ich nicht. Es war zu großer Wahrscheinlichkeit aber nichts legales, warum sonst sollte man sich so spät im Wald treffen. Oder waren es doch lediglich ein paar Jugendliche, die sich im Wald irgendwelchen schwachsinnigen Herausforderungen stellten? Einige Tage später entdeckte ich abermals Lichter an der Stelle. Sie waren jedoch noch schneller verschwunden als letztes Mal. Die Vorfälle häuften sich und im dringenden Verlangen, endlich herauszufinden, was dort geschah und wie es sein konnte, dass die Lichter jedes Mal, wenn ich herunterkam um nachzusehen, verschwanden, spielte ich schon mit dem Gedanken, die Vorfälle der Polizei zu schildern, als es mit einem Mal aufhörte.

Es dauerte eine Weile, bis ich mir die Angewohnheit, jeden Abend aufs Neue aus dem Fenster zu sehen und auf das ungewöhnliche Licht zu warten, abgewöhnte, doch meine Gedanken kreisten weitet um diese. Während ich versuchte mich vollkommen auf die Arbeit zu fokussieren stellte ich weiter Thesen auf, um die wahrscheinlichste Ursache für die Lichter zu ermitteln.

Die Zimmer nahmen langsam Gestalt an. Die Eingangshalle mit ihren hohen Wänden, Säulen und Wendeltreppen, die ich schon als Kind so geliebt habe, waren von Unnötigem befreit, ich habe statt dem großen, belichteten Raum, in dem meine Tante geschlafen hatte, ein kleines Zimmer, in dem man nicht unnötig Zeit mit hin und hergerenne verschwendet, gewählt und mir eine schöne Bibliothek mit Schreibtisch zusammengestellt. Ohne die vielen Sachen meiner Tante war es schon viel angenehmer den Tag im Haus zu verbringen. Es war ein befreiendes Gefühl, alles nach eigenem Geschmack zu gestalten, ohne dass Mitbewohner oder Eigentümer mitbestimmten.

Als ich gerade am Küchentisch saß und mir die erste an diesem warmen Julitag selbstgeerntete Tomate auf mein Brot schnitt, entdeckte ich wieder ein mir wohl bekanntes Licht. Mit der Zeit kamen noch einige dazu. Das war vielleicht meine letzte Chance, ich ließ mein Abendessen links liegen und stürmte wie ein kleines Kind am Weihnachtsmorgen in den Eingangsbereich. Angesichts meiner fehlenden Kondition keuchte ich schon nach kurzer Zeit, doch ich war weit genug herangekommen, um zu sehen, in welche Richtung die letzten beiden Lichter gingen.

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