zwei.
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KAPITEL ZWEI
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Pansy müsste vom Prinzip nicht versuchen, die Punkte auf der Liste abzuarbeiten. Doch es würde auffallen, wenn sie nichts täte und sie musste Grangers Vertrauen gewinnen, um an Potter heranzukommen.
Es war zum verrückt werden. Sie würde Ewigkeiten brauchen, um ihr Image wieder aufzuwerten. Aber Draco war es wert.
Vermutlich würde der erste Punkt am einfachsten werden: Menschen mit Würde und Respekt behandeln.
Pansy seufzte. Was hatte sie sich nur aufgehalst?
Nach ein paar Tagen hatte sie tatsächlich gedacht, ihr Versuch hätte nichts gebracht. Vielleicht hätte sie sich in diesem Fall direkt an Potter wenden müssen, doch Granger hatte ihre Erwartungen erfüllt. Sie war angesprungen.
Würde und Respekt. Wie behandelte man Menschen respektvoll? Wie definierte Granger Respekt?
Sie behandelte Menschen durchaus würdevoll, zumindest wenn es sich um Personen handelte, die ihr... nützlich sein konnten. Lehrer vergaben gerne Bonuspunkte, wenn man sich bei ihnen einschleimte, insbesondere Professor Slughorn, zu dessen Treffen sie Gott sei Dank nicht eingeladen war.
Draco dagegen hatte man anmerken können, dass er nicht verstand, warum er nicht zum „Slug-Club" gehörte. Sie hätte es ihm gegönnt.
Stattdessen gehörte Granger zu diesem elitären Kreis, weil sie Klassenbeste und eine aussichtsreiche Schülerin war. Soweit sie wusste, fand heute Abend eines dieser Treffen statt.
Höchstwahrscheinlich meinte der Listenpunkt, dass sie auch gegenüber Muggelstämmigen Respekt aufbringen sollte. Sie würde lieber aus einem Fenster springen. Hoffentlich würde auch ein Halbblut Grangers Ansprüchen genügen.
Das Problem war die Art und Weise, wie sie an diesen Versuch herangehen sollte. Sie konnte schlecht wildfremde Schüler ansprechen.
Die Lösung offenbarte sich bereits am Nachmittag, als ihr der Schulsprecher der Schule entgegenkam, ein blonder, Brille tragender Siebtklässler aus Hufflepuff.
Hufflepuffs kamen nie gut bei ihr weg. Heute mussten sie das wohl.
Er trug einige, ungleiche und teilweise große, schwere Bücher auf seinem Arm, mit denen er Schwierigkeiten zu haben schien, bis plötzlich die obersten beiden schwankten und knallend neben ihr auf den Boden fielen.
Respekt. Menschen höflich und auch hilfsbereit behandeln, oder?
Pansy verkniff sich ein Seufzen, sie verkniff sich einen Kommentar – und es war so schwer.
Als der Blonde – wie sie sich erinnerte, war sein Nachname Kleene – schon versuchte seinen Zauberstab von seiner Hose zu lösen (wobei er sehr unbeholfen aussah), bückte Pansy sich und hob deine Bücher auf. Es war demütigend. Aber irgendetwas musste sie tun, vielleicht sprach es sich bis zu Granger um, dass sie dem halbblütigen Schulsprecher geholfen hatte.
Ihm war die Überraschung anzusehen, als sie ihm behutsam die Bücher auf den restlichen Stapel legte.
„Äh, danke... Parkinson."
„Gern geschehen, Kleene." entgegnete sie gepresst und versuchte, es herzlich klingen zu lassen. Respektvoll, Würdevoll... sang eine leise, provozierende Stimme in ihrem Kopf und die Augen des Schulsprechers huschten verunsichert von ihr zu einem Punkt hinter ihr.
„Kane." korrigierte er nervös, doch seine Aufmerksamkeit wurde von jemandem anderen eingenommen.
Ein hübsches Mädchen mit Rastalocken, deren dunkelbrauner Farbton mit pinken Strähnen gefärbt war, kam plötzlich an Pansy vorbeigestürmt und schlug Kleene – Kane – kräftig auf die Schulter. Es grenzte an ein Wunder, dass er die Bücher im Gleichgewicht halten konnte.
„Richieeee" trällerte sie und warf Pansy einen kurzen Blick zu.
„Gabriella." Unruhig schluckte er und konnte ihr kaum in die Augen sehen, während Pansy sich erneut einen Kommentar verkniff. Ruhe bewahren. Weitergehen.
„Bist du etwa auf dem Weg zur Bibliothek, um Hausaufgaben zu machen? Wie unglaublich spannend."
Pansy hasste es, wie diese Gabriella mit lauter Stimme sprach, als wollte sie unbedingt gehört haben. Das Gryffindor-Abzeichen fand nicht umsonst einen Platz auf ihrem Umhang.
„Ich muss gehen." sagte Pansy mit fester Stimme – verabschieden musste wohl auch respektvoll sein. Oh Salazar. Was hatte sie sich eingebrockt?
„Tu das, Parkinson." meinte die Gryffindor abschätzig und Pansy schluckte eine bissige Bemerkung herunter. Wenigstens heute. Für Draco. „Ich muss auch noch etwas erledigen. Freu dich schon mal, Richielein."
„Gaby!" entgegnete er warnend, doch die war mit einem breiten, spitzbübischen Grinsen verschwunden. Er sah lange gedankenverloren hinter ihr her.
„Danke nochmal." meinte Kane, als sie sich schon abwenden wollte, und lächelte leicht.
Pansy nickte ausdruckslos und wandte sich ab, um weiter zu gehen. Wenn sie Punkt 1.1 damit nicht abgehakt hatte, wusste sie auch nicht weiter.
⭒⭒⭒
„Ich weiß nicht, was ich von Professor Slughorn halten soll. Einen Club seiner berühmten und besten Schüler. So ein Schnick-Schnack ist eigentlich nicht mein Ding." Ginny strich sich ein letztes Mal über ihr rotes Haar, als sie an der Tür ankam, hinter der das Slug-Treffen stattfinden würde.
Hermine musste ihr zustimmen. Es ehrte sie, dass ihr Zaubertranklehrer sie als eine aussichtsreiche Schülerin betrachtete, aber sie vermutete gleichzeitig, dass ein Konkurrenzkampf um den Slug-Club möglich sein konnte.
„Mit Harry wäre es interessant geworden. Slughorn scheint ihn anzuhimmeln." entgegnete Hermine mit einem Lachen und Ginny schüttelte den Kopf.
„Weshalb kann er nochmal nicht kommen?"
„Snape."
Die rothaarige Weasley grinste. „Was auch sonst."
Vor einem Jahr hätte ihre Frage um Harry noch einen anderen Grund gehabt und sie wäre wahrscheinlich rot geworden, wenn mit sie Hermine über ihren besten Freund geredet hätte, doch sie war froh, damit abgeschlossen zu haben.
Sie hatte eingesehen, dass es nichts brachte und sie nicht ihr ganzes Leben auf etwas hoffen konnte, das sich vermutlich nie erfüllen würde. Es war besser für sie selbst, vor allem jetzt, wo sie Dean endlich mit freiem Herzen eine Chance gewähren konnte.
Hermine klopfte an die Tür und trat schließlich mit Ginny in den schick dekorierten Raum von Professor Slughorn ein.
„Miss Weasley, Miss Granger, wie schön, Sie zu sehen!" Erfreut kam der Zaubertranklehrer mit einem gutmütigen Lächeln auf seine Schülerinnen zugelaufen, sodass automatisch ein ebenso freundlicher Gesichtsausdruck auf Hermines Gesichtsausdruck trat. „Setzen Sie sich doch."
Hermine und Ginny waren sich beide einig, dass sie wenig Glück bei der Sitzwahl gehabt hatten. Sie setzten sich zwar nebeneinander, aber Hermine musste mit Cormac McLaggen zu ihrer Rechten Vorlieb nehmen und Ginny mit Blaise Zabini, einem Slytherin, von dem sie keine sonderlich hohe Meinung hatte.
Keine Frage, er sah äußerst gut aus und hatte ein freizügiges Liebesleben, allerdings war sein Geschmack anspruchsvoll und wurde nur von ausgewählten Mädchen erfüllt, die er schnell wieder abschrieb.
Mit der Zeit brachte Professor Slughorn das Gespräch ins Rollen und versuchte, jedem der Anwesenden ein paar Fragen zu stellen, während Hermine hilflos lächelnd versuchte, Cormacs Anmerkungen, die er leise machte, zu überspielen.
Es war beinahe schade, dass er nicht wusste, wer daran Schuld trug, dass nicht er die Position als Hüter bekommen hatte, sondern Ron. Hermine fühlte sich wie nach dem Schlag, den sie Draco im dritten Schuljahr ausgeteilt hatte. Seltsam, aber... brillant.
Ihre Gedanken kreisten die ganze Zeit um Pansy. Ob sie überhaupt versucht hatte, sich zu bessern? Oder ob sie es sich seit letzter Woche anders überlegt hatte?
„Ich kann mir kaum vorstellen, wie es für Sie sein muss mit so vielen Brüdern aufzuwachsen, insbesondere als jüngstes Mädchen." richtete der Professor gerade das Wort an Ginny, die innerlich seufzte. Was tat sie eigentlich hier?
„Man lernt einiges zwischen einem Haufen Brüdern, insbesondere wenn zwei von ihnen Scherzartikel erfinden." antwortete Ginny und entlockte dem Lehrer ein belustigtes Lächeln.
„Ich war selbst in dem Laden der beiden. Außergewöhnlich, wirklich außergewöhnlich."
Doch Ginny hörte seine Antwort nur am Rand, da Blaise neben ihr einen Kommentar zu ihrer vorherigen Erwiderung abgab.
„Vor allem, wenn man in so einem heruntergekommenen, kleinen Haus mit ihnen zusammenleben muss." murmelte er und konnte froh sein, dass Ginny in diesem Moment genug Respekt vor Professor Slughorn hatte, um dem Slytherin keinen Fluch auf den Hals zu hetzen.
Aber hatte sie keinen Zauberstab, konnte sie sich immer noch mit ihrem Mund wehren.
„Besser sechs Brüder als sechs verschwundene Väter." konterte Ginny leise und warf ihm einen kühlen Blick zu, wobei sie sah, dass ihre Erwiderung Blaise zum Grinsen brachte.
„Sieben." korrigierte er schlicht. „Aber wer behält schon den Überblick."
Damit war das Gespräch für Ginny beendet. Sie brauchte keinen Blaise Zabini.
Doch Blaise erkannte an diesem Abend, dass sie zwar eine, wenn auch wunderschöne, Blutsverräterin war, aber einen Humor hatte, der ihn reizte. Und vielleicht würde er für eine Nacht über ihre Familie hinwegsehen können.
Wieso sollte sie ihm lange widerstehen können?
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