zehn.

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KAPITEL ZEHN
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In einer fließenden Bewegung fiel der violette Stoff des zum Kleid gehörenden Rockes über ihre Hüfte und umspielte die Beine bis zu den Knien. Die Taille war mit einem im Stoff textierten Gürtel dekoriert und lief mit Strasssteinen verziert am Nacken zusammen.

Pansy liebte es seit dem Moment, in dem sie es im Laden gesehen hatte. Es war perfekt und sie war froh die Gelegenheit zu haben, es an diesem Abend zu tragen.

Sie wollte immer gut aussehen und einen einmaligen Eindruck hinterlassen, allerdings kam heute noch ein weiterer Drang dazu, die anderen Mädchen in den Schatten zu stellen. Sie wusste nicht, woher er kam.

„Wunderschön wie immer." meinte Blaise mit einem galanten Lächeln und Pansy nickte stolz. Sie war sich der Tatsache bewusst, wenn sie gut aussah — und das tat sie heute besonders.

Jeder hatte mitbekommen, dass es Draco geärgert hatte, nicht an den Slug-Treffen teilnehmen zu können und sie musste zugegeben, dass auch sie gerne mitgekommen wäre. Laut Blaise war es langweilig, aber darum ging es in Pansys Augen nicht. Man gehörte zu den Besten oder war aufgrund der Familie eingeladen, was eine gute Gelegenheit war, sich aufzuspielen.

Wenigstens heute Abend würde sie mehr in den Mittelpunkt rücken.

Unwillkürlich fragte sie sich, wen Hermine wohl mitnehmen würde. Weasley fiel glücklicherweise durch seine seltsame Freundin aus der Auswahl heraus. Lavender Brown war das Mädchen, das nun ihren Platz als beste Freundin von Parvati eingenommen hatte. Sie konnte sie nicht leiden.

Sie hatte Professor Slughorn nicht als großen Veranstalter einer Feier gesehen, aber diese Weihnachtsparty war doch geschmackvoll gestaltet.

„Gern geschehen, dass ich dich mitgenommen habe. Tob dich aus, das Essen ist traumhaft." meinte Blaise zu ihr, kaum dass sie den Raum betreten hatten und Pansy zuckte grinsend mit den Augenbrauen, bevor sie ihre Wege ging.

Ihr erster Blick glitt suchend über die Anwesenden und suchte automatisch nach Hermine. Verwundert über sich selbst schnaubte Pansy. Sie verbrachte zu viel Zeit mit der Gryffindor.

Schließlich fand sie sie mit einem Tablett stehend hinter einem Vorhang, wo sie offenbar neben Potter stand und mit ihm angeregt über etwas redete. Hatte sie zu unrecht etwas zwischen Weasley und ihr vermutet?

Und in diesem Moment spürte sie es wieder: Dieses stechende Gefühl in der Brust.

Plötzlich begab sich auch ein anderer blonder Gryffindor mit einem schmierigen Lächeln in die Richtung, in der die beiden sich befanden und Hermine flüchtete eilig, höchst wahrscheinlich, um ihm zu entkommen. Es wäre gelogen zu behaupten, Pansy wäre nicht neugierig.

Sie schob sich an anderen Personen vorbei, schaffte es Professor Slughorn zu umgehen, der aussah, als wollte er sie mit Fragen bombardieren und kam endlich bei Hermine an, um sie abzufangen. „Vor wem läuft denn unsere liebe Granger weg?"

Die Gryffindor drehte sich überrascht um und packte sie überraschend, um sie zur Seite zu ziehen. Pansy erschreckte sich leicht und hielt sich automatisch an ihr fest, was darin endete, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Im letzten Moment konnte sie sich noch vor einem peinlichen Sturz bewahren und vergrößerte mit einem Räuspern und angesäuerten Blick den Abstand zwischen ihr und Hermine.

„Ich hoffe für dich, die Sache ist wirklich ernst."

„Cormac ist das schlimmste Date, das es gibt." antwortete Hermine und die pure Verzweiflung sprach aus ihrem Blick.

„Dieser McLaggen, den du bei den Auswahlspielen manipuliert hast?" fragte sie ungläubig nach und musste herzhaft lachen, als sie Hermines genervtes Nicken sah. „Den nimmst du freiwillig mit?"

Nun musste auch Hermine gequält lächeln und zuckte verzweifelt mit den Schultern. „Ich dachte, es... es würde für Ron am schlimmsten sein."

Pansy biss sich auf die Lippe und plötzlich sprach der Teil aus ihr, der sie schon zweimal völlig unvorbereitet getroffen hatte. „Oh... Weasley." meinte sie bitter und bemerkte den Blick überhaupt nicht, den Hermine ihr zuwarf. „Was willst du überhaupt mit ihm? Du bist seine Zeit nicht wert."

„Er ist einer meiner besten Freunde, Pansy." meinte Hermine ruhig, was Pansy abfällig zum Schnauben brachte.

Sie musste aufhören. Es war falsch sich von Gefühlen beherrschen zu lassen. Der Verstand musste an erster Stelle stehen. Sofort begann sie tief durchzuatmen und sich daran zu halten, was sie sonst auch anderen gerne vorhielt.

„Tut mir leid. Ich weiß, ihr seid befreundet und ich muss das akzeptieren."

„Es freut mich aber, dass du mittlerweile der Meinung bist, ich bin etwas wert." meinte Hermine nach einem kurzen Schweigen und Pansy glaubte, dass es eine prüfende Aussage war, die sie gerade von sich gegeben hatte.

„Ich habe es... überdacht." erwiderte sie und um ehrlich zu sein, entsprach dies nicht einmal der Wahrheit. Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, ihre Wertvorstellungen zu überarbeiten, es war viel mehr... passiert. Vielleicht war Hermine nur eine Ausnahme der Schlammblüter.

Pansy nahm sich ein Häppchen vom Buffet und spürte währenddessen den Blick der Gryffindor nachdenklich auf sich ruhen, den sie nach einiger Zeit erwiderte und die Augenbrauen zusammenzog. Sie sagte ihr immer, was ihr durch den Kopf ging, wenn sie das machte. Doch dieses Mal nicht.

„Hermine?" fragte sie nach und es war, als hätte sie sie aus einer Trance gerissen.

„Tut mir leid." murmelte sie und plötzlich breitete sich ein Schweigen zwischen ihnen aus, das Pansy nicht zuordnen konnte. Es war nicht unangenehm, aber auf eine ihr fremde Art hing eine ungelöste Spannung in der Luft.

„Möchtest du vielleicht auch eins?" versuchte sie die Stimmung zu ändern und deutete auf das Buffet, was Hermine dankbar entgegen nahm. Pansy hasste es so hilflos zu sein und im Moment fühlte sie sich wie ein dummes Kind.

„Ja, gerne." antwortete Hermine und nahm das Canapé entgegen, das Pansy ihr gereicht hatte und aß es, während sie weiterhin verlegen schwiegen. Was los war, verstand sie auch nicht so genau und schob es auf den Met, den sie vorhin getrunken hatte.

„Du hast da noch-" setzte sie an, als sie sah, dass ein wenig Creme an Hermines Mundwinkel hing, woraufhin sie eilig reagierte und mit der Hand an die Stelle fuhr, wo sie sie vermutete. „Genau."

„Du hast mich Hermine genannt." sagte sie plötzlich völlig unerwartet, als wäre es das gewesen, was sie eben beschäftigt hatte.

„Herzlichen Glückwunsch, du hast den Hörtest bestanden." meinte sie betont begeistert und wedelte mit ihren Händen in der Luft, als würde sie sich freuen, bevor sie etwas ernster wurde. „Warum?" fragte sie und wollte das seltsame Thema einfach zur Seite schieben und schnell abhandeln. Es war ihr unangenehm.

„Es ist verrückt, es zu hören, das ist alles." entgegnete Hermine und Pansy lächelte leicht. Ja, das war es. Doch "verrückt" war ihre Freundschaft ab Anfang an gewesen.

„Gewöhn dich schon einmal daran." meinte sie locker und auch die Gryffindor erwiderte ihr Lächeln nun.

Eine Stimme erlangte plötzlich ihre Aufmerksamkeit und sie sah zu Filch, der Draco an den Ohren in den Raum schleifte. Verwundert folgte auch Hermine ihrem Blick und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich habe diesen Jungen in einem Korridor oben herumlungern sehen. Er behauptet, zu Ihrer Party eingeladen worden zu sein, er sei aber aufgehalten worden und zu spät losgegangen. Haben Sie ihm eine Einladung ausgestellt?"

Pansy musterte Draco ausführlich, bevor sie ihren Blick von ihm abwandte. Sie ertrug es nicht, sein aufgebrachtes Gesicht zu sehen, da es sie an ihre eigene Wut erinnerte. Doch in diesem Moment legte Hermine ihr die Hand auf den Arm und unwillkürlich begann Pansys Herz schneller zu schlagen, vermutlich, da sie diesen Auftritt ihres Ex-Freundes erst einmal verdauen musste.

Zu ihrem Bedauern rettete Slughorn die Situation und beschwichtigte den Hausmeister, der enttäuscht wieder abzog, während der Zaubertranklehrer ein Gespräch mit Draco zu führen begann.

Hermines Blick galt derweil Harry, der den Raum verließ, doch Pansy entging dieses Detail, da sie zu sehr auf Draco geachtet hatte. Die Hand der Gryffindor entfernte sich wieder von ihrem Arm.

„Wollen wir zu Luna gehen?" fragte sie plötzlich und Pansy zog die Augenbrauen zusammen.

„Loony Lovegood? Der Verrückten, die Potter laut Peeves liebt?" Doch bereits, als diese Worte ihren Mund verlassen hatten, korrigierte sie sich bereits. „Ich meine... Ja."

⭒⭒⭒

Nach bereits einer Stunde hatte Ginny das Gefühl Blaise besser zu verstehen und es überraschte sie selbst, wie leicht es den beiden fiel, ein neues Thema zu finden, für das sie sich interessieren und begeistern konnten.

Wäre er in den letzten Jahren nie vorurteilsvoll auf sie zugegangen, hätten sie diese Tatsache vielleicht früher erkannt und ihr wäre es leichter gefallen sich zu öffnen, doch sie hatte beschlossen, ihm eine Chance zu geben.

Sie würde nicht hinterfragen, was Blaise wollte, sondern mitgehen und abwarten, woher sein plötzlicher Sinneswandel kam. Es war verrückt, dass alle Slytherins, von denen man es nie erwartet hätte, auf einmal doch nur „normale" und auch freundliche und gesellige Personen sein konnten.

Am Anfang hatte sie nicht verstanden, wie Hermine so viel Zeit mit Pansy verbringen konnte, aber wenn in ihr dieselbe überraschende Seite steckte wie in Blaise, konnte sie ihre Freundin immer besser nachvollziehen. Was nicht hieß, zu vergessen, wer er war und was er über ihre Familie dachte.

„Also weißt du noch nicht genau, was du nach der Schule machen möchtest?" fragte Blaise nach, da sie sich gerade über die ZAG-Prüfungen unterhalten hatten, die ihr noch bevor standen.

„Es wäre für mich ein Traum, meine Liebe zu Quidditch zu meinem Beruf machen zu können." antwortete sie und Blaise lächelte leicht, als er ihre Worte hörte. Im Gegensatz zu den Kommentaren, die er sonst abgegeben hatte, handelte es sich nicht um ein spöttisches Lächeln.

„Als Auror oder Fluchbrecher hat man aber auch einen abwechslungsreichen Beruf."

„Definitiv." erwiderte Blaise zustimmend, bevor er sie scherzhaft anstieß. „Aber alle Gryffindors wollen Auroren oder Fluchbrecher werden."

„Wenn sie nicht einen Scherzartikelladen aufmachen wollen..." setzte sie entgegen und ergeben nickte er, was sie zum Lächeln brachte. Sie standen etwas abseits der Feier, nachdem Blaise einem langen Gespräch mit Professor Slughorn entgangen war. Die Verzweiflung in seinem Gesicht, nachdem der Zaubertranklehrer ihn selbst nach einer Viertelstunde nicht gehen lassen wollte, war sehr amüsant zum Zusehen gewesen.

„Ich habe von ihrem Laden gehört, aber es wäre unpassend von mir gewesen, reinzugehen. Es wäre seltsam, was?"

Ginny sah ihn kurz nachdenklich an und schüttelte grinsend den Kopf. „In meiner Welt gibt es das Wort "seltsam" nicht. Ich werde dich in den Ferien herumführen und ein paar der Erfindungen meiner Brüder an dir testen."

„Das heißt mein Leben liegt in deinen Händen?" Blaise fuhr sich dramatisch über die Stirn. „Ich verabschiede mich von meiner Familie."

Betont böse lachte sie und merkte, wie viel Spaß sie eigentlich in der letzten Stunde gehabt hatte. Sie war durch und durch eine Gryffindor - und das hieß auch, dass sie nichts durchplanen würde, was auf sie zukommen würde. Und auch, wenn Blaise ein arroganter Idiot (gewesen) war, hatte er sie an diesem Abend gut behandelt und nachdem sie bereits das zweite Mal zugelassen hatte, dass er mit ihr redete, vergaß sie beinahe, was er davor gesagt und getan hatte.

Nun lachte auch Blaise leicht und sah zu ihr, was auch Ginny ansteckte, in sein Lachen mit einzusteigen. Einen Moment dachte sie an Dean, der krank geworden war und sie deswegen nicht hatte begleiten können. Doch der Gedanke an ihn verblasste, als Blaises Gesicht ein wenig nachdenklicher wurde und Ginny bewusst wurde, dass sie unwillkürlich stiller geworden waren und sich aufmerksam in die Augen sahen.

Sie spürte, wie sich eine erwartungsvolle Spannung zwischen ihnen ausbreitete und für diesen Augenblick schaltete sich ihr Kopf aus. Sie lehnte sich intuitiv vor, doch kurz vor seinem Gesicht angekommen wich Blaise nach hinten aus und kurz meinte Ginny selbst in seinen Augen einen Anflug von Überraschung über seine eigene Handlung zu sehen.

„Nicht so schnell, Weasley." murmelte er und grinste, als sie ihre Augen verdrehte. Seltsamerweise war diese Situation überhaupt nicht peinlich gewesen und einfach nur... natürlich.

„Wir hatten nicht einmal ein Date." fuhr er fort und brachte sie zum Schnauben.

„Seit wann so traditionell, Zabini?"

„Oh, ich bin sehr traditionell." meinte er und rückte seinen Kragen zurecht, um seine Worte zu unterstreichen.

„Scheinbar weiß ich viele Dinge noch nicht über dich." Sie hob eine Augenbraue.

„Das ist allerdings wahr. Ein Grund mehr, Zeit mit mir zu verbringen, was?"

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