siebzehn.

╔═══════════════╗
KAPITEL SIEBZEHN
╚═══════════════╝

Pansy hastete neben Daphne durch die Korridore, sodass selbst die andere Slytherin Probleme bekam, ihr zu folgen. „Und du sagst, es ist ernst?"

„Snape hat gesagt, Draco kann froh sein, dass er rechtzeitig vor Ort war." antwortete Daphne und warf Pansy einen vorsichtigen Blick zu, bevor sie sich selbst wieder auf den Weg machte.

Atemlos blieb sie endlich vor dem Krankenflügel stehen und wandte sich wesentlich ruhiger an Daphne. „Ich weiß, dass es nicht stimmt. Das mit dir und Draco." sagte sie und auf das Gesicht ihrer Freundin schlich sich ein erleichtertes und glückliches Lächeln. „Und es tut mir leid, dass ich es verbreitet habe."

Daphne sah sie kurz verwundert an, bevor sie Pansy ohne Vorwarnung in ihre Arme schloss und freudig lachte. „Danke, Pansy."

Etwas unbeholfen tätschelte Pansy ihr den Rücken und schob sie mit ernstem Blick von sich. „Aber wo wir schon von Draco reden, will ich jetzt endlich wissen, was los ist." meinte sie mit einem leichten Lächeln und stieß eilig die Tür zum Krankenflügel auf, wo sie sich aufmerksam umsah.

Draco sah schrecklich aus. Seine Haut war noch bleicher als sie es zuvor gewesen war und er sah ziemlich angestrengt aus, als er aufsah und die beiden am Eingang stehen sah. Er sah Pansy mit einer abwartenden Gleichgültigkeit an, als würde er damit rechnen, dass sie ihm sagen würde, er habe es verdient.

Doch Pansy ging ruhig auf ihn zu und zog den Stuhl neben sich zu ihm heran. Auch Daphne war ihr nachgefolgt.

„Sag nicht, das ist einer Streiterei mit Potter zu verdanken." merkte sie an, als wäre nie etwas passiert und auch Draco sah darüber hinweg, dass noch andere Themen zwischen ihnen standen. Doch Slytherins waren wohl die unbegabtesten, wenn es darum ging, ihre Gefühle auszudrücken.

„Oh, der gute Potter ist wohl gar nicht so gut, wie er immer tut. Hat mich hinterhältig überfallen. Nicht, dass ich ihn nicht geschlagen hätte" begann Draco abwertend zu berichten und Pansy nickte bestätigend, obwohl sie nicht wusste, wer von den beiden tatsächlich ein richtiges Duell gewinnen würde. „Er hat einen schwarzmagischen Fluch gesprochen, vor dem selbst Snape Respekt hatte."

„Er wird dafür bezahlen, glaub mir." versicherte Pansy ihm eifrig und war selbst verwundert, wie selbstverständlich ihr diese Worte über die Lippen gingen. Hatte Hermine unrecht? War sie nicht letztendlich nur eine Marionette und tat all das, was ihre Freunde von ihr erwarten würden? Würde sie nie eine eigenständige Person sein, die so handelte, wie sie es für richtig hielt?

„Wo warst du?" fragte Daphne, ohne auf Pansy einzugehen und Draco warf ihr einen gezielten Blick zu.

„Bei den Waschbecken der Jungenklos. Nicht einmal von Potter hätte ich gedacht, so tief zu sinken." Draco spuckte seinen Namen förmlich aus und Pansy konnte seine Abneigung in diesem Moment mehr als nachvollziehen. Sie spürte Wut in sich aufkommen und schwor sich, ihm zu zeigen, was geschah, wenn man sich mit ihren Freunden anlegte. Aber er ist auch Hermines Freund, meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf zu Wort.

Plötzlich hörte sie, wie sich die Tür zum Krankenflügel öffnete und drehte sich schwungvoll um. Sie sah Blaise den Raum betreten und nun kam auch Madam Pomfrey dazu, die ein wenig gereizt wirkte. „Ich habe Ihnen absolute Ruhe verschrieben, Mr Malfoy!"

„Ich werde es verkraften." meinte Draco leidend und griff demonstrativ nach Pansys Hand. Sie lächelte ihn leicht an und spürte gleichzeitig, dass es nie wieder zwischen ihnen so sein würde, wie es einmal gewesen war.

Die nächsten Minuten wurden unangenehm. Blaise ignorierte sie ausnahmslos oder machte abwertende Kommentare und konzentrierte sich nur auf Draco.

„Blaise, können wir reden?" unterbrach Pansy die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte und nun sah er sie an, als hätte er sie erst jetzt wahrgenommen. So ging es bereits seit zwei Wochen und sie ertrug es einfach nicht mehr. Hermine hatte recht.

Mit einem knappen Nicken erhob er sich und verließ wortlos den Krankenflügel. „Was willst du?" fragte er, als sie vor der Tür zum Stehen gekommen waren. Er hatte ihr keine Zeit gelassen, vorher zu einer Erklärung anzusetzen oder ihr Zeit zum Sammeln gegeben, sondern sah sie mit verschränkten Armen auffordernd an.

„Es war falsch von mir. Ich... Ich war überfordert, okay?" Es waren definitiv zu viele Gespräche über Gefühle an einem Tag für Pansy. Sie wusste nicht, ob sie das konnte. Doch es war Blaise und ihr war klar, dass er es trotz ihres Stolzes wert war. Er schwieg weiterhin.

„Es tut mir leid. Es kam über mich und im Nachhinein bereue ich es wirklich, dass ich davon erzählt habe, obwohl es nicht einmal stimmt. Es stimmt doch nicht, oder?"

Nun lächelte Blaise doch leicht. „Nein, tut es nicht."

Sie hatte ihn noch nicht überzeugt, doch in diesem Moment fiel ihr ein, was sie sagen konnte. War es dadurch weniger wahr? Wahrscheinlich nicht.

„Vielleicht hattest du recht. Vielleicht will ich es nicht einsehen, obwohl es immer ein Teil von mir war. Vielleicht mag ich Hermine... Granger." gab sie zu und auch, wenn sie diese Worte mit dem Gedanken ausgesprochen war, dass sie nicht vollständig der Wahrheit entsprachen, fühlten sie sich echt und richtig an.

In Blaises Gesicht regte sich zuerst nichts, bis er plötzlich ein versöhnliches Lächeln aufsetzte und sie umarmte. Hilflos erwiderte sie diese Geste und quiekte überrascht, als er sie hochhob und kurz im Kreis drehte. „Wieso umarmen mich heute alle?" fragte sie leidend und Blaise, der sie immer noch nicht auf dem Boden absetzte, lachte leicht.

„Weil du zugegeben hast, dass du auf Mädchen stehst." meinte er und ließ sie wieder los, bevor er ernster wurde. „Es war trotzdem das Letzte von dir, zu versuchen, Ginnys und meine Freundschaft manipulieren zu wollen."

„Ich weiß." gab Pansy zu und biss sich auf die Lippe. Sie konnte es kaum glauben, die folgende Frage aus ihrem Mund zu hören. „Ist denn zwischen euch alles in Ordnung?"

Blaise schwieg mit einem bitteren Blick. „Nein." entgegnete er schließlich. „Sie denkt, ich hätte jedem davon erzählt. Wir haben seitdem nicht mehr geredet."

Pansy war keine gute Ratgeberin und versuchte wenigstens etwas Anteilnahme zu zeigen. „Oh." meinte sie langsam und Blaise lächelte nachdenklich.

„Das trifft es wohl recht gut."

⭒⭒⭒

Es war Nachmittag, als Astoria an diesem Tag den Krankenflügel betrat und ihren Blick neugierig über die Krankenbetten gleiten ließ. Bevor sie jedoch überhaupt in der Lage war, einen Schritt zu machen, stellte sich Madam Pomfrey ihr mit gehetzter Miene in den Weg. „Mr Malfoy hatte bereits genug Besucher und-"

„Ich schreie ihn schon nicht an." unterbrach Astoria sie und lugte hinter ihr in Richtung dem Krankenbett, in dem Draco lag. „Nicht solange er im Krankenflügel ist. Ich möchte ihn nur fragen, wie es ihm geht."

„Das können Sie auch mich fragen." entgegnete die Heilerin knapp und Astoria legte den Kopf schief.

„Fünf Minuten? Wenn einmal viel los ist, würde ich ihnen auch für einen Tag helfen." schlug sie mit einem lieblichen Lächeln vor und Madam Pomfrey seufzte.

„Na gut." meinte sie, bevor sie etwas strenger hinzufügte: „Fünf Minuten!"

Grinsend lief sie auf Draco zu und zog den Stuhl hastig heran. „Fünf Minuten." trällerte sie enthusiastisch, was ihn dazu brachte, eine Augenbraue hochzuziehen.

„Du musst dich für nichts revanchieren, Astoria." meinte er langsam und ein leichtes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Ich werde nichts von dem verraten, was du mir erzählt hast."

„Ich weiß." antwortete Astoria schlicht und Draco wunderte sich kurz, wie selbstverständlich es für sie schien, dass er nichts von dem preisgeben würde, was sie letztens von sich gegeben hatte. Er wusste nicht, ob er sich vertrauen würde, wenn er an ihrer Stelle wäre.

„Ich habe Schokolade mitgebracht." fuhr Astoria fort und holte eine Schokoladentafel aus ihrer Tasche, die sie auf den Nachtisch neben Draco legte.

„Du..." Er lachte leicht. Sie war unglaublich.

„Was denn? Die hilft gegen alles." verteidigte Astoria sich und begann ebenfalls leicht zu lachen. Es hörte sich an, als würde sie es auch so meinen.

„Solange Madam Pomfrey sie erlaubt. Diese Frau ist-" Astoria unterbrach ihn, während er begonnen hatte über die Heilerin herzuziehen.

„Sag nichts Abfälliges über sie. Es ist teilweise unglaublich, was sie hier tun muss." nahm sie sie sofort in Schutz und sah in Dracos überraschte Augen. Es war ihr immer wichtig gewesen, den Menschen, die etwas Wichtiges leisteten, den Respekt entgegenzubringen, den sie auch verdient hatten.

Manchmal zeigte sich Astoria so unverletzbar und unnahbar, dass sie das Gefühl hatte, ihr Mitgefühl würde hinter ihrer Art untergehen. Doch sie wusste sich nicht anders zu helfen. Manchmal hatte sie Angst zu zerbrechen, wenn sie jedem zeigen würde, was in ihr vorging und wie sie sich wirklich fühlte. Es war so viel einfacher, die Astoria zu sein, an der alles vorbeiging und die sich nicht unterkriegen lassen würde. Man musste nichts erklären und es gab keine Fragen.

Draco nickte schlicht und Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. „Du... Du interessierst dich wirklich für andere Menschen, oder?" fragte er plötzlich, sah ihr jedoch nicht in die Augen und richtete den Blick an die Decke. Es kam Astoria so vor, als wäre es ihm unangenehm über etwas Tiefgründigeres zu reden, das nicht seinen sonstigen Gesprächsthemen entsprach.

„Andere Menschen sind die einzigen, die dafür sorgen können, dass wir nicht einsam sind. Es zahlt sich immer aus, gut zu ihnen zu sein." Dass es noch um viel mehr ging, hatte sie außen vor gelassen, weshalb sie ihre Worte nicht so stehen lassen konnte. „Und es fühlt sich richtig an, jemanden so zu behandeln, wie er es verdient hat."

Draco schnaubte leicht. „Das hätte auch von deiner Schwester kommen können."

„Ich bin nicht meine Schwester." sagte Astoria sofort, denn sie hatte es satt mit ihr verglichen zu werden.

Sie liebte ihre Schwester, aber es gab Momente, in denen sie sie verrückt machte. Sie war immer so fröhlich, immer so lebensfroh, aber niemand erlebte sie zuhause. Daphne war stolz darauf, die Vorzeigetochter ihrer Eltern zu sein und manchmal hatte Astoria das Gefühl, sie wollte ihre kleinere Schwester in allem übertreffen.

Daphne war egoistischer, als es jeder glaubte. Sie wollte unbedingt gemocht werden und überall Kontakte haben. Nur, wenn jemand nicht auf ihre Masche ansprang, zeigte sie ihre zickige Art, die sie zuhause oft an Astoria ausließ.

Und ihre Eltern waren so stolz auf sie. Daphne, die nie ein Problem haben würde, einen Ehemann zu finden, weil sie so lieblich und brav war. Weil sie nicht ihre Meinung sagte, wie ihre Schwester.

Astoria wusste, dass sie zu ehrlich war und es sie angenehmer machen würde, still zu sein. Doch Astoria Greengrass würde sich von niemandem dem Mund verbieten lassen. Nicht von ihren Eltern und nicht von einem Ehemann (wenn sie denn einen bekam). Ihr kam sogar oft der Gedanke, überhaupt nicht zu heiraten und diese „Ehre" Daphne zu überlassen.

Gleichzeitig wusste sie, dass Daphne es nicht so empfand wie sie. Sie sah nicht, wie Astoria unter ihrer perfekten Schwester litt und wahrscheinlich merkte sie nicht einmal, wie sehr sie sie in allem überbot, was sie tat.

Doch sie beneidete sie nicht. Daphne hatte sich angepasst an das System, das ihre Eltern ihr vorgaben. Astoria würde nie klein beigeben.

Draco ging nicht auf ihren Kommentar ein und so war es Astoria, die das Wort ergriff. „Wie geht es dir?"

„Wie würdest du dich fühlen, wenn du fast verblutet bist?" stellte er die Gegenfrage und Astoria lächelte nachdenklich.

„Ich denke, wir beide haben schon Schlimmeres erlebt." meinte sie und Draco zog die Augenbrauen zusammen. Er widersprach ihr nicht.

„Fünf Minuten sind um, Miss Greengrass." sagte Madam Pomfrey, die plötzlich hinter ihr aufgetaucht war und Astoria nickte.

„Danke, dass ich wenigstens fünf Minuten bekommen habe." entgegnete sie mit einem leichten Lächeln und sie merkte Dracos Blick auf sich ruhen, als wollte er fragen, was sie damit gemeint hatte. Sie war sich sicher, er wusste, wovon sie sprach. Jeder, der aus einer Familie wie die beiden kam, wusste das.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top