fünfundzwanzig.
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KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
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7. SCHULJAHR
Als Pansy ihren soeben gepackten Koffer schloss, musste sie für einen Augenblick die Augen schließen, um sich zu sammeln. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken nach Hogwarts zurückzukehren.
Das Ministerium stand unter der Kontrolle der Todesser und auch die Zaubererschule würde unter Snape als Direktor nicht sicherer sein. Pansy fürchtete sich davor, was auf sie zukommen würde. Was sollte sie tun, wenn von ihr etwas verlangt würde, das sie nicht tun konnte? Sie wusste, dass sie keine Wahl hätte.
Ihr Vater verschwand immer öfter zu geheimen Treffen und ließ nie durchleuchten, wo er hinging, als wäre es ihr nicht längst klar. Sie hatte Angst.
Ihre Mutter spürte ihre Blicke und hatte gemerkt, dass Pansy jedes Mal, wenn ihr Vater das Haus verließ, fürchtete, sie müsste eines Tages mitkommen. „Pansy" hatte sie gesagt und ihr mit einer ungewohnt liebevollen Geste über den Arm gestrichen. „Du musst nichts tun, was du nicht möchtest. Du kannst hier bleiben, so wie ich es tue."
Doch fern von Hogwarts bleiben konnte sie nicht. Sie brauchte Blaise, Daphne, Theo und Draco, die dasselbe durchmachten wie sie. Wer sollte sie sonst verstehen?
Am Morgen des 1. Septembers sah Pansy sehnsuchtsvoll aus dem Fenster. Seit dem Sturz des Ministeriums hatte sie keinen einzigen Brief von Hermine bekommen. Ihre Post war immer verschlüsselt und kurz gewesen, aber wenigstens hatte sie gewusst, dass es ihr gut ging - oder sie zumindest am Leben war.
Gleis 9¾ war nicht von fröhlich winkenden Eltern überflutet, stattdessen war die Stimmung bedrückt und ruhig, beinahe als wollte niemand sein Kind in die Mauern der Schule zurückkehren lassen. Pansy drückte sich schweigend durch die Menge um sie herum und stieg in den Hogwarts-Express, dessen Größe ihr dieses Jahr viel mehr erschlagend als prachtvoll vorkam.
Sie lief an den Abteilen vorbei, ohne auf die Personen zu achten, die sie auf ihrem Weg sah. Pansy war klar, wo ihre Freunde saßen. Die jüngste Weasley kam ihr mit Longbottom entgegen und die Slytherin brachte ein höfliches Nicken zustande, das die Rothaarige zögernd erwiderte.
Als Pansy bei den Sitzen ankam, die sie immer mit ihren Freunden geteilt hatte, waren nur Daphne und Theodore anwesend. Es wunderte sie, ihren Mitschüler hier zu sehen. Er war in den letzten Jahren häufig für sich selbst gewesen.
„Pansy." Daphne lächelte sanft, als sie ihre Freundin auf sich zukommen sah und erhob sich, um sie lange zu umarmen. Es erschreckte sie, die Augenringe in ihrem Gesicht zu sehen und bemerkte, dass ihre Haut eingefallen wirkte, als wäre sie in den Sommerferien gealtert.
Vielleicht waren sie das alle.
⭒⭒⭒
Blaise hatte kaum ein Wort mit Draco gewechselt, seit sie sich heute Morgen wiedergesehen hatten. Ein angespanntes Schweigen hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet, doch Blaise bemerkte, wie tief Draco in Gedanken versunken war. Er wollte nicht im Geringsten mit jemandem reden.
Beinahe war Blaise dankbar darüber, nicht in Worte fassen zu müssen, was ihn momentan beschäftigte. Es würde bei jedem Thema, das sie besprachen, unterschwellig aus ihm herausbrechen.
Sein Blick glitt teilnahmslos durch den Gang im Zug, während er an den Abteilen vorbeiging. Nur ein Detail ließ ihn innehalten: Ihr rotes Haar leuchtete förmlich, als sie an der Abteiltür stand und sich mit Longbottom unterhielt. Es kam ihr vor, als hätte er sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
Unterbewusst blieb er stehen, als er sie das erste Mal sah und Draco hielt inne, als er bemerkte, dass sein Freund ihm nicht mehr folgte. „Blaise?" fragte er, doch dieser sah zu Ginny, die ihn in diesem Moment bemerkte und erstarrte. Er bemerkte, wie sie tief durchatmete und mit sich rang, ihn nicht zu lange anzusehen. Doch es ging ihr wie ihm: Sie verlor sich in seinen brauen Augen.
Als hätte sie der Blitz getroffen, wandte sie sich wieder ab, schlug die Abteiltür zu und verschwand aus seinem Blickfeld. Blaise fasste sich und erwiderte Dracos Blick mit einer entschuldigenden Geste, bevor er weiterging. Draco sah kurz in das Abteil und musterte Blaise unentschlossen. Glücklicherweise entschied er sich, nichts dazu zu sagen.
⭒⭒⭒
Draco fühlte sich rastlos. Er hatte das Gefühl, zu lange an einem Ort zu bleiben, schnürte ihm langsam die Kehle zu und die Blicke, die er außerhalb von Slytherin begegneten, schienen ihn zu verfolgen. Wenn er sie direkt bemerkte, zeigte er es nicht, aber wenn er die Augen schloss, fühlte er ihre Verachtung, als hätten sie ihn mit Pfeilen attackiert. Und das Schlimmste daran war, dass er dieselbe Verachtung für sich selbst empfand.
Er brauchte Luft. Als er das Abteil verließ, versuchte er, nicht zu fluchtartig zu laufen, um keinen falschen Eindruck bei Blaise und seinen anderen Freunden zu hinterlassen. Sie sagten nichts und schwangen große Sprüche über die „großartigen" Veränderungen, doch eigentlich wussten sie alle, wie geheuchelt diese Worte waren. Crabbe und Goyle waren die einzigen, die den nachdenklichen, bedrückten Blick nicht in ihren Augen hatten, sondern voller Bewunderung Dracos Ausführungen folgten.
Doch Draco sah es bei den anderen. Blaise war seltsam geworden. Er warf Draco immer wieder Blicke zu, als wollte er etwas Wichtiges loswerden und über seine Probleme reden. Er brauchte niemanden zum Reden.
Pansy stimmte ihm in allem zu und ihre Ansichten hatten sich, ihren Worten zufolge, nicht verändert. Mittlerweile kannte Draco sie jedoch seit vielen Jahren und der Glanz in ihren Augen war anders geworden. Sie sprach nicht mehr aus Überzeugung.
Theodore senkte betreten den Kopf und behielt es sich vor bei brisanten Themen zu schweigen, doch sein Verhalten war immer noch besser als Daphne. In ihren Augen lag so viel Mitgefühl für ihn, dass ihm schlecht wurde. Dass sie in nach all dem verstand und ihn schätzte, sorgte nicht dafür, dass es ihm besser ging. Im Gegenteil.
Er fuhr sich durch die Haare und kam vor der Toilettenkabine zum Stehen. Besetzt.
Sein Atem ging schnell und seit er die Todesser gesehen hatte, die durch den Zug gegangen waren, musste er versuchen sich wieder zu beruhigen. Es war richtig auf dieser Seite zu sein - auf der richtigen Seite.
Die Tür ging auf und heraus kam Astoria, die perplex vor ihm stehen blieb. Ihre Haare waren gewachsen, der Größenunterschied zwischen den beiden hatte sich in den Sommerferien nur minimal geändert.
„Draco." stieß sie überrascht hervor und begann leicht zu lächeln. „Hallo."
„Hallo." entgegnete er und fühlte sich lächerlich solch ein simples Wort wie Hallo zu verwenden, ohne zu wissen, was er sonst sagen sollte.
Sie hatte nicht den selben Blick ihrer großen Schwester, in dem so viel Mitleid lag, wenn sie in seiner Nähe war. Astoria sah ihn einfach an, als wäre er... wie jeder andere auch.
Draco musterte sie schweigend und vergewisserte sich für einen kurzen Moment, dass alles in Ordnung mit ihr war. Daphne meinte es nur gut und er wollte sich sicher gehen, dass ihre kleine Schwester das nächste Schuljahr gut bewältigte. Er wusste, dass Astoria sensibler war, als sie es jemals zugeben würde.
„Willst du etwa die lange Schlange hier so lange warten lassen?" fragte Astoria belustigt, da Draco keine Anstalten gemacht hatte die Toilette zu betreten. Er schnaubte amüsiert und drehte sich um, um dem leeren Gang einen kurzen Blick zuzuwerfen.
„Besser ist es, sie sehen schon wütend aus." entgegnete er und seine eigenen Worte wirkten so banal, da ihm nach weitaus anderen Dingen als Späßen zumute waren.
Ein Lächeln zierte Astorias Lippen, als sie hörte, dass Draco auf ihren Scherz einging. Sie mochte es zu sehen, wie er wenigstens für einen kurzen Moment nicht so schien, als würde etwas Schweres auf seinen Schultern lasten, das ihn herunterzog. Sie wollte ihm helfen. Er hatte mehr verdient als der Schatten, der ständig auf seinem Gesicht lag.
„Draco, wenn es etwas gibt, worüber du-"
„Es ist alles in Ordnung." unterbrach Draco sie, nun wieder mit emotionsloser Stimme. „Es könnte nicht besser sein. Snape ist Direktor. Das Ministerium wurde gestürzt. Wir sind auf dem besten Weg."
Ohne auf ihre Antwort zu warten, knallte er die Kabinentür hinter sich zu und ließ Astoria sprachlos stehen. Es war interessant zu sehen, dass er sagen konnte, was er wollte und trotz allem wusste sie, dass es nicht das war, was er eigentlich meinte. Auch, wenn er das vielleicht selbst nicht wusste.
„Ich bin mir sicher, es gibt auch einen besseren Weg." murmelte sie leise, bevor sie sich mit einem Seufzen auf den Rückweg machte.
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