dreißig.
╔═══════════════╗
KAPITEL DREIßIG
╚═══════════════╝
Der Satz "Ich muss mit dir reden" hatte nie Gutes zu heißen, vor allem, wenn es Draco Malfoy war, der ihn von sich gab. Pansy sah überrascht von ihrer Lektüre auf, die sie eher zum Schein las, da sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.
Es war März. Und immer noch kein Zeichen von Hermine.
Wenn sie nachts nicht einschlafen konnte, malte sie sich die schlimmsten Dinge aus, die passiert sein könnten und ihr Herz schlug jedes Mal so schnell, dass sie kaum atmen konnte, wenn sie einem Lehrer gegenüberstand. Wenn einem von Harry Potters Freunden etwas zustoßen würde, wäre dieser Triumph an der ganzen Schule stolz verkündet worden. Doch ihr wurde nur schlecht bei diesem Gedanken.
Sie redete bis spät in die Nacht mit Daphne und versuchte, alles wie früher zu halten. Hast du die neue Frisur von Tracey gesehen? Oder das seltsame Kleid, das Lisa gestern getragen hat? Doch sobald sie schwiegen und sich nicht mit Lästereien ablenken konnten, schlichen sich die Sorgen in Pansys Kopf, die sie niemandem zeigen konnte.
Wie ging es Hermine?
Und je mehr sie Zeit mit der DA verbrachte, desto mehr sorgte sie sich auch um Harry Potter - verrückt, das wusste sie selbst. Aber mittlerweile erkannte auch sie, dass der Junge, der überlebt hat dafür sorgen konnte, dass auch sie überlebten (oder eine lebenswerte, hellere Zukunft hatten).
Als Draco ernst auf sie heruntersah, wusste sie plötzlich, dass es irgendetwas Wichtiges war, was er ihr sagen wollte. Er war die letzten Tage bei seiner Familie gewesen.
„Was ist passiert?" fragte sie, bemüht nicht zu begierig auf das zu klingen, was er ihr sagen wollte. Wenigstens redete er überhaupt mit ihr und schwieg nicht weiter vor sich hin, wie er es sich in den letzten Wochen angewöhnt hatte. Manchmal lächelte er, aber das war meistens, wenn die kleine Greengrass bei ihm war.
Früher hätte Pansy sie fertig gemacht, obwohl sie Daphnes kleine Schwester war, aber interessanterweise machte es ihr überhaupt nichts aus, dass er letztes Jahr mit ihr Schluss gemacht hatte. Wenn er sie nicht wollte, hatte sie sowieso mehr verdient.
„Ich dachte, dich interessiert vielleicht, dass Potter, Weasley und Granger in meinem Haus gefangen gehalten wurden." meinte er, so beiläufig, als berichtete er von dem Wetterbericht des Tagespropheten.
Pansy musste sich beherrschen nicht nach Luft zu schnappen oder sich ruckartig aufzusetzen. Niemand wusste, wie viel Hermine ihr bedeutete. Außer vielleicht Blaise, dem Pansy nach und nach mehr erzählt hatte, als sie ihn einmal vor den Weihnachtsferien gesehen hatte. Draco hatte sie zwar damit konfrontiert, dass sie Hermine nichts antun könnte, aber dabei hatte er wohl weniger auf Gefühle als auf die Tatsache angespielt, dass sie kein gefühlskalter Mensch war.
„Habt ihr ihn also endlich gekriegt?" fragte sie mit einem kühlen Lächeln, das Draco nicht erwiderte. Sein Blick blieb emotionslos, als er antwortete.
„Sie sind uns entkommen."
„Und... Granger?" Sie konnte nicht anders - sie musste einfach nachfragen. Draco zeigte keine überraschte oder gereizte Reaktion, als sie nach Hermine fragte.
„Meine Tante Bellatrix hat sie gefoltert. Man konnte ihre Schreie bis in mein Zimmer hören... Pansy, es... Ich habe nichts dagegen getan."
Auch, wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, waren ihre Hände eiskalt geworden und auch ihr Herz fühlte sich an, als hätte es eine eisige Klaue in ihrem Griff.
„Wieso solltest du auch?" erwiderte sie und es war das Schwerste der Welt diese Worte auszusprechen, als wäre ihr Hermine völlig egal.
„Weil ich nicht weiß, warum, aber irgendetwas liegt dir an dieser besserwisserischen Wichtigtuerin. Sonst hättest du nicht so viel Zeit mit ihr verbracht, obwohl du sauer auf mich warst und es nicht hättest tun müssen."
Und ich habe kaum Zeit mit Potter verbracht und ihn trotzdem nicht verraten, fügte er in Gedanken hinzu, während Pansy seinen Blick abwesend erwiderte und schließlich wieder auf ihr Buch sah.
„Danke, dass du es mir gesagt hast." meinte sie schlicht und Draco tat nichts anderes, als einmal zu nicken, bevor er sie wieder alleine ließ.
Kaum, dass sie sah, dass er nicht mehr in ihrem Blickfeld war, klappte sie hastig ihr Buch zu und machte sich eilig auf den Weg, um der DA davon zu berichten, was Draco ihr erzählt hatte.
⭒⭒⭒
„Natürlich habe ich ihnen gesagt, dass es Granger und Weasley sind, weil sie aussahen wie immer, aber als es um Potter ging, habe ich es nicht zugegeben - obwohl ich es wusste!"
Als Draco ihr die gesamte Geschichte erzählt hatte, schwieg Astoria für eine Weile und sah dabei zu, wie er, mit sich selbst im Konflikt, durch seine Haare fuhr. Er sah besser aus, wenn seine Haare verwuschelt waren, denn so gab er nicht den perfekten Anschein, den er gerne präsentierte.
Sie wartete, bis er sich auf sein Bett setzte und sich mit der Hand über das Gesicht fuhr, was Astoria als Anlass nahm, sich neben ihn zu setzen und ihn sanft am Arm zu berühren. Vorsichtig begann sie dafür zu sorgen, dass er die Hand von seiner Stirn nahm, doch Draco stieß sie von sich weg.
„Lass mich." zischte er gereizt und Astoria wusste, dass er ihr seine Gefühle in diesem Moment nicht zeigen wollte - auch wenn sie ihn nicht für sie verurteilte.
„Aber es ist doch gut, dass du Harry geholfen hast. Vielleicht kommt er bald hier her und hilft uns." versuchte sie es, doch löste die gegenteilige Reaktion bei ihm aus, die sie beabsichtigt hatte.
„Du hoffst auf Potter?"
Er sprang auf, schüttelte sie von sich ab, als sie erneut versuchte, ihn am Arm zu berühren und lief aufgebracht durch den Schlafsaal, bis er wieder vor ihr stehen blieb. „Wieso?"
„Weil er unsere einzige Hoffnung ist. Du willst doch auch, dass das vorbei geht, oder etwa nicht?" fragte sie und sah ihn bitter lächeln.
„Auf welcher Seite stehst du eigentlich, Astoria? Denkst du etwa, meiner Familie würde verziehen werden, wenn Potter gewinnt?" stieß er aus und Astoria zuckte schuldbewusst zusammen, wusste jedoch, dass er sich trotz all der Umstände bewusst war, dass ihre Einwände berechtigt waren.
„Vielleicht wäre es besser, wenn du jetzt gehst." sagte er kalt, doch Astoria erwiderte seinen Blick voller Trotz und Entschlossenheit.
„Nein." entgegnete sie fest und erhob sich wieder, um sich vor ihn zu stellen und ihn zu zwingen ihr in die Augen zu sehen. Doch er hielt ihr nicht lange stand.
„Wieso, Astoria? Wieso bist du so verdammt stur? Du kannst nicht sagen, dass du zu ihm hältst, wenn du doch genau weißt, was ich bin. Verstehst du denn nicht, was ich tun muss? Zu was ich fähig bin?" Seine Stimme wurde immer verzweifelter und lauter, als würde er allen Ernstes nicht nachvollziehen können.
„Du bist nicht so, Draco! Du bist kein schlechter Mensch, aber ich verstehe nicht, wieso du das nicht sehen willst!" versuchte sie bedächtig auf ihn einzureden, doch er fuhr ihr sofort ins Wort.
„Warum glaubst du immer noch an mich?!" Dass er es wirklich nicht verstehen konnte, machte Astoria sauer. Monatelang verbrachte sie Zeit mit ihm und zeigte ihm, wie wichtig er ihr war und dafür verurteilte er sie jetzt?
„Weil ich sehe, wie du eigentlich bist. Wie du wärst, wenn all das nicht passieren würde!" erwiderte sie, nun genauso sauer, um es irgendwie seinem Dickschädel zu verdeutlichen.
„Du weißt gar nichts, Astoria!"
Verletzt erwiderte sie seinen Blick und schwieg. Sie hasste es, dass er sie von sich stieß, obwohl er wusste, dass sie seine Art durchschaut hatte. Er hatte es zugelassen. Obwohl sie sechzehn Jahre alt war, hörte er nicht auf, sie aus allem heraushalten zu wollen.
„Wenn ich dir eine solche Last bin, gehe ich wohl wirklich besser." ergriff sie schließlich sachlich das Wort und versuchte ihm nicht mehr in die grauen Augen zu sehen.
Draco wandte ebenfalls den Blick ab. „Ja." stimmte er ihr zu, doch seine Stimme klang nicht so, als würde er es wirklich ernst meinen. Vielleicht brachte das Astoria dazu, einfach stehen zu bleiben und sich keinen Zentimeter zu bewegen. Ihr Atem ging schnell und heftig, ebenso wie Dracos, den sie nach ein paar Sekunden wieder mit einem verzweifelten Blick ansah.
„Draco..." versuchte sie es ein letztes Mal und ihre Stimme war so zittrig, dass etwas in seinen Augen einen anderen Ausdruck annahm. Und dann, plötzlich, trat er vor, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie innig.
Mit einem Seufzen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und schlang ihre Arme um seinen Hals; ihre ganze Frustration, die sie eben noch empfunden hatte, brach mit einem Mal aus ihr hinaus.
Kein klarer Gedanke kreuzte ihren Verstand und sie fühlte einfach nur ein euphorisches Kribbeln in ihrem Bauch, als sie spürte, wie verzweifelt er seine Lippen auf ihren bewegte. Sie schmiegte sich an ihn und spürte, wie er mit seiner Hand über ihre Taille strich.
Endlich konnte sie fühlen, dass sie ihm genauso wichtig war, wie er ihr. Denn das konnte Astoria beim besten Willen nicht in Worte fassen - und das brauchte sie in diesem Moment auch gar nicht.
╔═══════════════╗
↳ AUTHOR'S NOTE
╚═══════════════╝
Die letzten drei Kapitel sind geschrieben, am Wochenende wird es also jeden Tag ein Update geben, bis die Geschichte komplett beendet ist (:
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top