Kapitel 1

Ein Piepen weckte mich. Ich schlug, noch im Halbschlaf, nach dem Geräusch. Das Piepen wurde lauter. Entnervt drehte ich mich nach meinem Wecker um und haute noch einmal auf die AUS-Taste. Diesmal endete der Alarm. Seufzend setzte ich mich auf, schwang meine Beine über die Bettkante und kam auf die Füße. Schlaftrunken torkelte ich ins Badezimmer. Ich musste unbedingt duschen. Ein Blick in den Spiegel; jap! Unter den himmlischen Strahl! Jetzt! Meine grün-grauen Augen blinzelten mich verschlafen an, während meine sonst so glänzenden dunkelbraunen Haare stumpf in alle Richtungen von meinem Kopf abstanden. Mit meiner relativ blassen Haut sah ich aus wie ein Gespenst. Ich wandte mich von meinem traurigen Spiegelbild ab, stellte mich unter die Dusche und genoss das lauwarme Wasser, das mir auf den Kopf plätscherte.

15 Minuten später saß ich Dad gegenüber am Frühstückstisch, während dieser seine Nase in die heutige Ausgabe der L.A. Times steckte. Ich schmierte mir gerade ein Brot mit der leckeren Pfirsichmarmelade meiner Oma, als mein kleiner Bruder gut gelaunt durch die Tür rauschte und sich neben mir auf der Eckbank niederließ.

"Guten Morgen!", krähte er und zerstörte damit die wohltuende morgendliche Stille.

"Moin", brummelte Dad von hinter seiner Zeitung hervor und auch ich gab ein leises "Morgen" von mir, während ich vom Brot abbiss.

Dad Falte die Zeitung ordentlich zusammen und legte sie zur Seite. "Na, wie habt ihr geschlafen, Kinder?", fragte er mit verschlafenen Gesichtsausdruck.

Liam wurde ein bisschen rot. Das passierte immer, wenn er log. "Ich war schon um neun Uhr im Bett!"

Ich musste schmunzeln. Liam war so durchschaubar.

"Das lasse ich dir nochmal durchgehen, Freundchen, aber nur, weil erst Ferien waren."

"Ich schreibe heute Englisch", sagte ich mit vollem Mund, um auch etwas zum Tischgespräch beizusteuern.

"Kau erstmal fertig", sagte Dad, "dann versteht man dich vielleicht sogar, wenn du was sagst."

"Ich heute schreiben Englisch Arbeit."

"Mit der Grammatik wird das wohl eher nichts", sagte Dad.

Liam grinste spitzbübisch.

"Da gibt's nix zu grinsen, Freundchen. Wenn ich mich Recht entsinne, dann war das ein gewisser Herr Parker, der in seiner letzten Englisch Arbeit ein D mit nach Hause gebracht hat."

So gern ich gesehen hätte, wie das Grinsen meines kleinen Bruders weiter aus seinem Gesicht rutschte, blickte ich auf die Uhr. Na toll. Wir mussten uns Mal wieder hetzen. 

Ich stopfte mir noch schnell das übrige Brot in den Mund und sprang auf. Wir hatten nur noch 10 Minuten bis unsere U-Bahn abfuhr.

"Liam, wir müssen gleich los! Beeil dich!" Ich rutschte von der Eckbank und drückte meinem Vater einen Schmatzer auf die Wange.

"Tschüss Dad!", rief ich über die Schulter, während ich mir eine Wasserflasche krallte.

"Bis heute Abend, Spatz", hörte ich Dads Stimme durch die Wohnung hallen. Ich  verdrehte die Augen. Wie oft hatte ich ihm schon gesagt, dass er mich nicht Spatz nennen sollte? Schließlich war ich fast 19!

Ich hetzte in mein Zimmer, stopfte meine Schulsachen in den Rucksack und rannte ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Dabei betrachtete ich mein Erscheinungsbild noch einmal genauer. Ich trug meinen Lieblings-Kapuzenpulli, einen Schwarzen auf dem in großen, weißen Lettern das Wort 'FEATHER' prangte, dazu eine blaue Jeans und meine grauen Converse. Meine heißgeliebten Kopfhörer lagen mir um den Hals. Ich spuckte den Schaum aus, der sich gebildet hatte, spülte aus und bürstete meine Haare, die sich auf meinen Schultern leicht nach innen drehten. Danach rannte ich in den Flur, um mir meine grau-schwarze Collegejacke überzuziehen. Liam war ebenfalls schon da und schnürte sich seine Schuhe. Als er fertig war, setzte er sich seinen Schulranzen auf und wir sprinteten auf den Eingang der U-Bahn Station zu. Glücklicherweise lag der unserem Apartmentgebäude direkt gegenüber.

Gerade fuhr unsere U-Bahn ein und wir warteten bis keiner mehr durch die Türen trat, bevor wir selbst einstiegen. Die U-Bahn war völlig überfüllt und so mussten Liam und ich im Türbereich stehen. Ich setzte meine Kopfhörer auf, machte mir Musik an, und lehnte mich an die Glasscheibe hinter mir.

Ich hatte nichts besseres zu tun, also beobachtete ich die Leute um mich herum. Es standen viele Schüler in meiner Nähe, aber die meisten waren Erwachsene auf dem Weg zur Arbeit. Neben mir stand Liam, auf der anderen Seite ein Mädchen mit lilafarbenen Strähnen in ihrem ansonsten schwarzen Haar. Mir gegenüber lehnte ein Mann in den Mitdreißigern und sprach leise in sein Handy.

Unwillkürlich fragte ich mich, ob das was er sagte auf der anderen Seite überhaupt ankam. Schließlich war es in der U-Bahn nicht gerade leise. Ich nahm meine Kopfhörer ab. Nein, es war überhaupt nicht leise. Hinter mir sprachen gerade zwei Mädchen über den dritten Teil der Trilogie 'Maze Runner' der bald in die Kinos kommen sollte.

Meine Gedanken drifteten ab. Dieser Film solle wirklich gut werden, anders als das Buch und vielleicht war ich darin zusehen! Vor kurzem hatte ich nämlich an einem Casting für ein paar Nebenrollen teilgenommen.

Eigentlich war es vor sechs Wochen gewesen, aber ich hatte noch immer keine Zu- oder Absage bekommen. Vielleicht kam der Brief ja heute und vielleicht war es sogar ein Zusage! Dann würde ich in einem Film mit Dylan O'Brien mitspielen! Das hörte sich zu schön an, um wahr zu sein. Eigentlich sollte ich mir auch keine großen Hoffnungen machen. Beim Casting wurde ich als Nummer 527 aufgerufen und war trotzdem nicht die Letzte; hinter mir waren noch mindestens genau so viele wie vor mir gewesen. Der Gedanke an die schiere Anzahl von Bewerbern ernüchterte mich wie jedes Mal. Ich seufzte auf, was mir einen seltsamen Blick von der Schwarzhaarigen neben mir einbrachte. Ich beachtete sie nicht weiter, da genau in diesem Moment unsere Haltestelle durchgesagt wurde.

"Liam, wir müssen gleich raus!", sagte ich ihm laut genug ins Ohr, dass er mich verstehen konnte. Als sich die Türen öffneten, ließen wir uns von den Menschenmassen auf den Bahnsteig und die Treppen hochschwemmen. Oben trennten sich unsere Wege. Ich musste nach links, während Liams Schule die Straße weiter hinunter lag.

"So Knirps, die Schule fängt gleich an. Wir sehen uns heute Abend, ja?"

"Ja. Bis heute Abend, Alyss!" Er drehte sich um und rannte auf seine Freunde zu. Ich beobachtet noch wie sie sich begrüßten, bevor ich mich umwandte und mit der Strömung auf meine Highschool zu lief. 

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Diese Geschichte nahm vor mehr als einem Jahr ihren Anfang, dementsprechend wird sich mein Schreibstil über die Zeit verbessern und die Kapitel an sich werden länger. Irgendwann kann ich mich vielleicht sogar aufraffen die Geschichte nochmal wirklich zu überarbeiten und nicht nur Rechtschreibfehler und so raus zu korrigieren, aber nicht jetzt. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen. ^^

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